Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

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Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor

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Bergloch die Füße abtrete. Was liegt hinter diesem Durchgang? Wie heißt dieser Mann? Wer hätte je gedacht, dass ich die Traute hätte, Base-Jumping zu machen? Klar, ich bin im Inneren eines Berges, aber deswegen machen mir solche Höhen ja nicht weniger Angst. Aber woher kommt diese Phantasie überhaupt? Vielleicht werde ich das nie erfahren, und ehrlich gesagt, damit könnte ich auch gut leben.

      Letztlich brauchen wir alle ein Seil, das uns an unser Leben bindet, uns durch unsere eigenen seltsamen Grotten führt und vor den Fallgruben bewahrt, bis wir endlich den gesichtslosen Mann im Berg finden, der uns die Hinweise gibt, die wir zu verdienen glauben. Vielleicht lehnt sich mein Traum an eine allgemein anerkannte Vision von Petrus an, der das Himmelstor mit seinem Sündenbuch und seinen Fragen bewacht. Das könnte bedeuten, dass sich ein kleiner Teil meines abgestumpften Hirns ganz stark nach so einem Glauben sehnt. Ich weiß nicht, warum – vielleicht, um dazuzugehören, vielleicht, um eine gewisse Art von Ordnung und Struktur zu haben. Vielleicht komme ich auch einfach in das Alter, in dem es einem leichter fällt, nicht mehr gegen die Wellen anzukämpfen, sondern sich von der Strömung in die tieferen Gewässer tragen zu lassen. Aber mein verdammter Verstand wird sich dem nie ergeben, dazu kenne ich mich viel zu gut. Mein ganzes Leben lang habe ich Mittel und Wege gefunden, Regeln zu brechen und mich gegen die allgemein anerkannte Meinung zu stellen, allein mit meinem ungesund-gesunden Menschenverstand bewaffnet. Verdammt noch mal, es fällt mir schon schwer, mir klar zu machen, dass man unter seinen Jeans gefälligst einen Slip tragen sollte. Und da glaubt ihr, ich würde wirklich einmal einknicken und euch diesen ganzen Scheiß über den großen Oberkontrolletti da oben auf seiner Wolke abkaufen, der da hockt und alle Taten der Äffchen einen Stock tiefer auf seinem Marmortäfelchen vermerkt? Der nicht nur alles aufschreibt, sondern uns jeden Augenblick in den Ordner mit der Aufschrift „EWIGES FEGEFEUER“ verschieben kann, wegen irgendeiner völlig unerheblichen Kleinigkeit, weil wir beispielsweise das falsche Fleisch am falschen Tag gegessen oder an irgendeinem Tag gearbeitet haben, an dem das eigentlich verboten ist. Vielleicht würde mir so etwas Phantastisches nicht einfallen, aber irgendjemand anderem ist das ganz offenbar gelungen. Das weiß ich tief in meinem blöden Inneren, und ich werde mich auch nicht davon abbringen lassen.

      Niemals.

      Ich bin kein Albert Einstein. Also, jedenfalls kein echter Albert Einstein. Aber das Eine weiß ich: „Das Wort Gott ist für mich nicht mehr als ein Ausdruck und das Produkt menschlicher Schwäche, die Bibel eine Sammlung ehrbarer, aber dessen ungeachtet völlig primitiver Legenden, die trotz alledem recht kindisch sind.“ Das, liebe Freunde, ist ein Zitat des echten Albert Einstein. Was ich gerade in einem ganzen Kapitel zu sagen versucht habe, drückt er in einem einzigen komplexen Satz aus. Wenn ich, wie beim Rap, der Hype Man für einen posthumen Einstein sein dürfte, nur für ein paar ruhmreiche Sekunden, dann würde ich es jetzt auch genug sein lassen. Wir werden später noch ein wenig von unserem Freund mit der wirren Frisur hören, aber im Augenblick bin ich völlig zufrieden damit, dass wir zumindest auf dem Papier auf einer Seite stehen (ja, auch dieser flache Witz ist reine Absicht).

      Oh, übrigens hat mein Computer gerade angemerkt, dass irgendwas an der Grammatik von dem Einstein-Zitat nicht ganz in Ordnung ist. Was für ein dreister Drecksack.

      In letzter Zeit haben mich die Leute oft nach dem Tod gefragt, wahrscheinlich, weil ich in den letzten vier Jahren eine ganze Reihe Menschen verloren habe, die mir extrem nahe standen. Dabei werde ich allerdings nie gefragt, ob wir als Geister wieder zurückkehren. Es läuft doch immer wieder alles auf den Himmel hinaus, und alle Toten drängen sich wie eine wilde Herde in den großen Pferch. Ich halte meine Antworten knapp und schlicht: Ich habe keine Ahnung, was nach dem Tod passiert. Mir ist das ehrlich gesagt auch scheißegal. Vielleicht liegt es an der ganzen Scheiße, die ich als Kind durchgemacht habe – jedenfalls ist meine Aufmerksamkeit ganz allein auf die Zukunft gerichtet, auf das Leben, und weniger auf den Tod und alles, was dazu gehört. Vielleicht werde ich diese Ecke der kosmischen Turnhalle später, wenn ich älter bin, genauer in Augenschein nehmen. Im Augenblick würde ich allerdings sagen, dass es mir durchaus wahrscheinlicher vorkommt, später auf der Erde zu wandeln, als in irgendeine Dimension zwischen den verschiedenen Sphären aufzufahren, die noch nie jemand gesehen hat.

      Eines Tages werde ich sterben, und dann möchte ich verbrannt werden. Ich möchte, dass ein Teil meiner Asche in ein Gedenkschmuckstück für meine Frau und meine Familie eingearbeitet wird. Einen weiteren Teil würde ich gern in den Aschenbechern vor den Supermärkten von Des Moines verteilen lassen, zur Erinnerung an jene Zeiten, da ich obdachlos war – wenn die Leute auf dem Parkplatz aus ihren Autos steigen, zünden sie sich schnell eine an, machen zwei Züge und drücken sie dann in diesen Aschenbechern wieder aus. Wenn man pleite ist und keine Wohnung hat, dann ist das deswegen der beste Ort, um umsonst an Tabak zu kommen. Je nachdem, wie meine Frau es gern hätte, kann der Rest meiner sterblichen Überreste dann neben ihr beerdigt oder mit ihrer eigenen Asche vermischt werden. Weiter denke ich nicht, was die Zeit nach dem Tod betrifft. Sagen wir es mal so: Wenn ich im Himmel aufwache, werde ich mir vor Schreck in die Hosen scheißen. Und dann werde ich mich ganz still und unauffällig zum Ausgang begeben – ich weiß, wann und wo ich nicht erwünscht bin.

      Tja, so sehe ich die Sache, Und das heißt, wir kommen jetzt allmählich zu dem spannenden Scheiß. Beide Teams kennen die Regeln. Sie haben uns ein bisschen was über sich erzählt, über das, was sie mögen und was sie nicht mögen, und darüber, wie das Leben hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen in Bucktooth, Wisconsin, so aussieht. Also: Jetzt wird nicht mehr auf die Werbepause gewartet und auch keine Münze geworfen, um festzulegen, wer den ersten Schuss hat – geht in Stellung, seid bereit, betet, dass ihr auf keine Minen tretet, und macht euch auf alles gefasst.

      Jetzt ist es an der Zeit, mit dem Kampfspiel zu beginnen.

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