Elton John. Mark Bego
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Elton John - Mark Bego страница 12
Rod und Long John wurden enge Freunde, und es dauerte nicht lange, da sang Rod Stewart in Baldrys Band. Obwohl es viele Theorien darüber gibt, wie eng diese Freundschaft wirklich war, betonte Rod später, dass er und Long John nie miteinander ins Bett gingen, sondern sich wirklich nur platonisch sehr mochten.
Der Schallplattenproduzent Jimmy Horowitz meinte dazu: „Ich kenne Rod recht gut, und ich kannte auch Long John sehr gut, und ich bin mir sicher, dass es zwischen den beiden nie etwas gab. Rod ist ziemlich hetero und zog immer mit langbeinigen Blondinen herum. Er ist sich seiner Heterosexualität so sicher, dass er solche Gerüchte einfach nur ziemlich lustig findet. Es wurde immer viel darüber geredet, aber das war kompletter Blödsinn.“(34)
Rod erinnerte sich belustigt: „John nannte mich auf seine schwule Tour gerne Phyllis. Später verpasste er Elton den Namen Sharon. Paul Jones [aus Manfred Manns Band] bekam den Spitznamen Pimply Pearl, weil er so furchtbar schlechte Haut hatte. Das war alles Johns Idee. Er war der große Boss.“(35)
Baldry versuchte den großen Durchbruch mit einer Reihe von Bands. Sein nächstes Projekt nannte er The Hoochie Coochie Men; hier teilte er sich den Leadgesang mit Rod. Dann stießen Brian Auger und Julie Driscoll dazu, und sie nannten die Band Steampacket. Als auch Steampacket nicht den Sprung in den Mainstream schaffte, löste Baldry die Gruppe auf und suchte sich neue Mitstreiter.
Eines Abends erschien er im Cromwellian Club, und dort stand eine Band auf der Bühne, die sich Bluesology nannte und bei der ein strebsam wirkender Musiker namens Reginald Dwight am E-Piano saß. Reggie und seine Kollegen kannten Baldry zumindest vom Sehen, so wie man sich in der Londoner Clubszene eben kannte. Und ehe man sich versah, heuerte Baldry Bluesology als seine neue Begleitband an.
Elton John erinnerte sich an den schicksalhaften Abend: „John Baldry tauchte auf und fragte: ‚Hättest du nicht Lust, bei mir einzusteigen?‘ Und ich erwiderte: ‚Na, zumindest ist es ein Schritt in die richtige Richtung.‘ Ein Jahr spielten wir mit John, und am Anfang hatten wir ziemlich viel Soul im Programm. Unser Sänger Stuart A. Brown, Marsha Hunt, noch ein Sänger namens Alan Walker und Baldry selbst übernahmen den Gesang.“(36)
Bluesology waren damals gerade wieder nach London zurückgekehrt, nachdem sie zuvor ein Konzert in Schweden gegeben hatten. „Nach unserer Rückkehr aus Stockholm taten wir uns mit Long John Baldry zusammen“, berichtete Elton. „Baldry hatte seit der Auflösung von Steampacket nichts mehr gemacht, und als er uns eines Abends im Cromwellian sah, bot er uns einen Job als Begleitband an. Er wollte wohl wieder etwas Ähnliches wie Steampacket auf die Beine stellen, mit Stuart A. Brown, Alan Walker und Marsha Hunt. Sie sang im alten Studio 51 Club vor und brachte eine A-capella-Version von ‚Love Is A Many Splendored Thing‘ – und sie war ziemlich übel. Baldry aber sagte: ‚Großartig, meine Liebe, du bist dabei.‘“(37)
Weshalb Baldry sie einstellte, obwohl sie beim Vorsingen nicht überzeugt hatte, war für Elton klar: „Sie sah gut aus, und Marsha ist auf den ersten Blick eine beeindruckende Person. Sie war hübsch, und Baldry reichte es, dass sie schwarz war und einigermaßen singen konnte. Das war’s, was er wollte: Ein schwarzes Mädel, zwei Jungs und er selbst am Mikrofon.“(38)
Natürlich stellt sich die Frage, weshalb Reggie Dwight, der ja immerhin auf der A-Seite der ersten Bluesology-Single selbst gesungen hatte, nicht ebenfalls in die erste Reihe drängte. „Ich wollte nicht der Leadsänger sein“, behauptete Elton allerdings. „Ich wollte die Backing-Vocals machen, die ‚Ooohs‘ und ‚Aaahs‘. Aber ich durfte nicht mal das. Als wir mit Baldry loslegten, gab es vier Leadsänger, von daher bestand absolut kein Bedarf an weiteren Stimmen.“(39)
Reggie mochte und bewunderte John Baldry, und die beiden blieben Freunde, solange Long John lebte. Es war damals nur dem innersten Freundeskreis des Bluesgitarristen bekannt, dass er homosexuell war. Eric Clapton erklärte: „Er war sehr elegant und auffällig gekleidet, und dazu hatte er einen höchst bissigen Sinn für Humor. Dass er schwul war, habe ich erst viel später erfahren. Damals wusste ich auch noch gar nicht so richtig, was ‚schwul‘ überhaupt bedeutete.“ Außerdem, fügte Eric hinzu, habe Baldry den Eindruck vermittelt, dass sein Privatleben niemanden etwas anging: „Es umgab ihn schon eine Art dunkles Geheimnis, etwas, an das ich nie wirklich herankam. Ich spürte einfach nur, dass er Probleme hatte. Ich weiß nicht, ob er sich in dieser Phase seines Lebens wirklich schon mit seiner Sexualität ausgesöhnt hatte. In den Siebzigern war er dann ja sehr viel offener, nachdem er sich geoutet hatte, obwohl ich gar nicht weiß, ob er das jemals offiziell getan hat. Aber im privaten Bereich war es auf alle Fälle bekannt, dass er schwul war.“(40)
Im Juni 1967 veröffentlichten die Beatles ihr psychedelisches Meisterwerk Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, und der „Summer of Love“ wurde ausgerufen. Plötzlich war der so genannte „Hippie-Chic“ angesagt, man trug farbenfrohe Kleidung und bunte Halsketten. Baldry beschloss, dass auch Bluesology auf diesen Zug aufspringen sollten. Elton: „Es war der Höhepunkt der Flower-Power-Zeit, und wir gingen übergangslos von den Jimmy Witherspoon-Songs zum Sound von Pink Floyd über. Einmal spielten wir in der Floral Hall in Scarborough, und Baldry brachte uns dazu, Schlaghosen und Kaftans zu kaufen – es war total schrecklich. Über Nacht wechselten wir von Satinhemden mit Rüschen ins komplette Love & Peace-Outfit.“(41)
Wie alle anderen, die durch die Clubs zogen – Reggie Dwight eingeschlossen –, sehnte sich auch Long John Baldry nach dem großen Durchbruch. Er schaffte es 1967 mit einer schmalzigen Popsingle, die den Titel „Let The Heartaches Begin“ trug.
„Als Baldry mit ‚Let The Heartaches Begin‘ seinen großen Hit hatte, trennte er sich ziemlich schnell von Stuart, Alan und Marsha“, berichtete Elton, „weil es schlicht unökonomisch war. Baldry war der fairste Typ, mit dem ich je gearbeitet habe. Ich mochte ihn unglaublich gern, und der einzige Grund, weshalb ich so lang bei ihm blieb, war der, dass es einfach so viel Spaß machte, für ihn zu arbeiten. Damals hatten wir eine ziemlich gute Band beisammen: Neil Hubbard an der Gitarre, Freddy Gandy am Bass, Pete Gavin am Schlagzeug, Elton Dean spielte Saxophon und Marc Charig Trompete. Es war die letzte Bluesology-Besetzung. Baldry schleppte ein Tonbandgerät zu allen Auftritten mit und spielte die Orchesterbegleitung für ‚Let The Heartaches Begin‘ darauf ab. Wir brachten unseren Set, bis Baldry den großen Hit ankündigte und das Publikum kreischte, und dann dröhnte das große Orchester los. Einmal ereignete sich eine ganz lustige Geschichte. Baldry hatte einen Club in Haverford West voll und ganz ausverkauft, und er war mitten in diesem Song, dem großen Hit, mit dem nach all den Jahren gar keiner mehr gerechnet hatte, als sich ein Mädchen wild an sein Mikrofon klammerte und er plötzlich brüllte: ‚Wenn du mein Mikrofon kaputt machst, dann zahlst du mir fünfzig Pfund!‘ Dann schlug er ihr richtig auf den Kopf. Sowas mochte ich an Baldry.“(42)
Baldrys großer Hit war jedoch auch für Reggie ein großer Segen. „Let The Heartaches Begin“ war natürlich die A-Seite der Single gewesen, aber für die B-Seite hatte Baldry den von Reginald Dwight komponierten Song „Oh Lord, You Made The Night Too Long“ aufgenommen, und so bekam Reggie für jedes verkaufte Exemplar Tantiemen als Songwriter. Später sagte er: „Ich habe enorm viel Geld dadurch eingenommen, und ich bekomme heute immer noch gelegentlich einen Scheck aus Italien über vier Pence, wenn mal wieder ein paar Stück umgesetzt worden sind.“(43)
Doch allmählich strebte Reggie nach Höherem, als nur der Keyboarder für Bluesology und Long John Baldry zu sein. Er hatte keine Lust mehr, nur im Hintergrund zu stehen, und außerdem bekam er allmählich das Gefühl, dass seine Band ihn auf der Karriereleiter nicht mehr viel weiter nach oben würde bringen können. Er wollte auf eigene Rechnung Rock’n’Roll spielen, und Bluesology schienen in kreativer Hinsicht längst an einem toten Punkt angelangt zu sein.
„Bluesology