M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los. tanja Voosen
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Читать онлайн книгу M.A.G.I.K. (1). Die Prinzessin ist los - tanja Voosen страница 6
»Das fällt alles unter die Geheimhaltung«, sagte er.
Nele sah ihn verständnislos an. »Hallo! Wenn ich mit ihr zusammenleben soll, muss ich doch wissen, ob gemeingefährliche Dinge zu tun ihr Hobby ist.«
»Nein«, entschied er. »Je weniger du weißt, desto besser. Und an ihr ist nichts ›gemeingefährlich‹, Nele. Ich wünsche mir immer noch deine Hilfe. Es ist wichtig, dass Romina sich bei uns wohlfühlt, solange sie bei uns wohnt.«
»Für wie lange bleibt sie?«, fragte Nele.
Ihr Papa erwiderte nur stumm ihren Blick.
»War das mit der Mikrowelle Magie?«, bohrte Nele weiter. »Was kann sie noch? Blumen rülpsen oder vielleicht mit ihrem goldenen Haar auf Türme raufklettern?«
»Sie kommt aus der vornehmen Familie Wynter.«
»Dann kann sie also vornehm Blumen rülpsen?«, meinte Nele.
Diese ständige Geheimnistuerei ihres Papas nervte gehörig!
»Nele. Bitte«, sagte er nun mit Nachdruck. »Sieh mal nach ihr.«
»Jaja. Dann frage ich sie das eben alles«, antwortete Nele.
»Das lässt du mal schön sein«, erwiderte ihr Papa. »Sie ist so schon überfordert.«
»Na guuuut«, grummelte Nele. Langsam trottete sie nach draußen. »Hey! Romina Cassandra Emma Wynter die Dritte! Brauchst du vielleicht, ich weiß nicht … eine Bürste?«
Eine Bürste? Wie dämlich klang das denn? Und was fragte sie überhaupt? Sicher hatte die Prinzessin eine handgefertigte Bürste aus Einhornhaar oder so im königlichen Handgepäck dabei.
»Eleanor«, sagte Romina. »Nicht Emma. Nach meiner Ururururoma.«
»Ist das ein Prinzessinnen-Ding, so viele Namen zu haben?«, fragte Nele.
»Es ist eine Ehre, nach so vielen mutigen Frauen benannt worden zu sein. Der Stammbaum der Familie Wynter hat wahre Größen hervorgebracht.«
Klang ja wie ’nen Zitat von Wikipedia! Ob da was über die Wynters stand?
»Wie nennen dich denn deine Freundinnen?«, wollte Nele wissen.
»Romina Cassandra Eleanor –«
»Echt jetzt?«, ging Nele dazwischen.
Sie stellte sich vor, wie mehrere Prinzessinnen bei ihrem Treffen erst mal ’ne Stunde im königlich-imposanten Flur standen, weil jede ihre zig Namen runterratterte.
»Wie nennen dich denn deine Freundinnen?«, fragte Romina.
»Na, Nele«, sagte Nele. »Wie wär’s denn mit … ’nem Spitznamen?«
Romina zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Ein Spitzname?«
»Na ja, Papa meinte, du brauchst eine Tarnidentität.« Nele zog die Nase kraus und dachte kurz nach. »Wie wäre es denn mit … Cassie? Ellie? Nee … besser: Romy!«
Die Prinzessin verdrehte genervt die Augen. »Das klingt so gewöhnlich.«
Nele zuckte mit den Schultern. »Gut, dann nicht. Gehen wir rein? Sonst könnten vielleicht noch mehr Meisen auftauchen. Und Kuckucks. Oder … Tauben.«
Romina schnaufte. »Denkst du, ich bin blöd? Tauben sind voll ungefährlich!«
»Ja, im Gegensatz zu Mikrowellen, was?«, scherzte Nele.
»Das war … ein Versehen!« Romina bekam knallrote Wangen. Dann drehte sie sich um und stampfte zurück ins Haus.
Diese Beleidigt-abziehen-Nummer hatte sie echt drauf!
In der Küche war Neles Papa gerade dabei, einige Zutaten auf den Tisch zu stellen. »Zeit für Pizza. Das ist doch unsere Tradition«, sagte er beschwingt.
Sofort wurde Nele flau im Magen. Sicher wollte er nur die Stimmung etwas auflockern, aber das war doch ihre Tradition – nicht die von ihnen und Romina. Wenn ihr Papa nach einer seiner Reisen heimkam, kreierten sie eine neue Geschmacksrichtung – je verrückter, desto besser. Nele liebte diese Zeit zusammen. Wie konnte ihr Papa denn so schnell in den Alles-ist-normal-Modus übergehen?
Nele blickte zu Romina. Die wusste davon natürlich nichts, aber trotzdem spürte Nele einen Widerwillen in sich wachsen, der sich gegen die Prinzessin richtete.
Romina beugte sich zum Toaster herunter und fasste sich entsetzt an den Kopf.
»Meine wunderschönen Haare«, jammerte sie.
»An denen müsste sowieso etwas verändert werden«, sagte Neles Papa. »Wir haben doch auf dem Weg hierher darüber gesprochen. Verändertes Aussehen, veränderter Name.«
Die Prinzessin taumelte rückwärts und Nele zog reflexartig einen der Stühle vom Tisch, damit Romina sich theatralisch daraufplumpsen lassen konnte. Sie fasste sich an die Stirn. »Ich möchte das nicht!«, sagte sie und klang ganz zittrig dabei.
Nele konnte es ihr nicht verübeln. Wer wollte denn gezwungen werden, irgendwas an seinen Haaren zu drehen? Mensch! Das war wie so ein Gefühls-Jo-Jo! Im einen Moment wollte sie Romina rauswerfen und im nächsten hatte sie wieder Mitleid mit ihr. Prinzessinnen wirbelten echt alles durcheinander. Normal war hier nix mehr.
»Wie soll denn ihre Tarnidentität heißen?«, warf Nele ein.
Vielleicht vergaß ihr Papa das mit den Haaren dann ja wieder.
»Bei M.A.G.I.K. gibt es eine Abteilung, die Tarnidentitäten erstellt, aber durch die unerwartet schnelle Flucht habe ich die nötigen Informationen zu Rominas Tarnung noch nicht vollständig erhalten«, sagte ihr Papa. »Allerdings ist Romina nicht das Hauptziel, sondern ihre Schwester Ariella. Romina musste deshalb auch nicht dieselbe Prozedur wie Ariella durchlaufen und wird es etwas leichter haben.«
»Was heißt das? Was haben Sie mit Ariella gemacht?«, fragte Romina bestürzt.
Neles Papa hob beschwichtigend die Hände. »Keine Sorge. Es geht ihr gut.«
»Vielleicht hockt sie ja am Südpol bei den Pinguinen«, scherzte Nele.
Ihr Papa warf Nele einen strengen Blick zu. »So ein Unsinn. M.A.G.I.K. arbeitet zwar international, aber das bedeutet nicht, dass unsere Schützlinge an den absurdesten Orten untergebracht werden. Ich verspreche dir, Romina, deine Schwester ist wohlauf.«
»Dann bekommt Romina also eine Tarnung light?«, fragte Nele.
Er nickte. »Einige kleine optische Veränderungen, etwas am Namen –«
»Ich will aber nichts verändern!«, schimpfte die Prinzessin.
»Daran führt aber kein Weg vorbei«, sagte Neles Papa. »Du lebst vorerst bei uns und wirst dich als Neles Cousine ausgeben. Ich erkläre es euch noch genauer.«
Na toll! Und da musste Nele auch noch mitspielen! Sie seufzte.