Bunsenstraße Nr. 3. Dietmar Schmeiser

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Bunsenstraße Nr. 3 - Dietmar Schmeiser Lindemanns

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Die Termine waren uns bekannt. Kaum war Mutter außer Haus, begann in der Küche ein geschäftiges Treiben. Unter dem Balkon hatten wir heimlich das Material versteckt, aus dem unsre Krippenlandschaft gebaut werden sollte. Die Möglichkeiten waren bescheiden. Unser Bauwerk musste sich danach ausrichten. Wir hatten ein Bodenbrett und Sackleinen, aus der wir eine Höhle formen wollten. Hierzu sollte das Leinen mit heißem Knochenleim getränkt und beim Erkalten geformt werden. Auf unserer Bodenplatte befestigten wir einige Stützen, über die das Sackleinen gezogen wurde. Aus der Drogerie in der Uhlandstraße hatte ich für unser Taschengeld eine Platte Knochenleim gekauft, die im Wasser aufquellen sollte und erhitzt werden musste. Dass hierfür kein mütterliches Kochgerät infrage kam, war klar. Eine alte Konservenbüchse, auf die Gasflamme gestellt, tat es auch. Nach zwei bis drei Theaterbesuchen unsrer Mutter waren wir recht gut vorangekommen. Unser schwierigstes Problem bei unserer heimlichen Arbeit war der entsetzliche Gestank, den heißer Knochenleim verbreitet. Wir kannten etwa die Zeit, zu der der Theaterwagen an der Haltestelle Hübschstraße ankam. Zuvor musste nicht nur unser Bauwerk unter dem Balkon wieder verschwunden, sondern auch Küchentür und Fenster zum Lüften aufgerissen sein. Die kalte Winterluft hat dafür gesorgt, dass unsere so sensible Mutter von unserem Treiben nie etwas gemerkt hat.

      Entstanden war eine Felsenhöhle, in deren Verlängerung sich ein Vordach anschloss. Das war aus Zweigen geschnitten, die unsere zahlreichen Fliederbüsche und Bäume hatten opfern müssen. Die Muttergottes sollte nicht einsam mit ihrem Kinde unter dem Dach sitzen, da gehörte der heilige Joseph, Hirten und möglichst eine Vertretung der Heiligen Drei Könige dazu, vom Viehzeug ganz abgesehen. In der Schule konnte ich mir weiteren Ton besorgen, und so machte ich mich ans Werk, diese Figuren zu schaffen. Das geschah natürlich wieder in aller Heimlichkeit, wieder in der oben geschilderten Methode. So richtig zufrieden war ich mit meiner Arbeit nicht. Das schnelle und heimliche Treiben hat man meinen Figuren angemerkt. Mein Versuch, mit zwei kleinen Glühbirnchen aus einer Taschenlampe dem Ganzen etwas Glanz zu geben, verhielt sich auch in Grenzen. Dennoch, unsere Krippe war ein besinnlicher Ort.

      Anders verhielt es sich zu jener Zeit in unserer Heimatkirche. Ein Leuchten wie die Sonne matris in gremio fand sich in regis curia; sprich in unserem vom Bombenhagel sich wieder schrittweise erholenden „Bonifaz“. Zur Weihnachtszeit hatte der Messner dort eine große Krippe aufgebaut. Das heilige Geschehen war eindrucksvoll und wurde von sehr vielen bestaunt. Überhaupt waren die Kirchen nach dem Kriege brechend voll. Drei Kapläne unter der Leitung des Geistlichen Rates Dr. Dold hielten an den Sonntagen sechs Messen. In den Weihnachtsmessen standen die Menschen dicht gedrängt bis zur Kommunionbank. Was war geschehen, dass sich unsere Kirche so füllte? Es lag sicher nicht allein an den vielen Flüchtlingen, mit denen wir unsere Wohnungen teilen mussten. Auch die in ihre Stadtwohnung zurückgekehrten konnten das Bild nicht erklären. War es die Dankbarkeit derjenigen, die der Krieg verschont hatte? Oder wollten plötzlich sich alle wieder als gute Christen zeigen, die niemals etwas mit den Nazis oder der Wehrmacht zu tun hatten? Da war es vielleicht schon einmal gut, sich beim Stadtpfarrer Dold sehen zu lassen, der von den Nazis eingesperrt und von Reinhold Frank verteidigt worden war. Oder war es die Furcht, die unter der Bevölkerung grassierte, in amerikanische Internierungslager gesperrt zu werden, wo man gedemütigt und gefoltert wurde, wie im damaligen Bestseller von Salomon zu lesen war? Ich konnte in meinem Alter das alles nicht beurteilen. Die Ansichten der Erwachsenen flogen mir so um den Kopf. Ich sah nur die vielen Menschen in der Kirche, die mich hingegen gar nicht bedrängen konnten. Ich hatte meinen Platz – als Ministrant am Altar. Und als Sankt Bonifatius wieder aufgebaut war, war an Weihnachten Platz für sechzig Altardiener in dulci jubilo.

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