Charlys Sommer. Anett Theisen

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Charlys Sommer - Anett Theisen

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und kamen problemlos zwei Tage ohne sie aus, aber es war beruhigend zu wissen.

      Mit einem letzten prüfenden Blick über die Koppel ging sie zum Trampelpfad zurück. Amadeus war verschwunden. ‚Vermutlich hat er es sich auf dem Sims des Ostfensters bequem gemacht’, dachte sie und konnte der Versuchung nicht widerstehen. Sie schwenkte um den Fliederbusch.

      Da saß er, blinzelte sie aus grünen Augen an und wartete bereits auf die Sonne. Bis zum Abend würde er sie an verschiedenen Lieblingsplätzen am Haus und im Garten ausgiebig genossen haben. Noch aber war sie nicht aufgegangen, obwohl es merklich heller geworden war.

      Auch in den Tiefen des Carports schälten sich langsam die Konturen der Zweiräder aus dem Dunkel. „Vier sind drei zu viel. Eigentlich“, murmelte sie und rangierte ein gedrungenes Motorrad auf den Weg. Es schimmerte edel, auch wenn die Farben noch den düsteren Schatten der Nacht vorbehalten blieben. Kurz darauf bog sie auf die Straße gen Norden.

      Im Wagen vor mir – Henry Valentino

      Gereon blinzelte.

      Er brauchte einen Moment, um die Informationen, die seinem Hirn zur Verfügung gestellt wurden, zu verdauen, dann sprang er fluchend aus dem Bett. Er hatte seinem Kumpel versprochen, beim Umzug zu helfen. In Berlin. Jetzt war es zwanzig vor fünf, die vereinbarte Zeit, acht Uhr in Kreuzberg, nicht mehr zu schaffen. Seine Klamotten lagen im halben Haus verteilt, da, wo sie ihm gestern nach dem Abend im Biergarten aus der Hand gefallen waren. ‚Ich werde mir von meiner Haushälterin wieder einige Bemerkungen über meinen Lebenswandel anhören müssen, aber aufräumen ist nicht mehr drin.’ Er griff ein T-Shirt aus dem Schrank, klaubte auf der Galerie die Jeans vom Boden, klatschte sich im Bad eine Handvoll Wasser ins Gesicht, auf die Dusche verzichtete er, aufs Abtrocknen ebenfalls, er fuhr sich lediglich mit dem Arm übers nasse Gesicht und trabte die freitragende Treppe hinunter in die Küche. Stellte die Doppelwandtasse unter die Hightech-Kaffeemaschine, drückte den ‚extra-stark’-Knopf, und während, oh Wunder, die Maschine ohne Nachfüll-, Leerungs- oder sonstige Forderungen den Kaffee ausgab, stieg er in die Jeans und zerrte sich das T-Shirt über den Kopf. Barfuß fuhr er in die ausgelatschten Joggingtreter. Riss die Tasse unter der Maschine weg und im Flur den Autoschlüssel vom Haken.

      Kurz bedauerte er, nicht die Fireblade nehmen zu können. Mit ihr wäre es zu schaffen, aber er hatte versprochen, Werkzeug mitzubringen. Wenigstens das hatte er gestern schon zusammengesucht. Er trat in die ans Haus angeschlossene geräumige Doppelgarage, hob die Werkzeugkisten in den Gepäckraum, und während er darauf wartete, dass sich das Rolltor öffnete, ließ er auch das Verdeck aufklappen. ‚Die frische Luft wird helfen, mich wach zu halten.’

      Nach rekordverdächtigen sieben Minuten seit dem ersten Blick auf die Uhr schoss er mit aufheulendem Motor auf die Straße und jenseits jeglicher Geschwindigkeitsbegrenzungen erst durchs Dorf, dann die gewundene Landstraße entlang. ‚Kein Mensch auf der Straße, außer mir. So macht Autofahren Spaß’, freute er sich. Kurz darauf lief er langsam, aber sicher, auf einen Motorradfahrer auf. ‚Der fährt ja fahrschulmäßig.’

      ‚Akkurat außen ansetzen, in den Scheitelpunkt reinziehen, rausbeschleunigen. Vorbildlich.’ Auch wenn es ihm nicht schnell genug ging, zeigte ein Blick auf die Geschwindigkeit, dass der da vorne nicht langsam unterwegs war. ‚Ganz und gar nicht.’

      ‚Zierlicher Kerl auf einer relativ großen Maschine.’

      ‚Dem Röhren nach eine Italienerin.’

      ‚Wahrscheinlich Ducati.’ Zufrieden mit seiner Logik, beschäftigten sich seine Gedanken müßig und angelegentlich mit dem möglichen Modell, während ihm allmählich einige Details des Fahrers ins Auge fielen. ‚Ist das überhaupt ein Kerl?’

      ‚Schmale Taille, die breiten Schultern könnten auch nur von den Protektoren herrühren.’

      Plötzlich stoben vorn Funken auf.

      ‚Der hat die Fußras… verdammt!’ Er trat hart auf die Bremse und hatte danach einige Momente mit sich selbst zu tun, bis er wieder gleichmäßig auf der Straße lag. Sehr viel weiter vorn sah er den Motorradfahrer zügig durch die langgezogene Linkskurve fahren.

      „Idiot!“, bellte er laut. „Verpennst die Schikane, selber schuld!“

      ‚Aber den Motorradfahrer habe ich unterschätzt. Nix mit fahrschulmäßig. Der hat es drauf.’ Sein Ehrgeiz war geweckt und er versuchte, den Biker einzuholen. ‚Ich will wissen, ob es ein Kerl oder ein Mädel ist!’

      Kurz vor der Autobahnauffahrt hatte er ihn wieder. ‚Das Kennzeichen ist nicht von hier’, bemerkte er. ‚Ziemlicher Widerspruch zum Fahrstil, der Typ kennt die Strecke.’

      Das Glück war ihm hold, die Ampel sprang vor ihnen beiden auf rot. Er bremste auf der Abbiegespur und schaute rechts rüber. Es war eine knackig sitzende Kombi, die ihm keinen Zweifel ließ.

      Nicht er, sie.

      Und sie nickte ihm grüßend zu! Er sah noch, wie sie die Kupplung schnappen ließ. Die Ducati stob davon.

      Er stand noch einen langen Moment verdattert vor der grünen Ampel, schüttelte dann sein Staunen ab und fuhr auf die Autobahn. Während er den Wagen auf ein komfortables, sehr zügiges Tempo beschleunigte, kreisten seine Gedanken um Fahrerin und Kennzeichen und befeuerten seine Phantasie.

      ‚CAT 69.’

      All I Have to Do Is Dream – The Everly Brothers

      Blicklos starrte Gereon auf das Kennzeichen des vor ihm parkenden Wagens. Seit einigen Minuten schon, aber er merkte es nicht. Noch immer beschäftigten sich seine Gedanken mit den Widersprüchen der frühmorgendlichen Begegnung, bis ihm langsam bewusst wurde, dass er die gleiche Buchstabenkombination sah. Diese allerdings zierte das wuchtige Heck eines löwengelben Pick-ups amerikanischer Herkunft, der nicht nur durch seine Größe und die ungewöhnliche Farbe die Blicke der Passanten auf sich zog.

      “Sag mal, pennst du noch?” Die Stimme seines Freundes Lars ließ ihn zusammenzucken. Der stand neben der Beifahrertür und musterte ihn interessiert. „Erst zu spät antanzen und dann träumend im Auto hocken. Ist was passiert?“

      Er winkte ab und stieg aus, der Lack seines Wagens seidig warm unter seinen Fingerspitzen. Die Kühle des Morgens war frühsommerlicher Wärme gewichen.

      „Du kannst gleich mit rüberfahren“, sagte Lars und deutete auf den Jeep.

      „Damit? Wo hast du den denn aufgetrieben?“

      „Beziehungen“, grinste Lars. „Außerdem, einem geschenkten Gaul … und so weiter. Auch nicht einem geliehenen Wagen, der mich allenfalls einen Kasten Bier kostet. Rein mit dir und wir stürzen uns in den Großstadtdschungel.“

      Letztlich erwies sich der Wagen als goldrichtig. Das Wetter hielt, an der alten Parterrewohnung konnten sie alles durchs Fenster direkt auf die Ladefläche heben, und an der neuen Wohnung im zweiten Stock war mit wenig Aufwand eine einfache Rolle installiert. Ein guter Teil der unzerbrechlichen Sachen schwebte so überaus anstrengungslos hinauf. Insgesamt einer der vergnüglicheren Umzüge. Er begann sich auf den Abend – und endlich wieder eine Nacht in Berlin – zu freuen.

      It’s a Beautiful Day – Michael Bublé

      Sie fühlte sich wie Amadeus. Die Sonne schien wärmend und Charly unterdrückte im letzten

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