Cranford. Элизабет Гаскелл
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Das war sehr nett von Miss Jenkyns, denn ich hatte kurz vorher gesehen, dass sie sehr ärgerlich gewesen war über Miss Jessie Brown, die offen zugegeben hatte (die Unterhaltung drehte sich um Shetlandwolle), dass sie einen Onkel habe, einen Bruder ihrer Mutter, der einen Laden in Edinburgh besitze. Miss Jenkyns versuchte dieses Geständnis durch einen schrecklichen Hustenanfall zu übertönen, denn die hochangesehene Mrs. Jamieson saß am Spieltische dicht neben Miss Jessie, und was würde sie sagen oder denken, wenn sie entdeckte, dass sie sich im selben Zimmer mit der Nichte eines Ladenbesitzers befand! Aber Miss Jessie Brown (die leider kein Taktgefühl besaß, wie wir alle am nächsten Morgen feststellten) ließ sich nicht stören und versicherte Miss Pole, dass sie ihr die gewünschte Shetlandwolle leicht verschaffen könnte »durch meinen Onkel, der die größte Auswahl an Shetlandwaren in ganz Edinburgh besitzt«. Um die Gedanken auf andere Dinge zu lenken, schlug Miss Jenkyns vor, zu musizieren, und ich wiederhole daher, dass es sehr nett von ihr war, den Takt zum Gesang zu schlagen.
Als die Teebretter von neuem mit Biskuits und Wein erschienen, pünktlich um drei Viertel neun, entstand ein allgemeines Gespräch über die verschiedenen Spiele und Stiche, und nach und nach brachte der Hauptmann ein wenig Literatur aufs Tapet.
»Haben Sie einige Nummern der ›Pickwickier‹ gesehen?«, sagte er. »Etwas ganz Famoses!«
Nun war Miss Jenkyns die Tochter des verstorbenen Pfarrers von Cranford, und aufgrund einer Anzahl von Predigtmanuskripten und einer ziemlich guten theologischen Bibliothek hielt sie sich für literarisch gebildet und fasste jede Unterhaltung über Bücher als eine ihr geltende Herausforderung auf. Sie entgegnete daher: Ja, sie hätte sie gesehen und könnte sogar sagen, sie habe sie gelesen.
»Und wie denken Sie darüber?«, rief Hauptmann Brown aus. »Sind sie nicht vorzüglich?«
So in die Enge getrieben, blieb Miss Jenkyns nichts anderes übrig, als zu reden.
»Ich muss sagen, dass sie in keiner Weise an Doktor Johnson heranreichen. Indessen, der Autor ist ja noch jung. Wenn er Ausdauer hat und sich den großen Gelehrten zum Vorbild nimmt, dann kann vielleicht noch etwas aus ihm werden.« Dies war augenscheinlich zuviel für Hauptmann Brown, das konnte er nicht ruhig hinnehmen. Ich sah, wie er sich mühsam beherrschte, bis Miss Jenkyns mit ihrer Rede zu Ende war.
»Es ist ganz etwas anderes, meine Gnädige«, begann er.
»Dessen bin ich mir vollständig bewusst«, erwiderte sie. »Dafür mache ich auch Konzessionen, Hauptmann Brown.«
»Erlauben Sie mir, Ihnen nur eine Stelle aus der letzten Nummer vorzulesen«, bat er. »Ich bekam sie erst heute morgen und glaube nicht, dass schon jemand von den Anwesenden sie gelesen hat.«
»Ganz wie es Ihnen beliebt«, sagte sie, eine resignierte Miene annehmend. Er las den Bericht über das Gelage, das Sam Weller in Bath gegeben hatte. Einige von uns lachten herzlich. Ich wagte das nicht, weil ich im Hause zu Besuch war. Miss Jenkyns saß mit geduldigem Ernst da. Als der Hauptmann zu Ende war, wandte sie sich zu mir und sagte mit milder Würde: »Meine Liebe, holen Sie mir ›Rasselas‹ aus dem Bücherzimmer.«
Als ich ihr das Buch brachte, wandte sie sich an Hauptmann Brown: »Nun erlauben Sie mir, Ihnen eine Stelle vorzulesen, dann können die Damen zwischen Ihrem Liebling Boz und Doktor Johnson entscheiden.«
Sie las eine der Unterhaltungen zwischen Rasselas und Imlac mit hochgeschraubter, majestätischer Stimme, und als sie geendet hatte, sagte sie: »Ich glaube, dass ich nun in meiner Vorliebe für Doktor Johnson als Romanschriftsteller gerechtfertigt bin.«
Der Hauptmann schnitt ein Gesicht und trommelte auf dem Tisch, sagte aber kein Wort. Sie gedachte ihm noch einen letzten Hieb zu versetzen, indem sie hinzufügte: »Ich halte es für ordinär und unter der Würde eines guten Schriftstellers, ein Werk in Fortsetzungen zu veröffentlichen.«
»Wie wurde denn der ›Rambler‹ veröffentlicht, Madame?«, fragte Hauptmann Brown mit so leiser Stimme, dass ich nicht glaubte, dass Miss Jenkyns es hören konnte.
»Doktor Johnsons Stil ist vorbildlich für junge Anfänger. Mein Vater empfahl ihn mir, als ich anfing, Briefe zu schreiben. Ich habe meinen eigenen Stil nach ihm gebildet und empfehle ihn Ihrem Günstling ganz besonders.«
»Es würde mir sehr leid für ihn tun, wenn er seinen Stil gegen so ein pomphaftes Geschreibsel vertauschte!«, entgegnete Hauptmann Brown.
Miss Jenkyns empfand dies als persönliche Kränkung, und zwar in einer Weise, von der sich der Hauptmann Brown nichts hatte träumen lassen. Briefeschreiben wurde von ihr selbst und ihren Freundinnen für ihre starke Seite gehalten. Ich habe das Konzept so manchen Briefes auf die Schiefertafel geschrieben und korrigiert gesehen, bevor sie »schnell die halbe Stunde vor Abgang der Post benutzte, um ihren Freundinnen dies oder jenes mitzuteilen«, und Dr. Johnson war, wie sie sagte, ihr Vorbild bei diesen Schriftwerken. Sie richtete sich voller Würde auf und beantwortete Hauptmann Browns letzte Bemerkung nur, indem sie mit ausdrücklicher Betonung jeder Silbe sagte: »Ich ziehe Doktor Johnson Mister Boz vor.«
Man sagt – aber ich kann nicht dafür einstehen –, dass Hauptmann Brown sotto voce geäußert haben soll: »Verd-ter Doktor Johnson!« Falls das stimmen sollte, muss es ihm jedenfalls später leid getan haben, das bewies er dadurch, dass er an Miss Jenkyns’ Lehnstuhl herantrat