Elton John. Mark Bego
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Dank der Beatles begann 1964 die so genannte „British Invasion“ der amerikanischen Charts: Die Hitfabrikanten aus Übersee beherrschten die Top 40 der USA. Zu den großen britischen Hits der damaligen Zeit zählten unter anderem „Time Is On My Side“ von den Rolling Stones, „House Of The Rising Sun“ von den Animals, „A World Without Love“ von Peter & Gordon, „Do Wah Diddy Diddy“ von Manfred Mann, „I’m Into Something Good“ von Herman’s Hermits, „You Really Got Me“ von den Kinks oder „She’s Not There“ von den Zombies.
Die Beatles machten jedoch den größten Eindruck auf Reginald Dwight. Allein 1964 legten sie eine Reihe so abwechslungsreicher Hits vor, dass sie schlicht nicht mehr aufzuhalten waren. „I Want To Hold Your Hand“, „She Loves You“, „Twist And Shout“, „Can’t Buy Me Love“, „A Hard Day’s Night“ und „I Feel Fine“ waren nur ein Bruchteil des kreativen Outputs der Band in nur einem Jahr, und sie legten damit den Grundstein für ihren internationalen Ruhm. Mit ihrer charismatischen Ausstrahlung und ihrer Fähigkeit, in jedem musikalischen Stil zu singen, zeigten die Beatles dem jungen Reggie, was im Bereich von Pop und Rock alles möglich war. Sie schrieben ihre eigenen Songs, spielten ihre Instrumente selbst und waren eine Band, die sehr zusammenhielt und ein attraktives Äußeres mit spannender Musik verband. Sie verkörperten all das, das Reginald Dwight am liebsten selbst geworden wäre.
Anfang der 1960er-Jahre war Reginald Dwight an verschiedenen Fronten gefordert. An erster Stelle stand seine schulische Laufbahn an der Pinner Grammar School. Danach kamen seine Stunden an der Royal Academy Of Music. Aber er hatte auch bereits ein Dauerengagement im Pub des Northwood Hills Hotel, und er spielte in einer neuen Band, der R&B-Gruppe Bluesology. Es sollte jedoch nicht mehr lange dauern, bis er alles andere, was seine Zeit beanspruchte, zur Seite schob, um sich ganz und gar auf Bluesology zu konzentrieren – und auf seinen Traum, in der Musikbranche zu Ruhm und Ehre zu kommen.
Als erstes fiel diesem Traum der Unterricht an der Royal Academy Of Music zum Opfer. Seiner Lehrerin Helen Piena war schon eine ganze Zeitlang aufgefallen, dass sich ihr Schützling allmählich ihrem Einfluss entzog und sich mehr mit Rock’n’Roll und Pop beschäftigte als mit klassischer Musik. „Damals wurde ihm wohl klar, was er tun wollte“, erinnert sich Piena. „Später erzählte er mir, er hätte eine eigene Jazzband gegründet und sei damit sehr beschäftigt. Für mich legte er sich nicht so ins Zeug. Ich gab ihm ein paar der schönsten Stücke, die ich kannte, Mozart zum Beispiel. Ich wollte ihn einfach irgendwie dazu verlocken, ein bisschen zu üben; mir war klar, dass in ihm sehr viel Musik steckte, die ich jedoch nicht zum Vorschein bringen konnte. Dabei war das normalerweise meine große Stärke, die Talente der Kinder, die ich unterrichtete, zu erkennen und zu fördern. Aber bei Reggie gelang mir das nicht, weil ich schlicht die falsche Musik anbot.“(1)
Piena erinnert sich auch daran, wie Reginald ihr davon erzählte, dass er seine Schulausbildung komplett abbrechen wollte, um seine Popmusikträume zu verfolgen, und wie sie versuchte, ihm das auszureden. „Ich sah ihn immer an, wie er da auf dem Hocker neben mir saß“, berichtete sie, „und ich versuchte eine Dreiviertelstunde lang, ihn dazu zu überreden, zur Universität zu gehen. Aber er sagte immer: ‚Nein, aus meiner Familie hat niemand studiert, das mache ich auch nicht.‘ Leider konnte ich ihn nicht überzeugen.“(2) Es dauerte nicht lange, bis er den Musikunterricht aufgab.
Obwohl er die samstäglichen Stunden an der Academy offenkundig langweilig fand, räumte er später ein: „Ich bin sehr froh, dass ich eine klassische Musikausbildung bekam, weil man dabei die verschiedensten Arten von Musik zu schätzen lernt. Es hilft einem auch beim Songwriting, weil man als Pianist in der Regel mehr Akkorde verwendet, als wenn man auf der Gitarre komponiert. Bei mir hatte das viel mit meinem Klavierspiel zu tun, meiner Liebe für Chopin und Bach und mit meiner Begeisterung für das Singen im Chor. Meine Songs sind bestimmt stärker klassisch geprägt als die Titel von Künstlern, denen diese Musikausbildung fehlt, und dafür bin ich dankbar.“(3) Tatsächlich bekam Reggie an der Royal Academy Of Music den musikalischen Schliff, der ihm später als Komponist sehr zugute kam. Nicht nur er profitierte davon: Zwei seiner späteren Mitstreiter, der Orchesterarrangeur Paul Buckmaster und der Produzent Chris Thomas, wurden ebenfalls an der Royal Academy ausgebildet.
Reggies Engagement im Northwood Hills Hotel erwies sich vor allem gegen Ende der zwei Jahre als recht nützlich, um Bluesology weiter voranzubringen. Er legte so viel Geld wie möglich beiseite, um sich irgendwann einen eigenen Verstärker für zusätzliche Clubauftritte leisten zu können, und er konnte gelegentlich auch die Bühne der Bar benutzen, um mit Bluesology zu proben.
Bei der Namensfindung hatte sich die vierköpfige Band von dem belgischen Jazzgitarristen Django Reinhardt und seinem musikalischen Meisterwerk „Djangology“ inspirieren lassen. Da Reggie und seine Freunde nun einmal Blues spielten, schien „Bluesology“ ideal, um schon mit dem Namen einen Hinweis auf ihren Sound zu geben. Zur Besetzung gehörten anfangs Rex Bishop am Bass, Stuart A. Brown an der Gitarre, Mike Inkpen am Schlagzeug und Reginald Dwight an den Keyboards. Wenig später beschloss die Band, zusätzlich noch einen Saxophonisten, Dave Murphy, hinzu zu holen.
Zunächst waren Bluesology nichts weiter als eine ordentliche Pub- und Bar-Band. Sie spielten überall, wo man sie auf die Bühne ließ. Elton erinnerte sich: „Wir spielten in Pfadfinderhütten und bei Tanzveranstaltungen von Jugendclubs – mit einem Zehn-Watt-Verstärker und akustischem Klavier. Aber wir spielten immer die falschen Sachen. Bluesology kamen entweder zwei Monate zu spät oder waren drei Jahre zu früh dran. Wir sprachen ein Minderheitenpublikum an und dachten, wir wären unheimlich hip, weil wir Songs von Jimmy Witherspoon spielten.“(4) Für Reggie und seine Bandkollegen galt es als Zeichen größter Coolness, das Material von Musikern wie Witherspoon zu covern, einem schwarzen Bluesmusiker aus Alabama, der mit Songs wie „Ain’t Nobody’s Business“, „Big Fine Girl“, „No Rollin’ Blues“ und „Times Getting Tougher Than Tough“ bekannt geworden war.
1965 ergab sich schließlich die große Chance für den siebzehnjährigen Reginald Dwight. Über seinen fußballspielenden Cousin Roy Dwight, der nach Stanleys Scheidung weiterhin mit Sheila und Reggie in Kontakt geblieben war, kam die Verbindung zu einem Musikverlag zustande, aus dem sich tatsächlich ein Job entwickeln sollte. Über einen Fußballkollegen war Roy mit Pat Sherlock bekannt, der bei dem Verlag Mills Music arbeitete, und Pat erklärte sich schließlich bereit, sich Roys kleinen Cousin einmal anzusehen.
„Ich sehe ihn noch vor mir, wie er in meinem Büro saß“, erinnerte sich Sherlock, und ich dachte: ,Für einen Pianisten hat er aber kleine Hände.‘ Er hatte die Angewohnheit, sich immer wieder nervös die Brille auf der Nase hochzuschieben, und so einen lustigen, schmollenden Gesichtsausdruck.“(5)
Reginald war bei dem Vorstellungsgespräch so engagiert, dass Sherlock ihm sofort einen Job als Bürogehilfe bei Mills Music anbot, zum fürstlichen Lohn von fünf Pfund die Woche. Reggie fällte die wichtigste Entscheidung seines jungen Lebens: Er war bereit, für diesen schlecht bezahlten Posten bei einem Musikverlag im West End die Schule abzubrechen.
Das führte zu großen Spannungen innerhalb der Familie. Stanley war entsetzt von der Vorstellung, dass sein Sohn alles hinwerfen wollte, und das nur wenige Monate vor seinem Abschluss. Aber Reggie hatte sich entschieden. Später erzählte Elton einmal: „Ich habe immer noch einen Brief von meinem Vater, in dem es heißt: ‚Er muss diesen ganzen Pop-Quatsch aus dem Kopf bekommen, sonst