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»Tja, unsere Königsdisziplin. Tu was, bevor es passiert, damit es nicht passiert.«
»Ja, ich weiß, ich kenne das Geschwafel, ich habe nebenbei ein Jahr lang die Außenstelle hier betreut.«
Trevisan nickte. »Dann bist du ja bestens im Bilde.«
»Fensterläden, Türschlösser, junge Krakeeler und Altennachmittage, du brauchst mir nichts zu erzählen.«
Bei Hohenkirchen fuhren sie am Wangermeer vorbei, einem künstlichen See, der durch Kleiabbau entstanden und inzwischen zu einer kleinen touristischen Attraktion ausgebaut worden war. Kurz vor Friederikensiel bog Monika links ab und folgte der Straße in Richtung Minsen, bis sie an einen Feldweg kamen, der durch einen Streifenwagen abgesperrt war. Ein Gehöft lag am Ende des Weges, die nächste Siedlung war hunderte von Metern entfernt.
»Der Hof liegt sehr abgeschieden«, murmelte Trevisan.
Monika wandte sich ihm zu. »Ja, recht einsam hier.«
Der Deich war gerade mal einen halben Kilometer entfernt. Monika stoppte den Wagen, als die uniformierte Polizistin mit erhobener Haltekelle hinter dem blau-weißen Passat hervortrat.
»Hallo, Sander, KK Wilhelmshaven«, begrüßte sie die Kollegin, die daraufhin den Weg freigab.
»Na, dann schauen wir mal«, seufzte Trevisan. Zwei Streifenwagen und zwei Zivilfahrzeuge standen bereits auf dem Areal. Ein gelber Wagen der Post parkte an der Zufahrt zur Scheune. »Wo ist die Spurensicherung?«
»Tja, es hat sich so manches geändert«, entgegnete Monika Sander. »Früher musste sie auf uns warten, jetzt ist es umgekehrt. Die kommen aus Oldenburg und das dauert, das brauche ich dir ja nicht zu erzählen.«
Trevisan stieg aus. Ein großer und kräftiger Kollege in Uniform kam auf ihn zu. Monika umrundete den Wagen, und er begrüßte sie. »Schöner Mist, nicht wahr?«
»Das ist Martin Trevisan, mein alter und neuer Chef«, stellte sie ihren Begleiter vor. »Vielleicht kennst du ihn noch.«
»Klar kenne ich ihn noch, Trevisan vom K1. Wir hatten ein paarmal miteinander zu tun.«
Trevisan musterte den uniformierten Beamten mit der Figur eines Ringers, der Mitte vierzig war. So sehr er sich auch anstrengte, kam ihm keine Idee, woher er den Mann kennen sollte.
»Dieter Kronbaum, Polizeistation Fedderwardengroden. Es ist lange her, damals jagten wir einen Brandstifter, der hier an der Küste sein Unwesen trieb.«
»Ja, ich erinnere mich«, entgegnete Trevisan wahrheitswidrig. »Was gibt es hier?«
»Vier Tote«, entgegnete Kronbaum kalt. »Sieht aus wie in einem Schlachthaus.«
*
Inzwischen waren auch die Spezialisten der Spurensicherung aus Oldenburg eingetroffen. Trevisan ließ bei der Verteilung der Arbeit Monika den Vortritt und hielt sich erst einmal zurück, obwohl ihn längst das alte Fieber wieder ergriffen hatte. Kronbaum war noch immer in seiner Nähe, er kannte die Familie, die hier gelebt hatte und auf bestialische Weise ermordet worden war.
»Habichs bewirtschaften den Hof seit etwa fünf Jahren«, erklärte Kronbaum. »Frauke, das ist die Tote im Schlafzimmer, stammt von hier. Sie ist Ende letzten Jahres fünfzig geworden. Nachdem ihr Mann vor acht Jahren auf See geblieben ist, hat sie Rolf kennengelernt. Das war übers Internet, wie man behauptet. Der stammt ursprünglich aus dem Osten und ist mit seinem Vater hier eingezogen, nachdem sie geheiratet hatten. Die Tochter im Badezimmer heißt Dörte, ist Anfang zwanzig und stammt aus erster Ehe. Sie lebt normalerweise auf Norderney. Sie arbeitet dort in einem Hotel und kommt manchmal zu Besuch auf den Hof.«
»Und der alte Mann in der Scheune?«, fragte Trevisan.
»Das ist Rolfs Vater, er ist um die achtzig und machte sich auf dem Hof nützlich. War ja auch noch recht rüstig, der alte Mann. Die hatten früher auch Landwirtschaft im Osten. Viele hier im Umkreis behaupten, dass es nicht die Liebe war, die Frauke dazu veranlasste, Rolf zu heiraten. Alleine hätte sie den Hof niemals halten können.«
»Gab es Probleme?«
»Probleme?«
»Mit Nachbarn oder im Ort?«
Kronbaum schüttelte den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht, absolut ruhige und freundliche Menschen, nur das Sächseln konnten sie nicht lassen.«
Ein kalter Windstoß fegte über den Hof und Trevisan fröstelte. Vier Leichen lagen in diesem Gehöft, ein alter Mann, der Sohn, dessen Ehefrau und ein junges Mädchen. So wie es schien, mit einer Axt erschlagen. Weitere Hinweise gab es bislang nicht. Trevisan würde einiges dafür geben, wenn Kleinschmidt mit von der Partie wäre, auf den hatte er sich damals hundertprozentig verlassen können. Der junge Schnösel, der die Spurensicherungsgruppe aus Oldenburg leitete, war zuerst grußlos an ihm vorübergegangen, was Trevisans Vertrauen in die Fähigkeiten des Mannes nicht sonderlich stärkte. Gerade in so einem Fall, in dem es keine offensichtlichen Spuren und Motive gab, kam es auf eine gründliche Spurensicherung an.
Monika Sander kam auf Trevisan zu, in ihrer Begleitung ein älterer Mann mit Brille und Glatze, der einen dunklen Pilotenkoffer trug. »Das ist Doktor Rüttensberg von der Rechtsmedizin. Martin Trevisan, der neue Leiter unseres KK.«
»Ah, Herr Trevisan.« Rüttensberg reichte ihm die Hand. »Da werden wir wohl in Zukunft öfter miteinander zu tun haben.«
»Können Sie schon etwas sagen?«
»Erst mal die Kurzform … Der alte Mann in der Scheune wurde erschlagen. Im Haus liegen ein Mann mittleren Alters, seine Ehefrau und deren Tochter, ebenfalls erschlagen, teilweise weisen die Leichen zusätzliche Stichverletzungen auf. Als Tatmittel kommen eine Axt sowie ein handelsübliches Küchenmesser mit langer Klinge in Frage. Offenbar wurden die Opfer vom Blutrausch des Täters überrascht. Nur die Tochter versuchte aus dem Badezimmerfenster zu entkommen.«
»Todeszeitpunkt?«
»Tja, Witterung, Temperaturen … Ich würde sagen, heute Morgen zwischen fünf und sieben Uhr. Näheres erfahren Sie nach der Obduktion.«
»Fünf und sieben Uhr«, wiederholte Trevisan. »Das heißt, zwischen Dämmerung und Sonnenaufgang.«
Der Arzt blickte sich um. »Ja, da waren wohl nur wenige Leute unterwegs. Die Frau und die Tochter waren noch im Nachthemd, während die Männer bereits ihre Arbeitskluft trugen. Aber das ist wohl normal, hier gibt es einen Stall voller Milchkühe.«
»Danke, Doktor.« Trevisan schaute ihm nach, bis er in seinen Wagen gestiegen war und über den Feldweg davonfuhr. Er wandte sich Monika zu. »Dann kümmern wir uns jetzt um den Postboten.«
*
Der junge Mann saß auf der Rückbank des VW-Busses der Streifenpolizei, der kurzfristig zum mobilen Vernehmungsraum umfunktioniert worden war, und zitterte am ganzen Körper. Ein Klapptisch in der Mitte ermöglichte, die Schreibkladde für Notizen aufzulegen. Das obligatorische Diktiergerät stand auch dort und zeichnete die Vernehmung auf.
Enno Behrend arbeitete seit fünf Jahren bei der Post in Jever. Sein Bezirk reichte hinüber bis nach Schillig. »Dann erzählen Sie mal!«, forderte Trevisan den Zeugen auf.
»Ich