Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker

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Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten - Alfred Bekker

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menschliche Handspannen und sich an der Spitze teilte, ganz wie es der Schmiedetradition der Orxanier entsprach, und schlug mit einem Hieb vorn ein Stück des Mastes ab, sodass er nicht mehr so stark in seinen Bewegungen behindert wurde.

      In den letzten Jahren hatte sich Gorian bemüht, alles über die Frostkrieger zu erfahren, was an spärlichen Informationen bis nach Thisilien gelangt war. Gaerth hatte ihm von den verzweifelten Abwehrkämpfen erzählt, die in Orxanien gegen diese Kreaturen geführt worden waren. Außerdem hatte Gorian einiges in den Schriften des Ordens gefunden, die sein Vater noch auf dem Speicher aufbewahrte.

      So unterschiedlich die einzelnen Darstellungen und Berichte auch waren, in einem stimmten sie alle überein: Auch Untote waren keineswegs unsterblich, und wenn eine dieser Kreaturen so schwer getroffen wurde wie jener Orxanier mit dem Maststück im Leib, bedeutete dies normalerweise ihr Ende – und nach dem Glauben vieler auch die Erlösung desjenigen, der zum Sklaven des Unheils geworden war.

      Gaerth war sich nicht sicher gewesen, ob sich die Seelen der Unglücklichen, die als Untote in den Reihen der Frostheere kämpften, nicht schon längst zuvor verflüchtigt hatten, aber auch er war davon überzeugt gewesen, dass eine schwere Verwundung für einen Frostkrieger ebenso tödlich war wie für ein lebendes Wesen.

      Wenn also ein Frostkrieger so schwer zu töten war wie dieser dort, dann musste ihn eine sehr starke Kraft beseelen. Eine Kraft von dunkler Magie, die wohl auch dafür sorgte, dass die Frostkrieger nicht einfach dahinschmolzen, obwohl sie sich doch sehr weit vom kalten Reich ihres Herrn entfernt hatten.

      Wind kam auf. Ein Wind, so kalt und schneidend, wie Gorian ihn nie zuvor erlebt hatte. Seine Kälte ließ die Frostkrieger wohlig aufstöhnen, und mancher von ihnen hielt die Arme empor, als wollte er ihn begrüßen.

      An Beliaks Knollennase und in seinem strubbeligen Haar bildete sich Raureif, und obwohl Adhe – außer bei ihrer Entstehung – alles andere als kälteempfindlich waren, begann er zu zittern.

      Beide starrten sie in die Dunstwand, wo sich ein riesenhafter Umriss zeigte. Eine Gestalt, so groß wie eines der mehrstöckigen Lagerhäuser am Hafen von Thisia, schälte sich aus dem Grau des Nebels. Sie glich einem achtbeinigen Eisbären, der sich aufgerichtet hatte und sich mit den Tatzen seiner drei oberen Beinpaare auf einen Stab stützte, der dick wie ein Baumstamm war. Der Stab wirkte wie aus Elfenbein, als wäre er aus dem Maul eines gewaltigen Walrosses gebrochen worden. Die Spitze steckte in der Eisscholle, auf der der achtbeinige Eisbär stand, und dort, wo der Zahn vielleicht einmal in einem riesenhaften Walrosskiefer gesteckt hatte, war ein Orxanier-Schädel befestigt worden.

      Dunkel quoll eine Flüssigkeit unter dem Schädel hervor, und Gorian fühlte sich unwillkürlich an das schwarze Blut aus der Handwunde seines Vaters erinnert. Es zischte, wenn Tropfen davon die Eisscholle und die Füße des achtbeinigen Eisbären berührten.

      Beliak stotterte ein paar Worte in der Sprache der Adhe. Die Erscheinung dieses Wesens raubte ihm die Fassung. Selbst die Frostkrieger, die sich bedrohlich näherten, schienen ihm für diesen Moment gleichgültig.

      „Frogyrr!“, murmelte er. „Ihr Götter Orxaniens! Frogyrr, der achtbeinige Bär, der dem Riesenwalross den Zahn stahl! Es muss einen sehr wichtigen Grund geben, dass Morygor ihn so weit in den Süden schickt ...“

      Frogyrr war einer der Frostgötter, die einst in der großen Schlacht am Weltentor aus der diesseitigen Existenzebene vertrieben worden waren und die Morygor durch seine Magie zurückgeholt und zu seinen Dienern gemacht hatte. Wahre Schreckensgeschichten kursierten über ihn und die anderen Frostgötter. Geschichten, deren Weiterverbreitung die Priesterschaft zu verbieten versucht hatte, weil jede Erzählung nur die Macht dieser frostigen Wesenheiten stärkte und vielleicht sogar von der Verehrung des Verborgenen Gottes ablenkte. Aber dieses Verbot hatte nicht verhindern können, dass diese Erzählungen seit Generationen von Mund zu Mund gingen.

      Der Kurs der Eisscholle, auf welcher der achtbeinige Eisbär stand, veränderte sich auf eine Weise, die weder mit der Strömung noch mit dem Wind oder irgendeinem anderen natürlichen Phänomen zu erklären war. Sie gewann an Fahrt und steuerte geradewegs auf die zum Hof gehörende Anlagestelle zu.

      Frogyrr öffnete sein gewaltiges Maul und stieß einen durchdringenden Laut aus. Ein raureifähnlicher eisiger Hauch trat dabei hervor, der auch Gorian und Beliak erfasste. Für einen Moment hatte Gorian das Gefühl, vor Kälte erstarren zu müssen.

      Diese Kraft der puren Kälte war es offenbar, die es den Frostkriegern überhaupt erlaubte, hier anzulanden, ohne zu schmelzen.

      Ein kaltes Licht glühte in den Augen des Bären auf, und das tiefe Grollen, welches daraufhin aus seinem Schlund drang, klang wie triumphierendes Gelächter.

      Die Eisscholle erreichte die Anlegestelle, und krachend zerbrachen unter ihrem Druck die Pfähle, auf denen der Steg ruhte. Der Bär tauchte den aus dem Riesenwalrosszahn geschnitzten Stab ins Wasser, das sich noch zwischen der Eisscholle und dem Ufer befand, murmelte eine Zauberformel, und das Wasser rund um den Stab begann zuerst zu zischen, dann erstarrte es innerhalb weniger Augenblicke. Eine Eisdecke bildete sich und verband die Scholle mit dem Land. Die Reste des zerschmetterten Stegs ragten daraus hervor. Der achtbeinige Eisbär konnte nun trockenen Fußes ans Ufer gelangen.

      Die ganze Scholle – obgleich so groß wie zehn heiligreichische Koggen – schwankte unter den Schritten des Achtbeiners. Die Eisdecke brach, stöhnend wie ein Tier, auf einer halben Schiffslänge wieder auf, aber ein einziger kalter Hauch des Bären ließ den Spalt sogleich erneut zufrieren. Mit bedächtigen Schritten stapfte der Frostgott an Land, und überall in seiner Nähe begann sich Reif abzusetzen. Selbst die widerstandsfähigsten Gräser am schmalen Uferstrand, die allen eisigen Winterstürmen getrotzt hatten, erfroren innerhalb weniger Herzschläge.

      „Vorwärts!“, erreichte Gorian ein übermächtiger, äußerst bedrängender Gedanke des Frostgottes, obwohl diese Botschaft ganz sicher nicht an ihn, sondern an die untoten Orxanier gerichtet war; gleichzeitig stieß Frogyrr ein unwilliges Brummen aus. „Holt ihn mir! Sofort! Oder wollt ihr Nichtsnutze auch nur einen Augenblick länger in diesem heißen Land schmoren, als unbedingt erforderlich ist?“

      Die Orxanier antworteten mit Rufen in ihrer Sprache, von der Gorian kein Wort verstand. Die Ersten von ihnen hatten die unsichtbare magische Grenze, die die Schädelsteine markierten, bereits hinter sich gelassen. Manchmal gab es einen bläulichen Blitz, wenn einer der eisigen Krieger sie überschritt.

      Frogyrr aber machte keinerlei Anstalten, ihnen zu folgen. Vielleicht gab es nichts, was ihn mit diesem Ort verband, sodass er die Barriere nicht einfach durchschreiten konnte wie die Orxanier.

      ––––––––

      Beliak und Gorian hetzten zum Hof.

      Dort war alles in heller Aufregung. Knechte und Mägde hatten sich auf die Pferde geschwungen, um zu fliehen. Die Orxanier, die auf Nhorichs Hof arbeiteten, waren größtenteils noch unschlüssig, ob es besser war, wegzulaufen oder der Wut nachzugeben, die viele von ihnen gegen die Frostkrieger empfanden. Schließlich hatten sie ihre Heimat im hohen Norden ihretwegen verlassen müssen und hegten daher einen tiefen Hass auf die Untoten und ihren Herrn. Dass manche dieser Schergen Morygors die Gesichter der eigenen Verwandten trugen, steigerte ihre Wut eher noch.

      Sie

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