Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch. Hall George
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Fünf ständig wiederholte Basstakte suggerieren Ausweglosigkeit.
»Remember-me«-Motiv erweckt Gefühl der Sehnsucht.
Appoggiatura (»eingeschobene« Noten) suggerieren Schluchzen.
Fallende Phrasen und Dissonanz deuten die Qual an.
Henry Purcell
Purcell wurde 1659 geboren, als das höfische Leben mit der Thronbesteigung Karls II. gerade wieder aufgenommen wurde. Er war ein gut ausgebildeter Musiker, der sich in seiner relativ kurzen Karriere alle Fähigkeiten aneignete, um in jedem Genre Erfolg zu haben. Er war Chorknabe an der Chapel Royal und erhielt als Erwachsener mehrere Anstellungen am Hof, wo er Musik für Staatsanlässe schrieb, zusätzlich zu Kirchen- und Kammermusik, Liedern und Cembalosuiten. Als Organist der Westminster Abbey arbeitete er ab 1680 nahe Londons West End und schrieb Musik für Dutzende Theaterstücke. Er arbeitete auch an einer Reihe musikalischer Dramen und Semi-Opern mit, darunter King Arthur und The Fairy Queen. Er starb 1695, während er The Indian Queen komponierte, woraufhin sein Bruder das Werk vollendete.
Weitere Hauptwerke
1691 King Arthur
1692 The Fairy Queen
1694 Come, Ye Sons of Art
1695 Musik für das Begräbnis Königin Marias
Revival der Musik
Bis zur Thronbesteigung Karls II. 1660 stand es schlecht um Theater und Musik in England. Die Puritaner hatten um 1642 begonnen, Londons Theater zu schließen, und lösten sogar Kirchenchöre auf, da sie Musik in heiligen Stätten verabscheuten. Karls Unterstützung der Künste war Teil einer umfassenderen Politik zur Förderung der öffentlichen Unterhaltung.
Dies beeinflusste die Musik in mehrfacher Hinsicht. Karl schuf ein königliches Streichorchester nach dem Vorbild der Vingt-quatre Violons du Roy (»Die 24 Violinen des Königs«) am Hof Ludwigs XIV. Das Orchester spielte zu Gottesdiensten und Staatsanlässen und führte Geburtstagsoden von Purcell und anderen Komponisten auf. Der Posten »Master of the King’s Musick« wurde mit der Wiederernennung von Nicholas Lanier wieder eingeführt. Institutionen wie die Chapel Royal, die junge Musiker ausbildete, wurden ebenfalls erneuert. Neue Theater wurden eröffnet und brachten ein heute als Restaurationsdrama bekanntes Genre hervor, oft derbe Komödien mit Liedern und Begleitmusik, die sehr häufig von Purcell geliefert wurden.
Als Kind war Purcell Chorknabe an der Chapel Royal in Hampton Court, London, einer Talentschmiede für junge Musiker.
DIE MUSIK IST EINE GABE UND GESCHENK GOTTES, NICHT EIN MENSCHENGESCHENK
CHORALVORSPIEL: EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT (1690), DIETERICH BUXTEHUDE
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Lutherische Choräle
FRÜHER
1529 Martin Luther komponiert das Lied Ein feste Burg ist unser Gott.
1624 Samuel Scheidt veröffentlicht Tabulatura nova, eine Sammlung von Stücken für Tasteninstrumente, darunter auch Choralbearbeitungen.
SPÄTER
1705/06 J. S. Bach geht zu Fuß von Arnstadt ins 378 km entfernte Lübeck, um Buxtehude zu treffen und zu hören.
1726 J. S. Bach beendet die letzten Stücke in seinem Orgelbüchlein, seiner größten Sammlung von Choralvorspielen.
1830 Felix Mendelssohn Bartholdy baut das Finale seiner Reformationssinfonie (Nr. 5) auf Luthers Ein feste Burg ist unser Gott auf.
Als Martin Luther 1517 die 95 Thesen niederschrieb, die die Reformation auslösten, hatten diese wenig mit Musik zu tun, sie betrafen eher den Ablasshandel und die päpstliche Autorität. Der Beginn der Reformation veränderte jedoch auch die Kirchenmusik.
Jahrhundertelang war der Gesang in der Kirche Mönchen und ausgebildeten Sängern vorbehalten und aufgrund der lateinischen Texte für die meisten Gemeindemitglieder unverständlich gewesen. Luther legte jedoch Wert auf die Teilnahme der Gemeinde und die Verwendung der Landessprache, damit jeder auch verstand, was er hörte und sang.
Der Choral, ein Kirchenlied für die Gemeinde, war der Schlüssel dazu. Luther selbst komponierte viele der ersten protestantischen Choräle. Der berühmteste davon ist wohl Ein feste Burg, basierend auf dem Psalm 46, »Ein feste Burg ist unser Gott«.
In der Barockzeit bildeten Choralmelodien die Grundlage vieler verschiedener Musikgenres in der lutherischen Kirche. Eines davon war das Choralvorspiel, ein kurzes Orgelstück, das auf kunstvolle Weise die zu singende Melodie des Chorals präsentierte.
Charakteristischer Stil
Der größte Pionier des Choralvorspiels war Dieterich Buxtehude. Seine Praxis war es, eine ornamentale Version der Choralmelodie in einer einzelnen höheren Stimme zu präsentieren, die mit der rechten Hand auf einem separaten Manual (Orgelklaviatur) gespielt wurde, während die linke Hand und die Füße auf dem Pedal eine Begleitung spielten, normalerweise mit einem weicher klingenden Register.
Buxtehude war von den Werken früherer Komponisten beeinflusst, darunter die Variationen für Tasteninstrumente des niederländischen Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621) und dessen Schülers Samuel Scheidt (1587–1654). Doch während Scheidt die Melodie des Chorals oft in langsameren, nicht ornamentierten Noten präsentierte und Variationen um diese herum webte, ist bei Buxtehude die Choralmelodie selbst die klarste und am stärksten ausgeschmückte Zeile mit einfacheren Variationen.
»[Ich wollte] daselbst ein und anderes in seiner Kunst … begreifen.«