Die Evolution der Seele und Natur. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Die Evolution der Seele und Natur - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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der Seele und das Gesetz der Welt Evolution so oberflächlich wie nur möglich zu beurteilen. Und wie steht es mit weltlichem Wohlstand, Reichtum, Nachkommenschaft, dem äußeren Genuss von Kunst, Schönheit und Macht? Gut, wenn sie ohne Verlust für die Seele erreicht werden und nur als Ausgang göttlicher Freude und Gnade auf unsere materielle Existenz genossen werden. Aber wir wollen sie zuerst für andere oder vielmehr für alle suchen und für uns selbst nur als einen Teil des universellen Zustandes oder als eines der Mittel, die uns der Vollkommenheit näher bringen.

      Die Seele braucht keinen Beweis für ihre Wiedergeburt, genauso wenig wie sie einen Beweis für ihre Unsterblichkeit braucht. Denn es kommt eine Zeit, da sie bewusst unsterblich ist und sich selbst in ihrer ewigen und unwandelbaren Substanz kennt. Wenn diese Verwirklichung einmal erreicht ist, fällt alles intellektuelle Fragen für und wider die Unsterblichkeit der Seele ab wie der nichtige Lärm der Unwissenheit um die selbstevidente und ewig gegenwärtige Wahrheit. Tato na vicikitsate. Das ist der wahre Glaube an die Unsterblichkeit, wenn sie für uns kein intellektuelles Dogma wird, sondern eine so klare Tatsache wie die physische unseres Atmens und genauso wenig eines Beweises oder einer Erörterung bedürftig. So kommt auch eine Zeit, da die Seele sich selbst in ihrer ewigen und wandelbaren Bewegung erkennt; sie erkennt dann die Zeitalter hinter dem, was die gegenwärtige Organisation der Bewegung bildete, sie sieht, wie dies in einer ununterbrochenen Vergangenheit vorbereitet wurde, erinnert sich an vergangene Seelenzustände, Umgebungen, besondere Tätigkeitsformen, die ihre gegenwärtigen Bestandteile aufgebaut haben, und weiß, worauf sie sich durch Entwicklung in einer ununterbrochenen Zukunft zubewegt. Das ist der wahre dynamische Glaube an die Wiedergeburt und auch da hört das Spiel des fragenden Intellekts auf; die Vision der Seele und die Erinnerung der Seele sind alles. Gewiss bleibt die Frage nach dem Mechanismus der Entwicklung und nach den Gesetzen der Wiedergeburt, wo der Intellekt und seine Untersuchungen und Verallgemeinerungen immer noch etwas Spielraum haben können. Und je mehr man hier denkt und erfährt, von desto zweifelhafterem Wert scheint die gewöhnliche, einfache, verkürzte und trockene Darstellung der Reinkarnation zu sein. Hier begegnen wir mit Sicherheit einer größeren Komplexität, einem Gesetz, das sich mit schwierigerem Gang und komplizierterer Harmonie aus den Möglichkeiten des Unendlichen herausentwickelte. Doch dies ist eine Frage, die eine lange und ausführliche Betrachtung erfordert; denn „fein ist das Gesetz davon“. Anur hyesa dharmah.

      * * *

      Kapitel 2

      Die reinkarnierende Seele

      Worte Sri Aurobindos

      Menschliches Denken ist bei den meisten Menschen nicht mehr als eine ungefähre und undurchdachte Annahme ungeprüfter Gedanken. Unser mentaler Geist ist ein verschlafener Wachposten, der alles die Tore passieren lässt, was einigermaßen anständig daherkommt oder ein gewinnendes Äußeres hat oder etwas murmeln kann, das einer bekannten Losung gleicht. Dies ist besonders bei subtileren Dingen der Fall, die der konkreten Wirklichkeit unseres physischen Lebens und unserer physischen Umwelt fernliegen. Sogar Menschen, die normalerweise sorgfältig und scharf argumentieren und denen Wachsamkeit gegenüber Fehlern als eine intellektuelle oder fachliche Pflicht gilt, geben sich doch, wenn sie auf höheren und schwierigeren Grund geraten, mit dem unachtsamsten Straucheln zufrieden. Wo Exaktheit und feinsinniges Denken am meisten benötigt werden, sind sie höchst ungeduldig und der Mühe abhold, die von ihnen verlangt wird. Die Menschen bringen scharfsinnige Gedanken über greifbare Dinge zustande, aber subtil über das Subtile nachzudenken, ist eine zu große Anstrengung für die Derbheit unseres Intellekts. So begnügen wir uns mit einem Klecks auf der Wahrheit wie der Maler, der seinen Pinsel auf sein Bild warf, als ihm der gewünschte Effekt nicht gelang. Wir halten den so entstandenen Fleck irrtümlich für die vollkommene Form einer Wahrheit.

      Es ist daher nicht überraschend, dass die Menschen sich mit unreifen Gedanken über eine Materie wie die Wiedergeburt zufriedengeben. Diejenigen, die sie akzeptieren, nehmen sie gewöhnlich fertig „von der Stange“, entweder als schablonenhafte Lehre oder als grobes Dogma. Die Seele wird in einem neuen Körper wiedergeboren – diese verschwommene und fast nichtssagende Behauptung genügt ihnen. Doch was ist die Seele und was kann möglicherweise mit der Wiedergeburt einer Seele gemeint sein? Nun, es bedeutet Wiederverkörperung; die Seele, was immer das sein mag, war aus dem Gehäuse eines Körpers herausgekommen und kommt nun in das Gehäuse eines anderen Körpers hinein. Es klingt einfach – sagen wir, es ist wie beim Djinn im arabischen Märchen, der seiner Flasche entstieg, sich ausbreitete und sich dann wieder in sie hineinpresste, oder wie etwa bei einem Kissen, das aus einem Kissenbezug herausgezogen und in einen anderen hineingestopft wird. Oder die Seele bildet sich einen Körper im Mutterleib und nimmt ihn dann in Besitz, oder aber, so können wir sagen, sie legt das Gewand eines Körpers ab und zieht ein anderes an. Doch was „verlässt“ so den einen Körper und „betritt“ einen anderen? Ist es ein anderer, ein seelischer Körper und eine subtile Form, die in die grobe Körperform eintritt – vielleicht der Purusha der alten Vorstellung, nicht größer als ein Menschendaumen –, oder ist es etwas in sich selbst Formloses und Ungreifbares, das sich insofern verkörpert, als es eine für die Sinne greifbare Gestalt von Fleisch und Knochen wird oder annimmt?

      In der normalen volkstümlichen Vorstellung gibt es überhaupt keine Geburt einer Seele, sondern nur die Geburt eines neuen Körpers in die Welt, in Besitz genommen von einer alten Persönlichkeit, die sich nicht von der unterscheidet, die einmal eine jetzt abgelegte physische Gestalt verlassen hat. John Robinson verließ die Gestalt aus Fleisch, die er einmal innehatte, und derselbe John Robinson verkörpert sich morgen oder nach einigen Jahrhunderten in einer anderen Gestalt aus Fleisch wieder und nimmt den Gang seiner irdischen Erfahrungen unter anderem Namen und in einer anderen Umgebung wieder auf. Nehmen wir einmal an, Achilles wird als Alexander, Sohn Philipps von Mazedonien, wiedergeboren, er ist Sieger nicht über Rektor, sondern über Darius, mit einem größeren Horizont, mit höherer Bestimmung; aber es ist noch Achilles, es ist dieselbe Persönlichkeit, die wiedergeboren wird, nur die körperlichen Verhältnisse sind anders. Dieses Weiterleben der identischen Persönlichkeit zieht den europäischen Geist heute in seiner Theorie über die Reinkarnation an. Denn die Auslöschung oder Auflösung der Persönlichkeit, dieses Mental-Nerven-Körper-Kompositums, das ich „mein Ich“ nenne, ist für einen in das Leben Verliebten schwer zu ertragen, und das Versprechen, dass sie weiterlebt und physisch wieder erscheint, ist der große Köder. Der einzige Einwand, der seiner Annahme wirklich im Weg steht, ist das offensichtliche Nicht-Weiterleben der Erinnerung. Der Mensch ist Erinnerung, sagt der moderne Psychologe, und was nützt das Weiterleben meiner Persönlichkeit, wenn ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnere, wenn ich auch nicht merke, dass ich immer und ewig dieselbe Person bin? Was ist der Nutzen? Wo liegt der Genuss?

      Die alten indischen Denker – ich spreche nicht von dem volkstümlichen Glauben, der ziemlich roh war und überhaupt nicht über die Sache nachdachte –, die alten buddhistischen und vedischen Denker betrachteten den ganzen Bereich von einem völlig anderen Standpunkt aus. Sie hingen nicht am Weiterleben der Persönlichkeit; sie gaben diesem Weiterleben nicht den erhabenen Namen Unsterblichkeit. Sie sahen diese Persönlichkeit so, wie sie ist, eine sich ständig verändernde Mischung, das Weiterleben einer identischen Persönlichkeit war Unsinn, ein Widerspruch in sich selbst. Sie nahmen in der Tat wahr, dass es eine Kontinuität gibt, und sie suchten zu entdecken, wodurch diese Kontinuität bestimmt wird und ob das Gefühl der Identität in ihr eine Illusion ist oder eine Tatsache, eine wirkliche Wahrheit, und wenn dies der Fall ist, was für eine Wahrheit das sein mag. Der Buddhist leugnete eine wirkliche Identität. Es gibt, sagte er, kein Selbst, keine Person. Es gibt nur einen ununterbrochenen Energiestrom in Tätigkeit

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