Apokalypse Für Einsteiger. Julian Birkner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Apokalypse Für Einsteiger - Julian Birkner страница 15
»Ist das dein Name?« Ich neigte mich nach vorne um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Er nickte schüchtern mit dem Kopf.
»Hör mal, Luca! Wir müssen deinen Eltern Bescheid sagen, dass du hier bist, sonst kriege ich Probleme!«
Der Junge schüttelte heftig mit dem Kopf und griff nach meinem Arm: »Frau Schwarz, du musst mir helfen!«
»Und wie?«, fragte ich unsicher.
Luca ließ meinen Arm los und griff wieder nach dem Glas. Ich wartete noch auf eine Antwort, aber er schwieg.
»Wovor hast du denn solche Angst? Du meintest er soll dich nicht finden … Wer denn?«
»Die Welt gibt es bald nicht mehr!«, wisperte Luca.
»Schon wieder diese Weltuntergangsgeschichte? Die Welt existiert seit mehreren Millionen Jahren. Die geht so schnell schon nicht unter.«, erklärte ich ruhig und versuchte dabei nicht allzu genervt zu wirken.
»Es ist bald soweit!«, flüsterte Luca. »Sie haben gesagt, dass du die Einzige bist die das verhindern kann … Wenn du nichts machst, dann ist bald alles vorbei …«
»Wer sind denn Sie? Wer erzählt dir denn solche Geschichten? Wo … Woher kennst du mich überhaupt?« Ich war so eindeutig überfordert mit der Situation. Ich erhob mich vom Stuhl und ging nervös in der kleinen Küche auf und ab. Vielleicht sollte ich doch lieber die Polizei holen. Dieser Junge war offenbar verwirrt oder hatte ein schweres Trauma oder Schlimmeres erlebt und brauchte professionelle Hilfe. Und die konnte ich ihm nicht geben. Also blieb nur Polizei rufen als Option.
»Bitte holen Sie nicht die Polizei!«
Ich erstarrte. Woher wusste er was ich vorhatte?
»Und auch nicht meine Eltern bitte … Ich werde gleich wieder gehen … Ich will nur …« Er sah mich eindringlich an. »Ich will nur, dass du mir versprichst, dass du Welt rettest, wenn es soweit ist …!«
Ich atmete tief ein und aus, setzte mich wieder auf den Stuhl neben Luca und sah ihn eine Zeitlang an. Er war ein hübscher Junge und seine Augen schienen förmlich zu strahlen und ich konnte erkennen, dass er den gleichaltrigen Kindern einen weiten Schritt voraus sein musste. Ich wusste nur nicht, ob das etwas Gutes war. Gleichzeitig wirkte er aber auch kraftlos, erschöpft und war ziemlich blass. Er war definitiv kein normales Kind.
Ich goss ihm ein wenig Orangensaft nach und lächelte ihn hilflos an.
»Luca …! Ich weiß leider überhaupt nicht was du meinst! Selbst wenn ich dir helfen wollte und wenn ich an so etwas glauben würde... Ich kann doch keinen Weltuntergang aufhalten!«
Lucas braune Augen musterten mich intensiv und dann seufzte er leise enttäuscht: »Du bist noch gar nicht bereit dazu …«
»Das sage ich dir die ganze Zeit, kleiner Mann …! Ich bin einfach die Falsche für sowas …«
Eine einzelne Tränen kullerte stumm Lucas Wange herunter. Er atmete schneller und presste die Lippen aufeinander und ich konnte spüren wie sehr er gegen die Tränen ankämpfte. »Ich will ja tapfer sein … Aber ich will nicht, dass das passiert … Ich will nicht, dass das Ende kommt … Ich … Ich will nicht sterben …«
»Luca …« Ich konnte nicht anders. Ich musste ihn in den Arm nehmen und an mich drücken. Egal ob verwirrt oder nicht, dieser Junge brauchte jemanden, der für ihn da war und ihn tröstete. Warum er aber ausgerechnet eine erfolglose, verbitterte Einzelhandelskauffrau als Hilfe wollte, wusste wohl nur er.
»Niemand wird sterben! Du musst keine Angst haben!«
Luca blickte mich hoffnungsvoll an und schluchzte: »Versprichst du es?«
Oh je! Ich schluckte. Was sollte ich ihm antworten? Wie konnte ich so etwas zu sagen? Mit Versprechen jeglicher Art hatte ich ziemlich miese Erfahrungen gemacht. Wie sehr es weh tat, wenn es nicht eingehalten wurde, wusste wohl kaum einer besser als ich... Tom hatte versprochen mich zu heiraten... Sogar einen Verlobungsring hatte er mir als Zeichen seines Versprechens geschenkt … Ein wunderschöner Ring mit einem Saphir … Jetzt versauerte er in einem Schmuckkästchen auf der Kommode … So eine Enttäuschung wollte ich dem Jungen ersparen. Andererseits setzte Luca all seine Hoffnung in mich.
Ich beschloss es mit Ehrlichkeit zu probieren.
»Luca, ich weiß leider überhaupt nicht was ich tun kann um dir zu helfen.«
»Rette die Welt …«, flüsterte er.
Er sagte das mit solch einer Intensität, dass die Worte sich tief in mir festsetzten und mich noch lange beschäftigen sollten.
Wir saßen einige Minuten schweigend nebeneinander.
»Wieso hast du Angst, dass Leute sterben?«, fragte ich sanft und durchbrach das unangenehme Schweigen.
Luca sah mich nicht an. Sein Blick war stur auf das inzwischen leere Glas gerichtet.
»Wie wird die Welt denn untergehen? Was wird passieren?«
Ich brauchte konkrete Informationen wenn ich Luca helfen wollte und mir gingen allmählich die Ideen aus. Hilflos versuchte ich seinen Blick wieder zu gewinnen, aber es war als wäre er versteinert.
»Kommt da eine Naturkatastrophe? Eine Überschwemmung vielleicht?
Wieder keine Reaktion.
Ich war mit meinem Latein am Ende. Aus dem Jungen war einfach nichts herauszubekommen …
Plötzlich fiel mir Kikumi ein und ihr Traum von dem sie erzählt hatte. Sollte ich es erwähnen? Es war nur das Gefasel einer alkoholisierten Spinnerin gewesen und ich wollte Luca nicht noch mehr verschrecken, aber es war die einzige Idee die ich noch in Reserve hatte.
Ich berührte ihn vorsichtig am Arm und sagte leise: » Luca, meinst du ein Erdbeben?«
Mit aufgerissenen Augen wand sich Luca ruckartig zu mir um und sah mich entsetzt an. »Du weißt von dem Erdbeben? Wie kannst du davon wissen?«
Erschrocken über seine plötzliche Reaktion wich ich ein Stück zurück. Ich spürte wie eine Gänsehaut sich auf meinem Arm bildete und ein Schauer meinen Rücken herabrieselte. Langsam wurde mir das hier alles zu schräg.
»Nein Luca!«, antwortete ich hysterisch. »Ich weiß nichts von einem Erdbeben. Ich weiß gar nichts. Ich weiß nur, dass meine bescheuerte Nachbarin seltsame Träume hat und dass du meine Hilfe willst um die Welt zu retten und bei aller Liebe, aber diese Untergangstheorien sind mir einfach zu surreal!«
Luca sah mir verwirrt zu, wie ich ziellos durch meine Küche tigerte und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Sein verständnisloser Blick verriet mir, dass er wohl ebenfalls begann an meinem Verstand zu zweifeln. Super, dann waren wir schon mal zwei.
»Was ist das mit dem Erdbeben?«, fragte ich in einem ruhigeren Ton.
Luca biss sich auf die Unterlippe und schien unentschlossen ob er etwas sagen sollte oder nicht.
»Luca bitte!«, zischte ich ungeduldig. »Ich kriege gleich Besuch und habe nicht viel Zeit. DU bist zu mir gekommen und willst meine Hilfe. Also spuck es aus.