Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

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Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor

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erzähle, lasst mich erst einmal erklären, weshalb ich dieses Buch überhaupt schreibe.

      Ihr müsst wissen, ich bin ziemlich dafür berühmt, in manchen Kreisen auch berüchtigt, ein „gläubiger Atheist“ zu sein, was natürlich in gewisser Hinsicht einen Widerspruch in sich darstellt. Um es ganz deutlich zu sagen: Ich glaube nicht an Gott. Ehrlich, das habe ich wirklich nie getan. Schon früher nicht, als ich noch zu klein war, um mich gegen den sonntäglichen Kirchgang zu verwahren, und daran hat sich bis heute nichts geändert, da ich hier auf diesem Stuhl sitze und auf dieser Computertastatur tippe. Ich glaube nicht an Gott. Ich lehne Leute, die das tun, nicht ab, und ich betrachte sie auch nicht mit Geringschätzung, aber meine Reaktion auf Leute, die schreckliche Dinge ständig als „Gottes Werk“ deklarieren, ist recht bitter und bösartig, um es milde auszudrücken. Man könnte sagen, dass es nie lange dauert, bis ich mir ein Urteil über solche Typen bilde, die selbst schnell über andere urteilen.

      Also stellt sich natürlich die Frage: Wie kann ich an Geister glauben … aber nicht an Gott? Wie kann ich über die Existenz von Jehova und seiner gruseligen, gefiederten Lakaien spotten und gleichzeitig ganz ernsthaft postulieren, dass wir von Geistern, Erscheinungen, Poltergeistern oder Wiedergängern umgeben sind? Wie kann ich ein ganzes Buch meinen Schilderungen der verschiedenen Ereignisse aus diesem Bereich widmen, wo ich doch genau weiß, dass man mich bestenfalls als Heuchler und schlimmstenfalls als Wirrkopf betrachten wird?

      Wie ihr in diesem Buch feststellen werdet, besteht die Arbeitsthese in einer Gegenüberstellung aus Glauben und Wissen.

      Ich glaube aus verschiedenen Gründen nicht an Gott. Erstens gibt es keine echten Beweise für seine Existenz, abgesehen von den üblichen Verdächtigen, auf die Priester und ähnliche Gestalten immer wieder gern verweisen, dieses ganze Zeug von wegen der Mensch und das Universum und so. Aber das halte ich für geistigen Dünnschiss. Die Wissenschaft hat uns so viel mehr Beweise geliefert als Gott, und obwohl er so gepriesen wird, hat er in meinen Augen nichts Überzeugendes vorzuweisen. Bloß, weil es das Universum gibt und die Menschen darin existieren – das ist kein Grund und kein Beweis für einen unsichtbaren alten Mann oben im Himmel. Da könnte ich mir schon eher vorstellen, dass wir vom Weihnachtsmann erschaffen wurden, da immerhin meine Geschenkwünsche mit einer gewissen Berechenbarkeit erfüllt werden. Gott hat mich niemals gerettet, und der Weihnachtsmann hat mir nie ein Harpunengewehr gebracht, also scheiß auf den ganzen Quatsch.

      Zweitens tragen Gott und seine so genannten Leistungen zu viele menschliche Fingerabdrücke. Die Bücher Gottes wurden alle von Menschen geschrieben, Menschen haben seine Kriege ausgefochten und waren stets die ersten, die seine Wunder beschrieben, seit es zum ersten Mal hieß, Schnee entstünde durch seinen heiligen, eisigen Atem. Weswegen Menschen, die sonst unglaublich selbstverliebt sind, jemand anderen die Lorbeeren einheimsen lassen, dem sie gar nicht zukommen, ist mir zwar ein verdammt psychotisches Rätsel, aber trotzdem halten die Leute an dieser Doktrin fest, eben weil sie indoktriniert wurden. Man hat es ihnen eingehämmert, dass Gott existiert, obwohl die Menschen ihre Hämmer mit so viel Energie geschwungen haben, dass sie nicht einmal gemerkt haben, wie sehr sie sich gegenseitig attackierten.

      Drittens ist Gott für mich so real wie jene Götter, die in Asgard oder in Walhalla hausen. Er könnte in Comic-Heften auftauchen, was vielleicht sogar eine gute Idee wäre, wenn man die jüngere Generation dazu bringen will, dass sie sich ernsthaft mit ihm beschäftigt. Letztlich ist Gott unfehlbar, weil die Menschen fehlbar sind, und weil viele Menschen jemanden brauchen, an den sie glauben können und der ihnen überlegen ist. Das ist ja ganz okay soweit … aber dann könnte man doch auch an die Zahnfee glauben. Die gibt einem wenigstens Geld für Körperteile, die man sonst sowieso weggeschmissen hätte. Gott bringt einen dazu, diese Vierteldollar in seinen Klingelbeutel zu stecken, obwohl die Kirche steuerbefreit ist. Aufgrund der Inflation bekommt mein Sohn inzwischen ganze Dollar für seine Beißerchen, und ganz genauso kriegen die Schwarzkittel auch mehr Zahngeld als früher. Ist irgendwie ziemlich krank, das Ganze, aber andererseits ist das ja nicht meine Kohle.

      Ich bin entsetzt über den Hass, den Gottes Anhänger in die Welt ablassen wie Fabriken ihre umweltverschmutzenden Abwässer. Ich lache über die selbsternannten Propheten, die so sehr damit beschäftigt sind, ihre eigene Version von Gottes Geschichte zu propagieren, dass sie nicht einmal merken, dass ihre Prophezeiungen nicht zu den Berichten aller anderen passen und sein Wort daher völlig widersprüchlich hinausposaunt wird. Mir graut vor dem Gezänk der weltweit organisierten jüdisch-christlichen oder islamischen Gruppierungen, weil sie alle davon ausgehen, im Recht zu sein. Religion hat uns Menschen mehr zerstritten, als dass sie uns je zusammen gebracht hätte. Menschliche Gesellschaftsformen ächten normalerweise alles, was Streit und Gewalt begünstigt, aber diese ganzen frommen Ärsche haben wohl weltweit ihre Finger an den entscheidenden Schaltstellen.

      Also, wie gesagt, ich bin nicht so der gottesfürchtige Typ. Und genau darin liegt das verdammte Problem: Wie kann ich ein Atheist sein, also jemand, der von dem ganzen Gedöns der Bibeltreuen nichts hält und der keine Verbindung zu irgendwelchen Religionen verspürt, aber gleichzeitig zutiefst überzeugt an die Existenz des Paranormalen glauben? Für mich hat das eine nicht unbedingt mit dem anderen zu tun, aber beides war schon miteinander verwoben, als wir noch auf den Bäumen hockten und mit viel Mühe versuchten, all das um uns herum zu begreifen, was wir nicht essen, ficken oder ausscheiden konnten. Zyniker werden wohl behaupten, meine „Augenzeugenberichte“ könnten leicht als „Einbildung“ bezeichnet werden, oder als „Winkelzüge einer hyperaktiven Phantasie“.

      „Es ist schlicht unmöglich, dass so etwas geschehen sein kann.“ – „Ich glaube dir nicht – du bist ein Lügner und ein Scharlatan.“ (Na gut, bisher hat mich noch nie jemand einen „Scharlatan“ genannt, aber es wäre obergeil, wenn das mal jemand täte.) Oh, und dann gibt’s natürlich noch den Spruch, den ich noch mehr scheiße finde als alle anderen: „Du hast gesehen, was du sehen wolltest, und das ist alles.“

      Eins will ich gleich mal klarstellen: Ich wollte diese Scheiße nicht sehen, und ich will diese Scheiße auch heute noch nicht sehen. Diese Geschichten treiben mich schon seit sehr langer Zeit um, und jeder, der sich mit schrecklichen Erinnerungen herumschlägt, der weiß, dass sie niemals verschwinden. Ich habe sie heute noch genauso klar vor Augen wie damals, als sie sich ereigneten. Von mir aus könnt ihr so skeptisch sein, wie ihr wollt. Ich glaube an Geister, weil ich welche gesehen habe, und ich glaube nicht an Gott, weil er mir schlicht und ergreifend bisher noch nicht begegnet ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Unerklärlichen und dem Unbegründeten. Und trotzdem gibt es überall auf unserem blaugrünen Planeten Denkmäler, Kirchen, Statuen, großartige Gemälde, Bücher und Fanfaren für Unseren Herrn im Himmel. Die Leute bejammern und preisen seinen Namen wie den einer scharfen Braut, die sie mal hatten, als sie Mitte zwanzig waren und sich alle Mühe gaben, ihr Leben zu verschwenden. Aber dieselben Organisationen machen sich über Menschen wie mich lustig, die selbst erlebt haben, wie sich vor ihren Augen eine paranormale Aktivität abspielte. Soll das ein Witz sein?

      Mit diesem Buch will ich versuchen, damit zurechtzukommen. Ich werde euch wahre Geschichten erzählen, die mir passiert sind, und von denen gibt es einige, und ich werde euch mitnehmen auf meiner Suche nach Beweisen, auf meinen Ausflügen mit mehreren „Geisterjäger“-Gruppen, die ihr Bestes geben, um Informationen und Spuren zu sichern, die auf die Existenz von Geistern hindeuten. Ich werde euch die Geschichten anderer Leute erzählen, aber auch die Gegenseite zu Wort kommen lassen – jene, die nicht ans Unnatürliche glauben, und jene, die auf die Religion vertrauen. Und dann werde ich versuchen, nach Auswertung all dieser Fakten, zu einem sinnvollen Schluss zu kommen.

      Außerdem werde ich Dinge testen, mit denen ich es bisher noch nie probiert habe, zum ersten und zum letzten Mal, falls ich dabei übel auf die Nase fallen sollte. Jedenfalls werde ich meine persönliche Variante von „Sesselfurzer-Wissenschaft“ zu Rate ziehen und sehen, ob ich eine wissenschaftliche Begründung für diese mysteriösen Phänomene finde, die wir Geister nennen. Ich habe ein paar ziemlich weit hergeholte Häppchen, die ein Stockwerk höher in der guten alten Oberstübchen-Bank von

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