Die Radel-Bucket-List Bayern. Wilfried Bahnmüller
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Escherndorfer Lump Zunächst geht es noch durch die Weinberge, dann folgen wir der Straße steil bergab nach Escherndorf. Die kleine Lourdeskapelle verdient einen kurzen Stopp, danach setzen wir in der Ortsmitte an der Kreuzung unsere Radtour nach rechts fort (Schild »Neuses am Berg«). Zunächst geht es unweit des Mains entlang der berühmten Rebreihen des Escherndorfer Lumps, von dem schon Johann Wolfgang von Goethe gerne getrunken hat. Wir bewundern vor allem die steilen Hänge, die sich neben der Straße in den blauen Himmel ziehen, und können uns vorstellen, was für eine anstrengende, eben lumpige Arbeit hinter den guten Tropfen steckt. An den ersten Häusern von Köhler teilt sich der Radweg, beide sind nach Neuses ausgeschildert. Wir können von den tollen Aussichten über die Weinberge und auf das Maintal nicht genug bekommen; deshalb haben wir den rechten ansteigenden Radweg gewählt. Er kostet zwar einiges an Kondition, aber die Aussicht entschädigt uns. Bald haben wir die Höhenwege erreicht und fahren wieder entspannt im Zickzack durch die Weinlagen. Vorbei am Aussichtsturm erreichen wir Neuses. Der kleine Ort lebt vor allem vom Weinbau, aber mittlerweile pflanzt ein Winzer sogar Kiwi- und Gojibeeren (am Sportplatz). Geradeaus geht es auf der Dorfstraße durch den Ort, wir folgen am Ende ihrer Linkskurve. Über die Kreuzung geht es geradeaus und nach dem Friedhof biegen wir rechts ein, den Schildern nach Dettelbach folgend.
St. Andreas in Köhler am Main
Am Volkacher Marktplatz beginnt und endet die Tour; glücklich, wer danach noch Zeit hat, in einem der Straßencafés zu sitzen.
Dettelbach, seine Wallfahrt und Muskazinen Neben uns wechseln sich jetzt Felder und sanfte Hügel ab. Ein Anblick wie in der Toskana, den wir umso mehr genießen, weil wir nur abwärtsrollen. Wenn wir auf die ersten Häuser treffen, folgen wir der Straße in Fahrtrichtung und erreichen so das Kloster Dettelbach mit seiner wunderschönen Wallfahrtskirche Maria im Sand. Das prachtvoll verzierte Westportal zeigt, welch große Bedeutung das Gnadenbild hat. Sehr viel weltlicherer Natur ist das Restaurant gegenüber mit angeschlossenem Café. Hier kann man Muskazinen probieren, eine regionale Gebäckspezialität, die etwas an Gewürzlebkuchen erinnert und in Schleifenform gebacken ist. Das Hauptgeschäft ist das Café Kehl, die älteste Konditorei der Stadt, die jedoch weiter unten in der Altstadt liegt. Für die Besichtigung Dettelbachs folgen wir dem Wallfahrtsweg gegenüber der Kirche und fahren am Hotel Franziskaner vorbei. So erreichen wir durch das Obere Stadttor auf der Falterstraße den Marktplatz. Das hübsche Zentrum lockt für eine Pause, bevor wir uns auf den MainRadweg stürzen.
Gnadenbild Maria im Sand
Schwarzach und Sommerach Für die Weiterfahrt geht es vom Rathaus am Stadtbach entlang und wir biegen kurz vor dem Main links in die Straße Am Maintor ein. Jetzt radeln wir entlang der Stadtmauer und bleiben dann geradeaus Richtung Industriegebiet. Ab hier würden uns die offiziellen MainRadweg-Schilder nach Schwarzach lotsen, dabei radelt man auf einem Radweg, der jedoch nur wenige Meter von einer großen Bundesstraße abgetrennt verläuft. Eine schnelle, aber für uns wenig verlockende Aussicht. Viel schöner, aber eben nicht der offizielle Radweg, ist der direkte Mainuferweg, wobei er bei und nach Hochwasser feucht sein kann und überdies auf einem naturbelassenen Untergrund verläuft. Dafür biegen wir am Parkplatz beim Edeka nach rechts und queren an der Aral-Tankstelle die Straße. Auf der anderen Seite geht es »An der Mainlände« abwärts zum Fluss, nach dem Wohnmobil-Stellplatz folgen wir dem Uferweg. So kommen wir am großen Baggersee, dem Kleidersee und der Staustufe vorbei zum eigentlichen Mainweg. Er bringt uns recht ruhig zur Brücke bei Schwarzach. Hier queren wir den Main und radeln dann in einer Schleife auf den MainRadweg hinunter. An der Mündung der Kleinen Schwarzach lohnt sich nach rechts ein Abstecher zur großen Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Ihre beiden dunklen Türme sind schon von Weitem zu sehen. Münsterschwarzach war eines der großen Benediktinerklöster am Main. Nach der Säkularisation ist es völlig zerfallen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann ein Wiederaufbau des Klosters. Die neue Klosterkirche mit ihren vier Türmen erinnert vor allem in ihrem Inneren beim ersten Hinsehen an die Zeit der Romanik. Den Chorraum dominiert ein überlebensgroßes Kruzifix, das vor allem durch die geschickte Beleuchtung den Blick auf sich zieht. Nach dem Besuch geht es auf dem MainRadweg weiter, wobei wir ab Gerlachshausen eigentlich nur noch dem Mainkanal folgen, der Fluss wendet sich hier nach links. Ein Stück nach der nächsten Schleuse müssen wir aufpassen und uns rechts leicht bergauf auf den schlechteren Weg begeben. So kommen wir zur Brücke und können nach links den Kanal queren. Sommerach ist ausgeschildert. Über Felder mit vielen Obstbäumen erreichen wir den malerischen Weinort durch das Schwarzacher Tor. Das Dorf mit seinen heimeligen Fachwerkhäusern und den vielen Weinschänken ist ein Eldorado für Weinliebhaber und Genießer. Nach der Pause verlassen wir Sommerach vom Kirchplatz aus in die Nordheimer Straße. Bei ihrem Linksknick wählen wir rechts die Raiffeisenstraße (Schild »Volkach über Baumallee«) und verlassen schließlich den Ort auf der Weinstraße.
Der Herbst färbt die grünen Weinberge blau.
Baumallee und Riemenschneider Gleich am Ortsende beginnt die Baumallee, unzählige Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäume säumen den Radweg. Mirabellen, Kirschen, Renekloden oder der Speierling mischen sich dazu. So gibt es ab dem frühen Sommer fast immer etwas zu naschen. Ein Geschenk der Natur und zahlreicher Baumpaten. Die Bäume begleiten uns zur nächsten Brücke, an der wir wieder den Kanal queren, und dann ist es nicht mehr weit nach links am Kanal entlang nach Volkach. Bevor wir uns zum Abschluss am Marktplatz noch den einen oder anderen Schoppen gönnen, ist ein Abstecher zur bereits sichtbaren Wallfahrtskirche Maria im Weingarten sehr zu empfehlen. Sie ist schnell ein Stück weiter über den Radweg erreicht (von Ende Mai bis Oktober täglich 10–17 Uhr, dann nur Freitag/Samstag/Sonntag geöffnet, Januar/Februar geschlossen). Die bis ins späte Mittelalter zurückgehende Ausstattung der Kirche ist weitgehend erhalten geblieben. Der absolute Höhepunkt ist die Madonna im Rosenkranz, die Tilmann Riemenschneider um 1520 geschaffen hat. Die Muttergottes schwebt unter dem Chorbogen. Ihre feingliedrigen Hände tragen das Jesuskind. Ein Strahlenkranz, in dem musizierende Engel schweben, umgibt die Figur.
Maria im Sand ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Bistums Würzburg. War es ursprünglich nur ein Bildstock, zu dem Not leidende Menschen pilgerten, um im Gebet Hilfe zu erlangen, so wurde es im Laufe der Jahrhunderte eine respektable Kirche. Der rundum zugängliche Gnadenaltar macht das Gnadenbild von drei Seiten her sichtbar.
Ausgangs- und Endpunkt: Marktplatz Volkach
Tourencharakter: Eine etwas längere und hügelige Rundtour, die im ersten Abschnitt bis Neuses einige Steigungen aufweist. Meist auf bequemen Radwegen, kleinen Nebenstraßen; nur in den Orten ist mit Autoverkehr zu rechnen.
Bahn: Keine Möglichkeit, die Mainschleifenbahn ist nur mehr eine Museumsbahn.
Auto: Volkach ist über die Autobahn A 3 Nürnberg–Würzburg, Ausfahrt Kitzingen/ Schwarzach über Schwarzach zu erreichen. Große Parkplätze vor und nach dem Kreisverkehr.
Übernachtung: Mitten