Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
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Sabine Kroff strich ihm durch das wirre Blondhaar. »Nicht daran denken, Peter. Glaub mir, das wird irgendwann anders werden. Du wirst bald wieder lachen, und ich auch«, flüsterte sie gegen ihre Überzeugung.
»Mist!« Verbittert sprang Peter von seinem Stuhl auf. Er hatte das Ei so fest angefaßt, daß es in unzählige Teile zerbrochen war. »Das ist Kinderkram«, schimpfte er und lief hastig zur Tür.
Ehe Sabine noch etwas sagen konnte, war der Junge verschwunden. Die anderen Kinder schauten verdutzt drein, und keines getraute sich, etwas zu sagen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es plötzlich im Bastelzimmer geworden.
Sabine Kroff legte ihren Pinsel auf den Tisch. »Ich glaube, ich sollte nach ihm sehen«, sagte sie unsicher und schaute in die Runde.
Die größeren Kinder nickten zustimmend.
»Das wird das Beste sein«, meinte Pünktchen, die sich als Nicks Verehrerin in Gedanken bereits als zukünftige Heimleiterin sah. »Das passiert öfter bei neuen Kindern, daß sie Heimweh haben. Man muß ihnen zureden und sie trösten. Soll ich das machen, Sabine?« schlug sie freundlich vor, aber die Gefragte schüttelte den Kopf.
»Danke, Pünktchen, aber in diesem Fall gehe ich besser selber. Schließlich sind wir beide, Peter und ich, fast gleich lang hier. Vielleicht kann ich mich da besser in ihn hineinversetzen.«
»Du hast recht, Sabine. Daran habe ich gar nicht gedacht.«
Pünktchen widmete sich wieder ihrem Ei, das sie mit kunstvollen Ornamenten verzierte. Dabei dachte sie an Nick, den sie schon seit langem besonders ins Herz geschlossen hatte.
Dominik war Denise von Schoeneckers Sohn aus der ersten Ehe mit Dietmar von Wellentin. Von seiner Großmutter väterlicherseits hatte Nick das alte Herrenhaus geerbt mit der Auflage, daraus ein Kinderheim zu machen.
Das war dem Sechzehnjährigen, aber besonders seiner attraktiven Mutter, ausgezeichnet gelungen, denn Denise hing mit inniger Liebe an den armen verlassenen Kindern, die das alte Herrenhaus beherbergte.
Sabine Kroff ging nachdenklich die Treppe hinunter. Die Beleuchtung war schon eingeschaltet worden, denn an diesem düsteren Frühlingstag war die Abenddämmerung schon früh hereingebrochen. Der dicke Teppich verschluckte jedes Geräusch, und die behaglich eingerichtete Halle vermittelte dem Mädchen plötzlich so ein herrliches Gefühl von Vertrautheit, daß es für eine Weile ganz seinen Kummer vergaß.
Welch ein Glück hatte Sabine doch gehabt, als ausgerechnet Denise von Schoenecker sie an jenem Abend gesehen hatte. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn niemand ihr Mut zugesprochen und sich niemand ihrer angenommen hätte. Ob sie dann wirklich gesprungen wäre?
Nachdenklich blieb Sabine auf der letzten Stufe stehen. Hätte sie es wirklich fertiggebracht, ihr Leben einfach wegzuwerfen? Ihres und das des Kindes, das sie erwartete? Es war ja auch Jochens Kind, das sie unter dem Herzen trug. Ein Stück von dem Mann, dem ihre ganze Liebe gehörte, die auch sein Tod nicht hatte auslöschen können.
Nein! Sie hätte gar nicht das Recht gehabt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie mußte an das Kind denken, dem sie in sechs Monaten das Leben schenken würde. Jochen hätte es sicher nicht gutgeheißen, wenn sie sein Kind getötet hätte.
Sabine spürte, wie neue Kraft durch ihre Adern rann. Ja, jetzt gab es wieder einen Sinn zu leben, denn das Leben war schön, auch wenn sie Jochen noch immer schrecklich vermißte.
Sie straffte ihre schmalen Schultern, über die das lange, hellbraune Haar in weichen Wellen fiel, und ging durch die Halle auf die Ausgangstür zu.
Die Schwangere war sicher, daß sie Peter im Park vorfinden würde, obwohl das naßkalte Wetter bestimmt nicht zum Spielen einlud. Und Sabine behielt recht.
Sie sah den Jungen, der an einen Baum gelehnt stand und die Hände vors Gesicht gepreßt hatte. Als sie sich ihm vorsichtig näherte, schaute er nicht einmal auf.
»Peter, was ist denn?« fragte Sabine sanft und legte ihren Arm um die zuckenden Schultern des Jungen.
»Meine... meine Mutti...«, brachte der Junge gerade noch heraus, dann klammerte er sich voll Verzweiflung an Sabine Kroff, die ihn mitleidig festhielt.
»Ich kann mir gut vorstellen, wie dir zumute ist, Peter«, sagte Sabine leise und betete innerlich, daß ihr die rechten Worte einfallen mochten. Sie fühlte, wie ihre Hände vor Unsicherheit eiskalt wurden.
»Schau, Peterle, deine Mutti lebt noch und hat dich immer noch lieb. Auch sie ist bestimmt unglücklich, daß sie nicht so für dich sorgen kann, wie sie das gerne möchte.«
»Aber... aber mein Vati will mich auch nicht mehr haben«, schluchzte Peter und verbarg sein Gesicht an Sabines Schulter. Das Mädchen war nicht viel größer als er, obwohl Sabine doch schon erwachsen war.
»Das ist nicht wahr, Peter, und du weißt es auch«, tadelte das Mädchen sanft. »Dein Vati muß den ganzen Tag arbeiten, und deshalb hat er verständlicherweise keine Zeit für dich. Du wärest zu Hause immer allein, und niemand würde für dich sorgen. Da hast du es doch hier in Sophienlust viel besser. Oder meinst du nicht auch?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Es ist ja schön hier, das stimmt schon. Aber bei meinem Vati ist es trotzdem viel schöner. Ich könnte selbst kochen und putzen, dann wären wir wieder eine richtige Familie. Aber er will das nicht.«
Sabine fühlte, daß der Junge sich langsam beruhigte. »Meinst du, dein Vati ist glücklich ohne dich? Er vermißt dich bestimmt genauso sehr wie du ihn. Aber er weiß, daß es für euch beide der einzige Weg ist, also fügt er sich. Und du mußt eben auch versuchen, dich damit abzufinden, so wie wir alle«, murmelte Sabine und dachte voll Wehmut an ihren toten Geliebten.
»Du hast gut reden, Sabine. Du bist gern und freiwillig hier. Wenn es dir nicht mehr gefällt, dann kannst du gehen. Aber ich muß bleiben. Ich habe keine Mutti mehr. Sie kommt nie wieder, und mein Vati kommt auch nur zu Besuch.«
»Ich habe auch einen Menschen verloren, Peterle«, sagte Sabine sanft und wunderte sich, daß sie darüber sprechen konnte. »Ich habe den Mann verloren, den ich von Herzen liebe. Er ist tot. Und das Kind, das ich in einigen Monaten bekommen werde, hat von Anfang an keinen Vater. Du
siehst, andere Leute sind auch traurig.«
»Ist das wirklich wahr?« Der Junge blickte sie mit seinem tränenüberströmten Gesicht an. »Und ich dachte, alle hier wären glücklich, nur ich nicht.«
»Du Dummerchen. Jeder Mensch hat Probleme und Kummer, mal mehr und mal weniger. Das wirst du auch noch lernen.« Zärtlich strich ihm die junge Frau durch das Haar.
»Wie ich sehe, geht es meinem Sohn besser als mir. Er hat einen Tröster, oder besser eine Trösterin gefunden, im Gegensatz zu mir.«
Erschrocken drehte sich Sabine bei dem Klang der Männerstimme um. Sie hatte niemanden kommen hören. »Guten Abend, Herr... Eckstein«, grüßte sie dann verlegen. Sie wußte ja nicht, wieviel er von ihrer Unterhaltung mit seinem Sohn gehört hatte.
»Guten Abend, Sabine. Ich bin ja so froh, daß Sie sich um meinen Sohn kümmern. Er hat es wirklich nicht leicht.« Dann wandte er sich Peter zu, der strahlend