Kalteiche. Ulrich Hefner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Kalteiche - Ulrich Hefner страница 8
»Vergiss meine Zigaretten nicht.«
»Ich weiß, MS Rosso, wie immer.«
»Ja, und denk daran, nach der Tour muss der Service gemacht werden, du musst dann auf den MAN umsteigen.«
»Der MAN ist eine alte Klapperkiste.«
»Für Rotterdam wird er reichen.«
»Okay, dann bis nächste Woche.«
Der Disponent nickte. »Gute Fahrt und hetze ihn nicht wieder.«
Johannes Leußner verkniff sich eine Antwort. Der junge Mann hinter dem Schreibtisch, ein Neffe des Juniorchefs, hatte sowieso keine Ahnung. Schließlich gab es inzwischen Regler und Begrenzer in den Fahrzeugen, außerdem lauerte beinahe an jedem Autobahnkreuz der Straßenzoll oder die Polizei. Er verließ das Büro und stieg in seinen Opel. Er musste dringend Farbe kaufen, Jenny wartete auf ihn.
Jenny war keine Frau, keine Freundin oder Lebensgefährtin, sondern ein schlankes, gut motorisiertes Boot, das in einem Bootshaus an der Leybucht auf ihn wartete und das er vorgestern mühsam von der alten Farbe befreit hatte, um ihm für den Frühling einen neuen Anstrich zu gönnen. Johannes Leußner lebte alleine, eine Frau gab es in seinem Leben nicht. Zweimal hatte er kurz davor gestanden, doch beide Male hatte er einen Rückzieher gemacht und nun fühlte er sich zu alt für eine feste Beziehung. Er hatte sein Leben eingerichtet und so sollte es auch bleiben. Auch wenn ihm Helga aus dem Lager immer wieder schöne Augen machte.
Als er in die Wurzeldeicher Straße einbog, hätte er vor lauter Gedanken beinahe einen Radfahrer überfahren, doch er sah ihn noch rechtzeitig und bremste. »Blöder Hund!« Der Radfahrer überquerte unmittelbar vor ihm die Fahrbahn und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Aus dem Radio dudelte leise Shanty-Musik. Johannes Leußner schüttelte den Kopf und legte den ersten Gang ein. Er hatte heute noch viel zu tun.
4
»Ich denke, einen Raub können wir ausschließen«, konstatierte Krog.
Die Spurensicherung im Gebäude war weitgehend abgeschlossen. Krog begleitete Trevisan und Monika Sander bei der Tatortbegehung. Inzwischen war auch Thorke Oselich am Tatort eingetroffen. Die Leichen waren mit Tüchern abgedeckt und die Bestatter warteten geduldig auf dem Hof darauf, dass die Kriminalpolizei den Abtransport in die Gerichtsmedizin nach Oldenburg freigab.
Blut auf dem Boden, Blut an den Wänden, auf den Möbeln, sogar bis an die Decke war das Blut der Opfer gespritzt. »Absoluter Zerstörungswille«, murmelte Trevisan. »Zielstrebig und brutal.«
»Ein gnadenloser Overkill, ein klassischer Fall der Übertötung«, bestätigte Krog. »Er hat sich nicht lange aufgehalten. Vier Menschen und dennoch hatten sie keine Chance. So wie es aussieht, hat er einfach nur zugeschlagen, mehrfach, ohne sich mit langen Reden aufzuhalten. Dieses Gemetzel dauerte kaum mehr als ein paar Minuten.«
Thorke Oselich schluckte. »Herr Trevisan, jetzt sind Sie kaum hier angekommen und schon passiert so etwas. Sagen Sie mir nur, was Sie brauchen – Material, Leute, ganz egal, diese Sache hat absolute Priorität, wir müssen diesen Irren dingfest machen.«
»Sexuelle Motive vielleicht?«, fragte Monika Sander.
Krog schüttelte den Kopf. »Zwar saß die Kleidung der jungen Frau im Bad nicht mehr ordentlich, sie trug ein Nachthemd und einen Slip, aber das liegt wohl eher an der Auseinandersetzung. Die Frau versuchte, durch das Badezimmerfenster zu entkommen, und der Täter zog sie an ihren Beinen zurück, ehe er sie erschlug. Deswegen würde ich dies eher verneinen.«
»Hass, grenzenloser Hass«, antwortete Trevisan. »Hass führt oft zur Übertötung.«
»Wir richten eine Sonderkommission ein und …«
»Ich denke, zunächst ist es wichtig, möglichst viel über die Toten herauszufinden«, fiel Trevisan seiner Chefin ins Wort. »Wie sie lebten, was sie taten, wem sie dermaßen auf die Füße getreten sind, dass sich der aufgestaute Hass in dieser Grausamkeit entlud. Meist stammen die Täter aus dem Umfeld.«
»Gibt es irgendwelche verwertbaren Spuren?«, fragte Thorke Oselich.
Krog schüttelte den Kopf. »Abdrücke von grobstolligem Profil, ich gehe von Gummistiefeln aus. Größe 44, würde ich sagen. Außerdem haben wir einen Plastikfetzen gefunden, deswegen nehmen wir an, dass der Täter ein Regencape trug. Weitere Spuren haben wir nicht, auch die Tatwaffen, ein Beil und ein Messer, fehlen noch, aber wir suchen derzeit die Umgebung mit Hunden ab.«
»Eike und Lisa befragen die Nachbarschaft, vielleicht hat jemand Beobachtungen gemacht«, erklärte Monika Sander.
»Die Ringfahndung steht«, fügte Trevisan hinzu. »Nur ist es schwer, gezielt nach jemandem zu suchen, wenn man so gut wie nichts über die Opfer weiß.«
»Sollte ein Profiler …«
Trevisan winkte ab und blickte auf seine Armbanduhr. »Wir besprechen uns in einer Stunde auf der Dienststelle und legen unser Vorgehen fest.«
»Gut, Kollege Trevisan«, entgegnete Thorke Oselich. »Sie haben die Erfahrung. Dann sehen wir uns in einer Stunde.«
»Können wir die Leichen freigeben?«, rief einer von Krogs Kollegen der kleinen Gruppe zu, als sie aus dem Gebäude kamen.
Krog warf Trevisan einen fragenden Blick zu.
»Von mir aus schon.«
»Okay, die Leichen können abtransportiert werden«, bestätigte Krog.
Die Polizeidirektorin verabschiedete sich und auch Krog ging wieder seines Weges. Monika Sander und Trevisan blieben alleine im Hof zurück.
»Was hältst du davon, Martin?«
»Wie brauchen Informationen über die Opfer«, entgegnete Trevisan. »Für mich stellt sich die Frage, ob alle Familienangehörigen gemeint waren oder ob der Täter es auf einen gezielt abgesehen hatte und die anderen nur im Weg waren.«
»Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
»Hass entsteht nicht von jetzt auf heute. Er wächst wie eine Pflanze, die austreibt und immer größer wird, deswegen müssen wir das Leben aller Opfer durchleuchten. Wir brauchen eine gründliche Umfeld-Recherche. Du weißt, was die Psychologen sagen, der Auslöser einer solchen Tat kann schon Jahre zurückliegen. Erinnerst du dich noch an Veronika Oberdorf und das Haus in den Dünen?«
Monika Sander überlegte.
»Manchmal dauert es aus irgendwelchen Gründen Jahre, bis sich der Hass entlädt.«
Sie nickte. »Du hast recht, das klingt nach sehr viel Arbeit. Dazu brauchen wir mehr Leute. Habich und sein Großvater stammten aus dem Osten, bevor sie hierher kamen.«
»Die Chefin sagte doch, wir bekommen, was wir brauchen«, entgegnete Trevisan. »Wie ist sie eigentlich so?«
»Oh, sie ist ganz okay, anders als Beck oder die Schulte-Westerbeck. Sie meint wirklich ernst, was sie sagt.«
Ein Wagen fuhr auf den Hof. Eike Brun und Lisa Bohm stiegen aus. Brun wies mit dem Zeigefinger