M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los. tanja Voosen

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M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los - tanja Voosen

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      Nele ließ den Besen sinken und starrte sie an.

      Und dann bemerkte Rapunzel sie auch. Sie wirbelte wie eine Ballerina um ihre eigne Achse und würgte wieder einige dieser Krächztöne heraus, und als die Blicke der beiden sich trafen, fing sie erschrocken an zu kreischen.

      »Oh, du murksiges Makra! Ein Schlammgnom! Bleib weg von mir!«

      »Was?«, entfuhr es Nele automatisch.

      Zur Antwort warf das Mädchen seinen Schuh nach Nele, und da die viel zu perplex war, um zu begreifen, was geschah, traf das kitschige Ding sie genau an der Schulter.

      »Aua!« Nele rieb sich die schmerzende Stelle. »Was soll das?«

      »Hör auf, mit mir zu sprechen, Schlammgnom!«, stotterte die Fremde.

      »Was soll ich denn sonst tun? So komisch krächzen wie du?«, fragte Nele.

      Sie machte große Augen. »Krächzen? Das war Kakelon! Eine aussterbende Sprache, die nur die allerwenigsten in Marabel noch beherrschen«, sagte sie empört.

      Neben ihr unterdrückte Luis ein Prusten. »Kakelon!«, jauchzte er.

      »Ich hab eine Meise!«, sagte Rapunzel. »Helft mir doch.«

      Die hatte sie wirklich, dachte Nele. Eine absolute Vollmeise!

      »Wer bist du überhaupt und was machst du in unserem Garten?«, fragte Nele.

      Sie ignorierte Neles Fragen, wandte sich wieder dem Baum zu und zeigte mit dem Finger auf einen der Äste, wo tatsächlich eine kleine Meise saß. »Die Meise muss mir gefolgt sein. Sie muss verschwinden, ehe sie was aufschnappt. Tu doch was!«

      Nele runzelte genervt die Stirn. »Gefolgt? Hör auf mit dem Blödsinn!«

      »Das ist bitterer Ernst«, jammerte sie. »Ich bin doch in Gefahr …«

      Plötzlich wirkte sie ganz bedrückt. Nele bekam Mitleid mit ihr und machte einen Schritt vor. »Wie heißt du? Ich bin Nele.«

      Die Miene des Mädchens verfinsterte sich. »Was für eine unverschämte Frage! Jeder weiß, wer ich bin. Und ich verlange, dass du endlich diese Meise entfernst!«

      Schlagartig war Neles Mitleid wie weggewischt. Sie stampfte zum Baum und wedelte mit dem Besen herum, bis die Meise vom Ast flog. Mit zusammengekniffenen Augen funkelte sie Rapunzel an. »So, zufrieden? Kannst du jetzt gehen? Da vorne ist die Tür.«

      Die rümpfte bloß die Nase. »Von jemandem, der nicht weiß, wie man anständig badet, lasse ich mir gar nichts sagen. Geh du doch durch die Tür.«

      »Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank! Ich wohne hier!«

      »In unserem Schrank fehlt niemals auch nur eine Tasse. Die sind alle aus feinstem marabellanischem Porzellan und gehören nun mal zusammen«, erwiderte das Mädchen ziemlich hochnäsig.

      Luis mischte sich ein. »Können wir nicht von vorne anfangen und versuchen, eine Lösung zu finden? Hallo, ich bin Luis und das ist Nele. Wer bist du?«

      Rapunzel warf kokett ihr Haar zurück und streckte Luis dann eine Hand entgegen. »Mein Name ist Romina Cassandra Eleanor Wynter«, sagte sie hochnäsig.

      »Ich glaube, sie wartet darauf, dass du ihre Hand küsst«, meinte Nele.

      »Natürlich! Das ist ein Zeichen des Respekts der Königsfamilie gegenüber.«

      Luis nahm Romina Dingensbums Wynters Hand und schüttelte sie sanft.

      »So macht man das bei uns«, erklärte er. »Du kommst wohl nicht von hier?«

      »Vielleicht hat sie ja ein Raumschiff im Garten abgesetzt«, flüsterte Nele.

      Romina beäugte Luis’ Hand misstrauisch und zog ihre dann zurück. »Steht diese Nele in deinen Diensten? Warum sieht sie aus wie ein Schlammgnom?«

      Nele verschränkte die Arme vor der Brust. Die hatte eindeutig zu viele Computerspiele gespielt oder warum laberte sie so verrücktes Zeug?

      »Du siehst auch nicht gerade besser aus«, sagte Nele und wandte sich Luis zu, weil sie gar nicht länger mit ihr reden wollte. »Ich will, dass Romina geht.«

      »Romina Cassandra Eleanor Wynter«, wurde Nele sogleich verbessert.

      »Und wenn du noch zehn andere Namen hättest, mir schnurzpiepegal!« Sie fuhr wieder zu Romina herum. »Lass uns in Ruhe und verschwinde.«

      Hinter ihnen räusperte sich jemand. »Ich befürchte, das ist nicht möglich.«

      Kapitel 3

      Der Anblick ihres Papas ließ Nele diese eingebildete Schnepfe kurz vergessen. Sie warf den Besen ins Gras und fiel ihm um den Hals. »Papa!«

      Er drückte sie fest an sich. »Was habe ich dich vermisst!«

      »Ich dich viel mehr!«, erwiderte Nele und ließ ihn los.

      Er sah ein bisschen mitgenommen aus. Schatten lagen unter seinen Augen und das sonst so ordentlich gekämmte braune Haar war etwas durcheinander.

      »Geht’s dir gut?«, fragte Nele.

      »Mir geht’s gut«, antwortete ihr Papa liebevoll. »Dir hoffentlich auch?«

      Nele sah zögerlich zu dem anderen Mädchen. »Na ja, da …«

      »Ihr habt Romina also schon kennengelernt«, sagte er.

      »Weißt du etwa, was sie hier zu suchen hat?«, fragte Nele überrascht.

      Ihr Papa machte eine ernste Miene. Nele schluckte schwer. Oh nein! Dieses Gesicht kannte sie. So sah er sie meistens an, wenn er etwas zu sagen hatte, was Nele nicht hören wollte. Wie bei der Standpauke wegen der schlechten Deutscharbeit letztens. Aber Nele hatte da so eine Ahnung: Das hier würde schlimmer werden.

      »Sie ist unser Gast«, antwortete er.

      »Gast?«, wiederholte Nele entgeistert.

      »Genauer gesagt …« Ihr Papa schielte nun zu Luis hinüber. »Hallo, Luis.«

      Luis strahlte. »Hallo!«

      »Sei mir nicht böse, Luis, aber könntest du uns allein lassen?«, fragte ihr Papa. »Ich würde gerne mit Nele und Romina ein paar Familiensachen besprechen.«

      »Ähm, klar«, antwortete Luis und klang etwas enttäuscht. »Bis dann.«

      Puh! Wenn Papa schon Luis rauswarf, wurde es richtig ernst.

      Und was hieß Familiensachen? Mecker-Rapunzel gehörte nicht zur Familie.

      Nele war so beschäftigt mit ihren Gedanken, dass Luis schon weg war, bis sie sich nach ihm umdrehte. Na toll, nicht mal vernünftig verabschieden konnte

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