Backstagepass. Peter O. Bischoff
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Immer wieder Überraschungen! Auch in Discos spielten damals Bands wie The Pretty Things (Big Eden) und in der Dachluke waren Ash Ra Tempel (noch mit Klaus Schulze am Schlagzeug) ohne Technikchikimicki. In den kleineren Discos gab es progressivere Musik von Platte oder Band zu hören.In der Tube brachten sie mal das komplette Pink Floyd Konzert vom gleichen Abend aus der Deutschlandhalle ein zweites Mal über die megagroßen Boxen. Im Milli Vanilli u.a.Titel von Alan Parsons „Tales of Mystery and Imagination“ und progressive Songs wie „In A Gadda Da Vida“ auf die Ohren. Bevor ich ins Schwärmen gerate, beende ich das jetzt. Ich selbst legte dann im Softrock Cafe auf.
Vier Mal die Woche. Immer ab 22 Uhr, gegen 4 Uhr wurde es nochmal richtig voll, weil alle anderen Discos Feierabend machten. Teilweise ging‘s bis morgens um 9 Uhr, dann übernahm ein anderer DJ bis mittags. Frühclubs gab es schon in den 70ern.
Als ich schon in Hamburg lebte, ging ich wieder mal hin, und klingelte. Neuer Name, anderes Personal. Die Türsteherin blickte meinen Kumpel und mich kurz an: „Heute ist geschlossene Gesellschaft“ und schloss die Tür. Ich klingelte noch mal und fragte nach Anette. Die kam auch. „Du kannst doch nicht unseren alten DJ einfach abweisen“ sagte sie zu der konsternierten Tante.
Geh Zu Ihr (Puhdys)
Mein damaliger Bandkollege und frischgebackener Anwalt Ulrich Schulze-Rossbach berichtete mir, die Fabrik in Hamburg sei auf der Suche nach einem Programmmacher. Das machte mich hellhörig.
Ulrich arbeitete als Syndikus für die neugegründete Berliner Plattenfirma Pool, die DDR-Bands wie Puhdys und Karat im Westen rausbrachte. Der Chef hieß Franz Hamann, war außerdem Steuerberater der Hamburger Fabrik und fuhr einen frechen kleinen Porsche, der am Hamburger Flughafen immer bereit stand. Den konnte er sich schon leisten, bevor Karat mit „Über sieben Brücken“ ihren ersten West-Erfolg haben sollte und lange bevor Peter Maffay diesen Titel coverte. Hamann war nebenbei auch noch Inhaber vom Musikverlag, Geschäftsführer war der legendäre Peter Schimmelpfennig. Übrigens fuhr damals jeder leitende Fabrik-Angestellte Porsche, inklusive Chef Horst Dietrich. Den traf ich und wurde nach kurzem Gespräch für die Fabrik, Hamburgs Kulturzentrum, engagiert. Die nervenaufreibende Tätigkeit als DJ in der In-Disco Softrock Cafe in Berlin kündigte ich, machte erst mal verdientermaßen Urlaub in Kalifornien und fing Mitte September in der Fabrik an, die 1977 durch einen verheerenden Brand zerstört worden war und Ende September 1979 groß Wiedereröffnung feierte.
Lets Go To San Francisco (Flowerpot Men, Gesang Neil Landon)
Als ich 1979 in den USA Urlaub machte, suchte ich den größten Plattenladen von San Francisco, Tower Records, auf. Wer hatte dort just an dem Tag Autogrammstunde? Nicht zu glauben: Nana Mouskouri! Mit Magical Mystery Tour unterm Arm verließ ich den Laden. Vor dem Airport hatte ich noch das unerwartete Vergnügen, Herman Brood nebst Crew zu treffen. Die hievten gerade ihre Anlage ins Auto für die US Tour.
Big Yellow Taxi (Joni Mitchell)
Pat Metheny, Jaco Pastorious, Michael Brecker, Don Elias, Lyle Mays. Was für eine Besetzung! Das war die Begleitband von Joni Mitchell, die ich 1979 in San Francisco bewundern durfte. Ich machte Urlaub in Santa Cruz, 30 Autominuten von San Francisco entfernt. Das Konzertticket kaufte ich in einem Plattenladen, die das Ding direkt am PC ausdruckten. 1979 gab es bei uns in good old Germany noch keine PCs. Ich dann mit Mietwagen nach SF und das Civic gesucht, wo das Konzert stattfinden sollte.
Eine Stunde vor Einlass standen da außer mir nur 10 Leute. Unglaublich. Nach und nach gesellten sich dann doch einige mehr dazu, kein Wunder bei dem sonnigen Wetter.
Die wenigen stellten sich ziemlich entspannt an und pflegten Smalltalk. Das war mir schon an der Greyhoundstation aufgefallen: In der Reihe anstellen und sich mit Fremden unterhalten.
American Way of Life?
Im Vorprogramm sang die Acapella-Gruppe The Persuasions Soul und Gospel. Die absolvierte zwischendrin noch einen Gastauftritt bei Joni. Unglaubliche Stimmen! Ich hatte vergessen, meine Brille einzustecken. Trug also Sonnenbrille. So‘n Typ mit Sonnenbrille im Konzert, ich kam mir komisch vor, wo‘s außerdem noch ziemlich dunkel war. Und ich auch noch stark weitsichtig. Trotzdem gelang es mir, noch ein paar gute Fotos zu schießen, die nicht zu dunkel waren.
Pat Metheny, Joni Mitchell und Jaco Pastorious
Einen Konzertmitschnitt von dieser Tour gab es im darauf folgenden Jahr auch als Doppel LP. Am beeindruckendsten fand ich damals Jacos Bass-Solo. Er spielte mit sich selbst im Quartett und machte schlussendlich einen Salto mitsamt Bass über seine Effektgeräte.
Mit Joni Mitchells Musikverlag hatte ich Jahre später zu tun, weil Carolin Fortenbacher eine deutsche Version von „Both Sides Now“ aufnehmen wollte, und das genehmigt werden musste. Leider sagte der Verlag in Jonis Namen ab. Es gab eine Version aus den 1960ern, danach hat sie nie wieder einer zugestimmt. Ihre Songs sind inzwischen weltweit hundertfach gecovert worden, aber Bearbeitungen lehnt sie nach wie vor kategorisch ab. Frank Peterson, Carolins Produzent, wollte sich nicht damit abfinden und versuchte alles Mögliche, um an sie ranzukommen. Aber Frau Mitchell ist weder über Handy noch über E-mail zu erreichen. Aussichtslos.
Es blieb dabei: Die Version kam nicht mit auf Carolins Album.
Joni Mitchell
Hamburg ‘75 War Das Gemütlich (Gottfried & Lonzo)
Bei der Fabrik wurde ich im September 1979 von Klaus Tubbesing eingearbeitet, Hamburger Urgestein der Musikszene. Der stellte mir auch den Programmmacher vom Onkel Pö, Andreas Kiel, vor. Mit Andreas sollte ich später, als er für Francis Day & Hunter (heute EMI Publishing) arbeitete, noch sehr viel geschäftlich zu tun haben.
Honky Tonky Show (Udo Lindenberg)
Die Wiedereröffnungsveranstaltung nach dem Brand war gigantisch. Drei Tage Party mit allen, die in Hummel Hummel, Mors Mors Rang und Namen hatten. Udo Lindenberg, Inga Rumpf, Hannes Bauer, Vince Weber... Am Abend wurde in letzter Minute aufgemacht. Kurz vor 20 Uhr hängte ich die letzte Tür ein. Der Architekt hatte mit den Kieselsteinen vorm Eingang ziemlich falsch gelegen. Jeder von den tausend Leuten drinnen hatte mindestens einen mit rein genommen, so dass die Steine nun in der Halle und nicht davor lagen.
Es war auch der Abend, als Udo L. am Notausgang Einlass wollte und der Ordner ihn fragte, wer er denn sein und ob er überhaupt auf der Gästeliste stehe. Darauf Udo „Ich bin Udo Lindenberg“, der Ordner knallte uns Udo mit den Worten „Haha und ich bin Otto“ frech die Tür vor der Nase zu. Später wurde er von einem mitfühlenden anderen Ordner dann reingelassen.
Mit dem Soundmann dieses Abends, Bernd Gutt, war Udo immer auf Tour. Die beiden habe ich später mal mit meinem alten Mercedes (200/8) vom Logo ins Zwick gefahren. Nachdem Udo sich dort verabschiedet