Quantenheilung erleben. Frank J. Kinslow
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Unser Vorfahr der Urzeit war im Wesentlichen wie wir. Bei allen praktischen Vorhaben und Zielen war er wie wir. Wenn er heute auf die Welt käme und in einer Familie der Mittelschicht aufwüchse, dann könnte man ihn meiner Meinung nach nicht aus einer Gruppe seiner heutigen Cousins herauspicken. Doch das Problem ist Folgendes: Die Kräfte, die sein großes Gehirn und seinen aufrechten Körper formten, sind nicht die, die der Mensch von heute kennt; nicht im Entferntesten. Unser Körper und Geist, die beide vor der „Erfindung“ der Zeit entstanden, sind heute fremden Kräften ausgesetzt, die die alten Völker nicht kannten. Umweltverschmutzung, Stress am Arbeitsplatz, viele Aufgaben, die gleichzeitig zu erledigen sind, eine steigende Scheidungsrate, die Stunden vor dem Computer und negative Nachrichten aus der ganzen Welt – alles das kannten unsere Vorfahren selbst vor hundert Jahren noch nicht.
Mit der Aussage, wir hätten eine hektische Welt erschaffen, tragen wir Eulen nach Athen. Wir werden von einem unstillbaren Drang angetrieben, jede Leere auszufüllen. Wissen ist der neue Gott. Wir haben den Eindruck, wenn wir etwas wüssten, dann würden wir es besitzen und könnten es kontrollieren. Und wenn wir etwas kontrollieren können, dann können wir das entweder dafür nutzen, unser Wissen zu erweitern und unsere Kontrolle zu erhöhen, oder dafür, uns selbst vor wirklichem oder eingebildetem Schaden zu schützen. Unser kollektives Denken lautet ungefähr so: Wenn wir unser Wissen um etwas erweitern, dann haben wir das auch besser unter Kontrolle. Wenn wir etwas besser unter Kontrolle haben, dann können wir es nutzen, um unser Wissen zu erweitern, oder wir können es beseitigen, wenn es unsere Sicherheit oder unsere unaufhörliche Wissenssuche bedroht. Erkennen Sie den subtilen Wahnsinn, der da ganz fest in unsere Denkstruktur verwoben ist?
Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet nicht: „Wie kann ich noch stärker kontrollieren?“ Die Hauptfrage, über die jede und jeder von uns nachdenken sollte, heißt: „Wie kann ich mich von dem Kontrollbedürfnis befreien?“ Warum müssen wir über das Grundbedürfnis nach Überleben und leiblichem Wohl hinaus noch mehr Geld verdienen, ein schnelleres Auto fahren oder uns gezwungen fühlen, der Kassiererin im „Mini-Markt“ an der Ecke unsere Lebensgeschichte zu erzählen? Abraham Maslow würde sagen, wir hätten ein Kontrollbedürfnis, und damit hätte er recht. Doch das geht an der eigentlichen Frage vorbei, was dieses Kontrollbedürfnis verursacht.
Das Bedürfnis, zu kontrollieren, rührt von dem Gefühl her, Kontrolle sei notwendig. Das heißt, wir fühlen uns außer Kontrolle. Das Gefühl mag uns bewusst sein oder auch nicht. Meist ist es das nicht. Doch dieses subtile, unbewusste Bedürfnis zu kontrollieren facht unsere Wünsche an, über unser bloßes Überleben und unser grundlegendes Wohlergehen hinaus. (Jetzt merke ich, dass dieses Modell eine grobe Vereinfachung der komplizierten psychischen Interaktionen darstellt, die zwischen unseren Ohren herumspringen, doch folgen Sie mir noch ein wenig und schauen wir, worauf das hinausläuft.)
Das Ego äußert sich auf eine von zwei Arten: Es kann im Ruhezustand sein, dabei fühlt es sich weit und vollständig. Diesen Zustand erleben Sie, wenn Sie lange in einen Sternenhimmel blicken oder manchmal, wenn Sie sich beim Aufwachen ganz in Ihrer Mitte fühlen – dann ist die Welt ganz in Ordnung. Die andere Ausdrucksform des Ego erleben wir in 99 Prozent der Zeit: Das ist das Ego, das sich leer fühlt und versucht, diese Leere zu füllen, indem es Dinge um sich herum ansammelt und Menschen, die ihm vorübergehend das Gefühl der Fülle vermitteln.
Das entscheidende Wort hier ist „vorübergehend“. Wir scheinen das Ego nicht dauerhaft befriedigen zu können, nicht wahr? Wenn wir uns ein neues Auto kaufen, ist unser Ego nur vollkommen zufrieden, bis wir eine Delle in der Tür haben oder die erste Rate zahlen. Bei der letzten Rate können wir es schon gar nicht mehr erwarten, das Auto endlich loszuwerden und ein neues zu kaufen. Neues Auto, neue Arbeitsstelle, neue Speisen, mehr Geld, mehr Zeit, mehr Liebe … – unser Ego sucht unbarmherzig immer mehr und neue Erfahrungen in dem sinnlosen Bemühen, diese leise, zarte Stimme von irgendwo tief in uns zu übertönen, die ständig flüstert: „Noch nicht erfüllt.“
Sie glauben vielleicht, das sei nicht gut, doch es ist gut. Dieses Gefühl der Leere ist etwas Gutes, genau wie körperlicher Schmerz etwas Gutes ist. Körperlicher Schmerz wird oft kritisiert, weil er unangenehm ist; doch wenn wir keinen Schmerz verspüren würden, wüssten wir nicht, dass etwas nicht in Ordnung ist. Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine neurologische Ausfallserscheinung oder Sie litten unter der Erbkrankheit Anhidrose, beides Probleme, bei denen Sie keinen Schmerz spüren. (Anhidrose bezeichnet eigentlich die Unfähigkeit, zu schwitzen, die mit der Unfähigkeit, Schmerz zu spüren, einhergeht.) Dann könnten Sie nicht gefahrlos trinken oder etwas Heißes essen, und Sie wüssten auch nicht, ob Sie neben dem Bissen Steak nicht zusätzlich auf Ihrer Zunge herumkauten; Sie wüssten nicht, ob Sie von einem gemütlichen Spaziergang im Park Erfrierungen bekämen oder ob Sie bluteten, wenn Sie sich Ihren Kopf am Eckschrank anstießen. Schmerz ist ein natürliches Warnsignal, dass etwas nicht in Ordnung ist. Genauso ist es mit dem Gefühl der Leere. Es ist ein Warnhinweis, dass wir mit dem, was wir tun, nichts gegen unser Problem unternehmen.
Wir versuchen diese leise, zarte Stimme zu übertönen, die uns ständig auf vielerlei Arten daran erinnert, dass etwas fehlt. Ja, der moderne Mensch ist erstaunlich erfinderisch darin, Wege zu ersinnen, diese innere Stimme zum Schweigen zu bringen. Die Technik ist unser großartigstes Werkzeug dafür und bietet sich wunderschön für diese Lockvogeltaktik an, die wir entwickelt haben, um den Hunger nach mehr zu stillen. Der Computer, an dem ich gerade sitze, ist hierfür das perfekte Beispiel. Zweckmäßig, ja, aber – wenn mit dem Internet verbunden – auch eines der großartigsten Spielzeuge, die die Menschheit ersonnen hat. Einkaufen ist ein weiteres Beispiel. Wie viele von uns haben schon Dinge gekauft, die sie nicht wirklich brauchten?
Wir suchen uns Zerstreuungen, um unsere Aufmerksamkeit von diesem Gefühl der Leere wegzulocken, dem Gefühl der Einsamkeit und des Verlustes. Einkaufen, Essen, Extremsport, Sex, Fernsehen … – die Liste ließe sich beliebig fortführen. Wir können nicht einmal die Früchte unserer Anstrengungen genießen, denn praktisch sofort kriecht das Verlangen nach etwas Größerem oder Besserem oder nach etwas, was in rotem Glanzleder daherkommt, in unser Gehirn. Wir können die unendliche Leere niemals füllen mit unserem Versuch, sie mit Dingen, Gedanken und Emotionen zu stopfen. Das wäre so, als würden wir die rote Ölwarnlampe im Auto mit einem schwarzen Filzstift übermalen, damit wir nicht ständig an den niedrigen Ölstand erinnert werden. Damit begibt man sich nur in Richtung Schwierigkeiten und früher oder später bekommt man sie auch. Leere, Langeweile, Ruhelosigkeit und Besorgtheit sind, wie körperlicher Schmerz, rote Warnlampen. Sie versuchen uns mitzuteilen, dass etwas schiefläuft. Sie teilen uns mit, dass äußere Aktivitäten uns nicht zu innerem Frieden verhelfen. Wir sind immer wieder nach außen gegangen, um immer mehr zu erlangen, obwohl die Antwort in der anderen Richtung liegt.
Was ist also das Problem? Warum verspüren wir den unerbittlichen Ansporn, immer mehr zu erwerben und zu erreichen? Das Problem ist, dass wir nicht mehr brauchen. Wir brauchen weniger. Ja, wir brauchen noch weniger als weniger. Wir brauchen nichts. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist wahr. Und das funktioniert so.
Aus der Quantenphysik wissen wir, dass das Leben zwei Hälften hat, das Feld der Form und Energie sowie das Nichts, aus dem alles stammt. Genau genommen hat darauf nicht die Quantenphysik als Erste hingewiesen. Spirituelle Texte wie die Veden und Upanishaden, taoistische und buddhistische Schriften und die christliche Lehre sprechen alle von der Leere, die vor der Schöpfung herrschte. Was ist daran also die große Sache? Es stellt sich heraus, dass das Nichts nicht leer ist. Halt, nicht abschalten, bleiben Sie jetzt da, hier wird es interessant! Alle „Dinge“ in der Schöpfung – Sternenstaub, Antimaterie, Marienkäfer und süße Träume – existieren in der relativen Welt von Form und Energie. Das Nichts umgibt und durchdringt dieses Feld der Form. Das Nichts verfügt über alle Bausteine, um unsere kosmische Existenz mit einer unendlichen Vielfalt an Dingen zu füllen, doch als Nichts haben sie noch keine Form angenommen.
Woher