Kalteiche. Ulrich Hefner
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Читать онлайн книгу Kalteiche - Ulrich Hefner страница 16
An der Rezeption zeigten sie der jungen Frau hinter dem Empfang ihre Dienstausweise. »Wir würden gerne mit dem Geschäftsführer sprechen.«
Die junge Frau reagierte ein klein wenig erschrocken. »Ist es wegen Gavin?«
»Gavin?«, wiederholte Lentje fragend.
»Ja, Gavin Eriksdorf, aber der arbeitet nicht mehr hier.«
»Ja, unter anderem«, entgegnete Lentje, während Olaf ihr einen fragenden Blick zuwarf. »Sie sind später noch hier?«
Die junge Angestellte nickte. »Ich habe gegen zwölf Pause.«
»Alles klar, kann sein, dass wir auch noch mit Ihnen sprechen müssen.«
Ein paar Minuten später wurden Lentje und Olaf so diskret wie möglich in das Büro der Geschäftsleitung geführt. Mia Bröder, Geschäftsführung, stand auf dem Türschild des geräumigen Büros im Erdgeschoss. Einen herrlichen Ausblick auf die Nordsee und den Strand gab es von diesem Zimmer aus. Mia Bröder war eine Frau mittleren Alters mit streng zurückgekämmten Haaren, die zu einem Dutt zusammengesteckt waren. Sie trug ein perfekt sitzendes blaues Kostüm und wirkte auf Lentje wie die Gouvernante eines blaublütigen Herrschaftssitzes.
»Die Polizei«, sagte die Frau erstaunt, nachdem Lentje sich vorstellt hatte. »Wir haben doch schon alles angegeben.«
»Wir sind wegen Dörte Henner hier.«
»Dörte, was ist mit ihr?« Die Geschäftsführerin bot den beiden Polizisten Platz an.
»Es tut mir leid, Dörte Henner ist tot«, entgegnete Lentje. »Sie wurde umgebracht.«
»Von Eriksdorf?«
»Was ist mit Eriksdorf?«
»Na, wegen ihm hat doch der ganze Schlammassel hier angefangen. Wir sind ein gutes Hotel und haben einhundertachtzig Betten. Die Leute kommen gerne zu uns, aber dass die Polizei bei uns ein- und ausgeht, das ist unmöglich. Unsere Gäste wollen sich erholen und abschalten, sie wollen keine Spürhunde hier herumlaufen sehen.«
Lentje warf ihrem Kollegen einen vielsagenden Blick zu. »Vielleicht sollten Sie uns das einmal von Anfang an erklären.«
»Also gut«, seufzte die Frau und strich sich ihren Rock zurecht. »Eriksdorf war bei uns angestellt. In der Küche. Vor etwa einem Monat tauchten dann Ihre Kollegen bei uns auf. Eriksdorf wurde in Holland festgenommen, wegen Rauschgiftschmuggel, aber er ist dort entkommen, deswegen haben Ihre Kollegen ihn hier gesucht. Sie haben alles auf den Kopf gestellt. Sie glauben gar nicht, wie peinlich uns das war. Wir können nichts für unsere Angestellten. Und dann auch noch dieses Rauschgift bei uns im Haus.«
Lentje horchte auf. »Rauschgift, hier im Hotel?«
»Ja, sie haben es in Dörtes Zimmer gefunden. Das war ein ganzes Paket. Am… Am… Amph…«
»Amphetamin!«
»Ja, genau.«
Lentje zückte ihren Notizblock. »Wie haben Sie reagiert?«
Mia Bröder fasste sich an die Nase. »Ich habe Dörte natürlich zur Rede gestellt, aber sie wollte nichts davon wissen. Ich habe sie selbstverständlich sofort hinausgeworfen. So etwas geht nicht.«
»Wieso wurde das Rauschgift bei ihr im Zimmer gefunden, wenn doch Eriksdorf verdächtigt wird?«, mischte sich Olaf Schönborn ein.
»Na, sie und Eriksdorf waren doch zusammen«, entgegnete Frau Bröder. »Da kann sie mir doch nicht einfach frech ins Gesicht lügen. Natürlich wusste sie Bescheid.«
»Wann war das?«, fragte Lentje.
»Vor vierzehn Tagen, etwa.«
»Und wie hießen unsere Kollegen, die hier bei Ihnen waren?«
Mia Bröder öffnete die Schublade ihres Schreibtisches und kramte darin, ehe sie eine Visitenkarte hervorzog. »Kriminalhauptkommissar Maier, Landeskriminalamt Hannover, Dezernat 3.« Sie reichte Lentje die Visitenkarte, die die Daten darauf in ihrem Block notierte. »Ich weiß ja, dass Sie nichts dafür können und nur Ihre Arbeit machen. Aber ich versuche hier ein Hotel zu führen und das alleine ist schon schwierig genug.«
»Das war ein ganzes Paket mit Rauschgift?«, fragte Lentje.
Mia Bröder nickte eifrig. »Ja, Ihr Kollege meinte, das kostet zwanzigtausend Euro, das Giftzeugs.«
Lentje runzelte die Stirn. »Er hat Dörte nicht festgenommen?«
»Sie musste mit aufs Festland, aber am Abend war sie wieder hier. Sie sagte, sie hätte nichts damit zu tun, aber das nehme ich ihr nicht ab. Die hat genau gewusst, was ihr sauberer Freund treibt. Ständig ist sie in neuen Klamotten herumgelaufen. Ich weiß, was so etwas kostet. Von dem Gehalt, das sie hier verdiente, konnte sie sich das nicht leisten. Um Gottes willen, nicht, dass wir schlecht bezahlen, aber das war lauter so Designerzeugs, da kostet alleine schon eine Jeans dreihundert Euro. Ich weiß das von meiner Tochter, die hat manchmal auch so komische Ideen. Sie sagt, das ist von Posen oder so ähnlich, irgendein wirrer Schneider, der es mit der Schere zu bunt treibt.«
Olaf warf der Geschäftsführerin einen fragenden Blick zu. »Und dann ist Dörte abgereist?«
Die Frau nickte. »Ja, das ist sie, sie hat geheult, aber das waren bestimmt nur Krokodilstränen. Haben Sie Eriksdorf schon gefasst?«
Lentje schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht, ich dachte, Sie könnten uns weiterhelfen.«
»Ich? Wieso ich? Na ja, wenn er hier in der Saison arbeitete, dann hat er hier gewohnt, im Gästehaus B, so wie alle Angestellten vom Festland, aber eigentlich kommt er aus Emden. Hat er Dörte etwas angetan?«
Olaf winkte ab. »Das wissen wir noch nicht. Wann war er das letzte Mal hier?«
»Vor vier Wochen, dann hatte er eine Woche Urlaub, da ist er nach Rotterdam gefahren und da haben ihn Ihre holländischen Kollegen erwischt, als er das Zeugs im Hafen kaufen wollte. Er ist geflüchtet, wurde uns gesagt.«
»Und seitdem haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
»Richtig.«
»Gut, wenn er auftaucht …«
»Ja, dann soll ich anrufen, das hat mir Ihr Kollege bereits gesagt.«
Nachdem Lentje und Olaf das Zimmer der Geschäftsführerin verlassen hatte, ging Lentje noch einmal auf die junge Frau hinter dem Tresen zu und wartete, bis sie einen Kunden abgefertigt hatte. »Sie wissen über Dörte und Eriksdorf Bescheid?«
»Dass sie zusammen waren, meinen Sie?«
»Kannten Sie Dörte gut?«
»Tja, was man so kennen nennt unter Kollegen. Weshalb fragen Sie?«
»Dörte ist tot, sie wurde umgebracht, gestern im Haus ihrer Eltern.«
Erschrocken schlug die junge Frau die Hände vor das Gesicht. »Das ist ja furchtbar, hat Gavin