Das Geheimnis von Karlsruhe. Bernd Hettlage

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Das Geheimnis von Karlsruhe - Bernd Hettlage Lindemanns

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Bescheid?“

      Der Mann war schmal, trug ein Cordsakko und ein kariertes Hemd. Er sah aus wie jemand, der nicht übermäßig Wert auf sein Äußeres legte, doch wirkten seine Kleidungsstücke nicht unbedingt billig.

      „Warum interessiert Sie das?“

      Er zwinkerte mit den Augen.

      „Sie gehören aber nicht zum Stück?“, fragte Arnold vorsichtshalber.

      „Wie bitte?“ Der Mann wollte sich schon wieder abwenden.

      „Entschuldigung. Ein Vorfahr von mir war ein wenig in die Stadtgründung involviert. Das ist auch der Grund, warum ich heute zu der Veranstaltung gekommen bin. Alles, was mit der Stadtgründung zusammenhängt, interessiert mich.“

      „Wie ist Ihr Name?“

      „Lukas Arnold.“

      Irrte sich Arnold oder zuckte der andere wirklich kurz zusammen, als er seinen Namen nannte?

      Der Mann reichte ihm die Hand.

      „Klaus Peter Händler.“

      Arnold war nicht groß, knapp 1,80 Meter, aber er konnte Händler auf den Kopf gucken.

      „Ich bin kein gebürtiger Karlsruher, ich stamme aus Bremen. Aber ich lebe seit zwanzig Jahren hier und beschäftige mich schon lange und intensiv mit der Stadtgeschichte.“

      „Machen Sie das beruflich?“

      „Nein. Ich bin Chemiker und arbeite am hiesigen Forschungszentrum, neuerdings KIT genannt.“

      Händler sprach die drei Buchstaben englisch aus und übertrieb die Betonung ein wenig. Er zeigte ein schmallippiges Lächeln, das eher einem Verziehen der Mundwinkel glich.

      „Sie können jedoch gewiss sein, ich habe mich der Stadtgeschichte mit der gleichen wissenschaftlichen Vorgehensweise genähert, die ich von meinem Beruf gewöhnt bin. Ganz im Gegensatz zu den Herren da.“

      Er wies auf die Theatergesellschaft, die sich jetzt am Brunnen vor dem Rathaus versammelt hatte.

      „Sagt Ihnen der Name Richtenfels etwas?“

      Händler sah Arnold an.

      Der verzog das Gesicht, als dächte er nach.

      „Ja, irgendwie schon. Wer war das nochmal?“

      „Johann Georg Förderer Edler von Richtenfels ist eine bedeutende Figur der Stadtgeschichte, wird aber beinahe totgeschwiegen. Er war ein Alchemist und Naturwissenschaftler, ist viel gereist, bis in die Türkei und wohl sogar nach Ägypten, war ein Freund des Markgrafen Karl Wilhelm und hat ihm wahrscheinlich den Gedanken der Stadtgründung wie auch den Grundriss dieser Stadt eingegeben. Kurz: All das hier ...“ Händler machte eine weit ausladende Geste mit den Armen, fast wie vorher Birkenmeyer, „ ... geht auf Richtenfels zurück. Seine Herkunft liegt im Dunkeln, sein Ende ebenso. Aber ich bin ihm auf der Spur.“

      Arnold nickte.

      „Ja, ich erinnere mich vage.“

      Händler nickte ebenfalls. „Herr Arnold, wir müssen uns unterhalten, aber nicht hier. Ich kann Ihnen viel erzählen, auch über Ihre Familie, die beileibe nicht nur in die Stadtgründung involviert war. Das müsste Ihnen doch bekannt sein, oder?“

      Arnold bejahte es.

      „Kommen Sie zu mir nach Hause. Freitagabend, wäre Ihnen das recht?“

      Der Stadtforscher griff in die Innentasche seines Jacketts und holte ein Portemonnaie hervor, aus dem er eine Visitenkarte zog.

      „Hier ist meine Adresse. Ich wohne in Grötzingen, im alten Ortskern. Passt Ihnen 20 Uhr?“

      „Ja.“

      Tag und Zeit waren Arnold mehr oder weniger egal. Er hatte nicht viel zu tun in Karlsruhe.

      Die beiden Männer gaben sich die Hand und Händler strebte zügig davon, die Kaiserstraße hinunter in Richtung Kronenplatz. Arnold ging zurück zu der Gruppe um Birkenmeyer, die jetzt schon auf dem Weg zum Obelisken war. Die Menge hatte sich auf dem Bürgersteig vor dem Hotel Kaiserhof zu einer langen Schlange auseinandergezogen. Wieder meinte Arnold, ein Klicken wahrzunehmen, das jetzt sogar etwas stärker schien. Aber sie liefen ja nun auch auf Pflastersteinen. Trotzdem, ein seltsames Geräusch.

      Er blickte auf die Uhr am Rathausturm. Schon zwanzig vor elf. Mehr als anderthalb Stunden waren seit Beginn der Veranstaltung vergangen.

      Rund um den Obelisken sammelte man sich wieder. Das Monument, zu Ehren der badischen Verfassung in den 1820er-Jahren errichtet, wurde ebenfalls bei Nacht angestrahlt. Zwei grimmige Greife, die den Sockel auf beiden Seiten flankierten, schienen den Obelisk zu bewachen. Der Greif, ein Fabelwesen aus der Antike, halb Löwe und halb Adler, war seit jeher das Wappentier der badischen Markgrafen wie auch des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg.

      „Ein Obelisk stellte – genauso wie eine Pyramide – im alten Ägypten die zu Stein gewordenen Strahlen der Sonne dar“, erzählte Birkenmeyer. „Er galt als Verbindung zwischen der irdischen Welt und der Götterwelt. Ein Tor zum Himmel, wenn Sie so wollen.“

      Arnold hatte auf einmal keine Lust mehr, dem Regisseur noch weiter zuzuhören. Er ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen, aber auch die Frau mit dem roten Schal war nirgendwo mehr zu entdecken. Er zuckte die Achseln und machte sich nachdenklich in Richtung Theater und Südstadt davon.

      II.

      Aus dem Tagebuch des Johann Christoph Arnold

      17. Juni 1715

      Heute wurde der Grundstein für die neue Residenz unseres Markgrafen im Hardtwald gelegt. Ich lernte dabei auch den Cammer-Procurator Richtenfels kennen, als dessen Assistent ich ab sofort abkommandiert bin. Ein seltsamer Mensch. An Bewunderern wie an Feinden scheint er keinen Mangel zu leiden. Was das wohl werden wird?

      Aber der Reihe nach.

      Es war ein garstiger Tag, Regen fiel schon vom Morgen an. In der Früh tagten sämtliche Hofgremien, auch das Geheime Kabinett, dessen Sitzung kein Ende nehmen wollte. Ich wartete mit den anderen Zimmermannsgesellen, Heinrich Batzler und Carl Adam, in der Hofzimmerei in Durlach. Wir hatten nicht viel zu tun, unser Meister, mein Herr Vater, war auswärts. Er hatte uns aufgetragen, aufzuräumen und sauber zu machen, was wir mehr oder weniger lustlos taten. Gegen Mittag saßen wir nur noch herum und verzehrten unser Vesper. Am frühen Nachmittag kam dann der Baumeister Schwartz an und forderte uns in seinem näselnden Hamburgerisch auf, sofort zur Baustelle in den Hardtwald aufzubrechen. Die Zeremonie der Grundsteinlegung finde in einer Stunde statt. Wir sollten uns beeilen. Keinesfalls dürfe auch nur eine Person nach dem Markgrafen erscheinen.

      Das war wieder typisch: Erst vergaß man uns fast, aber dann auf einmal sollten wir uns eilen, um irgendwo anwesend zu sein, wo uns wieder keiner brauchte und beachtete, es sei denn, wir wären nicht dort.

      Doch Schwartz war noch nicht fertig. Zu meiner Überraschung nahm er mich am Arm und zog mich von den anderen fort.

      „Ihr, junger Bursche, werdet unserem Cammer-Procurator, dem Förderer von Richtenfels, ab sofort zur Hand

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