The Who - Maximum Rock III. Christoph Geisselhart

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The Who - Maximum Rock III - Christoph Geisselhart The Who Triologie

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Wie sollte, wie konnte es weitergehen?

      In den vierzehn Jahren der Maximumbesetzung mit Keith Moon wurde fast alles erschaffen, was den Mythos The Who begründet hat und wovon die Band bis heute zehrt. Erst Endless Wire, das erste komplett neue Who-Studioalbum nach vierundzwanzig Jahren, sowie eine phänomenale Welttournee, die über ein Jahr dauerte und den Who-Fans in Deutschland insgesamt zehn Konzerte­ bescherte, standen für einen neuen Anfang.

      Oder nicht?

      „Mich erstaunt immer wieder, dass ich fast wöchentlich von neuen Who-Fans kontaktiert werde“, sagt Christian Suchatzki, der die deutsche Anhänger­schaft seit Einführung des Internets über seine Fanpage www.the-who.net organisiert und Kontakte zur Who-Gemeinde in aller Welt pflegt. „Und deren Alter reicht von acht bis über sechzig Jahren – das ist absolut genial.“ Wer eines der Konzerte der Welttournee 2006/2007 besucht hat, weiß, warum die Gefolgschaft eher wieder jünger wird als älter.

      Dieses Buch wurde in einer schwülwarmen Sommernacht 2006 geboren, genauer gesagt am 23. Juli, als The Who unter dem von starken Schein­werfern bestrahlten Ulmer Münster ein grandioses Konzert gaben. In jener Nacht keimte der Entschluss, ein deutschsprachiges Buch über diese ­Gruppe­ zu schreiben – weil der Autor es kaum fassen konnte, dass Roger und Pete nach fast einem halben Jahrhundert auf der Bühne immer noch so vital waren, so ungebrochen kraftvoll und fast besser denn je spielten. Das war nicht zu erwarten gewesen, und dafür wirkten viele Fans auf dem Münsterplatz aufrichtig dankbar; vielleicht weil sie über die kraftvolle Musik vergaßen, dass sie älter geworden waren, vielleicht weil sie sich aber auch mit einem oft vergessenen Teil ihrer Vergangenheit neu verbunden und versöhnt fühlten. Was die jüngeren Hörer an der Musik ihrer Väter fasziniert, lässt sich mit Sicherheit sagen: „Rockmusik ist einfach geil“, so ein Sechzehnjähriger in Ulm. Rockmusik ist längst ein „klassisches“ Genre geworden, und die Botschaft des Rock’n’Roll ist unsterblich.

      Es scheint, als ob The Who und einige andere Bands aus den Sechzigern mit ihrer Musik eine Art zeitfreien Tunnel geschaffen haben, der es Menschen ermöglicht, problemlos in ihre Vergangenheit zu reisen und von dort aus noch weiter bis an den Grund ihres Seins.

      „Was The Who heute noch so interessant macht“, erklärt Pete, „ist ­weniger die Gruppe an sich, sondern die Zeit, in der alles angefangen hat. Und lange bevor die Jugendrebellion und all das angefangen hat, war da die Musik, diese Tiefe, die ohne Zeit ist.“

      Die Tiefe ohne Zeit hat schließlich auch The Who erfasst. Aber der Weg dorthin war sehr beschwerlich, wie wir noch sehen werden.

      1.: „A Face in the Who“: Ein Ex-Mod sorgt für frisches Blut – genau zur rechten Zeit

      „Wenn ihr einen Schlagzeuger braucht – ich würde den Job liebend gern übernehmen.“

      Phil Collins bietet sich als Keiths Nachfolger an

      „Ich konnte in keinen Klub mehr gehen, ohne dass jemand am Nebentisch mit seinem Besteck lostrommelte – in der ­Hoffnung, von mir entdeckt zu werden.“

      John

      „Er war der einzige, bei dem wir nicht immer dachten: Wo ist Keith?“

      Pete über Keiths Nachfolger Kenney Jones

      „Kenney war ein guter Schlagzeuger und ist ein netter Kerl – aber er war nicht im Entferntesten der richtige Drummer für The Who.“

      Roger über Kenney Jones

      „Ich wünschte, wir wären mehr wie The Who gewesen – wenn die ein Problem hatten, machten sie so lange daran herum, bis sie es überwunden hatten.“

      Kenney vergleicht seine frühere Band Small Faces mit den Who

      Als Kenneth Thomas Jones am 16. September 1948 in Stepney geboren wurde, einem Arbeiterviertel im Londoner East End, hätten sich seine Eltern sicher nicht vorstellen können, dass ihr Sohn einmal so berühmt werden würde, dass er mit dem britischen Thronfolger hoch zu Ross Polo spielen durfte. Sein Vater war Lastwagenfahrer, und seine Mutter arbeitete in einer Glasmanufaktur.

      Kenney, wie der Junge bald genannt wurde, war ein geliebtes Einzelkind und Sternzeichen Waage wie John. Er war ein ausgeglichener, fröhlicher Junge, der sich im Teenageralter zur Überraschung seiner Eltern, die alles andere als musikalisch gewesen waren, in den Kopf setzte, Drummer zu werden. Er trommelte der Legende nach solange auf Keksdosen herum, bis er sein erstes Schlagzeug geschenkt bekam, ein weißes Olympic für die damals stolze Summe von vierundsechzig Pfund.

      Kenney wuchs im Teenageralter zu einem waschechten Mod heran. Er war drei Jahre jünger als Pete und John, und so erfasste ihn der Modkult im richtigen Alter. Mit Ronnie Lane spielte er in einer Jugendband, bis sie den Sänger Steve Marriott in einem Musikgeschäft kennen lernten. Mit Marriott und Lane gründete der erst sechzehnjährige Kenney die Small Faces, eine der wenigen echten­ englischen Modbands, die zweifellos authentischer war als die von Peter Meaden­ auf den Modkult hingetrimmten High Numbers, wie The Who einige Monate während des Siegeszugs der Mods im Jahr 1964 hießen (siehe Band eins). Der legendäre britische­ Musikmanager Don Arden, dem der einschüchternde Beiname „Al Capone des Popgeschäfts“ anhing, verschaffte den Small Faces innerhalb kürze­ster Zeit einen Plattenvertrag mit Decca.

      Schon die erste Single, „Whatcha Gonna Do About It“, die im August 1965 veröffentlicht wurde, war ein Kassenerfolg. Von Platz vierzehn in den britischen Charts aus konnten die Small Faces zu ihren späteren Labelkollegen The Who hochschielen. Anfang 1966 überholten sie die Berufsgenossen sogar: Petes Komposition „Substitute“ kam nur auf Rang fünf der Charts, während die zweite Faces-Single, „Sha La La La Lee“, Platz drei erreichte. Und mit „All Or Nothing“ gelang den Small Faces im August 1966, was The Who nie schafften: ein unanfechtbarer Nummer-eins-Hit. Petes Who-Komposition „I’m A Boy“, die fast zeitgleich erschien, wurde nur Zweiter.

      Als der Modkult verebbte, verkaufte Don Arden „seine“ Band für ­fünf­und­zwanzigtausend Pfund an den Stones-Manager Andrew Loog Oldham. Offiziell begründete der Poppate das Zerwürfnis mit dem exzessiven Drogenkonsum der Bandmitglieder, deren viel beschworenes Zusammen­ge­­hö­rig­keits­­gefühl darunter jedenfalls erkennbar zu leiden begonnen hatte. Steve Marriott, der eine ähnlich kraftvolle und markante Stimme hatte wie Roger Daltrey, rückte sich immer unverblümter in den Vordergrund, während die stilleren Ronnie Lane, Ian „Mac“ McLagan und Kenney Jones nach außen nur noch wie seine Begleitgruppe wahrgenommen wurden. Während eines Konzerts zum Neujahrstag 1969 verließ Marriott abrupt die Bühne und im gleichen Atemzug auch die Band und kehrte­ nicht zurück. „Ich wünschte, wir wären damals erwachsener gewesen“, beklagte Kenney­ noch ein Vierteljahrhundert später die verpasste ­Chance. „Ich wünschte,­ wir wären wie The Who gewesen. Wenn die ein Problem hatten, blieben sie trotzdem zusammen und machten so lange daran herum, bis sie es überwunden hatten.“

      Den Small Faces war nach Marriotts Ausstieg wenig Zählbares von ihrem Ruhm geblieben. McLagan berichtet sogar, dass ihre Manager stattdessen plötzlich jede Menge Geld von der Band forderten, für angeblich geleistete Vorauszahlungen, Auslagen wie Kleider, Hotels, Autos, Drogen …

      „Fakt ist, dass wir nie irgendwelche Tantiemen von Don Arden bekommen haben und dass Decca erst nach Steve Marriotts Tod 1991 die uns zustehenden Anteile rausrückte“, beschreibt Mac das finanzielle Debakel der Small Faces. Die Zusammenarbeit mit den besten britischen Tonmeistern der sechziger Jahre, Glyn Johns und George Chkiantz, hatte ihnen zwar noch einige Hits beschert, „Itchycoo Park“ und „Lazy Sunday“ vor allem; aber den retten­den Imagewechsel von der Modband zur kultigen Popgruppe, wie es die Who vorexerziert

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