Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

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Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor

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Der dünne Stoff der Realität hält so viele verborgene Taschen bereit, dass man überall ein paar Münzen Wechselgeld darin finden kann – ihr müsst bloß ein bisschen tiefer graben, damit ihr nicht nur die Kaugummis und die längst abgehakten Fehler in die Finger bekommt. Aber wenn ihr der Sache Zeit gebt, dann können wir etwas Wunderbares entdecken, etwas, woran man glauben kann. Es ist viel besser, auf Entdeckungsfahrt zu gehen und befriedigt, wenn auch mit noch mehr offenen Fragen, zurückzukehren, als zu Hause zu hocken und nur abzulästern, weil man sich vor den Antworten fürchtet, die im Ungewissen liegen. Manchmal winkt noch reicherer Lohn, wenn man ein solches Projekt von Anfang an zu seinem eigenen gemacht hat. Klar, es ist immer schön, die Geschichten zu hören, die tapfere Entdecker von ihren Reisen mitbringen, aber was uns wirklich weiterbringt, das sind die Storys, die wir aus eigener Erfahrung miteinander teilen. Natürlich ist es immer dieser erste Schritt, der am meisten Angst macht. Keine Sorge – ich bin bei euch. Hier wird niemand über euch lachen, über euch urteilen oder euch verarschen. Das werde ich nicht zulassen. Genau das hier ist nämlich das Großartige an neuem Wissen.

      Es mag fremdartig sein, und es mag euch eine verdammte Scheißangst einjagen, aber ihr werdet staunen.

      IHR WERDET STAUNEN.

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      Jede Nacht habe ich denselben bizarren Traum. Ich bin ein einsamer Abenteurer, der unten an der Klippe eines Berges steht und zu einer Höhle hinaufsieht, die sich weit oben an diesem Steilhang auftut. Zunächst überprüfe ich meine Ausrüstung, zu der aus irgendeinem Grund Waffen gehören, wie zum Beispiel ein Harpunengewehr (mit einem daran befestigten Kabel), ein Seil, Greifhaken, ein Base-Jumping-Fallschirm und ein Rucksack, um den ganzen Kram zu transportieren. Dann klettere ich die Felswand empor, und mit einer Geschicklichkeit, wie ich sie vorher noch nie gezeigt habe, finde ich Stellen zum Festhalten, bis ich endlich den Eingang der Höhle erreicht habe. Flink ziehe ich eine Taschenlampe aus meinen Gürteltaschen und leuchte in die tiefe Schwärze, bevor ich mich hineinwage.

      Ich streife durch die Höhlen, bis ich an eine Stelle komme, an der sich eine riesige, unterirdische Grotte vor mir auftut, größer als die Bahnhofshalle der Grand Central Station in New York. Offenbar suche ich nach etwas Bestimmtem; ich sehe mich gründlich um und entdecke in dieser großen Halle Bahngleise und Loren, mit denen kostbare Erze oder Kohle transportiert werden können. Während ich mich gerade frage, ob man überhaupt von „unterirdisch“ sprechen kann, wenn man sich hoch oben in einem Berg befindet, zerschmettern die ersten Schreie die Stille wie einen Glaskelch im eisigen Winter.

      Aus einer schattigen Ecke stürmen Hunderte abscheulicher Zombies wie eine Heuschreckenplage ins Licht meiner Taschenlampe, und sie gackern und spucken Gift, während sie auseinanderstieben und in meine Richtung stürmen, denn sie spüren wohl eine Drohung und reagieren instinktiv auf die Anwesenheit eines Eindringlings. Aber offenbar bin ich auf diese Situation vorbereitet, denn ich ziehe sofort zwei Beretta 9 Millimeter aus meinen Seitenhalftern und ballere ausdauernd und treffsicher los. Schnell sind die Magazine leer, und nachdem ich sie ausgeworfen habe, stecke ich die Waffen schnell in zwei Spezialhalfter an meiner Hüfte, die sie automatisch wieder nachladen, während ich aus meinen Schultergurten zwei neue Pistolen ziehe (.357er Magnums) und weiterschieße. Als die auch leer sind, greife ich wieder nach den Berettas. Aber da so viele dieser Kreaturen auf mich zukommen, wird mir schnell klar, dass ich sie niemals alle werde erledigen können. Dennoch bin ich ganz ruhig, denn ich weiß, ich habe einen Plan. Ich muss es nur bis zu einer der Erzloren schaffen. Ich weiß, dass es mir gelingen wird zu fliehen, und dann werde ich dorthin gelangen, wohin ich eben gehen muss.

      Jetzt schieße ich gezielt auf die Köpfe und renne auf die Gleise zu, dann springe ich in eine Lore. Die Monster versuchen mich zu packen, aber ich schubse sie mit Tritten beiseite und schaffe es, mein Gefährt ins Rollen zu bringen. Die Gleise führen über eine riesige Schlucht im Berg einem Tunnel entgegen, in dem noch tiefere Dunkelheit herrscht. Aber der Ort, zu dem ich will, ist eine kleine, in den Fels gehauene Öffnung, weit, weit unten. Es sieht wie eine Tür aus, und Licht strömt daraus hervor wie ein Farbenschock in dunkler Nacht. Also schnappe ich mir mit einer Hand mein Harpunengewehr, mit der anderen den Fallschirm, und dann springe ich in die Luft, lasse den Seidenstoff über mir aufgehen, feuere die Harpune ab und ziele dabei auf die Mauer direkt neben der Tür mir gegenüber. Das Metall bohrt sich in den Granit, und ich ziehe mich am festgemachten Seil hinüber, schwebe und fliege gleichzeitig, und tatsächlich gelingt es mir, den Durchgang zu erreichen. Feuerschein beleuchtet ihn von innen, und ich trete in die Helligkeit und reibe mir die Augen. Ich habe es geschafft, ich habe mich durch gefährliche Höhlen und Rudel gottloser Zombies gekämpft, um hierher zu kommen. Erleichtert atme ich aus.

      Dann kreischt eine Stimme: „Tritt dir gefälligst die Füße ab, bevor du hier reinkommst!“

      Ich weiß – es ist ein komischer, aber trotzdem durch und durch phantastischer Traum. Es gibt Monster, Waffen, Höhlen, Stunts und eine bizarre Stimme, die sich um die Sauberkeit in einem entlegenen Bergwinkel sorgt. Er hat keinen Realitätsbezug, er erzählt keine Geschichte, und meines Wissens hat er kein richtiges Ende. Vielleicht sollte ich mich mal hinsetzen und ganz detailliert aufschreiben, um zu sehen, wohin er führt … oh Scheiße, das hab ich ja offensichtlich gerade schon getan. Ihr fragt euch vielleicht, wieso ich dieses eigentümliche nächtliche Abenteuer überhaupt in dieses Kapitel einfließen lasse. Also, gucken wir doch mal: kein Realitätsbezug, phantastische und unbestätigte Behauptungen, fremdartige Geschöpfe und eine Gestalt, die man nicht sieht, und die einem Befehle gibt. Wenn das keine Parallelen zur Religion sind, fress ich einen Besen.

      Falls es euch noch nicht aufgefallen ist, ich halte nicht so furchtbar viel von organisierter Religion und den dazugehörigen Schergen. Aber das beruht nicht unbedingt auf den Gründen, die man zunächst vermuten würde – die ganze Nummer mit Gott, Engeln und dem ganzen Scheiß, oder Jesus, wie er über irgendwelche Teiche läuft oder seinen Fruchtsafttrick abzieht. Und es ist auch nicht so, dass ich besonders gegen den Monotheismus wäre – die Götterwelten der alten Griechen und Ägypter waren auch ziemlich bescheuert. Mein größter Kritikpunkt, von der Mythologie mal abgesehen, ist die Tatsache, dass die Religion so viel Zwietracht unter den Menschen auf der ganzen Welt sät. Es hat den Anschein, als wäre das unabänderlich: Wenn du kein Problem mit dem Gott deines Nachbarn hast, dann zumindest damit, wie er Gottes Wort auslegt, selbst, wenn es genau derselbe Gott ist. Wir haben uns „in seinem Namen“ umgebracht, seit sein Name der letzte war, der auf der Liste übrig blieb – wobei, das hängt natürlich davon ab, in welcher Sprache die Liste verfasst wurde. Es ist völlig schwachsinnig. Ihr meint also, es sei albern, an Geister zu glauben? Versucht doch mal, eine ernsthafte Unterhaltung über Noah und seinen komischen Kreuzfahrtdampfer zu führen. Die einzigen Unterschiede zwischen Kult und Religion bestehen in einer besseren Werbekampagne und ungefähr einer Million Anhänger.

      Ich würde behaupten, dass man in Amerika besser als sonst irgendwo kapiert hat, wie sich organisierte Religion manipulieren und zu verbesserter Unterhaltung und Ablenkung ausbauen lässt. Klar, in den langen Zeitaltern der menschlichen Existenz haben viele Länder und Zivilisationen bedeutende Sekten hervorgebracht. Die Nordeuropäer halten die heidnischen Götter der Germanen mit der Einführung des Asatru am Leben. China hat der Welt den Taoismus und den Konfuzianismus geschenkt. Indien hat Hindus, Buddhisten und Sikhs hervorgebracht. Japan hat den Shintoismus, und im Nahen Osten regiert der Islam. Israel brachte uns das Juden- und das Christentum. Aber so breit gefächert diese Theologien sind, Amerika hält das Patent darauf, sich eine Grundidee vorzunehmen und sie in etwas wesentlich Seltsameres und Kaputteres zu verwandeln.

      Mormonen, Hare Krishnas, Scientologen, Zeugen Jehovas, Christian Scientists, Adventisten, Satanisten (auch Le-Veyaner genannt) – von Chopra-Zentren bis zur Nation Of Islam (eine amerikanische Erfindung), von Wiedertäufern bis zu Wicca-Anhängern, Amerika schnappt sich jeden Glauben und

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