Cranford. Элизабет Гаскелл
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Ich hatte ein paar Mal bei solcher Gelegenheit versucht, Miss Matty zum Bleiben zu bewegen, und das war mir zu Lebzeiten ihrer Schwester auch geglückt. Ich hielt einen kleinen Lichtschirm zwischen uns und sah nicht hin, und sie versuchte, wie sie sagte, das Geräusch so wenig aufdringlich wie möglich zu machen. Nun aber, nachdem sie allein zurückgeblieben war, schien sie ganz entsetzt zu sein, als ich sie bat, bei mir in dem warmen Speisezimmer zu bleiben und ihre Apfelsine auf die ihr angenehmste Weise zu genießen. Und so war es mit allem. Miss Jessies Vorschriften wurden viel nachdrücklicher befolgt, seit die Urheberin derselben dorthin gegangen war, wo nicht mehr dagegen appelliert werden konnte. In allen andern Angelegenheiten war Miss Mathilde bis zur Schwäche sanft und unentschlossen. Ich hörte, wie Fanny sie des Morgens manchmal zwanzigmal in Bezug auf das Mittagessen umstimmte, gerade wie es der kleinen Person einfiel; und ich hatte den Eindruck, dass sie auf Miss Mathildes Schwächen hinarbeitete, um diese zu verwirren und immer mehr in ihre Gewalt zu bringen. Ich beschloss, sie nicht zu verlassen, bis ich gesehen hatte, was für ein Mensch Martha war; und wenn ich sie als zuverlässig erkannte, wollte ich ihr sagen, sie möchte ihre Herrin nicht mit jeder kleinen Entscheidung behelligen.
Martha war plump und äußerst offen, dabei ein frisches, gutmütiges, aber sehr unwissendes Mädchen. Sie war noch nicht acht Tage bei uns, als Miss Mathilde eines Morgens durch den Brief eines Vetters überrascht wurde, der zwanzig oder dreißig Jahre in Indien gewesen war und, wie wir in der Armeeliste gesehen hatten, nach England zurückkehrte mit einer kränklichen Frau, die ihren englischen Verwandten noch nicht vorgestellt worden war. Major Jenkyns schrieb, er und seine Frau würden auf dem Wege nach Schottland eine Nacht in Cranford zubringen und im Gasthof bleiben, wenn es Miss Mathilde nicht möglich wäre, sie bei sich aufzunehmen; für diesen Fall hofften sie aber, den Tag über recht viel mit ihr zusammen zu sein. Natürlich musste es ihr möglich sein, wie sie sagte; denn ganz Cranford wusste, dass das Schlafzimmer ihrer Schwester zur Verfügung stand; aber ich bin überzeugt, es wäre ihr lieber gewesen, der Major wäre in Indien geblieben und hätte seine Kusinen ganz und gar vergessen.
»Oh, wie richte ich es nur ein?«, fragte sie hilflos. »Wenn Deborah noch lebte, sie wüsste, was man mit einem Herrenbesuch macht. Muss ich ein Rasiermesser in sein Ankleidezimmer legen? Du mein Gott, ich habe ja gar keins. Deborah hätte bestimmt eines gehabt. Und Pantoffeln und Kleiderbürsten?« Ich meinte, dass er diese Dinge wahrscheinlich mitbringen würde. »Und nach Tische, wie soll ich wissen, wann wir aufstehen und ihn beim Wein allein lassen sollen? Deborah hätte alles richtig gemacht; sie wäre ganz in ihrem Element gewesen. Glaubst du, dass er Kaffee trinken will?« Ich übernahm die Kaffeebereitung und versprach ihr, ich würde Martha in die Kunst, bei Tische aufzuwarten, unterweisen, denn darin mangelte es noch sehr bei ihr; auch zweifelte ich nicht, dass Major Jenkyns und seine Frau Verständnis haben würden für die ruhige Lebensweise einer allein stehenden Dame in einer kleinen Landstadt. Aber sie war entsetzlich aufgeregt. Ich veranlasste sie, ihre Karaffen zu leeren und zwei frische Flaschen Wein heraufzuholen. Gern hätte ich verhindert, dass sie dabei war, als ich Martha instruierte, denn sie kam häufig mit einer neuen Anweisung dazwischen und verwirrte das arme Ding vollständig, das mit weit offenem Munde uns beide anhörte.
»Präsentiere das Gemüse«, sagte ich (törichterweise, wie ich jetzt einsah, denn das war mehr verlangt, als wir in Ruhe und Schlichtheit durchführen konnten) und fügte, als ich ihren verwirrten Ausdruck bemerkte, hinzu: »Reiche das Gemüse herum und lass die Herrschaften sich selbst bedienen.«
»Und geh immer zuerst zu den Damen«, warf Miss Mathilde ein.
»Immer zuerst die Damen und dann die Herren, wenn du aufwartest.«
»Ich werde es so machen, wie Sie sagen, Madame«, sagte Martha, »aber die Mannsleute sind mir eigentlich lieber.«
Wir waren sehr betreten und erschrocken über Marthas Äußerung; zwar glaube ich nicht, dass sie sich etwas Schlimmes dabei dachte, und im Ganzen befolgte sie unsere Anweisungen auch leidlich, abgesehen davon, dass sie dem Major einen kleinen Puff mit dem Ellbogen gab, als er sich nicht so schnell mit Kartoffeln versorgte, wie sie es beim Herumreichen erwartete.
Der Major und seine Frau waren ruhige, anspruchslose Leute, etwas schlaff, wie die meisten Bewohner Indiens zu sein scheinen. Wir waren ein wenig erschrocken, als sie zwei Dienstboten mitbrachten, einen Hindukammerdiener für den Major und ein gesetztes älteres Mädchen für seine Frau; aber beide schliefen im Gasthof und nahmen uns ein gut Teil Verantwortung ab, indem sie auf das Gewissenhafteste für die Bequemlichkeit ihrer Herrschaften sorgten. Martha hörte natürlich nicht auf, den weißen Turban und die braune Gesichtsfarbe des Inders anzustarren, und ich sah, dass Miss Mathilde etwas zusammenfuhr, wenn er bei Tisch bediente. Sie fragte mich sogar, als sie fort waren, ob er mich nicht an König Blaubart erinnere. Im ganzen fiel der Besuch aber sehr befriedigend aus und ist noch jetzt ein Gesprächsthema für Miss Mathilde; seinerzeit erregte er aber Cranford im höchsten Maße und brachte sogar die apathische und hochgeborene Mrs. Jamieson zu einem Ausdruck von Interesse, als ich zu ihr ging, um ihr für die freundlichen Antworten zu danken, die sie auf Miss Mathildes Fragen bezüglich der Einrichtung eines Herrenankleidezimmers gegeben hatte – Antworten, die, wie ich gestehen muss, in der müden Art der skandinavischen Prophetin gegeben wurden: »Lass mich, ach, lass mich in Ruh’.«
Und nun komme ich zu der Liebesgeschichte.
Wie es scheint, hatte Miss Pole einen Vetter zweiten oder dritten Grades, der vor langen Zeiten um Miss Matty angehalten hatte. Dieser Vetter lebte nun vier oder fünf Meilen von Cranford entfernt auf einer eigenen Besitzung; das Anwesen war aber nicht groß genug, um ihm einen höheren Rang als den eines Pächters zu verleihen; oder vielmehr hatte er mit dem »Stolz, der die Bescheidenheit nachäfft«, es verschmäht, sich wie so viele seiner Klasse vorwärtszudrängen in die Kreise der Esquires hinein. Er gestattete nicht, dass man ihn ›Thomas Holbrook, Esq.‹ nannte, sandte sogar Briefe mit dieser Adresse zurück und sagte der Posthalterin von Cranford, sein Name sei Mr. Thomas Holbrook, Pächter. Alle häuslichen Neuerungen hasste er; sein Haus musste im Sommer offen stehen und im Winter geschlossen sein ohne Türklopfer oder Klingel, um einen Dienstboten herbeizurufen. Die geschlossene Faust oder sein Stockknopf taten ihm diesen Dienst, wenn er die Tür geschlossen fand. Er verachtete jede Verfeinerung, die nicht eine tiefere Wurzel in der Menschlichkeit hatte. Wenn nicht jemand krank war, sah er nicht die Notwendigkeit ein, seine Stimme zu mäßigen. Er sprach den Dialekt seiner Gegend und benutzte ihn immer bei der Unterhaltung, obgleich Miss Pole, der ich diese Einzelheiten verdanke, hinzufügte, dass er schöner und mit mehr Ausdruck vorlese als irgendjemand, den sie je gehört, den verstorbenen Pfarrer ausgenommen.
»Und wie kam es, dass Miss Mathilde ihn nicht heiratete?«, fragte ich.
»Oh, ich weiß es nicht. Sie war sehr bereit dazu, wie ich glaube; aber Vetter Thomas war wohl nicht fein genug für den Pfarrer und Miss Jenkyns.«
»Ja,