Das Geheimnis von Karlsruhe. Bernd Hettlage

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Das Geheimnis von Karlsruhe - Bernd Hettlage Lindemanns

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sah mich abschätzig an.

      „Ihr wollt doch auch einmal Baumeister werden, nicht wahr? Nun zeigt dem Herrn Cammer-Procurator, was Ihr könnt. Er wird mit Euch wohl nicht weniger gestreng als mit den Herren Geheimen Räten umgehen.“

      Er lächelte böse und entließ mich mit einem barschen Wink.

      Mir ist bekannt, was sie bei Hofe reden: „Der Sohn des Hofzimmermeisters will Baumeister werden. Ridicule!“

      Aber ich weiß, daß ich mehr Talent als die Assistenten des Baumeisters Schwartz habe. Und es wird ja wohl nicht von ungefähr kommen, daß der Markgraf sämtliche Planungen an der neuen Residenz dem neuen Cammer-Procurator überlassen hat und nicht dem Baumeister Schwartz und dem Ingenieur von Bazendorff. Und Richtenfels bestellt mich als seinen Assistenten. Ich kann nicht verleugnen, daß das mein Herz höher schlagen ließ.

      Heinrich schlug mir von hinten derb auf die Schulter, so daß ich zusammenzuckte.

      „Na, demnächst wirst du wohl kein Bier mehr mit uns trinken gehen, Euer Hochwohlgeboren.“

      Er feixte.

      „Hör doch auf“, gab ich zurück.

      Im Hardtwald haben die fremden Arbeiter schon eine große Lichtung gerodet, wo die Residenz entstehen soll. Wir Handwerker vom Hofe haben ja nicht viel zu tun dabei. Als Richtenfels dem Markgrafen seine Pläne vorgelegt und der sie genehmigt hatte, erschien schon wenige Wochen darauf ein ganzer Troß von Bauhandwerkern aus dem fernen Südosten. Manche sagen sogar, es seien in der Mehrheit Osmanen. Auch einige Neger sind dabei, Ägypter, heißt es, die Kulten anhängen, die ebenso dunkel wie ihre Hautfarbe sind, und noch mehr Fremde.

      Richtenfels ist wohl auch in diesen Ländern gewesen. Unser Landesvater, so wird gemunkelt, ebenso. Und daß die beiden sich dort kennengelernt hätten, ja daß sie sogar entfernt miteinander verwandt seien und deshalb der Markgraf dem Cammer-Procurator alle Amtsgeschäfte anvertraut habe.

      „All unsere Berichte müssen wir ihm vorlegen“, habe ich den Geheimrat Stadelmann letzte Woche im Pferdestall mit einer Stimme voller Haß zum Hofkammerrat Müller sagen hören. „Und er versieht sie dann mit Kommentaren, bevor er sie dem Markgrafen vorlegt.“

      Müller ließ nur ein verächtliches Schnauben hören. Vielleicht war das aber auch eins der Pferde gewesen. Ich konnte es ja nicht sehen, weil ich nebenan im Alkoven kauerte, wo die Sättel und das Zaumzeug aufbewahrt werden. Schweiß rann mir übers Gesicht und unter dem Hemd den Rücken hinab. Draußen war ein heißer Sommertag und hier drinnen war die Luft schwül und stickig. Fliegen plagten mich. Dicke Bremsen setzten sich auf meinen Kopf, gierig nach meinem Blut. Widerlich! Außerdem sind ihre Stiche höchst schmerzhaft. Ich wedelte in einem fort mit den Händen, um sie zu verscheuchen, und mußte dabei doch aufpassen, keinen Lärm zu machen.

      Hoffentlich, so dachte ich, kommen die beiden Herren nicht herein. Ich hatte schon zu viel mit angehört, um jetzt noch so ohne weiteres vor ihnen auftauchen zu können. Und einen anderen Ausgang als den durch den Stall gab es nicht.

      „Mein Schreiber hat zwischen zwei Absätzen einen schwungvollen Federstrich eingefügt, wie er es immer macht“, sagte Stadelmann. „Und wißt Ihr, was Richtenfels dazu an den Rand geschrieben hat?“

      Der Hofkammerrat schwieg.

      „Wozu dient diese unbestellte Kunst-Mahlerey?“ Stadelmann wurde laut. „Das muß man sich einmal vorstellen. Unbestellte Kunst-Mahlerey. So eine Frechheit! Was bildet sich dieser Mensch nur ein?“

      „Aber was sollen wir tun?“, antwortete Müller jetzt endlich in einem raunenden Ton, als wollte er Stadelmann anhalten, ebenfalls etwas leiser zu sprechen. „Der Markgraf vertraut ihm völlig. Er hat ihm ja nicht nur alle finanziellen Angelegenheiten in die Hände gegeben. Auch die Idee zu dieser unseligen Residenz hat ihm erst der Cammer-Procurator eingegeben. Was glauben Sie, Stadelmann, was die Markgräfin dazu sagt?“

      „Der wird es doch egal sein, wo Carl Wilhelm sich mit seinen Tänzerinnen amüsiert. Ob in einem Jagdschloß im Hardtwald oder in einer neuen Residenz.“

      Der Geheimrat lachte anzüglich.

      „Sie wird nicht dorthin mitgehen“, sagte Müller.

      „Ich weiß“, erwiderte Stadelmann. „Und was das Ganze kosten wird! Wir müssen ihn stoppen.“

      „Wen, den Markgrafen?“

      „Nein, Richtenfels natürlich!“, gab Stadelmann unwirsch zurück.

      „Aber wie?“

      „Ich bin schon dabei, mir mit den Herren von Loewencron und von Bazendorff etwas auszudenken. Der gute Herr Cammer-Procurator wird sich noch umschauen. Ich bin sicher, am Ende wird man ihn mit Schimpf und Schande davonjagen.“

      Darauf trennten sich die beiden, während ich die Luft anhielt, bis ihre Schritte auf dem Pflaster draußen verklangen.

      Jetzt, eine Woche später, stand ich also im Hardtwald, die erwähnten hohen Herren und noch ein paar mehr waren ebenfalls anwesend, und hielten Ausschau nach dem Markgrafen. Natürlich ließ er wie immer auf sich warten, während der Regen meinen Rock aufweichte und durch die Schuhe drang. Die Geheimräte fluchten leise. Der Boden war schlickig, Dreck spritzte bei jedem Schritt an die Strümpfe. Das Fuhrwerk der Hofzimmerei, mit dem wir hierhergefahren waren, war mehrmals bedrohlich im Schlamm versunken, so daß wir schon dachten, wir würden es doch nicht rechtzeitig zur Zeremonie schaffen.

      Richtenfels war ebenfalls noch nicht anwesend. Ich hatte ihn bisher noch nicht persönlich kennengelernt, nur ein paar Mal aus der Entfernung gesehen. Ein großgewachsener, schlanker Mann mit langen, ergrauten Haaren. Er schien selten eine Perücke zu tragen, ganz im Gegensatz zu den Geheimräten, die sie sogar im Hochsommer aufsetzten, manche, um zu verbergen, daß es mit der Fülle ihrer Haarpracht nicht mehr weit her war.

      Wahrscheinlich würde der Cammer-Procurator mit dem Markgrafen kommen. Die fremdländischen Handwerker hatten sich in die rohen Holzhütten geflüchtet, die sie sich am Rande der Lichtung gezimmert hatten. Einzig die Bauhütte, in der Richtenfels über seinen Plänen brütete, war ein etwas größerer und sorgfältiger erstellter Bau mit Satteldach.

      Ob dort von nun an auch mein Arbeitsplatz sein würde?

      Die Hofkapelle, die in kleiner Besetzung anwesend war, begann auf einmal einen Marsch zu spielen. Dann rollte die Kutsche des Markgrafen auch schon heran. Der Wagenschlag wurde geöffnet. Zuerst sprang Richtenfels heraus, auch heute wieder ohne Perücke, dafür mit einem goldbetreßten, reich verzierten Rock angetan. Er hielt dem Markgrafen den Schlag auf, der weit bedächtiger die Kutsche verließ und einen Moment zu zögern schien, bevor er seine Schnallenschuhe in den Schlamm setzte. Die Hofräte raunten. Trotz des schlechten Wetters hatte er zur Grundsteinlegung seinen Hermelin angelegt, der eigentlich nur zu Krönungen oder anderen hochrangigen Zeremonien hervorgeholt wird.

      Es hatte ein paar Minuten zuvor wie auf Bestellung aufgehört zu regnen, der Himmel blieb aber verhangen. Die fremdländischen Handwerker kamen aus ihren Hütten und scharten sich in respektvollem Abstand um den Platz, an dem der Grundstein versenkt werden sollte. Eine kleine Grube war bereits ausgehoben.

      Neben dem Markgrafen und Richtenfels, die ganz vertraut miteinander schienen, fast wie zwei Gleichrangige, hatten der Leiter des herrschaftlichen Bauwesens, der Cammerjunker Franz Adolph Büchelle von Loewencron, dazu der fürstliche Oberstallmeister

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