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ganze Ausrüstung selbst tragen mussten, weil wir keine Roadies hatten … und dass unser Bus gelegentlich liegen blieb [seufzt]. Das waren die einzigen Unannehmlichkeiten, ansonsten war ich eigentlich immer bester Laune.“(16)

      Einer der erinnerungswürdigsten Auftritte fand im berühmten Cavern statt, jenem Liverpooler Club, in dem die Beatles einmal angefangen hatten. „Im Cavern spielten wir zweimal“, berichtete Elton, „und es war definitiv einer der übelsten Läden, wo wir wahnsinnig darauf aufpassen mussten, dass nichts von unseren Sachen geklaut wurde; einer von uns stand dauernd Wache. Und auf dem Männerklo liefen die Abflüsse über, es war total eklig. Trotzdem war es ein toller Ort für ein Konzert. Wenn ich heute an diese Zeiten zurückdenke, hatten wir wirklich unheimlich viel Spaß. Ich kann mich nicht daran erinnern, schlecht drauf gewesen zu sein oder Hunger gehabt zu haben. Ich wohnte noch zu Hause und musste keine Miete zahlen, aber trotzdem frage ich mich heute, wie es mir gelang, mit nur 15 Pfund in der Woche zurechtzukommen.“(17)

      Die Karriere von Bluesology gliederte sich in drei Abschnitte. Im ersten versuchten sie, aus eigener Kraft den großen Durchbruch zu landen. In der zweiten konzentrierten sie sich darauf, als Begleitband für amerikanische Sänger zu fungieren, die durch Großbritannien tourten. Und in der dritten wurden sie die Backup-Band für den britischen Bluesrock-Sänger Long John Baldry. Als „Come Back Baby“ sich nicht sofort als großer Chartstürmer erwies, versuchten Reggie, Mike, Rex, Stuart und Dave, mit einer anderen Strategie zu Stars zu werden.

      1966 ließen sie sich von amerikanischen Showgrößen engagieren, die für ihre Konzerte Begleitmusiker brauchten. „Im Gaumont State in Kilburn spielten wir bei Roy Tempest vor, und er sagte ‚Ja‘“, berichtete Elton. „Er bot uns einen Job als Band für Wilson Pickett an, und wir probten wie die Wilden … bis Pickett dann kam, sagte, dass wir lausig waren, und wieder nach Amerika fuhr. Wie man sich vorstellen kann, waren wir ziemlich enttäuscht. Allerdings nicht lange, denn wir bekamen gleich das nächste Engagement als Begleitband für Major Lance. Das war der Punkt, an dem wir beschlossen, Profimusiker zu werden. Wir begleiteten noch viele andere amerikanische Künstler wie zum Beispiel Patti LaBelle mit ihren Bluebelles.“(18)

      Major Lance, der Bluesology nach der Ablehnung durch Wilson Pickett eine neue Chance gab und ihnen den Schritt ins Profilager ermöglichte, hatte damals einige große Hits wie „The Monkey Time“ (1963), „Hey Little Girl“ (1963) oder „Um, Um, Um, Um, Um, Um“. Für Bluesology boten diese Gigs zudem eine hervorragende Möglichkeit, sich vor einem unvoreingenommenen Publikum zu beweisen, das die Band noch nicht kannte.

      Elton erinnert sich: „Major Lance war der erste, mit dem es losging, und dann folgte eine ganze Reihe weiterer Künstler. Wir spielten zweimal mit Patti LaBelle & The Bluebelles, hatten zwei Konzerte mit den Original Drifters, eine ganze Tournee mit Doris Troy und eine mit den Ink Spots und Billy Stewart. Zwischendrin, wenn wir keine anderen Musiker unterstützten, leisteten wir die obligatorischen Auftritte in Hamburg ab. Das war noch so eine Erfahrung, die mich erwachsen werden ließ und wirklich weiterbrachte. Danach fuhren wir nach Schweden und einen Monat nach Südfrankreich. Wir machten eben so ganz mittelmäßige Dinge.“(19)

      Billy Stewart brachte Bluesology entscheidend voran. Er war ein echter Musikprofi, der in den 1950er-Jahren von Bo Diddley entdeckt worden war; seine ersten eigenen Aufnahmen hatte er 1956 eingespielt. Von Bluesology erwartete er, dass sie auf der Bühne richtig abrockten, und er duldete es nicht, wenn jemand nicht sein Letztes gab. Die Forderung nach punktgenauen Arrangements und prägnantem Zusammenspiel auf der Bühne wusste Elton später sehr zu schätzen: „Billy Stewart hat uns wirklich zusammengeschweißt. Er war auf der Bühne hervorragend … einfach unglaublich. Sein Timing, sein Showtalent und seine Stimme waren einfach großartig.“(20)

      Die Aufträge, die ihnen Roy Tempest vermittelte, erwiesen sich oft genug als Sprung ins kalte Wasser. Die Soulmusiker, die er nach England holte, hatten oft den Höhepunkt ihrer Karriere längst überschritten. Zudem stellte Tempest den durchreisenden Künstlern seine eigene Wohnung als Hotel zur Verfügung und berechnete den Bandmitgliedern für die bescheidene Unterkunft sogar noch Miete. Zu seiner Geschäftsstrategie gehörte es, Bands zu engagieren, die eine bestimmte Erfolgsgruppe imitierten, und lediglich das Wörtchen „Original“ dem Bandnamen hinzuzufügen, um Schwierigkeiten mit dem Copyright zu vermeiden. Er holte beispielsweise eine Band, die wie die Drifters klang, und nannte sie „Original Drifters“, um zu vertuschen, dass die Sänger nicht das Geringste mit dem eigentlichen Hit-Ensemble zu tun hatten. „Tempests Doppelgänger waren faszinierend“, berichtet Elton, „und wie es uns je gelang, die Tourneepläne einzuhalten, weiß ich nicht mehr. Tempest kam später wegen dieser Geschichte mit den nachgemachten Bands aus den USA sogar in die Zeitung … ich erinnere mich an ‚James Brown Jr.‘ und ‚The Original Supremes‘, und wir spielten ein paar Mal als Backing-Band für ‚The Original Drifters‘. Richtig leid taten mir die Ink Spots, weil das Publikum erwartete, dass sie so ähnlich wie die Drifters sein würden. Als wir im Ritz und im Plaza in Birmingham auftraten, hatten sie drei Leute engagiert, die vorn an der Bühne standen und klatschten, um die Zuschauer zumindest ein bisschen in Fahrt zu bringen. Der Laden war voll, als sie auf die Bühne gingen, und leer, als sie ihren Auftritt beendeten. Das war wirklich schade, denn sie waren total nett. Sie fingen meist mit ‚Back In Your Own Yard‘ an, den Abschluss bildete ‚When The Saints Go Marchin’ In‘, und sie spielten auch Sachen wie ‚Whispering Grass‘. Aber selbst damals waren die Zuschauer im Twisted Wheel so hip, dass sie eine echte 78er-Schallplatte der Ink Spots ins Konzert mitbrachten, die sie irgendwo auf dem Dachboden aufgestöbert hatten, und sie auf den Schultern trugen. Das Wheel und das Mojo waren die angesagtesten Läden überhaupt.“(21)

      Die aufregendste Band, mit der Reggie und seine Mitmusiker damals spielten, war zweifellos Patti LaBelle & The Bluebelles. Die vier jungen Frauen – außer Patti selbst waren noch Sarah Dash, Nona Hendryx und Cindy Birdsong dabei – stammten aus dem Süden von New Jersey und aus Philadelphia und sangen seit 1962 zusammen. Ihr erster Hit hieß „I Sold My Heart To The Junkman“, später folgten eher am Mainstream-Geschmack ausgerichtete Standards wie „Danny Boy“, „You’ll Never Walk Alone“ und „Over The Rainbow“, das aus jenem Film stammte, der später Eltons Album Goodbye Yellow Brick Road stark beeinflussen sollte: Der Zauberer von Oz.

      Als Patti, Nona, Sara und Cindy 1966 durch England tourten, hatten sie eine Phase des Stillstands in ihrer Karriere erreicht. Selbst in den USA konnten sie nicht die Charthits verzeichnen, wie sie beispielsweise die Supremes oder Martha Reeves & The Vandellas vorlegten. Dennoch stand den Bluebelles der ganz große Erfolg noch bevor.

      1967 stieg Cindy aus, um Florence Ballard bei den Supremes zu ersetzen. Patti, Nona und Sarah blieben zusammen und benannten sich 1970 in LaBelle um. Eine Weile arbeiteten sie mit demselben Manager zusammen, der auch The Who betreute, Kit Lambert. Doch erst, als sie die Zügel ihrer Karriere in die Hände einer engagierten Managerin namens Vicki Wickham legten, ging es für sie wirklich voran. Anfang der Siebziger hatten sie mit „Lady Marmalade“ einen Riesenhit, und 1975, auf der Höhe ihres Ruhms, kamen sie wieder mit Reginald Dwight zusammen – der inzwischen längst Elton John hieß.

      Sarah Dash, Nona Hendryx, Cindy Birdsong und Patti LaBelle lernten Reg Dwight 1966 kennen, als sie ihre ausgedehnte Tour durch die Clubs und Diskotheken Großbritanniens begannen. „Unsere Band trafen wir in London“, berichtete Sarah. „Man hatte den Jungs die Musik schon vorab zugeschickt, aber aus irgendeinem Grund brachten wir damals Balladen und alles Mögliche, und bei ein paar Sachen waren sie sich nicht ganz sicher, wie sie die hinkriegen sollten. Wir sangen softe Songs wie ‚You’ll Never Walk Alone‘ oder ‚Groovy Kind Of Love‘, das damals ein großer Hit war.“(22)

      Auch an den 19-jährigen Reggie Dwight erinnerte sich Sarah: „Er war ein kleiner, rundlicher Kerl mit Brille. Er war einfach süß, immer guter Laune und ein ganz angenehmer Typ, der ja auch einige Jahre jünger war als wir. Er war noch ein Teenager, immer gut drauf und ein bisschen kindlich. Außerdem fand er es total aufregend, mit einer Band aus Amerika zusammenzuarbeiten. Damals hatte ich keine

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