Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller

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      Jedenfalls schien sie wieder ganz klar denken zu können, und mit Dr. Norden konnte sie auch über manches reden, was sie sonst nicht hatte sagen wollen.

      Dr. Norden hatte ihr erklärt, dass seine Frau alles ins Rollen gebracht hätte. Da waren Hilde Weber die Tränen gekommen.

      »Ich wage mich ja nicht mehr ins Geschäft zurück«, flüsterte sie. »Ich werde ja sowieso entlassen werden. Aber Sie glauben doch nicht, dass ich bei dem Überfall was wusste und dass ich das Geld versteckt habe.«

      »Wie konnte man überhaupt auf den Gedanken kommen, Frau Weber?«

      »Ich wusste doch nicht, dass Paul so etwas vorhatte. Er kam am Donnerstag zu mir und sagte, dass er eine gute Stellung in einer Tankstelle bekommen könnte. Aber weil er schon mal vorbestraft gewesen sei, wollten sie eine Kaution von zweitausend Euro haben. Er bat mich, ihm das Geld zu leihen. Er machte einen sehr ordentlichen Eindruck und sagte mir auch, dass er bereue, mir so viel Sorgen bereitet zu haben. Ich kann ihn doch nicht vor die Hunde gehen lassen, Herr Doktor. Wenn mein Mann am Leben gewesen wäre, hätte es so weit mit ihm nicht kommen können. Da hätte ich ja nicht zu arbeiten brauchen, und er wäre nicht so viel sich selbst überlassen gewesen.«

      »Es fehlt noch, dass Sie sich Vorwürfe machen, Frau Weber«, sagte Dr. Norden. »Paul war sechzehn, als Ihr Mann starb, und da fühlen sich die jungen Leute schon sehr erwachsen. Viele nehmen auch keine Rücksicht auf die Eltern, wenn es um die Verwirklichung ihrer Vorstellungen geht, wenn auch beide Eltern leben und die Mutter zu Hause ist. Erzählen Sie mir jetzt mal, was an diesem Tag geschah, damit ich Ihnen helfen kann.«

      »Ich habe Paul gesagt, dass ich das Geld gegen vier Uhr von der Bank holen würde. Ich habe mir dafür extra frei genommen. Es sagte, dass halb fünf auch noch reichen würde, und dann wollte er mit mir gleich zu seinem zukünftigen Chef fahren, damit ich den kennen lernen solle. Er hätte sich einen Wagen von einem Freund geliehen. Es klang alles so vernünftig. Ich war richtig froh und voller Hoffnung, dass er nun doch den rechten Weg eingeschlagen hätte. Ich war dann auch pünktlich da und habe das Geld abgehoben, und da stand plötzlich ein vermummter Mann hinter mir und drückte mir etwas in die Rippen. Ich war wie gelähmt. Ich habe auch gar nicht begriffen, dass es Paul war. Sie müssen mir glauben, Herr Dr. Norden. Seine Stimme klang ja auch ganz anders, als er sagte, dass er mich erschießen würde, wenn er das Geld nicht bekäme. Sie haben es ihm gegeben und er sagte, dass er mich mitnehmen würde, und ich würde sterben, wenn sie die Polizei verständigen würden.

      Draußen wartete ein Wagen. Ich habe vor Angst gezittert, aber als er losfuhr, hat er die Mütze vom Kopf gezogen und höhnisch gesagt, dass ich auch damit verwickelt sein würde, und ich solle gefälligst den Mund halten, dann würde ich auch was von der Beute abbekommen.

      Da hat bei mir was ausgehakt. Ich muss irgendwann ohnmächtig geworden sein, und als ich zu mir kam, lag ich am Waldrand. Ich habe mich aufgerappelt und mich nach Hause geschleppt. Ich wollte Sie anrufen, aber ich hatte nicht die Kraft dazu. Ich hatte noch fünf Schlaftabletten, die habe ich geschluckt, aber es hat nicht gelangt zum Sterben. Ich habe einfach nur geschlafen, bis mich die Polizei geholt hat. Paul hatten sie schon geschnappt. Den Wagen hatte er auch gestohlen, und deshalb haben sie ihn so schnell gestellt. Nur das Geld haben sie nicht gefunden, aber mich. Denn auf der Bank hatten die Angestellten gesagt, dass Paul mich als Geisel mitgenommen hat, und die Beamten haben schnell herausgefunden, dass er mein Adoptivsohn ist.« Sie schluchzte trocken auf. »Ich hatte mir doch so ein Kind gewünscht, und Paul hat alles bekommen, was uns möglich war. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, Herr Dr. Norden. Jetzt werde ich verdächtigt, das Geld beiseite gebracht zu haben.« Sie brach in haltloses Schluchzen aus.

      »Verzagen Sie nicht, Frau Weber. Wir werden Ihnen einen guten Anwalt schicken«, sagte Dr. Norden.

      »Aber wenn Paul nicht verrät, wo das Geld ist, wird der Makel an mir hängenbleiben.«

      Dass Frau Weber in eine schwierige Situation geraten war, konnte man nicht ableugnen, aber Dr. Norden war überzeugt, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Er hatte eine Mordswut auf Paul. Er kannte den Burschen. Er hatte ihn öfter behandelt, wenn er sich Verletzungen zugezogen hatte. Und plötzlich kam ihm ein Gedanke.

      »War er nicht mit der Heike Demmler befreundet, Frau Weber?«, fragte er.

      »Das ist schon Monate her. Ich war froh, als das vorbei war. Sie ist doch ein richtiges Flittchen. Er hat sich immer die falschen Freunde gesucht.«

      Dr. Norden hatte Mitleid mit ihr. Bei allen andern suchte sie die Schuld an Pauls Versagen, auch bei sich, nur nicht bei ihm selbst. Man musste sie aufrütteln.

      »Und Ihnen kommt nicht der Gedanke, dass er sich solche Freunde suchte, weil er sich von ihnen bestätigt fühlte? Sie müssen jetzt an sich denken, nicht an ihn.«

      »Aber ich habe ihn doch aufgezogen, wie ein eigenes Kind«, flüsterte sie. »Er kann doch nicht wollen, dass ich vor Gericht komme.«

      »Wenn Sie so edelmütig sind, ihn auch noch zu verteidigen? Vielleicht sagt er dann auch noch, dass er von Ihnen angestiftet wurde.«

      Frau Weber sah ihn entsetzt an. »Das können Sie doch nicht denken, Herr Doktor.«

      »Es kommt nicht darauf an, was ich denke, sondern darauf, dass Sie schnellstens von jedem Verdacht befreit werden. Ihnen traue ich so was wirklich nicht zu, Frau Weber!«

      Zehn Minuten nach vier Uhr war er in seiner Sprechstunde, und da konnte er nicht mehr an Hilde Weber denken. Da hatten seine Patienten den Vorrang, aber als er dann endlich Schluss machen konnte, fuhr er zu einer kleinen Kneipe.

      Fee hätte das kalte Entsetzen gepackt, wenn sie das gewusst hätte, denn in dieser Kneipe verkehrten Schläger und leichte Mädchen, und das war auch ihr bekannt.

      Aber an der Bar gab es auch eine Heike Demmler, und die war schon öfter bei Dr. Norden gewesen, um sich die Pille verschreiben zu lassen.

      Als er gemächlich auf die Bar zukam, von tückischen und lauernden Blicken verfolgt, zuckte sie zusammen.

      »Was wollen Sie?«, zischte sie, aber es klang mehr Angst als Abweisung in ihrer Stimme. »Hier ist dicke Luft.«

      »Geben Sie mir ’ne Cola«, sagte Dr. Norden gleichmütig. »Ich muss Sie sprechen, Heike. Wir kommen doch ganz gut zurecht.«

      »Wegen Paul? Damit habe ich nichts zu schaffen.«

      »Seine Mutter sitzt in der Klemme«, raunte ihr Dr. Norden zu.

      »Ich kann jetzt nicht reden. Ich komme morgen in die Praxis. Brauch sowieso wieder was.«

      Ein stämmiger Bursche schob sich heran. »Will er was von dir, Heike?«, fragte er.

      »Quatsch, er ist mein Arzt. Halt dich raus.«

      »Was fehlt dir denn? Ist es ansteckend?«, höhnte der Bursche.

      »Halt die Klappe, sonst rufe ich Sammy«, sagte sie.

      Der Bursche entfernte sich. »Bis morgen, ich komme bestimmt in meinem Interesse«, raunte Heike Dr. Norden zu.

      »Tschüs denn«, sagte er und schob ihr ein Zwei­eurostück über die Theke.

      Er war froh, als er wieder draußen war und beschloss, Fee davon nichts zu erzählen, aber sie hatten an diesem Abend ohnehin genug Gesprächsstoff.

      Erst

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