Die Evolution der Seele und Natur. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Die Evolution der Seele und Natur - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Die Wachstumsentwicklung der SeeleV. DIE EINHEIT VON GOTT, MENSCH UND NATUR1. Die involvierte und evolvierende Gottheit2. Die Evolution des Bewusstseins3. Der Fortschritt zum Wissen – Gott, Mensch und Natur4. Der Prozess der Evolution – Aufstieg und IntegrationANHANGQuellenangabenGuideCoverInhaltsverzeichnisStart

Teil I Sri Aurobindo

      Sri Aurobindo

      Nicht ganz erfüllt ist der unsichtbare Erlass;

      Ein Mental jenseits unseres Mentals verlangt unseren Horizont,

      Ein Leben unvorstellbarer Harmonie

      Erwartet, versteckt, die Fassungsgabe des ungeborenen Menschen.

      Die rohen Anfänge der leblosen Erde,

      Die mentallosen Regungen von Pflanze und Baum

      Bereiteten unser Denken vor; das Denken an eine gottgleiche Geburt

      Erweitert die Form unserer Sterblichkeit.

      Eine Macht, die Wille oder Kraft des Menschen nicht erlangen kann,

      Ein Wissen, thronend in der Ewigkeit,

      Eine Seligkeit jenseits unseres Ringens und Schmerzes,

      Das sind die Gipfelhöhen unseres Geschicks.

      O du, der du stiegst zum Geist aus dem dumpfen Stein,

      Wende dich den unerklommenen Wundern zu.

      — Sri Aurobindo

      * * *

      Kapitel 1

      Wiedergeburt

      Worte Sri Aurobindos

      Die Theorie der Wiedergeburt ist fast so alt wie das Denken selbst, und ihr Ursprung ist unbekannt. Wir können sie je nach Neigung als Frucht uralter psychologischer Erfahrung annehmen, die erneuerungsfähig und nachprüfbar und daher wahr ist, oder sie als philosophisches Dogma und geniale Spekulation abtun. Doch in beiden Fällen wird die Lehre, genauso wie sie allem Anschein nach fast so alt ist wie das menschliche Denken selbst, wahrscheinlich auch fortdauern, solange Menschen denken.

      Früher war die Lehre in Europa unter der grotesken Bezeichnung „Seelenwanderung“ in Umlauf und bescherte dem westlichen Geist die komische Vorstellung, wonach die Seele des Pythagoras aus der göttlichen Menschengestalt wahllos wie ein Zugvogel in den Körper eines Meerschweinchens oder in den eines Esels wanderte. Die philosophische Würdigung der Theorie drückte sich in dem wunderbaren, doch ziemlich unpraktischen griechischen Wort Metempsychose aus, das „Beseelung eines neuen Körpers mit demselben seelischen Individuum“ bedeutet. Die griechische Sprache hatte immer eine glückliche Hand, Gedanke und Wort miteinander zu verbinden, und es konnte gar kein besserer Ausdruck gefunden werden. Doch in das Englische eingezwängt ist das Wort nur noch lang und pedantisch, ohne dass eine Erinnerung an seinen feinen griechischen Sinn anklingt, und man muss darauf verzichten. Wiederverkörperung ist der jetzt allgemein übliche Ausdruck, doch der Wortgedanke neigt zu vergröbernder oder äußerlicher Auffassung des Sachverhalts und geht von vielen falschen Voraussetzungen aus. Ich ziehe „Wiedergeburt“ vor, denn es gibt den Sinn des weiten, schmucklosen, aber hinreichenden Sanskrit-Ausdrucks punarjanma wieder, „von neuem geboren werden“, und verpflichtet uns lediglich auf den Grundgedanken, der der Kern der Lehre ist und ihr Leben gibt.

      Wiedergeburt ist für das moderne Denken nicht viel mehr als lediglich Spekulation und Theorie. Sie ist durch die Methoden der modernen Naturwissenschaften nie bewiesen worden, auch nicht zur Befriedigung des neuen, von der Wissenschaftskultur geformten kritischen Denkens. Sie wurde auch nicht widerlegt, denn die modernen Naturwissenschaften wissen nichts von einem Leben vorher oder einem Leben nachher für die menschliche Seele. Sie wissen nicht einmal etwas von einer Seele überhaupt, können es auch nicht wissen; ihre Domäne ist der Körper, das Gehirn und die Nerven, der Embryo und seine Bildung und Entwicklung, weiter nichts. Auch hat der moderne Kritizismus keinen Apparat, mit dem er die Wahrheit oder Unwahrheit der Wiedergeburt nachweisen kann. Tatsächlich ist er, trotz seinem ganzen Anspruch auf gründliche wissenschaftliche Forschung und gewissenhafteste Bestimmtheit, bei der Wahrheitsfindung nicht so tüchtig. Außerhalb des unmittelbar Physischen ist er fast hilflos. Für die Entdeckung von Tatsachen ist er geeignet, wenn die Schlüssigkeit dieser Tatsachen jedoch nicht aus deren eigenem Äußeren hervorgeht, hat er keine Möglichkeit, sich auf die allgemeinen Aussagen zu verlassen, die er in der einen Generation so selbstsicher verkündet und in der nächsten widerrufen muss. Er hat keine Möglichkeit, die Wahrheit oder Unwahrheit einer fragwürdigen historischen Behauptung zweifelsfrei herauszufinden. Nach einer ein Jahrhundert dauernden Kontroverse ist er nicht einmal in der Lage, uns zu sagen, ob Jesus Christus gelebt hat oder nicht. Wie kann er sich also mit einer Materie wie der Wiedergeburt befassen, die Gegenstand der Psychologie ist und besser durch psychologisches als durch naturwissenschaftliches Beweismaterial geklärt wird?

      Die Argumente, die gewöhnlich durch Befürworter und Gegner vorgebracht werden, sind oft nur schwach oder nicht sehr sinnvoll und selbst im besten Fall unzureichend, um irgendetwas auf der Welt zu beweisen oder zu widerlegen. Ein häufig triumphierend vorgebrachtes Argument lautet zum Beispiel: Wir haben keine Erinnerung an unsere vergangenen Leben, also gibt es keine vergangenen Leben! Man muss schmunzeln, wenn man sieht, dass eine solche Argumentation allen Ernstes von denen gebraucht wird, die sich einbilden, den intellektuellen Kinderschuhen entwachsen zu sein. Der Beweis wird mit psychologischer Begründung weitergeführt, und doch bleibt dabei gerade die Natur unseres normalen oder physischen Erinnerungsvermögens unberücksichtigt, das der Durchschnittsmensch als einziges benutzen kann. In welchem Umfang haben wir eine Erinnerung an unser gegenwärtiges Leben, das wir ja unbestreitbar im Augenblick führen? Unser Gedächtnis ist normalerweise gut für das Naheliegende, wird verschwommener oder weniger aufnahmebereit für entferntere Gegenstände, erfasst weiter weg nur noch einige ins Auge springende Punkte und fällt, was den Beginn unseres Lebens angeht, in ein reines Nichts. Können wir uns auch nur an die bloße Tatsache, an den simplen Zustand erinnern, als wir ein kleines Kind an der Mutterbrust waren? Und doch gehörte dieser frühe Kindheitszustand, und das ist nicht etwa eine buddhistische Theorie, zu demselben Leben und zu derselben Person – gerade zu der, die sich nicht daran erinnern kann, sowenig wie an ihre vergangenen Leben. Dennoch verlangen wir von diesem physischen Gedächtnis, von diesem Gedächtnis des rohen Menschengehirns, das sich nicht an unsere frühe Kindheit zu erinnern vermag und dem so viel von unseren späteren Jahren entfallen ist, sich doch die Zeit vor der Kindheit, vor der Geburt und bevor es selbst gebildet wurde, wieder in Erinnerung zu rufen. Und wenn es das nicht kann, sollen wir unsere Stimme erheben: „Widerlegt ist eure Theorie der Reinkarnation!“ Die neunmalkluge Weisheit unseres gewöhnlichen menschlichen Argumentierens musste in einer solchen Schlussfolgerung steckenbleiben. Wenn unsere vergangenen Leben erinnert werden

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