Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Da Du nichts von Dir hören lässt, werde ich mich an Deine Frau wenden. Sonja.
Er saß auf einer Insel in der Karibik über wichtigen und geheimen Forschungsaufgaben. Er konnte nicht telefonieren und durfte das Camp frühestens in einer Woche verlassen. Das waren die Bedingungen, die mit diesem Vertrag verbunden waren. Er hatte nur die immensen Vorteile gesehen, die seiner Karriere nützlich waren. Nicht einen Augenblick hatte er bedacht, was er auch verlieren könnte. Er hatte mit Besessenheit gearbeitet, doch in dieser Nacht dachte er nur an Viola und seine Kinder. Dann aber auch an Sonja, und trotz der Schwüle, die auch in der Nacht im Raum lastete, fröstelte es ihn. Das Telegramm war eine Drohung, und er wusste, dass Sonja diese Drohung wahrmachen würde.
*
Viola sollte das schon am nächsten Tag erfahren, der schon unfreundlich für sie begonnen hatte. Als sie Marianne Vorhaltungen machte, dass sie die Kinder allein gelassen hatte und erst am Morgen gekommen sei, schürzte sie dreist die Lippen.
»Ich habe einen Freund, der gern mit mir zusammen ist«, sagte sie, »und ich will nicht mal so allein herumhocken wie Sie. Wenn Ihnen was nicht passt, kann ich ja gehen.«
»Dann gehen Sie«, sagte Viola gereizt. »Ich kann niemanden brauchen, auf den nicht Verlass ist.«
Einen Augenblick war Marianne doch sprachlos, aber dann grinste sie frech. »Sie werden sich aber hart tun, hier jemanden zu finden, wenn Sie so kleinlich sind.«
»Das braucht Ihre Sorge nicht zu sein.« Wenn Viola mal der Gaul durchging, dann gab es kein Zurück mehr für sie, mochte kommen, was da wolle.
Damit hatte Marianne allerdings nicht gerechnet, aber es blieb ihr nun nichts anderes übrig, als ihren Koffer zu packen.
»Ich könnte ja auch vors Arbeitsgericht gehen«, sagte sie noch, als ihr Viola den Lohn auszahlte.
»Gehen Sie doch«, war alles, was Viola erwiderte. Es war dicke Luft. Sie spürte etwas noch nicht Greifbares auf sich zukommen. Sie hatte manches Mal solche Ahnungen.
»Jetzt hat Marianne aber dumm geguckt«, wisperte Benny. »Wer kommt denn nun, Mami?«
»Wir werden schon jemanden finden. Lasst mir mal ein paar Minuten Ruhe. Ich muss telefonieren.«
Sie rief zuerst beim Arbeitsamt an, ob man ihr jemanden für den Haushalt schicken könnte. Man konnte nicht.
Sie hatte es schon erwartet. Blieb jetzt Fee als Retterin in der Not. Sie hatte ja angedeutet, dass sie vielleicht jemanden wüsste.
Fee war gleich ganz Ohr. »Ich habe gerade Besuch bekommen, Viola«, sagte sie. »Ich rufe dich gleich wieder an. Vielleicht klappt es. Gedulde dich noch ein bisschen. Ich muss dir dann etwas erklären.«
Frau Weber war schon am frühen Morgen entlassen worden. Nachdem sie zu Haus ein Bad genommen und sich frisch gekleidet hatte, war sie gleich zu Fee gegangen, um sich bei ihr zu bedanken. Allerdings auch deshalb, weil Dr. Norden ihr eindringlich gesagt hatte, dass Fee möglicherweise eine gute Nachricht für sie hätte.
Die Hausmeisterin war zwar nicht ausgesprochen unfreundlich gewesen, aber doch sehr reserviert, und Frau Weber fühlte sich immer noch von einem Makel behaftet.
Ihr kamen die Tränen, weil sie von Fee so herzlich empfangen worden war.
»Mein Mann sagte mir, dass Sie ungern wieder ins Geschäft gehen würden, Frau Weber«, begann Fee behutsam.
»Das kann ich wirklich nicht, Frau Doktor. Dem fühle ich mich nicht gewachsen. Ein paar Kolleginnen sind ja nett, aber es sind auch welche da, die einem das Leben auch so schon schwermachen können.«
Dazwischen kam dann der Anruf von Viola, und nun machte Fee keine langen Umschweife mehr.
»Kennen Sie Viola Anderten, Frau Weber?«, fragte sie.
»Von Viola-Kindermoden? Persönlich nicht, aber es sind sehr hübsche Sachen, und sie werden viel gekauft.«
»Nun, Frau Anderten ist eine Schulfreundin von mir, und sie hat zwei Kinder, die gut betreut werden müssen, weil Viola die Arbeit über den Kopf wächst. Sie lebt in Ammerland. Dort wären Sie bestimmt keinem Gerede ausgesetzt.«
»Aber ob sie mich nehmen würde«, fragte Frau Weber bebend. »Der Paul heißt doch nun mal Weber.«
»Viele ehrbare Leute heißen Weber«, sagte Fee aufmunternd. »Ich werde Viola sagen, was Ihnen widerfahren ist. Lenni bringt Ihnen inzwischen eine Brotzeit, Frau Weber.«
»Ich kann mich doch nicht bedienen lassen«, murmelte Hilde Weber.
»Warum denn nicht?«, lächelte Fee. »Lenni tut das sehr gern. Sie müssen doch mal wieder was Kräftiges essen.«
Und das brachte Lenni, während Fee wieder mit Viola telefonierte.
Viola hatte schweigend zugehört. »Ich wäre ja heilfroh, Fee«, sagte sie, »aber wenn nun dieser Paul wieder freikommt?«
»So schnell nicht, Viola, und für Frau Weber würde ich beide Hände ins Feuer legen. Ich würde sie bestimmt nicht zu dir schicken, wenn ich einen Zweifel hätte.«
»Dann kann ich dir nur danken, Fee«, sagte Viola. »Du bist ein Schatz, ein ganz großer Schatz.«
*
Viola war erleichtert und widmete sich den Kindern. »Und wann essen wir?«, fragte Benny, der hungrig war.
»Du liebe Güte«, rief Viola aus, denn sie hatte nicht gedacht, ein Essen zuzubereiten. »Wisst ihr was, wir gehen zur Feier des Tages ganz groß essen.«
»Was für eine Feier?«, fragte Sandra.
»Wir bekommen eine ganz liebe Haushälterin. Sie kommt schon morgen.«
Die Kinder schauten skeptisch. »Na ja, wir werden sehen«, meinte Benny. Er freute sich jetzt darauf, sein Menü selbst aussuchen zu dürfen.
Sandra aß am liebsten Geschnetzeltes, weil sie da nicht selbst schneiden musste.
Jeder kam auf seine Kosten. Benny bemerkte, dass Marianne wirklich nicht besonders kochen konnte.
»Hoffentlich kann das die Neue«, sagte er hoffnungsvoll.
»Sie ist schon älter, und Fee sagt, dass sie eine gute Hausfrau ist«, erklärte Viola.
»Das ist wohl eine richtige Fee, Mami?«, fragte Sandra.
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Viola. »Ihr werdet sie ja morgen kennen lernen.«
Als sie heimkamen, stand ein Wagen vor ihrer Tür, der ihnen unbekannt war. Und eine junge Frau stieg aus. Viola erschrak, denn sie erkannte Sonja Bertram.
»Ist das die Neue?«, fragte Benny, »die ist aber noch jung.«
»Nein, das ist sie nicht«, erwiderte Viola heiser. »Geht ihr mal zu Frau Töpfer.«
Benny und Sandra hatten nichts dagegen. Fremden Leuten gegenüber