Der Televisionär. Группа авторов
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Der große Bogen des ersten Teils wird im zweiten ergänzt durch acht Beiträge, die sich auf Wolfgang Menges Wirken in den Einzelmedien konzentrieren. Das Kapitel ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit Barbara Naumanns Untersuchung von Menges Beziehung zu Literaturen und Lektüren. Daran anschließend spürt Wolfgang Hagen den Hörfunkanfängen Wolfgang Menges nach, und Ivo Ritzer befasst sich mit den medienkulturellen Implikationen von Menges Edgar-Wallace-Filmen. Die darauf folgenden fünf Beiträge beschäftigen sich mit Wolfgang Menges Arbeiten im und für das Fernsehen. Lisa Gotto betrachtet Wolfgang Menges Fernsehspiele als spekulative Anordnungen, Klaudia Wick analysiert sie als frühe Formen des Reality-TV. Lorenz Engell setzt sich mit experimentellen Verfahren der Television auseinander und richtet den Blick dabei auf Wolfgang Menges erfolgreichste Fernsehserie Ein Herz und eine Seele. Abschließend widmen sich die letzten beiden Beiträge der TV-Talkshow III nach 9: Stefan Münker diskutiert sie als innovativen Ausbruch aus der Sende-Routine, und Jens Ruchatz betrachtet ihre Komplexität aus der ihr zugrunde liegenden und durch sie zum Ausdruck gebrachten Liveness des Fernsehens.
Das dritte Kapitel versammelt, einem Album gleich, Texte von und über Wolfgang Menge. Die Zusammen- und Gegenüberstellung von Originalbeiträgen und Wiederabdrucken umfasst Wolfgang Menges gesamtes Schaffen und bietet eine vielstimmige Dokumentation seines Wirkens mit anderen und seiner Wirkung auf andere. Neben zwei Autoren-Porträts aus Spiegel und Stern sowie den Erinnerungen von und Gesprächen mit Weggefährten – Kollegen, Freunden, Familienmitgliedern – präsentiert das Kapitel ausgewählte Texte Wolfgang Menges: eine Reportage, ein Hörspiel, das Manuskript zu einer Radiosendung, Auszüge aus einem Theaterstück, einem Kochbuch und einem Sachbuch, die erste Episode einer nicht mehr realisierten Sitcom, zudem zwei Reden und ein Interview. So, wie Wolfgang Menge als Autor seine Sujets umkreiste, um zu neuen Erzählweisen zu gelangen, so kann der Leser hier aus den unterschiedlichen Blickwinkeln eine neue Sicht auf vermeintlich Bekanntes gewinnen.
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Den Nukleus des vorliegenden Bandes bildete eine Forschungskonferenz, die am 10. April 2014 – dem 90. Geburtstag Wolfgang Menges – am Cologne Game Lab der Technischen Hochschule Köln stattfand. Sie wurde von Gundolf S. Freyermuth und Lisa Gotto geleitet und gemeinsam mit der ifs internationale filmschule köln veranstaltet. Deren Geschäftsführerin Simone Stewens sowie dem Presseteam, insbesondere Miriam Edinger und Uljana Thaetner, danken wir für ihre Unterstützung. Die Plakate und Einladungen entwarf Julia Ziolkowski. Bei der Organisation und Durchführung der Konferenz haben uns Fabian Wallenfels mit organisatorischem Geschick und Holger Buff durch die Erstellung eines Filmtrailers mit Ausschnitten aus Wolfgang Menges Arbeiten tatkräftig geholfen. Der Geschäftsführerin der Film und Medienstiftung NRW Petra Müller, die schon im Jahre 2002 für die erste große Werkschau der Filme Wolfgang Menges im Rahmen der Cologne Conference mitverantwortlich war, haben wir für ihre ideelle und finanzielle Förderung der Konferenz zu danken.
In besonderer Weise verpflichtet sind wir zudem den Zeitzeugen Gisela Marx, Günter Rohrbach, Gunther Witte und Jakob Menge, die wichtige historisch-biographische Informationen beisteuerten. Ihnen und allen Teilnehmern der Konferenz danken wir für ihre Beiträge. Erst auf deren Basis wurde es möglich, das stark erweiterte Konzept dieses wissenschaftlich-dokumentarischen Bandes zu entwerfen.
Realisieren ließ es sich wiederum allein durch das Entgegenkommen einer Reihe von Personen und Institutionen. Erika und Bettina Gaus waren so freundlich, uns den honorarfreien Nachdruck des Fernseh-Gesprächs zwischen Günter Gaus und Wolfgang Menge zu erlauben. Ebenso genehmigten Bloch Erben den Abdruck der ersten Szenen des Theaterstücks Zeitvertreib und das Deutschlandradio den Abdruck des Manuskripts von Friedrich Lufts Sendung Stimme der Kritik vom 17. November 1962 sowie des dazustehenden Fotos. Sabine Hering, Günter Rohrbach, Regine Sylvester und Hans Janke stellten Fotografien aus ihrem Privatbesitz zur Verfügung, Bertrand Freiesleben Aufnahmen der Büste, die er 2010 von Wolfgang Menge anfertigte, und Karin Rocholl Fotografien, die sie 1987 machte.
Vor allem und vor allen anderen aber gilt unser Dank der Familie Wolfgang Menges, ohne deren großzügige Unterstützung dieser Band so nicht hätte entstehen können. Marlies, Amelie und Jakob Menge halfen uns in vielfältiger Weise, indem sie uns Zugang zum Nachlass gewährten, zahlreiche Texte Wolfgang Menges und Fotografien für diesen Band bereitstellten und sich immer wieder Zeit für biographische Auskünfte und Recherchen nahmen.
Allen Autoren danken wir für die Textarbeit und die Geduld, die sie angesichts des langwierigen Herstellungsprozesses bewiesen. Unsere studentischen Mitarbeiter David Kade, Sonja Keßler, Daniel Kunkel und Carmen Schneidereit wirkten mit großem Einsatz an der Aufbereitung der Texte für die Druckvorlage sowie an der Bildrecherche mit und haben das Manuskript sehr umsichtig auf Fehler geprüft; das Layout der Druckausgabe ventwarf und besorgte Alexa Wernery. Die vorliegende E-Book-Ausgabe erstellte Leon S. Freyermuth. Die komplexe organisatorische Abwicklung des Forschungsprojekts am Cologne Game Lab leisteten Katharina Tillmanns und Katharina Klimek. Die Film und Medienstiftung NRW förderte die Drucklegung dieses Bandes. Ihnen allen danken wir sehr herzlich.
Weitere Informationen finden sich unter www.dertelevisionaer.com
I Leben und Werk
Wolfgang Menge: Authentizität und Autorschaft
Fragmente einer bundesdeutschen Medienbiographie
Gundolf S. Freyermuth
Als Wolfgang Menge am 10. April 1924 in Berlin geboren wurde, galt der Stummfilm als eine Novität, die noch um ihre kulturelle Anerkennung zu kämpfen hatte, öffentliches Radio war ein gerade sechs Monate altes soziales Experiment, und das Fernsehen existierte nur in Laboren. 88 Jahre später, als er am 17. Oktober 2012 starb, ebenfalls in Berlin, waren weltweit über zwei Milliarden Menschen online und in den fortgeschrittensten Regionen des Planeten überholte die Nutzung des Internets die aller anderen Telekommunikationsmedien. Dazwischen aber – zwischen seiner Kindheit und seinem Alter – dominierten die industrielle Kultur zwei neue Audiovisionen, deren Popularisierung er miterlebte: seit den frühen 1930er Jahren der Tonfilm, seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts dann das Fernsehen.
Dessen Anfänge datieren in der Bundesrepublik Deutschland auf Weihnachten 1952. Mit seiner innovativen Kombination von Fakten und Fiktionen formte die Television wie kein anderes Massenmedium die westdeutsche Gesellschaft, ihre Kultur und Politik. Spätestens in den 1960er Jahren hatte das Fernsehen, in seiner besonderen öffentlich-rechtlichen Verfasstheit, ein gänzlich neues Publikum geschaffen: die Fernsehnation, ein anonymes Millionenkollektiv, das wesentliche Teile seines Tagesablaufs wie auch die Themen privater und öffentlicher Diskurse den Programmen von ARD und ZDF abgewann. Ob nun das erste und einzige Programm lief oder ab 1963 auch das zweite: Die Mattscheibe der frühen Jahre zeigte die Welt aus recht gleicher, aus westlicher Sicht. Sie vermittelte demokratische Werte und stiftete bundesdeutsche Identität. Zu dieser allmählich vergehenden Epoche liefert die Television als Medium daher einen zentralen Schlüssel, nicht zuletzt auch, weil die zeitgenössischen Macher das TV-Programm, das sie produzierten und verantworteten, durchaus auch als Programm im emphatischen Sinne begriffen.
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