Cranford. Элизабет Гаскелл
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Mein nächster Besuch in Cranford fand im Sommer statt. Es waren weder Geburten noch Todesfälle, noch Heiraten vorgefallen, seit ich zuletzt dort war. Jeder wohnte noch in demselben Hause und trug noch ziemlich dieselben gutgeschonten altmodischen Kleider. Das größte Ereignis war, dass Miss Jenkyns sich einen neuen Teppich für den Salon angeschafft hatte. Wie viel Arbeit machte es aber Miss Matty und mir, die Sonnenstrahlen zu verscheuchen, die nachmittags durch das Fenster, vor dem keine Rollladen waren, gerade auf den Teppich fielen! Wir breiteten Zeitungsblätter auf die Stellen aus und setzten uns mit Buch oder Handarbeit dazu; aber siehe, nach einer Viertelstunde war die Sonne weitergerückt und brannte auf eine neue Stelle, worauf wir wieder niederknieten, um die Zeitungen weiterzuschieben. Den ganzen Vormittag eines Tages, an dem Miss Jenkyns eine Gesellschaft gab, waren wir eifrig damit beschäftigt, nach ihren Angaben Stücke Papier auszuschneiden und zusammenzuheften, um kleine Fußwege nach den einzelnen für die Gäste bereitgestellten Stühlen zu bilden, damit ihre Schuhe nicht den Teppich beschmutzten oder verdarben. Legt man in London jemals für jeden Gast einen Papierweg?
Hauptmann Brown und Miss Jenkyns waren nicht sehr freundlich miteinander. Der literarische Streit, dessen Anfang ich miterlebt hatte, war ein wunder Punkt, dessen leiseste Berührung sie erregte. Es war die einzige Meinungsverschiedenheit, die sie je gehabt, aber sie genügte. Miss Jenkyns konnte es nicht lassen, auf Hauptmann Brown einzureden, und wenn er auch nicht darauf antwortete, so trommelte er doch mit den Fingern, was sie als Nichtachtung Dr. Johnsons übel nahm. Er übertrieb es ein wenig mit seiner Vorliebe für die Schriften von Boz; schritt ganz vertieft in sie durch die Straßen, so dass er einmal beinahe Miss Jenkyns umgerannt hätte; und obgleich er sich ernst und aufrichtig entschuldigte und schließlich ja nichts weiter getan hatte, als sie und sich selbst zu erschrecken, gestand sie mir doch, dass es ihr lieber gewesen wäre, er hätte sie umgestoßen, wenn er nur etwas literarisch Höherstehendes lesen wollte. Der arme wackere Hauptmann! Er sah älter und sorgenvoller aus, und seine Sachen waren sehr abgetragen. Aber er schien ebenso frisch und heiter zu sein wie sonst, solange man ihn nicht nach dem Befinden seiner Tochter fragte.
»Sie leidet sehr viel und wird noch mehr leiden müssen; wir tun, was wir können, um ihre Schmerzen zu lindern – nun, wie Gott will.« Bei diesen Worten nahm er seinen Hut ab. Ich erfuhr durch Miss Matty, dass wirklich alles geschehen war, was man nur tun konnte. Man hatte einen in der ganzen Gegend berühmten Arzt kommen lassen, und alle seine Vorschriften wurden ohne Rücksicht auf die Kosten befolgt. Miss Matty war überzeugt, dass Vater und Schwester sich vieles versagten, um es der Kranken angenehmer zu machen, aber sie sprachen nie darüber; und was Miss Jessie betraf! – »Ich halte sie für einen wahren Engel«, sagte Miss Matty ganz gerührt. »Es ist zu schön, zu sehen, wie sie Miss Browns schlechte Laune erträgt und was für ein heiteres Gesicht sie macht, nachdem sie die ganze Nacht aufgewesen und beinahe immerzu ausgeschimpft worden ist. Und doch sieht sie, wenn der Hauptmann zum Frühstück kommt, so nett und ordentlich aus, als ob sie die ganze Nacht im Bett der Königin geschlafen hätte. Meine Liebe, Sie würden nicht über ihre steifen Löckchen oder ihre rosa Schleifen lachen, wenn Sie sie so sehen könnten, wie ich sie gesehen habe.« Ich konnte nichts tun, als lebhafte Reue zu empfinden und Miss Jessie beim nächsten Wiedersehen doppelt achtungsvoll zu begrüßen. Sie sah blass und elend aus, und ihre Lippen zuckten, als ob sie sich sehr schwach fühlte, während wir von ihrer Schwester sprachen. Aber sie heiterte sich auf und unterdrückte die Tränen, die in ihren hübschen Augen schimmerten, als sie sagte: »Man kann gar nicht genug die Güte und Freundlichkeit in Cranford rühmen! Ich glaube, es kommt nicht vor, dass jemand einmal ein besseres Mittagessen als gewöhnlich hat, ohne dass meiner Schwester ein Schüsselchen vom Besten davon geschickt würde. Die ärmeren Leute bringen uns sogar ihr erstes Gemüse für sie. Dabei reden sie kurz und grob, als ob sie sich dessen schämten; aber es geht mir oft zu Herzen, wenn ich ihre Fürsorglichkeit sehe.«
Jetzt kamen die Tränen reichlich geflossen, aber nach ein paar Minuten schalt sie sich schon deshalb aus, und als sie fortging, war sie wieder die alte fröhliche Miss Jessie.
»Aber warum tut dieser Lord Mauleverer denn nicht etwas für den Mann, der ihm das Leben gerettet hat?«, fragte ich.
»Ja, sehen Sie, ohne Veranlassung spricht Hauptmann Brown nie von seiner Armut; er stolziert so vergnügt und glücklich wie ein Prinz mit Seiner Lordschaft umher; und da sie nie durch Entschuldigungen auf ihr Essen aufmerksam machten und Miss Brown sich in dieser Zeit besser fühlte und alles einen heiteren Anstrich hatte, so glaube ich, dass Seine Lordschaft gar nicht ahnte, wie viel Sorge im Hintergrunde schlummerte. Im Winter schickte er ihnen häufig Wildbret, aber jetzt ist er ins Ausland gereist.«
Ich hatte oft Gelegenheit, zu beobachten, wie in Cranford jeder Rest und jede Kleinigkeit ausgenutzt wurden. Man sammelte die Rosenblätter, bevor sie abfielen, um ein Potpourri für jemanden damit zu füllen, der keinen Garten besaß; kleine Büschel Lavendelblüten wurden an Bekannte in der Stadt geschickt, um sie in die Kommoden zu streuen oder in einer Krankenstube damit zu räuchern. Dinge, die manch einer verachtet hätte, und kleine Dienste, die kaum der Mühe wert erschienen, wurden in Cranford hochgehalten. Miss Jenkyns steckte einen Apfel voll Gewürznelken, der in Miss Browns Zimmer heiß gemacht werden und einen angenehmen Duft verbreiten sollte, und bei jeder Nelke, die sie hineinsteckte, äußerte sie einen Johnson’schen Ausspruch. Sie konnte überhaupt niemals an Browns denken, ohne von Johnson zu sprechen, und da sie ihr damals gerade selten aus dem Sinn kamen, so hörte ich manchen tönenden dreigipfligen Satz.
Hauptmann Browns besuchte uns eines Tages, um Miss Jenkyns für viele kleine Freundlichkeiten zu danken, von denen ich erst bei dieser Gelegenheit erfuhr. Er war plötzlich ein alter Mann geworden; seine tiefe Bassstimme zitterte ein wenig; seine Augen waren matt, das Gesicht tief gefurcht. Er sprach nicht hoffnungsfreudig vom Zustand seiner Tochter – das war unmöglich –, aber er sagte einige wenige Worte darüber mit männlicher, frommer Ergebung. Zweimal erwähnte er: »Was Jessie uns gewesen ist, weiß Gott allein!« Und nach dem zweiten Male stand er hastig auf, schüttelte uns allen stumm die Hand und verließ das Zimmer.
An jenem Nachmittag bemerkten wir kleine Gruppen von Leuten auf der Straße, die mit entsetzten Mienen einer Erzählung zu lauschen schienen. Miss Jenkyns wunderte sich eine Zeit lang, was wohl geschehen sein könnte, bis sie den würdelosen Schritt tat, Jenny hinauszuschicken, um sich zu erkundigen.
Jenny kam schreckensbleich zurück.
»Oh, Madame! Oh, Miss Jenkyns! Hauptmann Brown ist durch die abscheuliche Eisenbahn getötet worden!« Dabei brach sie in Tränen aus. Wie so viele andere hatte auch sie nur Freundlichkeiten von dem armen Hauptmann empfangen.
»Wie? Wo – wo? Großer Gott! Jenny, halte dich nicht mit Weinen auf, sondern erzähle uns, wie es zugegangen ist!«
Miss Matty stürzte sofort auf die Straße hinaus und kriegte den Mann zu fassen, der gerade die Geschichte erzählte.
»Kommen Sie herein – kommen Sie sofort zu meiner Schwester – Miss Jenkyns, des Pfarrers Tochter. Oh, Mann, Mann, sagen Sie, dass es nicht wahr ist«, rief sie und brachte den erschrockenen Fuhrmann, der sich das Haar glatt strich, in den Salon, wo er mit seinen nassen Stiefeln auf dem neuen Teppich stand; aber niemand achtete darauf.
»Entschuldigen Sie, Madame, aber es ist wahr. Ich habe es mit