Sternstunden der Wahrheit. Группа авторов

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Sternstunden der Wahrheit - Группа авторов

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der Hörner – Rob Alef

       Lektionen in Schwyzerdütsch, Anfängerkurs – Susanne Fischer

       Das Wetter: Rhabarberchen

       Mittwochs nie – dringende Warnung vor einem Fitness-Papst – Ulrike Stöhring

       Künstler bei der Arbeit – Frank Schäfer

       Der Schüttler von Schöneberg

       Die lautesten Journalisten der Welt: Medienredakteure! – Jenni Zylka

       Tom Buhrow: sein dunkles Geheimnis ist gelüftet

       Diktatur des Proletariats – Carola Rönneburg

       Der Zweite Januar – Thomas C. Breuer

       Bosse im Blaumann – Mark-Stefan Tietze

       Der Tod des Dr. Besserwiss – Michael Ringel

       Die Wahrheit-Autoren

      Du kannst wählen zwischen Wahrheit und Ruhe,

      aber beides zugleich kannst du nicht haben.

      Ralph Waldo Emerson

      Vom Wahrsagen lässt sich wohl leben,

      aber nicht vom Wahrheit sagen.

      Georg Christoph Lichtenberg

      Die Wahrheit wird 18. Endlich erwachsen! Da sie 1991 das Licht der Welt erblickte, wird die Wahrheit im Jahr 2009 volljährig. Endlich darf sie alles tun: den Führerschein machen, an Wahlen teilnehmen, Pornos gucken ... Aber will sie das überhaupt? Erwachsen werden? Seriös, solide, schnarchlangweilig? Wie ihre Feinde? Die beschimpfen die Wahrheit gern als »Kinderseite« der taz und merken nicht, dass sie eine der ältesten Strategien aller Ernstler gegen die Kraft des Humors verwenden – die Diminuierung: Was man anders nicht beseitigen kann, soll wenigstens verniedlicht werden. Doch dafür ist die Wahrheit zu sperrig. Niedlich ist sie nur, wenn es um Tiere geht, die liebt sie über alles. Denn Tiere sind humaner als Menschen und jenen Kindern und Narren verwandt, die ja bekanntlich stets die Wahrheit sagen. Außerdem ist die Wahrheit immer wieder von Tieren gerettet worden, wenn die Ticker leer waren und nur wenige Agenturmeldungen hereinrauschten. Dann erschien plötzlich kurz vor Redaktionsschluss wie einst Flipper oder Lassie irgendein Elch oder Bär im Nachrichtendschungel, und durch das Wahrheit-Büro gellte der erleichterte Ruf: »Endlich eine Bärenmeldung!« Und die Wahrheit-Seite wurde zur Verblüffung aller Beteiligten erneut pünktlich fertig.

      Zumindest bietet der wie die meisten Jubiläen an den Haaren herbeigezogene Anlass die Möglichkeit, zurückzuschauen auf das, was die Wahrheit in den vergangenen Jahren der Weltöffentlichkeit präsentiert hat. Und eine Entwicklung lässt sich tatsächlich ablesen. Parallel zur Globalisierung ist die Wahrheit internationaler geworden. Hat sie sich in den Neunzigerjahren um öde Orte gekümmert, die meist in der deutschen Provinz lagen, schaut sie heute schon mal in Neuseeland vorbei, um zu erfahren, was auf der anderen Seite der Erde los ist.

      Für diesen Sammelband wurden vor allem Wahrheit-Artikel aus den letzten rund zehn Jahren ausgewählt. Denn seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist der Herausgeber dieses Buchs amtierender Wahrheit-Redakteur und verantwortet damit den Charakter der Seite. Außerdem sind satirische Texte zeitgebunden, bei manchen weiter zurückliegenden Ereignissen wären heute schon erhebliche Erklärungen der Hintergründe für die Leser nötig. Auf einen Fußnotenapparat wollten wir aber verzichten. Damit sollen sich künftige Generationen von Germanisten beschäftigen. Die Texte mögen lieber für sich selbst sprechen und zeigen, dass die Wahrheit zwar ein Teil einer Tageszeitung ist, oft aber über das aktuelle Tagesgeschäft hinausweist.

      Über die Alltagsarbeit hinaus wollte die Wahrheit immer auch einen Einblick geben in das Handwerk der Komik, wie Satiren, Glossen, Fakes, Anekdoten, Grotesken oder Nonsens-Texte funktionieren. Ein guter Wahrheit-Text muss immer auch ein humorkritisches Element besitzen und zumindest durchscheinen lassen, welche Schule des Humors der Autor besucht hat. Und da der Wahrheit-Redakteur während seiner Schulzeit zuviel Dozirin eingeträufelt bekam, hat er der Wahrheit sogar ein Programm gegeben. Demnach hat die Wahrheit, wie es in ihrer Selbstdarstellung heißt, drei Grundsätze: »Warum sachlich, wenn es persönlich geht«, »Warum recherchieren, wenn man schreiben kann«, »Warum beweisen, wenn man behaupten kann«.

      Neben dieser hammerhart ironischen Programmatik gibt es allerdings einen sehr ernsthaften Grundsatz: Die Wahrheit schlägt nie auf Schwächere ein. Die Frage ist nur: Was sind Schwächere? Sind das auch all die Religiösen, die nicht nur die Wahrheit, sondern alle vernünftigen Menschen dauernd einschränken wollen, weil sie sich schwer verletzt fühlen, wenn man ihre Religion verspottet. Da bleiben Konflikte nicht aus, wie zum Beispiel im Jahr 2001, als die Wahrheit einen Scherzreim über Allahs Arsch druckte. Als Reaktion gab es 13.000 Leserbriefe aus aller Welt, Drohanrufe in der Redaktion, Unterschriftenlisten in Moscheen und eine Titelgeschichte im türkischen Boulevardblatt Hürriyet. Wenn’s der Wahrheitfindung dient. Die Muslime hatten einfach nicht verstanden, dass es uns eine Ehre war, sie zu verspotten. Statt sie auszugrenzen, werden Muslime nämlich von der Wahrheit genauso behandelt wie andere Gläubige. Damit Komik entlarvend wirkt, müssen Regeln verletzt werden. Vor allem jene Regeln, die angeblich von einer höheren Macht aufgestellt wurden und in deren Auftrag Glaubensritter anderen Menschen etwas wegnehmen oder verbieten wollen.

      Aber nicht nur religiöser Wahn treibt seine Blüten. Auch Politiker können einen mullahartigen Eifer entwickeln. Wie die Grünen, deren Sprecher im Jahr 2001 die taz vom Parteitag verbannte, weil die Wahrheit zu ihrem zehnten Geburtstag die Seite eins der taz übernahm und zu einem Riesenfoto der Grünen-Chefin Claudia Roth im bunten Abendkleid titelte: »Die Gurke des Jahres«. Mit dem beeindruckenden Titel schaffte die Wahrheit es das erste Mal in die »Tagesschau«.

      Ein weiteres Mal gelangte die Wahrheit im Jahr 2006 mit der »Kartoffel-Affäre« in die Nachrichten. Peter Köhler schrieb in seiner Reihe »Schurken, die die Welt beherrschen wollen« über den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski. Die Warschauer Spaßbremse fühlte sich derart angegriffen, dass die Satire mit dem Titel »Polens neue Kartoffel« zur Staatsaffäre wurde und zu diplomatischen Verwicklungen führte. Kaczynski ließ mit der offiziellen Begründung, dass er Bauchgrimmen habe, ein deutschfranzösisch-polnisches Treffen auf höchster Ebene ausfallen und verlangte vom deutschen Außenminister, dass er sich für die Wahrheit-Satire entschuldigte. Dem Autor Peter Köhler und den verantwortlichen taz-Redakteuren wurden von der polnischen Justiz rechtliche Konsequenzen angedroht, da der Tatbestand der Beleidigung eines Staatsoberhaupts erfüllt worden sei. Halb belustigt, halb fassungslos griffen Medien aus aller Welt die »Kartoffel-Affäre« auf. Ein Jahr später wurde das Verfahren stillschweigend eingestellt.

      Die

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