Die Jugend des Königs Henri Quatre. Heinrich Mann

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Die Jugend des Königs Henri Quatre - Heinrich Mann

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ist weniger peinlich als der auf dem Schafott. Du bist dem Block und dem Beil näher, als du denkst.«

      »Für eine so große Majestät zu sterben ist immer das Höchste, was ein Mann sich wünschen kann, besonders, wenn er seine Pflicht getan hat.«

      »Deine Pflicht? So, deine Pflicht. Und was ein Mann sich wünscht, du Schwein?« Sie hieb ihm in das Gesicht.

      Er sah den Schlag kommen, hielt aber den Kopf hin, obwohl ihre schmale Hand sehr hart war, wie er wußte. Die Königin war groß, weißhäutig, von unbestimmtem Alter, sie hielt sich grade wie ein Panzer, und die rötlichen Haare, die Margot von Valois zu manchen Kleidern trug, Elisabeth hatte sie wirklich.

      »Der Hof von Frankreich nähert sich alle Tage mehr dem König von Spanien, du aber sagst mir nichts. Ich komme in die größte Gefahr, durch dieses Bündnis mein Land und meinen Thron zu verlieren, und du siehst zu!«

      »Es tut mir leid, mich noch mehr beschuldigen zu müssen. Ich selbst habe das Gerücht verbreitet, dafür ist es aber auch falsch.«

      »Du verbreitest falsche Gerüchte zu meinem Nachteil?«

      »Ich ließ in der spanischen Gesandtschaft einbrechen, und vorgeblich wurden dort die Briefe gefunden, die Beweise sind. Ist aber alles nicht wahr. Und das geschah zum Nutzen Eurer Majestät.«

      »Du bist ein heimlicher Katholik, Walsington. Wache! Verhaftet den Mann! Auf dich habe ich schon längst ein Auge. Ich werde mit Vergnügen zusehen, wie dein Kopf fällt.«

      »Er hätte Ihnen so gern noch eine lustige Geschichte erzählt«, sagte der Gesandte zwischen den beiden Bewaffneten. »Ich habe nämlich die Hand Eurer Majestät vergeben, und zwar an einen Prinzen, den Sie gar nicht kennen.«

      »Ich denke, es ist d'Anjou, der Sohn Katharinas.« Sie winkte den Bewaffneten, den Gesandten loszulassen. Heiratspläne - die mußte sie erst hören.

      »Ich fürchte, d'Anjou wäre ein Fehler. Ich weiß doch, daß Sie mit Recht nicht viel halten von den Valois. Nein, da ist ein kleiner Protestant aus dem Süden, den wollen die Valois sich als Schwager zulegen, und das wäre nicht dumm. Der könnte sie heraushauen.«

      »Aber dann fallen sie in Flandern ein! Die Heirat der Prinzessin von Valois mit einem protestantischen Prinzen - ich weiß natürlich, wer! -, das bedeutet Krieg Frankreichs mit Spanien und den Einfall in Flandern. Ein geeinigtes Frankreich, das will ich nicht. In Frankreich muß Bürgerkrieg bleiben. Und in Flandern seh ich tausendmal lieber die Spanier, die ohnedies immer mehr herunterkommen durch ihren Papismus, als ein Frankreich, das sich einigt unter einem Protestanten.«

      Um sich selbst besser reden zu hören, durchmaß Elisabeth langbeinig und mit großen Schritten den Saal. Den Wächtern hatte sie ungeduldig abgewinkt, und Walsington zog sich nach der entgegengesetzten Seite zurück, um seiner Königin Raum zu geben. Plötzlich blieb sie vor ihm stehen.

      »Und ich soll den jungen Navarra heiraten, sagst du. Wie sieht er aus?«

      »Nicht schlecht. Wenn es nur daran läge. Er ist allerdings kleiner als Sie.«

      »Ich habe nichts gegen kleine Männer.«

      »Sie sind als Mann oft sogar tüchtiger.«

      »Was du sagst, Walsington! Ich habe darin so gar keine Erfahrung. Und sein Gesicht?«

      »Er hat eine Farbe bräunlich wie Oliven und ein volles Oval.«

      »Oh!«

      »Nur die Nase - sie ist zu lang.«

      »Das ist praktisch ein Vorteil.«

      »Ja, die Länge. Aber nicht die Form. Denn sie senkt sich. Sie wird sich weiter senken mit der Zeit, fürchte ich.«

      »Schade. Nun, es ist gleich. Ich werde ja doch einen so armseligen jungen Tropf nicht zum Mann nehmen. Und er? Sehr jung, wie?« fragte die Frau unbestimmten Alters. »Du hast ihm Hoffnungen auf mich gemacht? Da war er natürlich begeistert.«

      »Ihn begeistert die Schönheit. Das Bild Eurer großen Majestät hat er mit Küssen und mit Tränen bedeckt«, log der Gesandte.

      »Das glaube ich. Und die Verbindung mit den Valois hast du ihm verleidet?«

      »Da ich weiß, daß sie Ihnen unerwünscht wäre.«

      »Schließlich bist du doch vielleicht kein Dummkopf. Wenn du nur kein Verräter bist!«

      Ihr Ton war scharf, aber gnädig. Der Gesandte begriff, daß die Gefahr, hingerichtet zu werden, zurücktrat, und er verbeugte sich tief.

      »Herr Gesandter«, begann Elisabeth und ließ sich endlich in ihren Sessel nieder, »ich warte noch immer darauf, daß Sie mir von den Verhandlungen zwischen den beiden Königinnen sprechen. Sehen Sie mich nur an! Ich meine die Königinnen Jeanne und Katharina. Ich weiß, daß die eine so gut mitbestimmt wie die andere, was aus Frankreich werden soll.«

      »Meine Bewunderung Ihrer Geistesschärfe grenzt an Schrecken.«

      »Das verstehe ich. Sie haben sich wohl nie gesagt, daß ich für meine Gesandten, die meine Spione sind, wieder andere Spione habe, und die beobachten sie selbst.«

      Walsington nahm dies mit allen Zeichen des Erstaunens zur Kenntnis, so gut er es auch schon gewußt hatte.

      »Ich gestehe«, antwortete er schlicht, »daß ich zuerst nur von dem kleinen Prinzen Navarra, nicht aber von seiner Mutter gesprochen habe, weil meine Herrin eine schöne junge Königin ist. Hätte ich als Herrn einen alten König, dann unterhielte ich ihn ausschließlich von der Mutter des Prinzen. Denn die Gefährliche ist nur die Königin Jeanne.«

      Er sah ihr an, daß er halb gewonnen hatte; daher blieb seine Stimme besonders ergeben und durchdrungen.

      »Ich muß Eurer Majestät eine traurige Geschichte erzählen, daraus zu ersehen ist, daß die Menschen entsetzlich falsch und listig sind. Und so wurde die arme Königin Jeanne betrogen von einem Engländer.« Er schien selbst bestürzt und wehrte mit der Hand ab.

      »Ich war es nicht. Denn wir sollen uns stets richtig verhalten. Es war nur einer meiner Beauftragten, und er selbst hatte den Einfall gehabt. Ich ließ ihn gewähren, und so begab er sich nach La Rochelle, wo alle Freunde der Königin Jeanne unfehlbar anzutreffen sind, auch Graf Ludwig von Nassau. Diesen Deutschen veranlaßte mein Agent, sich zu Bett zu legen und den Kranken zu spielen so lange bis Jeanne ihn besuchte an seinem Schmerzenslager …«

      Der Gesandte fuhr fort in seiner Geschichte, die weiterging wie eine Posse von Shakespeare; um so ernster blieb er, und das erhöhte das Vergnügen seiner Königin. Als sie schon viel gelacht hatte, stellte sie fest:

      »Wer naiv ist, wie Nassau, sollte nicht den Schlaukopf spielen. Redet Jeanne die französische Heirat aus, das einzige, was den deutschen Protestanten, wie den französischen, helfen könnte! Sie hat doch alles wirklich geglaubt? Daß ich ihren Sohn zum Mann nehme? Daß ihre Tochter Königin von Schottland wird?«

      »Die allzu blendenden Aussichten werden immer für wahr genommen - gerade weil man nichts sieht«, versicherte der Gesandte. Elisabeth sagte mit offener Anerkennung:

      »So also war es, als Sie mich mit

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