Pink Floyd. Mark Blake

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Pink Floyd - Mark  Blake

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belästigt worden, wo man ihn als warnendes Beispiel für die Gefahren von LSD präsentierte. Selbstverständlich wussten sie, dass er sie niemals verklagen würde. Allerdings: Wer wusste schon, wozu er imstande wäre? Seine Nachbarn berichteten von schrecklichen Schreien mitten in der Nacht, wohingegen andere ihn wie einen Hund bellen gehört hatten.

      Seit den frühen Neunzigern verbrachte Roger Barrett seine Tage mit seiner Malerei, Büchern sowie Radausflügen, auf denen er in den örtlichen Läden haltmachte. Er führte ein ruhiges Leben und war auch nicht völlig zurückgezogen. Nach jeder Verletzung seiner Privatsphäre löste sich das Interesse an ihm schnell wieder in Luft auf. Nur gelegentlich klopfte vielleicht einmal ein ungebetener Bewunderer an seine Tür.

      Egal in welchem Kontext sie stehen mochten: Die Fotos des alten Syd Barrett von früher, die jene Zeitungsartikel oft begleiteten, hatten trotz allem etwas Faszinierendes an sich. Dieselben fast 40 Jahre alten Bilder sollten nach seinem Tod noch einmal abgedruckt werden. Sie zeigten Syd in seinen modischsten Klamotten mit welligem Haar, wie er mit stechendem Blick die Kamera fixierte. Er hatte den verlorenen Rockstar verkörpert, lange bevor zahllose Imitate seine Pose annahmen und zum Klischee machten. „Er war jemand, auf den die Leute auf der Straße mit dem Finger zeigten“, erinnert sich David Gilmour, der mit Syd seit Kindertagen befreundet war. „Syd hatte dieses besondere Charisma, diese Art Magnetismus.“

      Die gemeinsame Geschichte der drei zentralen Protagonisten bei Pink Floyd – Barrett, Gilmour und Waters – ist unwiderruflich mit ihrer Heimatstadt, in der sie ihre Jugend verbrachten, verknüpft.

      Der Ruf der Stadt Cambridge als Zentrum für Bildung lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Die beeindruckende Architektur der Universitätsgebäude sowie der River Cam, dessen Windungen sich durch die Stadt ziehen, vermitteln etwas typisch Englisches. Wie ein Kontrast zum malerischen Stadtbild wirkt hingegen das raue Moorland, welches das Umland prägt. Dieses Ambiente schien sich von Anfang an in Pink Floyds Musik bemerkbar zu machen. Der Titel ihres erstes Albums, The Piper at the Gates of Dawn, stammte aus Der Wind in den Weiden, jenem Kinderbuch von Kenneth Grahame, welches 1908 veröffentlicht wurde und an einem Flussufer spielte. Im Kapitel selben Namens begaben sich zwei der tierischen Figuren auf eine bizarre spirituelle Suche. „Grantchester Meadows“, jenes sanfte Interludium aus der Feder von Roger Waters, das auf dem Album Ummagumma von Pink Floyd erschien, bezog ihren Titel von einem stark bewaldeten Flussufer, das sich im Süden der Stadt und unweit vom Zuhause der Gilmours befand.

      Zu jener Zeit, als die drei wichtigsten Floyds das Licht der Welt erblickten, war Cambridge, wie es einer ihrer Bekannten aus Kindertagen heute formuliert, „ein Ort, wo verbriefte Verschrobenheit akzeptiert wurde. Man traf auf all diese brillanten, aber skurrilen Köpfe wie etwa Francis Crick, den Entdecker der DNA. Er radelte gerne einfach so die Straße hinunter.“ Auch Syds Vater war ein bekannter Exzentriker, den man ebenfalls nicht selten auf seinem Fahrrad die Hills Road hinunterfahren sah.

      Dr. Arthur Max Barrett, von allen Max genannt, war University Demonstrator für Pathologie am örtlichen Addenbrooke’s Krankenhaus. Später übernahm er eine Stellung als pathologischer Anatom an der Universität. In seiner Freizeit war er ein renommierter Hobby-Maler und Botaniker, der über seine eigenen Schlüssel zum botanischen Garten der Stadt verfügte. Als Mitglied der Cambridge Philharmonic Society besaß auch Dr. Barrett musikalisches Talent, obwohl erst sein Sohn damit berühmt werden sollte.

      Er war mit Winifred Garrett, der Urenkelin von Elizabeth Garrett Anderson, die 1865 die erste Ärztin des Landes wurde, verheiratet. Die Barretts hatten fünf Kinder: Alan, Donald, Ruth, Roger (Syd) und Rosemary. Syd kam am 6. Januar 1946 im ersten gemeinsamen Zuhause der Familie in der Glisson Road 6, im Stadtzentrum von Cambridge, zur Welt. Drei Jahre später zog die Familie in ein nahegelegenes Haus mit fünf Schlafzimmern in der Hills Road 183.

      Nur wenige Gehminuten vom neuen Domizil der Barretts entfernt befand sich die Rock Road, wo sich die Familie von George Roger Waters angesiedelt hatte, als jener gerade zwei Jahre alt war. Rogers’ Vater, Eric Fletcher Waters, war im County Durham als Sohn eines Kohlengrubenarbeiters und Labour-Party-Funktionärs aufgewachsen. Er wurde schließlich Lehrer und strenggläubiger Christ. Auch weigerte er sich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, sich dem Militär anzuschließen. Stattdessen erfüllte er ehrenamtliche Aufgaben, fuhr während der Luftangriffe einen Krankenwagen und trat schließlich der Kommunistischen Partei bei. Doch inmitten des Krieges änderte Eric seine Meinung und nahm als Soldat an den Kampfhandlungen teil, er schloss sich dem City of London Regiment, 8th Battalion Royal Fusiliers als Unterleutnant an.

      Roger, der einen älteren Bruder namens John hat, kam am 6. September 1943 zur Welt. Seine Mutter, die im Mädchennamen Mary Whyte hieß, war Lehrerin von Beruf. Als Eric ins Kriegsgebiet versetzt wurde, zog Mary mit ihren beiden Söhnen von Great Bookham in Surrey nach Cambridge, da sie glaubte, dort sicherer vor den deutschen Bombenangriffen auf London zu sein. Eric Waters wurde nach der Landung der Alliierten auf den Stränden von Anzio an der italienischen Küste zuerst als vermisst gemeldet und am 18. Februar 1944 für tot erklärt. Roger war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal fünf Monate alt.

      David Jon Gilmour wurde am 6. März 1946 geboren. Damals lebten die Gilmours in Trumpington, einem Dorf außerhalb von Cambridge. Die Familie zog noch einige Male um, bevor sie sich schließlich in der Nähe des River Cam im Bezirk Newnham niederließ. Die Adresse lautete Grantchester Meadows 109. David war damals zehn Jahre alt. Sein Vater Doug und seine Mutter Sylvia hatten sich am Homerton College in Cambridge kennengelernt, wo beide zu Lehrern ausgebildet wurden. Sylvia sollte schließlich als Cutterin bei der BBC arbeiten, Doug Gilmour wurde hingegen Hochschuldozent an der Universität und unterrichtete Zoologie. Das Paar hatte vier Kinder: David, seine Brüder Peter und Mark sowie seine Schwester Catherine. „Cambridge war ein großartiger Ort, um aufzuwachsen“, sagt Gilmour. „Man befand sich in einer Stadt, die von Bildung geprägt war – man war umgeben von klugen Leuten. Dann war da aber auch noch dieser ländliche Touch, der sich bis ins Stadtzentrum hinein bemerkbar machte. Es gab tolle Plätze, wo man sich mit seinen Freunden verabreden konnte.“ Gilmour traf auf Barrett und Waters zum ersten Mal, als die drei Jungs von ihren Eltern für den Kunstunterricht am Homerton College eingeschrieben wurden, der jeden Samstagmorgen stattfand. Sowohl Waters als auch Barrett besuchten die Morley Memorial Grundschule in Blinco Grove, wo Mary Waters als Lehrerin angestellt war. Dort offenbarten sich auch bereits Syds Begabungen. Er war nicht nur ein talentierter Imitator, sondern gewann im Alter von sieben Jahren mit seiner Schwester Rosemary („Roe“) auch einen Preis fürs gemeinsame Klavierspielen. Nick Barraclough, der ebenso die Morley Memorial besuchte und später Musiker wurde und als Rundfunksprecher für die BBC arbeitete, erinnert sich an Syd als „hübschen Knaben, der unglaublich künstlerisch begabt war. Meine Schwester war in derselben Klasse. Sie waren damals vielleicht zehn oder elf und wurden gebeten, ihre Eindrücke eines heißen Tages zu verarbeiten. Die meisten Kinder zeichneten daraufhin einen Strand oder die Sonne. Roger – so wurde er ja damals noch gerufen – zeichnete aber ein Mädchen im Bikini, das sich mit einem Eis am Stiel ankleckerte. Das wirkte alles sehr fortgeschritten, wenn man an sein Alter denkt.“

      Alle drei Jungs bestanden ihre 11-Plus-Examen, die damals verpflich­tende Prüfung für britische Schulkinder, anhand welcher festgelegt wurde, wer intelligent genug für die Grammar School war. „Mein Vater unterrichtete an der Grundschule“, erinnert sich Barraclough, „und die beiden Rogers wurden ihm zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten zugeteilt, um auf ihre Prüfungen vorbereitet zu werden.“ Waters besuchte schließlich ab 1954 die Cambridgeshire High School for Boys (vormals Cambridge and County School vulgo „County“) in der Hills Road. Die Schule, die mittlerweile Hills Road Sixth Form College heißt, war damals, wie es ein ehemaliger Schüler beschreibt, „eine Grammar School, die sich selbst für eine Privatschule hielt – inklusive schulmeisterlichem Gehabe, Doktorhüten und Sadismus“. Die Schule rühmte sich auch für ihren hohen akademischen Standard, und eine beeindruckende Anzahl von ehemaligen Schülern schaffte es an die Elite-Unis in Cambridge oder Oxford.

      Roger machte sich einen Namen als talentierter

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