Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey Taylor

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Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor

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Hause seid. Ich rede von den Dingen, die sich unerklärlicherweise bewegen, über fliegendes Besteck und über die Kratzer, die man morgens an sich entdeckt, obwohl man sich sicher ist, dass man sie noch nicht hatte, als man am Abend zuvor schlafen gegangen war. Von leuchtenden Kugeln bis zu tiefen Schatten: Das spirituelle Ende des paranormalen Schwimmbeckens ist kein seichtes Gewässer, und nur allzu leicht kann man darin ertrinken.

      In der Kindheit erzählt man sich Gruselgeschichten, wenn man mit ein paar Gleichaltrigen zusammenhockt und sich gegenseitig Angst machen will. Man kuschelt sich zusammen unter eine Decke und tauscht diese Storys wie Sammelbildchen, und mit angehaltenem Atem wartet man darauf, endlich an die Reihe zu kommen, denn in neun von zehn Fällen kennt jeder in der Runde eine Gruselgeschichte. Das können ganz softe Sachen sein, zum Beispiel, dass man einmal den eigenen Urgroßvater im Keller gesehen hat, oder aber etwas ganz Schauriges wie die dunkle Gestalt, die einem überallhin folgt, egal, in welche Stadt man zieht, und die schon da war, als man im Kindergarten mittags noch schlafen musste. Aber meiner Erfahrung nach kennt fast jeder in meinem Bekanntenkreis eine Geistergeschichte, und wenn nicht, dann wünscht er sich insgeheim garantiert, er würde eine kennen.

      Die Menschen sind vom Übernatürlichen beinahe schon ebenso lange fasziniert wie von der Religion. Wahrscheinlich könnte man es so formulieren: Wenn die Religion eine Lounge-Sängerin ist, dann ist das Paranormale ein Rockstar. Falls man nicht gerade Schlangen anbetet oder in Zungen spricht, dann ist der Glaube meistens eine ziemlich banale Angelegenheit. Aber das Unerklärliche … Scheiße, das ist wie die erste Lederjacke oder der erste Zungenkuss. Tabus sind immer aufregender als die gesellschaftlich akzeptierten Werte. Vielleicht liegt es an der angedeuteten Dunkelheit oder am phantastischen Element, aber ich weiß, dass Gruselgeschichten schon allein deswegen faszinierend sind, weil sich nicht zwei von ihnen wirklich völlig gleichen. Die Bibel hingegen ändert sich nur dann grundlegend, wenn jemand Neues an die Macht gelangt.

      Und sehen wir einmal den Dingen ins Auge: Die Menschen lieben es, sich zu fürchten. Aus demselben Grund gucke ich schließlich jeden verdammten Film über Haie, obwohl ich mir schon beim bloßen Anblick dieser Viecher jedes Mal fast in die Hosen mache. Ich liebe dieses Gefühl. Wenn man sich mit einem Mädchen verabredet, geht man beim ersten Date ja auch nicht in irgendeinen Liebesfilm, sondern am besten im Autokino in irgendeinen Streifen, bei dem sie einem vor Schreck direkt in die starken Arme springt. Es darf natürlich auch nicht zu derb und eklig sein, nur gerade intensiv genug, dass man zum Schuss kommt. Gruselgeschichten sind einfach unser frühester Kontakt mit der wilden Seite der Welt, und im Grunde geht es dabei um die Verbrüderung mit anderen Kids, um das Teilen von Erlebnissen, und darum, andere aufs Kreuz zu legen. Es ist Masochismus erster Güte.

      Ich werde euch jetzt eine Geschichte erzählen, die ich seit meinem vierzehnten Lebensjahr niemandem anvertraut habe. Es ist eine außergewöhnliche, erschreckende und natürlich auch gruselige Geschichte. Und sie ist wahr; einige der Tatsachen haben sich inzwischen im Nebel der Zeiten verloren, weil sie nun mal dreißig Jahre zurückliegen, aber die Bruchstücke, an die ich mich erinnere, sind heute noch so lebendig wie in der Nacht, da alles geschah, und je mehr ich davon niederschreibe, um so mehr fällt mir auch wieder ein – stärker, klarer und mit mehr Einzelheiten. Ihr könnt das gern anzweifeln, wenn ihr wollt. Oder euch darüber lustig machen. Das ändert nichts daran, dass es genau so geschehen ist. Und ich war dabei. Das ist einfach ein Fakt: Ich war dabei.

      Im Sommer 1983 war ich neun und wuchs im Süden von Des Moines in Iowa auf, soweit man überhaupt von Aufwachsen reden kann. Des Moines ist für mich, über kürzere oder längere Phasen meines Lebens, immer wieder eine Heimat und ein Refugium gewesen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich ein Jahr später nach Florida umziehen und anschließend den größten Teil meiner Teenagerzeit an ständig wechselnden Orten verbringen sollte, bis ich irgendwann alles, was entfernt an Wurzeln hätte erinnern können, gegen eine echte Vagabundennatur eingetauscht hatte. Aber 1983 war ich schon seit drei wunderbaren Jahren in Des Moines und hatte mir so etwas Ähnliches wie ein normales Leben aufgebaut; ich fühlte mich wie ein richtiges Kind. Ich war sogar bei den Pfadfindern, bevor ein unglückliches Bremsenversagen dazu führte, dass ich mit meinem BMX-Rad durch die Fliegengittertür vom Haus meines Gruppenleiters krachte. Ich spielte ein bisschen Baseball in der Kinderliga (in einem Team, das eigentlich „The Cannibals“ hätte heißen sollen, bevor uns irgendein blöder Erwachsener in „The Cannon Ballers“ umbenannte), und Bowling in einer großartigen alten Anlage namens Bowlerama, wo auch schon lange vor meiner Geburt meine Großmutter gebowlt hatte. Ich wohnte in einer Kellerwohnung nahe der Kreuzung South East 14th Street und Watrous Avenue, und von der ersten bis Mitte der vierten Klasse besuchte ich die Andrew Jackson Elementary School, die nur ein paar Straßen entfernt lag. Man konnte der Watrous Avenue in östlicher Richtung folgen, bis sie in die Indianola Avenue mündete, und auf der anderen Straßenseite über den großen Schulhof bis zum Haupteingang laufen. Aber es gab einen direkteren, geheimnisvolleren Weg zur Schule, bei dem man auf dem Parkplatz und dem Spielgelände herauskam.

      Damals befand sich die Quik-Trip-Tankstelle, die heute östlich der South East 14th Street liegt, noch auf der anderen Straßenseite, und an ihrer Stelle stand ein kleiner Supermarkt, der ein paar Jahre später schloss. An dieses Ladengrundstück grenzte rückwärtig ein Wald, den man von der Watrous Avenue nicht erreichen konnte, weil entlang unseres Schulwegs Häuser dazwischen lagen. Aber es gab einen Weg durch diesen Wald, der eine Abkürzung zur Jackson Elementary darstellte. Meine Freunde und ich schlugen uns also ins Gebüsch und drangen tief ins Innere dessen vor, was wir den South-Side-Wald nannten. Der Pfad wand und schlängelte sich so sehr, dass er fast eine Art Labyrinth darstellte, durch das wir morgens liefen, während die warme Morgensonne den Tau auf den Blättern trocknete. Aber je näher wir der Schule kamen, desto unheimlicher und finsterer wurde der Wald.

      Ungefähr auf halber Strecke tauchten bizarre „Fallen“ und verdrehte, verrostete Stolperdrähte auf, die sich über den Weg schoben und dazu angelegt waren, jeden straucheln zu lassen, der hier entlang kam – die Drähte waren auf eine Art und Weise gespannt, die es so aussehen ließ, als ob uns wirklich jemand fangen und wehtun wollte. Wir kannten den Weg zwar sehr gut, aber trotzdem mussten wir stets aufpassen, wohin wir traten. Komischerweise veränderten die Fallen und Drähte hin und wieder ihre Lage – jemand bewegte sie. Wir fanden nie heraus, wieso. Nun mochte schon das allein einer Gruppe von Kindern gefährlich erscheinen, aber das, was auf diesem Weg sonst noch lauerte, war wie aus einem Wes-Craven-Film.

      Mitten im Wald und weit entfernt von den umliegenden Siedlungen stand ein verlassenes, zweistöckiges Haus, entkernt und eingefallen, ein Turm böser Vorahnungen, der mit seiner Gothic-Atmosphäre einen herben Kontrast zur Vorstadtidylle bildete wie ein Überbleibsel aus den gruseligeren Geschichten der Brüder Grimm. Es war wie das Destillat der Farbe Grau und trotzte den Elementen; niemand wusste, wie alt es war, wie lang es schon dort stand oder warum dort überhaupt jemand hätte leben wollen. Schließlich lag es an keiner Straße und hatte auch keine Zufahrt, die es mit dem Rest der Welt verbunden hätte. Es war einfach nur ein hoch aufragendes, verfallenes Gemäuer, das uns Kindern eine Scheißangst einjagte – an den Außenwänden standen schreckliche Botschaften, die höchstwahrscheinlich die Teenager, die sich immer an dem Haus trafen, dort hingeschmiert hatten.

      Wenn ich heute daran zurückdenke, dann war es wohl einfach nur ein unheimliches Gebäude, das knarrte und knirschte, aber für leicht zu beeindruckende Neunjährige war es das Feriendomizil des Teufels höchstpersönlich. Natürlich waren wir davon fasziniert, obwohl wir gleichzeitig einen großen Bogen drum herum machten. Keiner von uns hatte den Mumm, dort hineinzugehen. Nicht einmal als Teil einer Wette – die für ein Kind einen bindenden Vertrag darstellt, den man gerichtlich hätte einklagen können – trauten wir uns dort heran. Wenn wir am Haus vorbei kamen, fingen wir an zu rennen, und unser erhöhtes Tempo hatte nichts damit zu tun, dass wir rechtzeitig zum Unterricht kommen wollten. Auch wenn wir das Haus nicht sahen – wir wussten, dass es da war, und wir redeten dauernd darüber, bis meine Freunde und ich es irgendwann „Cold House“ tauften.

      Der Sommer 1983 war eine wichtige Zeit in meinem Leben. Ich fing allmählich an, so zu denken, wie ich das

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