Kalteiche. Ulrich Hefner
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Es dauerte beinahe eine Stunde, bis die Kollegen eintrafen. Wortlos musterten sie das Fahrrad. Als kurz darauf ein VW-Bus eintraf, beratschlagten sie, was zu tun war.
»Wir nehmen es einfach mit auf die Dienststelle«, schlug einer vor.
»Das wird den Leuten von der Soko gar nicht gefallen.«
»Wieso?«
»Hier könnten überall Spuren sein, auch das Fahrrad ist ein Spurenträger.«
»Was willst du tun?«
»Ich rede mit dem Schichtführer.« Der Kollege vom KDD zog sein Handy hervor. Er ging ein Stück abseits, ehe er nach kurzer Zeit wieder auftauchte. »Großräumig abriegeln und nichts verändern. Die Spurensicherung kommt.«
»Aus Oldenburg?«
»Ja, die brauchen etwa zwei Stunden, bis sie hier sind.«
8
Freitag
Als Trevisan kurz nach acht Uhr auf die Dienstselle kam, saß Monika Sander bereits am Schreibtisch.
»Guten Morgen, Martin. Eine Streife hat in der Nacht ein Fahrrad gefunden. Gerade mal drei Kilometer vom Tatort entfernt. Es wurde vor drei Tagen in Jever vor einem Supermarkt gestohlen und könnte vom Täter benutzt worden sein.«
»Wo ist das Rad jetzt?«
»Unten in der Garage. Dein Lieblingskollege von der Spurensicherung ist da und kümmert sich darum.«
»Krog?«
Monika lächelte. »Sie haben ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt. Er bleibt jetzt übrigens hier, zumindest für eine Woche, hat er erklärt. Er hält es für besser, wegen der räumlichen Nähe zum Tatort und so, du verstehst.«
»Ah ja, interessant. Gibt es sonst noch was?«
»Ja, da liegt eine Bushaltestelle in Hohenkirchen, nur ein paar hundert Meter entfernt. Ich habe mit dem Verkehrsverbund Ems Jade telefoniert. Die fahren die Linie dreimal am Tag. Ich habe den Namen des Fahrers der Mittagstour. Er ist jetzt erst einmal unterwegs und meldet sich bei uns, sobald seine Tour beendet ist.«
»Gut gemacht, Monika. Wohin fährt der Bus von Hohenkirchen aus?«
»Der fährt von Wilhelmshaven über Jever, Carolinensiel, Wittmund und Aurich hinunter nach Emden.«
Trevisan versuchte sich den Weg bildlich vorzustellen. »Dann könnte der Kerl jetzt überall in der Gegend sein.«
»Ja, das ist wohl wahr. Lisa ist übrigens mit Eike unterwegs. Sie überprüfen da etwas, auf das Eike im Internet gestoßen ist. Und außerdem hat die Gerichtsmedizin schon kurz vor acht angerufen. Die Obduktion der Leichen ist für heute Mittag vorgesehen. Dreizehn Uhr.«
»Gut, das lässt sich einrichten. Die Pressekonferenz wird wohl bis dahin zu Ende sein. Sind die Teams schon unterwegs?«
»Drei Teams klappern die Nachbarschaft ab und ein Team ist unterwegs nach Norderney zu diesem Hotel Seestern.«
»Wen hast du geschickt?«
»Lentje und Olaf von der Fahndung.«
»So wie die Martens gestern andeuteten, könnte die junge Frau ein klein wenig durchtrieben gewesen sein. Da wäre es gut, wenn man sich ihr Leben mal ein klein wenig näher betrachtet.«
»Da kann ich dich beruhigen, Lentje Kaplani ist genau die Richtige dafür.«
»Schön, dann gehe ich mal in mein Büro, vielleicht komme ich heute dazu, meine Habseligkeiten auszupacken.«
»Glaube ich nicht, Thorke Oselich will dich sehen. Sie ist ganz schön nervös wegen der Pressekonferenz.«
»Ach ja«, seufzte Trevisan. »Dann gehe ich mal zu ihr und versuche sie zu beruhigen.«
Er ließ sein Zimmer links liegen und klopfte an die Bürotür der Direktorin.
»Ach, gut, dass Sie da sind, Herr Trevisan, wir sollten besprechen, was wir heute den Journalisten alles sagen.« Sie war sichtlich erleichtert, dass er endlich aufgetaucht war.
»Sollten wir nicht auf den Staatsanwalt warten?«
»Ich möchte mich gerne zuvor mit Ihnen beraten, bevor wir da unterschiedlich auftreten. Wissen Sie, Kollege Trevisan, all zu oft kommt so etwas bei uns nicht vor.«
Trevisan nahm auf dem ihm zugewiesenen Stuhl Platz. Thorke Oselich sah ein klein wenig übernächtigt aus, was ihr überhaupt nicht gut zu Gesicht stand. Wahrscheinlich hatte sie vor lauter Aufregung die halbe Nacht nicht geschlafen. Sie wollte sich das allerdings in keiner Weise anmerken lassen.
Sie entspannte sich erst, als Trevisan ihr durch die Blume Entlastung anbot. »Ich denke, ich sollte als Sachbearbeiter mit der Presse sprechen, denn wir dürfen nicht zu viel preisgeben und müssen eine deutliche Grenze ziehen.«
»Ja, ja … Das … finde ich auch«, erklärte die Direktorin, sichtlich erleichtert.
»Ich will natürlich niemandem die Show stehlen und der Staatsanwalt wird sicherlich auch ein paar Worte zu sagen haben, aber grundsätzlich halte ich das für den gangbaren Weg, bevor Fragen auftauchen, auf die wir keine Antworten geben können.«
»Ja, da haben Sie recht, Kollege Trevisan«, bestätigte die Frau eifrig. »Außerdem ist es an der Zeit, ich denke, und so halte ich es mit allen Mitarbeitern, wir sollten einen offenen Umgang miteinander pflegen. Deswegen bevorzuge ich das Du und die Vornamen, natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich bin Thorke.« Sie streckte ihm die Hand entgegen.
Er ergriff sie. »Martin.«
»Gut, dann ist das ja geklärt. Gibt es Neuigkeiten, ich meine, außer dem Fund des Fahrrades?«
Trevisan lächelte. »Krog von der Spusi hat beschlossen, ein paar Tage hierzubleiben.«
*
Lentje Kaplani war eine wunderschöne Frau mit langen, seidigen pechschwarzen Haaren, die im Wind der wilden See hin und her schwangen. Sie war die Tochter eines iranischen Vaters und einer friesischen Mutter, eine Mischung aus Schönheit und Intelligenz, wie sie selbst immer zu sagen pflegte, und arbeitete seit fünf Jahren bei der Kriminalpolizei in Wilhelmshaven. Ihre vorwiegende Aufgabe waren Kapitaldelikte im sexuellen Bereich wie Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen und Kinderpornographie. Doch diesmal war sie Teil einer Sonderkommission, die den brutalen Mord an einer ganzen Familie aufzuklären hatte. Sie hatte sich akribisch in den Fall eingelesen, denn sie spielte zwar schon lange mit dem Gedanken, ihren Fachbereich zu wechseln, bislang hatte sich aber noch nicht die Möglichkeit ergeben und zu Bloom, Trevisans Vorgänger, hatte sie kein allzu gutes Verhältnis gehabt. Trevisan war eine neue Chance für sie, außerdem eilte ihm ein ausgezeichneter Ruf voraus.
Nachdem die Frisia-Fähre im Hafen von Norderney angelegt hatte, fuhren sie in den Nordteil der Insel, wo sich unweit der Marienhöhe das Hotel Seestern befand. Ein mehrstöckiger weißer Bau mit mehreren