Backstagepass. Peter O. Bischoff

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Backstagepass - Peter O. Bischoff

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benutzen. Deren Platten waren nicht so nach Sohnemanns Geschmack. Elvis mochte ich nicht, weil mein Vater den gut fand. Seiner Meinung nach war das Urwaldmusik, die ich mochte. Meine zweite Platte war „When I was young!“ von The Animals. Nachdem ich die Platte fünfmal hintereinander gehört hatte, rannte ich vier Treppen runter ziellos durch die Straßen. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir und der ganzen Energie...

      Später ging ich dann in einen Plattenladen mit Stereokabinen. Da hockte ich oft, hörte LPs von Deep Purple oder die Rolling Stones mit „Let it Bleed“. Oft war ich da mit einem Freund, nur um Musik zu hören. Ich kriegte als Lehrling monatlich 130,- Mark. Da verplemperte ich die Kohle meist doch lieber woanders.

      Als ich eines abends auf dem Weg nach Hause war, taumelte Udo Jürgens mit Lord Knud aus der Kneipe nebenan. Udo lallte zu Knud: „Du musst mehr humpeln, sonst erkennt dich keiner.“ Lord Knud hatte bei einem Autounfall mit den Lords ein Bein verloren. Beide lachten und wankten an mir vorbei Richtung Kudamm. Ich glaube, nüchtern waren die nicht.

      Zuerst hatte ich ein simples Tonbandgerät, um Musiksendungen im Radio aufzunehmen. Ein altes Grundiggerät, später dann eine Akai und dann ein Uher Report. Lange davor weckte ein Transistorradio mit Kurz- und Langwelle mein Interesse an Beatmusik. Da wurde nur Radio Luxemburg gehört. Oder die Schlager der Woche. Mit Götz Kronburger und Lord Knud als Moderatoren. Später SFBeat mit Wolfgang Kraesze, Rock over Rias, präsentiert von Burghard Rausch (Bel Ami) – kompetente Moderatoren. Keine Werbung. Das waren Leute, die die Musik liebten, die sie da spielten. Da wurde sogar das ellenlange „Tubular Bells“ von Mike Oldfield komplett gebracht. Mit dem Kofferradio ging ich im Sommer oft in den Park und drehte zur Freude der Hörgerätebenutzer richtig auf.

      Dann der Beat Club von Radio Bremen und die Monkees-Serie am Samstagnachmittag im Ersten. Durfte man auf keinen Fall verpassen, denn Video kannte man noch nicht. Den ersten Betamax-Videorecorder kaufte ich Ende der 70er. Dieses Gerät hatte noch keinen Timer, man musste bei der Aufnahme stets dabei sein. Neben Musiksendungen nahm ich auch Spielfilme und Serien auf. 82 Folgen habe ich von der Muppetshow. Dann all die Rockpaläste. Mothers Finest, Mitch Ryder, Little Feat, ZZTop, besitze ich alles noch und die Tonbänder mit den LPs, den Musik-Radiosendungen der 70er. Die LP-Sammlung habe ich irgendwann komplett verkauft, da ist jetzt nur noch ein kleiner Restbestand mit persönlichen Erinnerungen – Weißmuster und Anpressungen. Und natürlich Kassetten mit Konzertmitschnitten von Level 42, Herman Brood und Wilson Pickett. Fehlt noch die Erwähnung der Schellacksammlung aus den 50ern mit Elvis, Buddy Holly, Bill Haley, Nat King Cole, Marlene Dietrich, Gene Krupa und Frank Sinatra, die ich erst in den letzten Jahren zusammen getragen habe. Meine erste LP war Revolver von den Beatles. Ein Schulfreund fragte mich, wie denn das Titelstück „Revolver“ sei. Es war ungewöhnlich, ein Album nicht nach einem darauf enthaltenen Song zu nennen (einen Song namens „Revolver“ von den Beatles gibt es nicht).

      Im christlichen Gemeindehaus befand sich neben dem Tischtennisraum ein Raum zum Abhängen. Ein Plattenspieler stand da mit genau einer einzigen LP: „Abbey Road“. Jeder, der reinkam, sagte: „Oh schön, „Abbey Road!“ und wenn die Platte abgespielt war, legte man die Nadel wieder rauf. Das ging den ganzen Abend so.

      Die Konzerte waren vergleichsweise billig, wenn man die heutigen Eintrittspreise als Vergleich nimmt. Die ersten Konzertbesuche kosteten um die 10,- DM. Trotzdem ließen wir uns öfters was einfallen, um günstig reinzukommen.

      Bei John Mayall sammelten wir die Kartenabschnitte vor der Kasse ein und versuchten, sie wieder zusammen zukleben. Mit dem bloßem Auge nicht zu erkennen, aber wenn man mit der Hand rüberstrich, fühlte man das mitunter schon. Einer von uns hatte die Technik wirklich perfekt raus. Bald aber wurden die Tickets fälschungssicherer, die Abreißer aufmerksamer, sodass der Aufwand sich nicht mehr lohnte.

      Eine geklebte Karte von 1971 habe ich noch. Am 13.6. spielten MAN, Alexis Korner, Atomic Rooster und Status Quo im Sportpalast. Einer von unserer Gang kannte jemandem vom Einlass, weshalb wir schnell durchgewunken wurden. Jedenfalls brauchten wir unsere Fake-Karten nicht.

      Crosstown Traffic (Jimi Hendrix)

      Beim völlig ausverkauften Jimi Hendrix Konzert, half nur noch Bestechung. Der Ordner bekam 20,- DM und ließ uns drei Schnorrer durch einen Seiteneingang rein. Oben im Rang waren noch Plätze frei. Wer ahnte da schon, dass es Jimis vorletztes Konzert sein würde. Danach noch ein Gig auf Fehmarn. Und zwei Wochen später finito.

      Seinen Tourneebetreuer damals, Gerd Augustin, lernte ich Jahre später durch seinen Cousin Hans Riebe kennen. Wir besuchten ihn in seinem Haus in Bremen.

      Gerd wusste ‘ne Menge über Hendrix zu erzählen und über Patrick Gammon, (Pianist von Ike & Tina Turner, Duopartner von Tommy Fuchsberger bei PATTO), da hatte er eine ganze Kammer voll mit Stücken der Erinnerung, Fotos etc. Interessant auch Geschichten über die Arbeit mit Amon Düül. Sein Buch „Der Pate des Krautrock“ ist sehr empfehlenswert. Und „Klartext/Voll daneben“ von ihm und Olaf Kübler. Das von ihm handsignierte Buch habe ich blöderweise verbummelt bzw. verliehen und nie wiederbekommen.

      Später schenkte es mir Mike Wrage. Und wieder war es kurze Zeit später verschwunden.

      Dann ersteigerte ich es bei Ebay. Witzigerweise von Birte, der Frau Joja Wendts. Eben gucke ich ins Regal und kann es wieder nicht finden. Müsste aber eigentlich da sein. Geht die Suche schon wieder los.

      Olaf Kübler war als Saxophonist lange bei Udo Lindenberg. Später hat er Udo verklagt, weil der ihm wohl all die coolen Sprüche geklaut hatte, wie „Alles klar auf der Andrea Doria“. Etwas hat der verrückte Olaf wohl bekommen, nur 500.000 DM, seine anfängliche Forderung, waren es nicht.

      Gypsy Queen (Uriah Heep)

      Uriah Heep und Edgar Broughton Band auf Tournee?! Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Im Vorverkauf hatte ich mir einen Gutschein für eine Konzertkarte bei der Neuen Welt in der Hasenheide Berlin gesichert. Und schon war ich drin.

      Die Berliner Band The Twangy Gang war die Vorgruppe. Mit Hübi an den Drums. Ihm sollte ich später mal mein Becken-Set für einen Auftritt leihen.

      Lange Pause nach The Twangy Gang. Erst Ratlosigkeit, dann kribblige Ungeduld im Publikum. Probleme mit den englischen Bands? Endlich brachte die Edgar Broughton Band eine Acapella Nummer und verschwand gleich wieder. Feierabend. Grund: die Anlage war nicht rechtzeitig in Berlin angekommen, Uriah Heep tauchte erst gar nicht auf. Sowas passierte früher öfters mal, dass Bands Probleme hatten, sich und ihren Kram über die Grenze durch die DDR zu kriegen. Gewaltiger Unmut. Lautstark machten wir unserem Ärger Luft, bis einige Catcher auf der Bühne auftauchten und uns mit ihren Muskelspielen klar machten, dass die Veranstaltung jetzt beendet sei. Ich ging enttäuscht nach Hause und wusste, dass mir das mit dem Gutschein nicht noch einmal passieren würde.

      Wenn ich den gegen ein Ticket eingetauscht hätte, wäre eine Reklamation verbunden mit Rückerstattung möglich gewesen. Mein Lehrlingsgehalt war nämlich nicht so üppig, was man nicht oft genug wiederholen kann.

      Als Uriah Heep Jahrhunderte später in Stuttgart spielten und der kleinwüchsige Stuttgarter Tourveranstalter Henning Tögel sie zuvor besuchen wollte, klopfte er an die Garderobentür. Tür ging auf und nach einigen Sekunden wieder zu. Henning Tögel, abgehärtet durch jahrelange Tourerfahrung, klopfte erneut und wieder wurde geöffnet. Diesmal nahm man ihn zum Glück wahr, der Gitarrist Mick Box meinte allerdings nur „Oh, I‘m sorry, but snowwhite is not in“ und schloß prustend die Tür wieder zu. Uriah Heep fanden das witzig, Henning, mit dem ich später einige Male zu tun hatte, weniger.

      In

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