Zehn Jahre nach Oscar Cullmanns Tod: Rückblick und Ausblick. Группа авторов

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Zehn Jahre nach Oscar Cullmanns Tod: Rückblick und Ausblick - Группа авторов Basler und Berner Studien zur historischen Theologie (BBSHT)

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grosszügige Un­terstützung ermöglichten. Das Rektorat der Universität Basel, die Theologi­sche Fakultät und die Leitung der Universitätsbibliothek haben den Anlass nach Kräften unterstützt, wofür wir an dieser Stelle unseren Dank aus­spre­chen. Den Mitgliedern des Vorstandes der Fondation Oecumenique Oscar Cullmann in Basel und ihrem gegenwär­tigen Präsidenten, Kollegen Martin Wallraff, der die Verbindungen zur The­ologischen Fakultät in Basel und zur Waldenserfakultät in Rom hergestellt hatte, danken wir für das Engagement bei der Durchführung des Anlasses. Die Professoren aus Rom besuchten das Symposium und erinnerten damit an die Verbindung Oscar Cullmanns mit der Theologischen Fakultät der Waldenser. Um die Drucklegung haben sich verdient gemacht Rebekka Schifferle, Basel, Kerstin Groß, Bern, und Nina Andrea Sonderegger, Bern. Frau Marianne Stauffacher, Verlagsleiterin des Theologischen Verlags Zürich, danken wir für die vorzügliche Betreuung des Bandes. Last but not least danken wir der Autorin und allen Autoren für die gute Zusammenarbeit. Es bleibt uns zu hoffen, dass der Band zur Erfor­schung des vielfältigen Nachlasses einlädt und anregt.

      Bern und Princeton, 16. Januar 2012

      Martin Sallmann Karlfried Froehlich

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      Zum Nachlass

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      Karlfried Froehlich

      Die Arbeit am Cullmann-Archiv 1999–2009

      Unser Basler Symposium im Juni 2009, zehn Jahre nach Oscar Cull­manns Tod, soll Rechenschaft ablegen über die bisherige Arbeit am Nachlass und Anregungen geben für die weitere Arbeit am wissenschaft­lichen und geisti­gen Erbe des Lehrers und Freundes, die mit diesem Sommer in ein neues Stadium eintrat. Anlass ist die Überführung und Öffnung des Cull­mann-Archivs in Basel, der wichtigsten akademischen Wirkungsstätte von Oscar Cullmann. Mit der Übernahme des Archivs durch die Universitäts­bibliothek Basel ist Wirklichkeit geworden, was nachdenkliche und inter­essierte Zeitge­nossen schon lange erhofft hatten: Die Cullmann-Papiere, einer der bedeu­tendsten theologischen Nachlässe des 20. Jahrhunderts, haben eine Heimat gefunden, in der sie der Bearbeitung und der Forschung in ange­messener und verantwortlicher Weise zugänglich gemacht werden können. Schon wäh­rend der letzten Lebensjahrzehnte ist dem grossen Ge­lehrten dieser Schritt immer wieder nahegelegt worden, und er hat dar­über nach­denken müssen. In einem Brief vom 10. Januar 1989, den sein geschätzter Verleger Georg Siebeck nach einem meiner Besuche bei ihm in Tübingen an ihn schrieb, heisst es:1

      «Beiläufig erzählte mir Herr Froehlich […] von Ihren Plänen einer Stif­tung Villa Alsatia. Ohne daß ich die näheren Umstände kenne und nur, weil ich in letzter Zeit Zeuge der Schwierigkeiten beim Ordnen eines literarischen Nachlasses geworden bin (Max Weber,2 Rudolf Bultmann3), gebe ich meinen |12| spontanen Gedanken dazu Ausdruck. Daß das Haus in der sicher traumhaf­ten Umgebung von Chamonix, das ich ja leider immer noch nicht kenne, auch später einmal für Theologen offenstehen soll, finde ich großartig. Zur Erholung wird dies sicher auch langfristig ein herrliches Domizil sein. Zum wissenschaftlichen Arbeiten wird die Eignung stark davon abhängen, wie weit dort allgemeine und theologische Fachliteratur zur Verfügung steht, und zwar eben auch neuere. Daß Ihr literarischer Nachlaß (Manuskripte, Korrespondenz) auch in Chamonix gesammelt werden soll, hat mich dage­gen etwas beunruhigt. Wird es dort wirklich auf Dauer sichergestellt sein, daß er auch entsprechend verwaltet und zugänglich gehalten wird? Ist er dort nicht einfach zu weit von den sonstigen Zentren theologischer For­schung entfernt? – Spontan würde ich meinen, der literarische Nachlaß eines Gelehrten gehört auch in eine Universitätsstadt und da fällt mir bei Ihnen an erster Stelle Straßburg, an zweiter Stelle Basel und an dritter Stelle Paris ein.»

      Um diese Zeit hatte Oscar Cullmann bereits anders entschieden. In seinem Tes­tament vom 5. April 1988 hatte er die Fondation de France als Uni­versalerbin einge­setzt und bestimmt, dass der gesamte wissenschaftliche Nachlass samt allen Büchern in sein geliebtes Landhaus – in der Tat «in der traumhaften Umgebung» am Mont­blanc gelegen – verbracht werden und den Grundstock eines dort einzurichten­den ökumenischen Arbeits- und Begegnungszentrums bilden sollte.4 Der Plan war kühn, grosszügig und genau durchdacht. Im Archiv existiert ein undatiertes zweitei­liges Dokument aus den letzten Lebensjahren, wahrscheinlich Ende 1995, welches das Traum­projekt in allen Einzelheiten beschreibt.5 Bei Cullmanns Vorstellungen standen offensichtlich seine Erfahrungen mit anderen theologischen Lebens­gemein­schaften Pate: mit dem Thomasstift in Strassburg, dem Alumneum in Basel, dem Ökume­nischen Institut in Tantur.6 In der herrlichen Bergwelt mit ihrer guten Luft, ihren Naturschönheiten und dem grossen Wald sollte nicht nur Erholung gesucht, sondern ökumenisch diskutiert, geforscht und ge­schrieben werden in einem Rahmen, in dem für alles gesorgt war. Tägliche Andachten und gemeinsame Mahlzeiten waren ge­nauso vorgesehen wie Spaziergänge im Wald, Ausflüge und Klausurmöglichkeiten im Haus. Zum vorgesehenen Personal gehörten Köchin und Gärtner, Archivar und Pro­grammdirektor, |13| und alles das war möglich, denn – so die optimistische Einschät­zung – Geld genug war vorhanden.

      Im Jahr 1999 befand sich dieses Dokument in den Händen einer Reihe jüngerer Theologen und Freunde Cullmanns, die er selber als Mitglieder einer zweiten Stif­tung, der Fondation œcuménique Oscar Cullmann, benannt hatte.7 Cullmann wusste sehr wohl, dass die Fondation de France seine Pläne zwar wohlwollend zur Kennt­nis nehmen würde, selber aber nicht kompetent war, sie auszuführen. So hatte er 1994 neben der Fondation Cullmann im Schoss der Fondation de France diese zweite Stiftung errichtet, die für die Ver­wirklichung seiner Pläne verantwortlich sein sollte. Seine Grundüberlegung war sehr einfach: Das Einkommen des von der Fondation de France verwalte­ten und, wie er meinte, stattlichen Vermögens sollte die finanziellen Mittel bereitstellen, mit deren Hilfe die zweite Stiftung sich um Pro­gramm und Pflege seines geistigen Erbes in Chamonix und darüber hinaus kümmern würde.

      Der Siebeck-Brief von 1989 spricht bereits sehr deutlich die sachlichen Probleme dieses Konzepts an. Genügt eine Hausbibliothek als Arbeits­instru­ment für wissen­schaftliche Projekte? Kann der literarische Nachlass in Chamonix sicher aufbewahrt, sachgemäss erschlossen und der Forschung zugänglich gemacht werden? Die Erfah­rung der vergangenen zehn Jahre hat die Berechtigung dieser Fragen bestätigt. Viel schwerer wiegend war freilich die Fehleinschätzung der wirtschaft­lichen Grundlage des utopischen Unter­nehmens. Im erwähnten Dokument erklärt Cullmann: «Die Unterhalts­kosten des Anwesens (Haus und Wald) seit 1951 sind im Durchschnitt unendlich viel geringer als die Zinsen des Kapitals […], das die Fondation de France erben wird.»8 Die Wirklichkeit sah anders aus. Von Anfang an verschlangen die zur Instandhaltung der Villa erforderlichen Kosten fast vollständig die jährlichen Erträge des der Fondation Cullmann im Schoss der Fondation de France zur Verfügung stehenden Vermögens, und schon in der Frühphase |14| der gegenwärtigen Finanzkrise im Herbst 2008 war der Gesamt­wert des Restvermögens auf weniger als 800 000 Euro geschrumpft. Die Fondation de France hat immer wieder versucht, im Bewusstsein ihrer eigenen Verantwor­tung, die Bemühungen der Fondation œcuménique Oscar Cullmann zur Pflege des geistigen Erbes Oscar Cullmanns zu unterstützen und hat auch zur Ausrichtung dieses Symposiums finanziell beigetragen. Aber es ist nicht zu leugnen, dass sie unter den gegenwärtigen Umständen nicht auch noch das Haus halten kann, wenn sie in erster Linie sachliche Cullmann-Projekte fördern soll.

      Bis vor wenigen Jahren hat die Fondation œcuménique unter ihrem ersten Präsi­denten Matthieu Arnold und seit Januar 2005 unter meiner Leitung versucht, den Gedanken vom Cullmann-Zentrum in Chamonix wenigstens als Zukunftsplan auf­rechtzuerhalten, hat sich aber in Ermangelung finanzier­barer Alternativen auf die Erschliessung des Nachlasses konzentriert. Die Anfänge gehen auf den Sommer 1999 zurück, als mich während eines kurzen Europa-Aufenthalts ein Anruf aus Basel erreichte mit der Bitte, der Fondation de France bei der Schätzung der Cullmann-Papiere zu helfen. Beim ersten Termin in

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