Kalteiche. Ulrich Hefner

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Kalteiche - Ulrich Hefner

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er wohl«, bestätigte Onno. »Irgendwo in Sachsen, hab es aber vergessen.«

      »Redete er nicht dauernd vom Erzgebirge?«, fragte Rieke.

      »Kann sein.«

      Trevisan bedankte sich noch einmal für den Tee und verließ zusammen mit Lisa Bohm das Haus.

      »Dafür, dass sie eigentlich nicht viel über ihre Nachbarn wissen, haben sie eine ganze Menge über sie erzählt«, bemerkte Lisa, als sie auf dem Beifahrersitz des Dienstwagens Platz nahm.

      »Ja, so etwas erfährt man nur, wenn man sich Zeit zum Plaudern nimmt«, bestätigte Trevisan. »Schade nur, dass sie nichts im Vorfeld beobachtet haben, das uns weiterhilft. Aber der Schlüssel zur Lösung des Falles liegt eindeutig im persönlichen Bereich der Opfer.«

      »Was tun wir als Nächstes?«

      Trevisan startete den Wagen. »Wir haben vier Opfer, jedes kann Auslöser der Tat gewesen sein. Eifersucht und verschmähte Liebe, Neid, abgrundtiefer Hass aus irgendeinem Grund.«

      »Sie meinen die Tochter?«

      »Ich bin übrigens Martin«, sagte er. »In meinem Team sprechen wir uns mit Vornamen an, schließlich müssen wir gut zusammenarbeiten und ich finde, die lockere Anrede trägt dazu bei.«

      »Lisa«, entgegnete die junge Kollegin mit einem Lächeln.

      »Also, Lisa, was schlägst du vor?«

      Lisa hakte den Sicherheitsgurt ein. »Die Martens haben es schon gesagt, wenn wir mehr über das Mädchen erfahren wollen, dann müssen wir nach Norderney.«

      Trevisan nickte. »Ja, aber zuerst fahren wir zurück auf die Dienststelle, die Verstärkung ist da. Monika hat mir eine SMS geschickt.«

      7

      Zehn Kolleginnen und Kollegen hatte Thorke Oselich in der Eile zusammengetrommelt. Trevisan war überrascht, als er zusammen mit Lisa Bohm den Besprechungsraum im zweiten Stock des Dienstgebäudes betrat. Monika Sander stand wie eine Lehrerin an der Stirnseite vor dem langen Tisch, wo an einer Pinnwand inzwischen Landkarten des Bezirks Skizzen und Tatortfotografien angeheftet waren, und erklärte den Anwesenden, was in den heutigen Morgenstunden auf dem Jakobshof unweit der Küste geschehen war.

      »Oh, hallo, Martin«, sagte sie verlegen. »Ich habe schon mal angefangen, damit alle auf dem gleichen Stand sind. Ich hoffe, das ist für dich okay. Ich wollte dir nicht vorgreifen.«

      Er lächelte. Mit Monika hatte er lange Jahre zusammengearbeitet und damals war daraus etwas wie eine Freundschaft entstanden. Jeder wusste, dass er sich auf den anderen verlassen konnte, doch die lange Zeit der Abwesenheit hatte Spuren hinterlassen und Monika schien unsicher, wie sie mit seiner Rückkehr auf die Dienststelle umgehen sollte.

      Trevisan trat an ihre Seite und tätschelte freundschaftlich ihre Schulter. »Monika, ich bin immer noch der gleiche Kerl, der damals weggegangen ist«, flüsterte er ihr zu. »Und solltest du feststellen, dass ich mich zum Nachteil verändert habe, dann sag es mir bitte.«

      Sie nickte. Während sich Trevisan einen Platz am Tisch suchte, fuhr Monika mit der Einweisung der Kolleginnen und Kollegen fort. Zehn Minuten später kam sie zum Ende und erteilte Trevisan das Wort.

      »Danke, Monika.« Er erhob sich und trat vor die Pinnwand. »Ich bin Martin Trevisan, heute ist mein erster Arbeitstag auf dieser Dienststelle und offenbar geht es schon gut los.«

      Alle schmunzelten.

      »Wir bilden zusammen die Sonderkommission Jakobshof und wir haben viel zu tun, denn wir müssen detailliert den Lebensweg der Mordopfer nachvollziehen«, erklärte er. »Irgendwo werden wir, da bin ich mir sicher, auf eine Verbindung zwischen dem Täter und den Opfern stoßen. Allerdings ist das nicht ganz so einfach, denn nur die weiblichen Opfer stammen von hier. Die beiden Männer lebten zuvor in der ehemaligen DDR und sind erst vor fünf Jahren hier in die Gegend gezogen, was uns die Sache erheblich erschwert.«

      »Raubmord können wir ausschließen?«, fragte eine junge uniformierte Kollegin, die zum hiesigen Revier gehörte.

      Trevisan zeigte auf die Pinnwand. »Definitiv ausschließen können wir leider nichts, aber sagen wir, es gibt eine deutliche Tendenz. Fest steht, es wurde augenscheinlich nichts geraubt und auch nichts entsprechend durchsucht. Die Vorbereitung des Täters deutet eher nicht in diese Richtung. Wir werden uns aufteilen müssen. Eine Gruppe wird sich intensiv der Nachbarschaft, den örtlichen Behörden und den städtischen Einrichtungen widmen, den Vereinen, den Kirchen und der Gemeindeverwaltung. Die andere Gruppe wird dem Lebensweg der Opfer vom Todestag bis zur Geburt folgen. Monika, ich hätte gerne, dass du diese Gruppen von hier aus koordinierst und die Erkenntnisse entsprechend zusammenführst. Eike widmet sich zusammen mit Verena der Netzrecherche, Internet, Facebook, Communitys – eben alle Aktivitäten im Web, soweit diese nachvollziehbar sind.« Es klopfte an der Tür. »Herein!«

      Paul Krog von der Spurensicherung betrat den Raum. »Wir sind draußen am Tatort und dem Fundort der Tatwaffen so weit fertig.«

      »Und die Computer?«, fragte Trevisan.

      »Es gab einen PC im Arbeitszimmer und den Laptop der Tochter. Wir haben alles eingepackt und bringen es der IT-Abteilung zur Auswertung.«

      »Alles klar, dann suchen Sie sich einen Platz, Kollege.«

      »Aber ich … Wir würden uns jetzt auf den Weg zurück …«

      »Nach Oldenburg?«

      »Klar.«

      Trevisan schüttelte den Kopf. »Ich halte nichts von räumlicher Trennung. Am Ende kriegen wir von euch dann einen Bericht und das war’s … Nein. Ich denke, es ist viel besser, wenn jemand von der Spurensicherung direkt der Sonderkommission angehört, kein Telefonat kann ein persönliches Gespräch ersetzen. Außerdem ist es denkbar, dass wir hin und wieder Ihre Hilfe benötigen, da wäre ein Team vor Ort schon eine Bereicherung, finden Sie nicht auch?«

      »Das ist aber so nicht vorgesehen«, entgegnete Krog. »Wir sind fertig hier und machen uns auf unserer Dienststelle an die Auswertung, das ist der normale Weg. Der Rest folgt schriftlich.«

      Trevisan atmete tief ein. Von einer solchen Regelung hielt er nicht viel, denn Polizeiarbeit ließ sich nicht auf das Pinseln von Berichten und das Führen von Telefonaten reduzieren. Da sie nicht allein waren, vermied er jedoch eine Auseinandersetzung mit dem jungen Kollegen aus Oldenburg, der ihm seit der ersten Begegnung unsympathisch war. »Okay, dann gute Heimreise erst einmal. Den Rest kläre ich mit Ihrer Dienststelle.«

      Krog nickte stumm und wandte sich um. Trevisan wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

      »Tja, wir hatten eine Reform, schon vergessen?«, seufzte Monika. »Wilhelmshaven ist jetzt nur noch ein kleiner und unbedeutender Ableger vom großen Oldenburg. Wer was werden will, der muss in die Zentrale.«

      »Dann sind wir mal froh, dass aus uns schon was geworden ist«, scherzte Trevisan.

      Sie waren noch eine ganze Stunde damit beschäftigt, die Teams einzuteilen und die Aufgaben zuzuordnen. Trevisan war froh, dass Monika ohne Murren die Koordination übernahm, denn er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Er selbst nahm sich vor, zusammen mit Lisa Bohm das Leben der männlichen Mordopfer zu durchleuchten, wobei

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