Elton John. Mark Bego
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Elton John - Mark Bego страница 11
LaBelle und Bluesology traten nicht nur in der britischen Hauptstadt auf, sondern reisten im Zickzack durch ganz Großbritannien. „Wir spielten in zahllosen Clubs im Norden, und das war wirklich harte Arbeit“, berichtete Dash. „Weil wir so lange in England waren, mieteten wir uns eine Wohnung. Das erste Mal blieben wir für drei Wochen, und wir mussten immer Shilling-Münzen in die Gasuhr werfen, damit die Heizung lief. Für uns war das ein ganz schöner Kulturschock. Später hatten wir dann allerdings ein wenig mehr Luxus auf Tour.“(24)
Sarah, aber auch die anderen drei Bluebelles, freundeten sich eng mit Reggie Dwight an. „Wir trafen uns bei den Proben. Sie spielten ja für uns. Hinter der Bühne war es oft langeweilig, wenn wir in Orten wie Manchester festsaßen. Patti liebte damals Ingwerkekse, ebenso wie Elton, den wir damals noch Reggie nannten. Es gibt ein Foto von Patti und Elton, auf dem sie beide diese runden Ingwerkekse wie kleine Kreise im Mund haben. Elton war uns gegenüber immer sehr respektvoll. Es war eine schöne Zeit. Er war einfach ein rundlicher, aufgeweckter kleiner Bursche.“(25)
Auf die Frage, wie es war, Bands wie Patti LaBelle & The Bluebelles zu begleiten, meinte Elton: „Hart. Ich meine, wir waren zunächst mal nicht die beste Band der Welt. Damals brachten LaBelle langsame Sachen wie ‚Over The Rainbow‘ und ‚Danny Boy‘; Sachen, die in den Clubs die völlig falsche Auswahl waren. Am besten kamen Songs wie ‚I Sold My Heart To The Junkman‘, ‚Groovy Kind Of Love‘ oder ‚All Or Nothing‘ an. … Seien wir ehrlich, wir waren eine sehr durchschnittliche Begleitband, und wenn man Patti LaBelle heute fragen würde, dann würde sie sicher ebenfalls sagen, dass Bluesology nicht die beste Truppe war, als sie zum ersten Mal nach England kam. Und sie hätte Recht!“(26)
Dennoch hatte Patti nur lobende Worte für Elton übrig. „Zu Beginn der Tour taten wir uns mit der energiegeladenen englischen Band Bluesology zusammen, die damals viele amerikanische Künstler begleitete. Nach den Konzerten kamen sie oft mit zu uns, und wir betranken uns und spielten Karten. Der Pianist Reggie Dwight spielte Klavier wie kein anderer Weißer, den ich je gehört habe.“(27)
Vor und nach den Konzerten saßen die Musiker gern beim Kartenspiel zusammen. Patti spielte am liebsten Tonk, eine Abart von Rommé, für das man ein Standarddeck von 52 Karten benötigt. „Reggie dachte aus irgendeinem Grund, er sei mit den Karten genauso gut wie am Klavier“, berichtete Patti amüsiert. „Er gab nicht auf, bis ich das ganze Bisschen Geld gewonnen hatte, das er besaß. ‚Komm schon, Patti‘, sagte er immer mit seinem süßen britischen Akzent. ‚Noch eine Runde Tonk, und dann gewinne ich meine ganzen Scheine zurück.‘ Dabei hat er nie etwas gewonnen außer meiner Sympathie. Ich hätte ihn mit leeren Taschen nach Hause gehen lassen können, aber ich ließ nie zu, dass er hungern musste. Wenn ich sein ganzes Geld gewonnen hatte, kochte ich Reg das größte, schärfste Abendessen, das er je gegessen hatte. Anschließend saßen wir zusammen und unterhielten uns – über Musik, die USA, über seine Träume.“(28)
Einige Monate später gingen Patti LaBelle & The Bluebelles erneut auf Großbritannien-Tournee, und wieder waren Bluesology mit Reg Dwight ihre Begleitband. „Als wir zurückkamen, spielte er nicht mehr mit denselben Leuten, sondern hatte sich eine neue Besetzung gesucht“, sagte Sarah Dash.(29) Bluesology war im stetigen Wandel begriffen, und eine Weile sah es so aus, als ob Reggie das einzige Element war, das die Band zusammenhielt.
Die dritte und letzte Bluesology-Phase wurde durch einen rockenden Bluesmusiker eingeläutet, der sich Long John Baldry nannte. Er hatte sehr großen Einfluss auf die Entwicklung, die aus Reg Dwight schließlich Elton John werden ließ. Baldry vermittelte Reg neue musikalische Erfahrungen, und er war der erste, der ihm in die Augen sah und rundheraus erklärte, er werde nie viel Glück bei Frauen haben – weil er schwul sei.
Die Karriere von Long John Baldry verlief in vielen Phasen ähnlich wie die von Elton John. Viele Male legte er auf den Mainstream an, und seine Laufbahn verzeichnete zahlreiche Höhepunkte. Er wurde vom Bluesmann zur Rocklegende, hatte einen überraschenden Pop-Hit, „entdeckte“ sowohl Rod Stewart als auch Elton John und sah sie beide dann einen Starstatus erlangen, der seinen eigenen Ruhm bei weitem überragte. Doch sie beide boten Baldry, als sie selbst zu Superstars aufgestiegen waren, ihre Unterstützung an und übernahmen die Koproduktion der beiden berühmtesten Alben seiner ganzen Karriere.
Seinen Spitznamen hatte der „lange“ John Baldry wegen seiner Größe von lichten zwei Metern bekommen, und er war überall, wo er erschien, eine imposante, gediegene Erscheinung. Der große Junge mit der klangvollen Stimme, der am 12. Januar 1941 zur Welt gekommen war, hatte zunächst im Kirchenchor gesungen, bevor er im Alter von zwölf Jahren den Blues entdeckte. Er liebte vor allem die Songs schwarzer Bluesmusiker wie Muddy Waters, Willie Dixon und Huddie „Leadbelly“ Ledbetter, die dafür sorgten, dass sich seine musikalischen Interessen grundlegend wandelten. Mit 15 stand Baldry das erste Mal in der Acton Town Hall auf der Bühne eines Clubs. Später beherrschte er auch die 12-saitige Akustikgitarre hervorragend und ging mit der Folk-Ikone Ramblin’ Jack Elliott auf Europa-Tournee.
In London trat er häufig mit dem Gitarristen Davy Graham auf, und gemeinsam mit Cyril Davies und Alexis Korner wurde Baldry bald zu einem der führenden Musiker im berühmten Folkclub The Roundhouse in der Wardour Street. In den frühen Sechzigerjahren zog Baldry nach Dänemark, kehrte dann aber nach London zurück und machte sich einen guten Namen in der Clubszene, wo er mit seiner Art, Bluesgitarre zu spielen, Musiker wie Eric Clapton und Spencer Davis beeindruckte.
Elton John kannte Baldry von seiner Musik und von der Bühne her. „Er war ein phantastischer Bluesgitarrist, insbesondere, wenn er ganz allein Sachen von Leadbelly brachte. Er war einfach überragend. Er war ein Pionier der britischen Bluesmusik und ganz weit vorne. Ohne John hätte es gar keine Bluesszene gegeben. Er war auf einer Höhe mit Alexis Korner und Cyril Davies. Und er trug immer schicke Anzüge und Krawatten und war ein unglaublich großer, imposanter Mann mit einem phantastischen Gespür für Mode.“(30)
In London gab es damals eine Szene, in der sich alle Musiker, die in den Siebzigern Furore machen sollten, über den Weg liefen. Dabei spielte das Hotel auf Eel Pie Island im Londoner Bezirk Richmond, das viele Konzerte veranstaltete, eine besondere Rolle. Baldry trat dort oft als Headliner auf und traf dabei auch alle anderen Künstler, die sich damals bemühten, ein Publikum für ihre Art von Blues, Rock oder Jazz zu finden, darunter auch die Rolling Stones.
Die Themse-Insel Eel Pie Island hatte ihren Namen erhalten, weil einst König Heinrich VIII. dort gern Aalpastete gegessen hatte. Etwa vierhundert Jahre später wurde sie zur Keimzelle einer ganz neuen Art britischer Popmusik. Der ehemalige Rolling Stones-Bassist Bill Wyman erinnerte sich: „Es gab dort einen tollen Rockclub. Wir spielten immer im Eel Pie Island Hotel. Früher war es einmal ein Jazz Club gewesen, aber das war, bevor wir dort anfingen. Es waren die Rolling Stones, die den Rock’n’Roll auf diese Insel brachten!“(31)
Am 7. Januar 1964 spielte Long John Baldry mit seiner damaligen Band, Cyril Davies’ R&B Allstars, im Eel Pie Island Hotel. Cyril war in der Nacht zuvor überraschend gestorben, und der ehemals zweite Sänger der Gruppe, Baldry, übernahm nun die Leadstimme. Auf dem Heimweg hörte Baldry auf dem Bahnsteig, wie ein junger Mann laut Bluessongs grölte, und er war sofort beeindruckt.
„Roderick David Stewart traf ich ungefähr zehn Minuten vor Mitternacht auf dem Bahnsteig der Twickenham Southern Railway Station, auf dem die Züge Richtung London abfahren“, erinnerte sich Baldry. „Es war eine kalte, feuchte, neblige Nacht, und der Bahnhof war damals noch ganz im viktorianischen Stil gehalten und von Gaslampen beleuchtet. Der Bahnsteig war leer, die dicke Nebelsuppe dämpfte alle Geräusche, und es war die perfekte Szenerie für einen Gruselfilm. Dann plötzlich drang durch den Nebel eine Mundharmonika an mein Ohr. Es war das Riff von Howlin’ Wolfs ‚Smokestack Lightning‘ und es war echter, unverfälschter Blues!“(32)
Als die beiden ins Gespräch kamen, zeigte sich, dass der junge Mann mit der Mundharmonika eine sehr gute