Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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jemals in seinem Leben einem weiblichen Wesen gegenüber so unsicher gefühlt zu haben. Ihm war klar, dass er keinen guten Eindruck auf sie gemacht haben muss­te: Zuerst hatte er sie ausgeschimpft, weil sie mitten auf der Straße gestanden hatte, dann hatte er ihr geholfen, ihren Wagen wieder flott zu kriegen, und schließlich war er ohne ein weiteres Wort abgefahren.

      Wahrscheinlich hielt sie ihn jetzt entweder für unfreundlich oder für ziemlich verwirrt, wahrscheinlich aber für beides.

      Karsten konnte es nicht ändern. Fest stand nur, dass er einfach so schnell wie möglich aus der irritierenden Nähe dieser Frau hatte entkommen müssen, und jetzt nickte er. Ja, es war gut gewesen, dass er sein Heil in der Flucht gesucht hatte. Nicht umsonst hatte er sich vor einiger Zeit geschworen, sich so schnell nicht wieder auf eine Frau einzulassen. Nach allem, was er erlebt hatte, war das auch kein Wunder.

      Aber warum ertappte er sich dann trotzdem immer wieder dabei, wie er an die Begegnung mit der jungen Schönheit zurückdachte?

      Die Antwort war einfach: Weil sie ihn fasziniert hatte. Sie war das schönste Madl, das er je in seinem Leben gesehen hatte.

      Und ich bin einfach davon und kenn’ net mal ihren Namen, dachte Karsten und verzog das Gesicht. Jetzt werd’ ich sie wohl nie mehr im Leben wiedersehen. Aber wahrscheinlich ist das auch besser so.

      Aber warum stimmte ihn diese Erkenntnis dann trotzdem so unendlich traurig?

      *

      »Madl! Endlich bist’ wieder daheim! Mei, bin ich froh, dich zu sehen!«

      Lächelnd ließ Michaela sich von der Bender-Rosi in die Arme schließen. Dabei schloss sie für einen Moment die Augen und genoss die mütterliche Wärme. Ja, es war schön, wieder zu Hause zu sein. Unwillkürlich wanderten Michaelas Gedanken zurück zu ihrer Kindheit, die sie hier auf dem Hof verbracht hatte und die schöner nicht hätte sein können.

      Mutter und Tochter ließen voneinander ab und musterten sich. Michaela entging nicht, dass ihre Mutter viel älter aussah, als sie sie in Erinnerung hatte. Die Sorgen der letzten Zeit hatten ihre Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen.

      »Mei, was bist’ mager geworden, Madl«, stellte die Bender-Rosi kopfschüttelnd fest. »Sag’, gibt’s in der Stadt kein anständiges Essen?«

      Michaela lachte. »Das hast’ mich beim letzten Mal schon gefragt, als ich euch besucht hab’.«

      »Was aber auch schon wieder lang her ist. Zu lang.«

      »Ja, ich weiß.« Michaela senkte schuldbewusst den Blick. »Ich hatte halt zu viel zu tun in der Stadt, Mutter, das musst auch verstehen. Die Arbeit ist nicht immer einfach, und grad in der Hotelbranche hat man net immer die Möglichkeit, seinen Jahresurlaub voll auszuschöpfen.«

      »Dein Vater hat ja nie verstanden, warum du unbedingt in die Stadt gehen und eine Lehre zur Hotelkauffrau machen musstest. Hättest doch ebenso gut auch hier auf dem Höfl bleiben und uns helfen können.«

      »Ich weiß, ich weiß. Aber ich wollt’ halt mal was von der Welt sehen, Mutter. Jetzt bin ich ja erst mal wieder eine Weile hier und werd’ dir mal ein bisserl unter die Arme greifen. Was meinst’, sollen wir gleich mal zum Vater ins Krankenhaus fahren?«

      Die Bender-Rosi nickte. »Aber erstmal bekommst’ jetzt eine anständige Brotzeit, Kind. Komm mit, drinnen wartet auch schon der Pfarrer Trenker, der ist extra aus St. Johann hergekommen, um mir ein bisserl zu helfen.«

      Gemeinsam gingen die beiden Frauen in das Wohnhaus, und sobald Michaela die gute Stube betrat, fühlte sie sich zu Hause.

      *

      Mit einem frustrierten Seufzer blickte Michaela einige Stunden später auf den Stapel Papiere, der sich vor ihr auf dem Schreibtisch ihres Vaters türmte. Es handelte sich beinahe ausschließlich um Rechnungen und Mahnungen über offene Kreditraten. Damit hatte Michaela wirklich nicht gerechnet.

      Es war jetzt Abend, vor ein paar Stunden war Michaela zusammen mit ihrer Mutter im Hospital gewesen, um ihren Vater zu besuchen. Es ging ihm nicht sehr gut. Der einst so kräftige Mann, den scheinbar nichts umwerfen konnte, war abgemagert, das Gesicht aschfahl.

      Er hatte sich all die Jahre einfach zu viel zugemutet, das stand fest. Jetzt machte das Herz nicht mehr richtig mit, aber die Ärzte waren zum Glück zuversichtlich, dass er, nachdem er sich einmal richtig erholt hatte, wieder auf die Beine kommen würde. Voraussetzung dafür war allerdings, dass er sein Leben umstellte. Kein Alkohol mehr, keine deftigen Speisen und kein Stress.

      Michaela nickte. Der Stress war sicher auch ein Grund dafür, dass ihr Vater heute im Krankenhaus lag. Der Stress und die Sorgen…

      Als ihr Vater ihr heute erzählt hatte, wie schlecht es um den Hof stand, hatte sie beinahe der Schlag getroffen. Mit so etwas hatte sie wirklich nicht gerechnet. Aber der Vater hatte ja auch nie etwas gesagt, nicht mal seine eigene Frau hatte er ins Vertrauen gezogen, hatte höchstens hin und wieder mal einige Andeutungen gemacht.

      Aber wie es aussah, stand der Verkauf des Höfls unweigerlich bevor. Ihr Vater hatte sogar schon ein Angebot von einem Bauunternehmen erhalten und einen Gesprächstermin mit einem Mitarbeiter dieses Unternehmens vereinbart.

      Und weil der Vater jetzt nicht mehr in der Lage war, dieses Gespräch zu führen, sollte Michaela das an seiner Stelle tun. Und das schon morgen!

      Michaela hatte ihrem Vater natürlich sofort gesagt, dass der Hof unter keinen Umständen verkauft werden durfte, doch er hatte nur gemeint, dass es für eine solche Haltung zu schlecht um den Hof stand.

      Und wenn Michaela sich jetzt so die Unterlagen durchsah, musste sie zugeben, dass er damit wahrscheinlich Recht hatte. Vater hatte vor einiger Zeit einige Anschaffungen machen müssen, Maschinen, die er für seine Arbeit einfach benötigte, doch jetzt war er kaum noch in der Lage, die Raten dafür aufzubringen. Zudem waren Teile des Hofes einfach stark renovierungsbedürftig, aber woher sollte er das Geld nehmen? Wie es im Moment aussah, brachte der Hof einfach nicht mehr genug ein. Eine Lösung musste her – aber welche?

      Der Hof war Vaters Lebenswerk. Michaela wollte einfach nicht, dass er verkauft werden musste. Aber wenn sie es nicht taten und keine andere Lösung fanden, würde er eines Tages zwangsversteigert werden – und das wäre noch schlimmer als alles andere.

      Michaela dachte auch an ihre Mutter. Sie war, seit sie vom Krankenhaus zurückgekehrt waren, völlig fertig mit den Nerven, weinte nahezu ununterbrochen. Sie hatte zwar geahnt, dass Probleme ins Haus standen, hatte aber nicht gewusst, wie schlimm es wirklich um den Hof stand. Ihr Mann hatte ja nie ernsthaft mit ihr über alles gesprochen.

      Ein Glück, dass der Herr Pfarrer aus St. Johann da ist, dachte Michaela. Sie mochte Sebastian Trenker sehr und war froh, dass er jetzt gekommen war, um die Familie zu unterstützen. Im Augenblick sprach er mit Michaelas Mutter und versuchte, sie ein wenig zu beruhigen.

      Noch einmal sah Michaela die Unterlagen durch. Als gelernte Hotelkauffrau kannte sie sich auch mit kaufmännischen Dingen aus, aber es bedurfte keines großen Wissens, um zu sehen, wie aussichtslos die Lage wirklich war.

      Hätt’ der Vater doch bloß eher schon mal mit jemandem über seine Probleme gesprochen, dachte Michaela und stand auf. Sie brauchte jetzt einfach ein bisschen frische Luft, musste sich etwas die Beine vertreten.

      Und da war sie nicht die Einzige, wie sie feststellte, als sie wenige Minuten später draußen vor dem Wohnhaus stand.

      »Na,

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