Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

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Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor

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genug sind, um die einzelnen Teile selbst zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen, weiß ich, wieso sich der Zweck der Götter schließlich darauf verlagerte, anzuzeigen, wie wir miteinander umgehen: Einige von uns brauchen eine Richtung im Leben oder zumindest irgendetwas, das uns Konsequenzen für all unsere Taten in Aussicht stellt. Als Menschen sind wir einfach noch zu unzivilisiert, um friedlich zusammenzuleben. Mit uns ging es aufwärts, als Regeln aufgestellt wurden, das verstehe ich.

      Meine sehr verehrten Damen und Herren, bitte gestatten Sie mir, dass ich Sie kurz mit der Realität konfrontiere.

      Wir schreiben jetzt das Jahr 2013. Und ich muss sagen, wenn ihr noch immer ein Regelwerk braucht, das zu einer Zeit geschrieben wurde, wo die Leute Kamele heiraten wollten, dann habt ihr größere Probleme, als den richtigen Leitfaden fürs Leben zu finden. Die menschliche Rasse hat über die Jahrhunderte großartige Köpfe hervorgebracht, Philosophen von so überragendem Durchblick, dass wir mit jeder Generation entscheidende neue Entwicklungsschritte gemacht haben. Aus dem gleichen Genpool stammen Wissenschaftler und Mathematiker von hervorragendem Kaliber, die nach und nach die Geheimnisse von Raum, Zeit und unseren eigenen genetischen Code geknackt haben. Mit jedem Schritt in Richtung spirituelle Freiheit, das kann ich mit Stolz sagen, entfernen wir uns weiter und weiter von den Fesseln des Aberglaubens. Aber fast immer sind es die Altvorderen unserer Rasse, die sich an diesen Mist klammern wie Fliegen an ein Plumpsklo, und das sind leider meist die Leute, die Machtpositionen innehaben und die „heilige Schrift“ dazu benutzen, um die Köpfe – und die Wählerstimmen – ihrer Schäfchen zu kontrollieren.

      Aber darin besteht gleichzeitig die Besonderheit: In vieler Hinsicht unterstützt die Kirche – vor allem die katholische – unsere wissenschaftlichen Entdeckungen. Das war schon immer so. Sie freut sich über tiefgreifende, neue Erkenntnisse, weil sie davon überzeugt ist, dass es sich dabei um Beweise für die Existenz Gottes handelt. Sie wartet geradezu auf bahnbrechende Durchbrüche im Bereich der Teilchenbeschleunigung, weil sie sich von diesem Themenbereich weitere Beispiele für „intelligentes Design“ erhoffen. Abgesehen davon, dass sie dann natürlich versucht, das alles als Leistung des Großen Meisters darzustellen, muss man die Kirche dafür wirklich respektieren. Aber mit dem Respekt hört es dann schlagartig wieder auf, wenn man wiederum daran denkt, wie viele Fälle von Missbrauch gerade mit dieser Religion in Zusammenhang gebracht werden. Meiner Meinung nach hat die Unterdrückung des Sexualtriebs üble Auswirkungen, die sich auf schlimmste Art manifestieren: in der Zerstörung der Unschuld unserer Kinder. Wenn die katholische Kirche tatsächlich irgendwas dagegen täte, dann könnte ich ihr den Umstand an sich vielleicht nachsehen. Aber die verschiedenen papistischen Verantwortungsträger haben beschlossen, lieber ein verbrecherisches Zeugenschutzprogramm aufzubauen, bei dem die Täter von einem Ort zum nächsten geschickt werden, manchmal auch in andere Bundesstaaten oder Länder, und dabei tun sie so, als ob die finsteren Bedürfnisse, die in diesen Monstern schlummern, sich darüber in Luft auflösten. Aber das führt nur dazu, dass der Status Quo erhalten bleibt. Diese Leute sollten verdammt noch mal kastriert und in haiverseuchte Gewässer geworfen werden.

      Aber mal wieder zurück zum Thema. Religion in ihrer organisierten und fokussierten Form zerstört unsere Grundfesten und urteilt über die Guten wie über die Bösen; wenn die Gottesanbeter erst einmal richtig in Fahrt kommen, gibt es kein Halten mehr. Verdammt, Amerika wurde auf der Prämisse einer Trennung von Staat und Kirche gegründet … jedenfalls in der Theorie. Die ersten Auswanderer, die sich in den Kolonien ansiedelten, aus denen sich später die USA entwickelten, kamen angeblich in die Neue Welt, um der religiösen Verfolgung in ihrer Heimat zu entgehen. Das ist ja auch völlig okay, würde ich sagen – niemand sollte wegen seines Glaubens oder seiner Lebensweise dämonisiert oder gefoltert werden. Aber viele dieser Glaubensflüchtlinge kamen in dieses Land, um die Heiden zu taufen, die dort bereits lebten. Für die in Nordamerika ansässigen Stämme gab es so etwas wie eine „Neue Welt“ nicht, es war einfach ihr Zuhause. Leider hatte man den neuen Mietern in der Bibel erzählt, dass es keine Wiederauferstehung Christi geben würde, bevor nicht die ganze Welt bekehrt sei. Und so kamen die Siedler ins Land und brannten darauf, die Ureinwohner zu „retten“. Schon bald froren und hungerten sie allerdings und fingen deswegen an, genau die Leute abzuschlachten, die sie ursprünglich hatten taufen wollen, damit sie ihre Nahrungsmittelvorräte plündern konnten. Daher ist die Tür zur Wiederauferstehung von Jesus Christus gewissermaßen die Vortreppe des Hauses Amerika, und sie ist besudelt vom Blut unschuldiger Völker, die einfach auf ihre eigene Weise leben wollten, und die gut ohne irgendwelche europäischen Eiferer ausgekommen wären, die auf Teufel komm raus ihr Seelenheil retten wollten.

      Meine Vorväter, Sklavenhalter allesamt, wussten, dass wir nichts auf die Reihe bekommen würden, solange die Sklavenrhetorik der Kirche uns die Hände band. Und jetzt guckt uns doch mal an: Amerika ist eines der frömmsten, selbstgerechtesten und vorurteilsbehafteten Länder unseres Planeten – ach was, der ganzen verdammten Milchstraße. Amerika steht außerdem an fünfundzwanzigster Stelle, wenn es um Bildung geht, und in den letzten vierzig Jahren haben wir keinen echten Visionär von genialer Strahlkraft hervorgebracht. Na gut, okay, vielleicht Steve Jobs und Bill Gates, aber die haben uns lediglich mit besseren und größeren Ablenkungsmöglichkeiten versorgt und tragen von daher nur weiter dazu bei, dass wir auf Platz 25 der Bildungscharts versauern. Die amerikanischen Sekten sind völlig verrückt und machen sofort einen Heidenaufstand, sobald ihr unwissendes Blut in Wallung kommt, und sie protestieren, sobald wir etwas Unerhörtes tun wollen … wie zum Beispiel, die Menschen über die Gefahren von Feuerwaffen aufzuklären oder kräftigere, widerstandsfähige Nutzpflanzen zu züchten, die auch in den unwirtlicheren Landstrichen der Welt angebaut werden könnten. Sie hassen Lesben und Schwule und wollen ihnen das Recht zu heiraten verweigern, obwohl homosexuelle Partnerschaften statistisch gesehen stabiler sind als von Hetero-Paaren, vor allem, wenn man noch die Sozialfälle und die Teenager-Schwangerschaften hinzunimmt, wobei die wohl wesentlich seltener wären, wenn sich die religiösen Rechten nicht bei jeder Gelegenheit gegen Sexualkundeunterricht aussprechen würden. Sie sind so schlecht informiert und selbstgerecht, dass „intelligente Äußerungen“ aus ihrem Mund einen Widerspruch in sich darstellen. Es ist, als ob man aus dem schlechtesten Drehbuch aller Zeiten vorliest … oder aus dem besten, je nachdem, auf welche Art von Filmen man steht.

      Andererseits bin ich sicher, dass einige Leute genauso denken, wenn sie mich über paranormale Phänomene reden hören. Aber da gibt es einen feinen Unterschied: Ich behaupte nicht, dass alle Menschen an dasselbe glauben müssen wie ich. Moderne Religionen verdammen jeden, der nicht an sie glaubt, aber natürlich verdammen sie einen auch, wenn man das tut, je nach dem, für welche Art von Gott man sich entscheidet. Ich denke mal, das ist der Moment, an dem meine bekannte „Fickt euch doch alle“-Geste angebracht ist. Die geht ganz einfach: den Mittelfinger hochrecken, natürlich mit dem richtigen Schwung aus dem Handgelenk, und dabei ein kräftiges Furzgeräusch machen (Tipp für die Uneingeweihten: die Zunge zwischen die Lippen legen und einfach pusten). Ich weiß, ich habe schon angedeutet, dass die Gottesfürchtigen vielleicht sogar noch eher als die meisten anderen bereit wären, auf meinen Geisterzug aufzuspringen, aber sie haben dabei dieses komische, fanatische, verschwörungstheoretische Funkeln in den Hardliner-Augen, auf das ich gut verzichten kann. Für ein Völkerballspiel sucht man sich doch auch nicht die Schwächsten aus, sondern lieber ein paar Typen, die ein bisschen was aushalten.

      Nur mal so zwischen uns Betschwestern – ich weiß und glaube daran, dass es genau auf den feinen Unterschied zwischen Wissen und Glauben ankommt, wenn ihr diese Worte einmal kurz auf euch wirken lassen wollt. Ich weiß, dass die Dinge, die ich gesehen habe, echt waren. Ich kann mich mit der Genauigkeit eines Historikers an diese Ereignisse erinnern. Wenn ich die Augen schließe, dann weiß ich noch, in welchem Raum ich mich befand, welche Klamotten ich trug (oder gerade ausgezogen hatte), ich erinnere mich an meinen Gesichtsausdruck und an das kühle Prickeln, das mir den Rücken hinunter lief. Angst kann ein großer Erinnerungsverstärker sein. Aber das ist genau der Punkt: Wissen und Glauben sind so unterschiedlich, dass man geradezu von Gegensätzen sprechen könnte, die sich gegenseitig abstoßen wie magnetische Pole. Wer etwas weiß, der hat schon einmal die Erfahrung gemacht, wie er mithilfe strukturierter Erklärungen eine stärkere Akzeptanzbasis aufbauen kann; wer lediglich glaubt, mag eines

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