Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 4
Michaela winkte ab. »Hab’ ich. Aber gut scheint’s wirklich net auszusehen. Wie geht’s denn meiner Mutter?«
»Die schläft im Moment. Ich hab’ in Ruhe mit ihr gesprochen und ihr klarzumachen versucht, dass es für alles eine Lösung gibt. Sie hofft sehr darauf, dass Ihnen etwas einfällt.«
»Oje.« Michaela seufzte. »Hoffentlich muss ich s’ da net enttäuschen. Wunder kann ich nämlich auch keine vollbringen.«
»Ja, wer kann das schon?« Der Pfarrer nickte. »Am besten hören S’ sich morgen erst einmal an, was der Herr von dem Bauunternehmen zu sagen hat. Danach können S’ ja dann weitersehen.«
»Sicher. Wobei ich dieses Gespräch am liebsten absagen würde. Ehrlich g’sagt, hab’ ich keine Ahnung, wieso Vater es net einfach verschiebt. Warum will er unbedingt, dass ich mit diesem Herrn Hofstädter von dem Bauunternehmen sprech’? Nur weil ich ein bisserl kaufmännische Erfahrung hab’? Das reicht doch nie und nimmer aus!«
»Wahrscheinlich möcht’ er die ganze Angelegenheit einfach nimmer länger aufschieben«, vermutete der Pfarrer. »Und ich weiß, dass Ihr Vater großes Vertrauen in Sie setzt, darauf können S’ sich was einbilden.« Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Also machen S’ sich net verrückt und lassen S’ es einfach auf sich zukommen. Und wenn S’ Hilfe brauchen, können S’ sich gern jederzeit an mich wenden, in Ordnung?«
Michaela nickte. »In Ordnung«, sagte sie, wandte sich ab und ging wieder aufs Haus zu. Kurz bevor sie hineinging, drehte sie sich noch einmal um. »Und dank’ schön, Herr Pfarrer.«
*
Am nächsten Tag saß Michaela schon früh im kleinen Arbeitszimmer ihres Vaters am Schreibtisch und sah sich zum wiederholten Male alle Unterlagen durch, die den Hof betrafen.
Verzweifelt versuchte sie, Ordnung ins Chaos zu bringen und sich einen genauen Überblick über die finanzielle Situation zu schaffen, doch das war gar nicht so einfach.
Hinzu kam, dass sie im Augenblick viel zu nervös war, um sich richtig konzentrieren zu können, denn das Gespräch mit dem Herrn von dem Bauunternehmen stand kurz bevor. Um elf wollte er hier sein, jetzt war es schon kurz nach zehn. Und bevor sie ihn empfangen konnte, musste sie zumindest noch den Schreibtisch aufräumen.
Beinahe ununterbrochen überlegte Michaela im Stillen, wie das bevorstehende Gespräch wohl ablaufen würde. Klar war, dass dieser Herr Hofstädter, so der Name des Mannes vom Bauunternehmen, ihr ein Angebot für den Hof ihres Vaters unterbreiten würde. Und klar war natürlich auch, dass dieses Angebot viel zu niedrig sein würde.
Denn natürlich wollte so ein Unternehmen immer alles zum niedrigsten Preis haben, das wusste ja jeder.
Und was würde sie, Michaela, tun? Sie würde natürlich ablehnen und den Mann heimschicken. Schließlich wollte sie nicht verkaufen. Sie wollte nicht, dass das Höfl in fremde Hände fiel.
Allerdings schien ihr Vater da inzwischen ganz anders zu denken, er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht einfach ablehnen durfte, sofern es keine andere Möglichkeit als einen Verkauf mehr gab.
Und seiner Meinung nach gab es diese Möglichkeit eben nicht.
Und dennoch – Michaela war nicht bereit, so schnell aufzugeben. Sie liebte den Hof, sie war hier aufgewachsen und verband ihre ganze Kindheit mit dem Anwesen. All die vielen Erinnerungen… Nein, sie musste einen anderen Weg finden. Bloß welchen?
Michaela hatte keine Ahnung. Und deshalb brauchte sie Zeit. Zeit, um eine andere Lösung für das Problem zu finden. Aber war das überhaupt möglich? Was, wenn…
»Kind?«, riss die Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Gedanken. »Der Herr von der Bauunternehmung ist jetzt da, soll ich ihn reinschicken?«
Erschrocken blickte Michaela auf, als ihre Mutter den Kopf durch die halb geöffnete Tür ins Arbeitszimmer steckte. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Es waren doch noch knapp zwanzig Minuten hin bis zum vereinbarten Termin!
»Wieso ist der denn so früh dran?«, fragte sie murmelnd, dann schüttelte sie den Kopf und winkte ab. »Ist schon gut, Mutter. Sag’ ihm einfach, er soll reinkommen.«
Die ältere Frau nickte und verschwand sogleich wieder. Michaela beugte sich vor und tat so, als studierte sie einige Unterlagen. Der Grund, warum dieser Herr Hofstädter so früh auftauchte, war nicht schwer zu erraten: Es handelte sich um eine Überfalltaktik. Wahrscheinlich hoffte er, Michaela durch sein verfrühtes Auftauchen aus dem Konzept zu bringen und dadurch gleich die Fäden in der Hand zu halten.
Aber da hatte er sich getäuscht, so einfach würde sie es ihm ganz sicher nicht machen.
»Kommen S’ herein und nehmen S’ schon mal Platz«, sagte Michaela betont kühn und ohne aufzublicken, als sie hörte, wie jemand das Büro betrat. Verkrampft tat sie weiter so, als studierte sie die Unterlagen vor sich auf dem Tisch. »Entschuldigen S’, aber so früh hab’ ich Sie halt net erwartet, daher werden S’ sich noch ein Weilchen gedulden müssen.«
»Aber das ist doch überhaupt kein Problem«, erklang plötzlich eine vertraute Stimme, und Michaela fiel vor Schreck die Kinnlade herunter. »Was macht denn eigentlich Ihr Wagen?«, fragte der Mann. »Läuft er noch?«
Michaela blickte auf, und ihre Augen weiteten sich. Unfassbar! »Sie?«
Der Mann, der ihr gestern mit dem Wagen geholfen hatte, stand vor ihr und grinste frech. »Ich darf mich vorstellen?« Er hielt ihr die Hand über die Schreibtischplatte hinweg hin. »Mein Name ist Karsten Hofstädter. Es ist mir wirklich eine Freude, Sie wiederzusehen.«
*
»Ihr Herr Vater hat mir natürlich bereits mitgeteilt, dass ich nun mit Ihnen verhandeln werde«, sagte Karsten Hofstädter, nachdem er Platz genommen hatte.
Michaela war noch immer wie vor den Kopf gestoßen. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit, dass es sich bei Karsten Hofstädter ausgerechnet um den Mann handelte, der ihr bei der Autopanne geholfen hatte.
Und die Sache gefiel ihr nicht. Schon jetzt spürte sie wieder, wie es Karsten Hofstädter allein durch seine Anwesenheit gelang, ihren Puls zum Rasen zu bringen. Die Wirkung, die er auf sie ausübte, war einfach unglaublich.
»Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich seine Erkrankung sehr bedaure«, fuhr er fort. »Ich hoffe, dass er bald wieder ganz gesund wird.«
Michaela nickte, dann winkte sie ab. »Ich denke, wir sollten jetzt zum geschäftlichen Teil kommen«, sagte sie. »Ich kann es mir nicht leisten, den halben Tag um den heißen Brei herumzureden. Also, was wollen Sie?«
Karsten Hofstädter lächelte. »Eines muss man Ihnen lassen, Sie kommen gleich zur Sache. Aber das gefällt mir, alles andere wäre auch bloße Zeitverschwendung. Also gut, dann sollten wir aufs Wesentliche kommen: Ihr Vater hat uns ja um ein Angebot für seinen Hof gebeten und…«
»Einen Moment mal«, fiel Michaela ihm ins Wort. »Mein Vater hat bestimmt niemanden um ein Angebot gebeten. Soweit ich weiß, sind Sie auf ihn zugekommen. Aber schlussendlich ist das auch völlig gleichgültig. Wir wissen beide, weshalb Sie hier sind. Also – wie lautet Ihr Angebot?«
Karsten Hofstädter nannte ihr die Summe, die sein Auftraggeber