Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker

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Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker

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      Im nächsten Augenblick bin ich ein Butler-Androide an Bord eines Luftschiffs.

      Nicht irgend eines Luftschiffs. Es ist das Luftschiff Nummer Eins der Bundesmarine, mit dem der Bundeskanzler des Deutschen Kolonialreichs seine Staatsbesuche macht.

      Bundeskanzler Aryan Merkel Kebir sitzt in seinem Sessel und lässt sich von mir einen Tee servieren.

      Kebir ist der Nachfahre eines afghanischen Flüchtlings. Seitdem trugen alle folgenden Generationen seiner Familie den Namen Merkel als zweiten Vornamen, um an die damalige Bundeskanzlerin zu erinnern.

      Kebir ist außerdem Vorsitzender der rechtspopulistischen Regierungspartei, die in einer Koalition mit der radikalen Klima-Partei die Regierung stellt.

      Manche sahen in der Regierungsbeteiligung der radikalen Klima-Partei ein außenpolitisches Sicherheitsrisiko für die internationale Stabilität, denn man fürchtete, Deutschland könne seine ehrgeizigen klimapolitischen Ziele aggressiv durchzusetzen versuchen.

      Teilweise haben sich die Befürchtungen bestätigt.

      Nach dem Zerfall der Europäischen Union entstand das Deutsche Kolonialreich, dessen Schwerpunkt in Afrika liegt. Man nennt das neuer Kolonialismus. Im Gegensatz zum alten Kolonialismus sucht sich nicht die Kolonialmacht ihre Kolonien aus, sondern es ist genau umgekehrt. Länder, die kolonisiert werden wollen, bewerben sich beim Deutschen Kolonialreich. Diese Länder stellen ein Gebiet zur Verfügung, innerhalb dessen Grenzen dann deutsches Recht gilt. Meistens mehr oder minder menschenleere, unfruchtbare, rohstoffarme Gebiete, mit sonst niemand etwas anfangen könnte, die aber plötzlich einen Vorteil besitzen: Eine stabile, sowohl wirtschaftlich wie politisch freiheitliche Rechtsordnung in einer Sonderwirtschaftszone und Freihandel mit Deutschland. Das Fehlen von Rechtssicherheit hatte sich in der Vergangenheit als Hauptentwicklungshemmnis erwiesen. Wer in diese Zonen zog, war sogar bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag wahlberechtigt. Die Kolonien stellten Abgeordnete, die allerdings ähnlich den Abgeordneten West-Berlins in der alten Bundesrepublik nicht in allen Fragen abstimmungsberechtigt waren.

      Die Kolonialzonen hatten auf die kolonisierten Länder eine ähnliche Wirkung wie Hongkong seinerzeit auf China.

      Im Moment hatte Bundeskanzler Kebir ein Problem. Er musste sein Land gegen die Atomwaffen der nationalistischen Regierungen in Frankreich und Russland schützen. Eine Alternative wäre gewesen, sich unter den atomaren Schutzschirm befreundeter Atommächte wie Israel oder Iran zu stellen. Das hätte aber außenpolitisch höchst komplizierte Verwicklungen nach sich gezogen. Also hatte man mit den außerirdischen Ktoor verhandelt. Die Ktoor hatten ein entsprechendes Bündnis mit Japan geschlossen, sich allerdings in der jüngsten japanisch-koreanisch-chinesischen Krise als sehr unzuverlässige Verbündete erwiesen.

      Also stand Deutschland vor der Entscheidung, selbst Atomwaffen entwickeln zu müssen.

      Kebirs Koalitationspartner, die Radikale Klimaschutzpartei, drängte seit langem in diese Richtung. Mit atomarer Bewaffnung im Rücken konnte man andere Länder leichter zum Klimaschutz zwingen.

      Kebir war da vorsichtiger.

      Vor ihm schwebte das Hologramm eines krakenähnlichen Ktoor und ein Übersetzerprogramm übertrug dessen blubbernde Lautäußerungen in diplomatisch sehr gestelzt wirkende Sätze auf Deutsch.

      Die Verhandlungen mit den Ktoor waren noch nicht beendet worden.

      Aber eigentlich war klar, dass sie im Grunde kurz vor dem Scheitern standen.

      “Ich hätte gerne noch ein paar Kekse”, sagt der Bundeskanzler.

      “Sehr gerne”, sage ich. Die Informationen darüber, wo ich die Kekse her bekommen sind in den Subroutinen der Hardware zu finden, also in diesem Fall in den Datenträgern, des Butler-Androiden. Und da mein Autonomes KI-System diesen Butler im Moment beseelt (ja, das ist inzwischen wirklich der in der Informatik gebräuchliche Fachterminus dafür), habe ich Zugriff auf diese Informationen.

      Ich bringe dem Kanzler seine Kekse.

      Aber spätestens jetzt ist mir klar, dass hier etwas ganz entschiedenen nicht in Ordnung ist.

      Der Butler eines Bundeskanzlers hat die höchste Sicherheitsstufe.

      Er könnte jederzeit die laufenden Verhandlungen aufzeichnen und die Daten an jeden schicken, der an solchen Informationen Interesse hat und einen Vorteil daraus ziehen könnte, frühzeitig informiert zu sein. Er könnte das, wenn man keine Vorkehrungen trifft, um das zu verhindern.

      Das AKIS eines FBI-Androiden aus New York hat im Datenspeicher dieses Butlers ebensowenig zu suchen wie das AKIS eines Asteroidentreibers oder eines eines Diamantenfängers auf Neptun.

      Irgendetwas läuft hier schief, weiß ich jetzt.

      Aber der Gedanke verschwimmt schon.

      Ich frage mich plötzlich, ob ich jemals etwas anderes gewesen bin, als der Butler-Androide des Bundeskanzlers. Bin ich vielleicht ein Butler-Androide, der ab und zu träumt, ein Ermittler in New York oder ein Diamantenfänger auf Neptun oder ein Asteriodentreiber im Kuiper-Gürtel zu sein?

      Irgendwann wusste ich mal, wer ich bin.

      Aber die Sache ist anscheinend kompliziert geworden.

      ​10

      Kid Dalbán ließ mit einem gekonnten Stoß die Billard-Kugeln über den grünen Filz schießen.

      Seine grünlich schimmernde Oger-Haut spiegelte etwas.

      Seine Eltern hatten die teure Gen-Therapie für ihn bezahlt inklusive genetisch basiertem Wissenstransfer. Guter Job garantiert, so hatte es damals geheißen. Er war zum Oger herangewachsen. Ein Oger oder ein Zwerg zu werden war bei weitem nicht so teuer wie die gentechnische Verwandlung in einen Elf.

      Aber gerade noch erschwinglich für diejenigen, die aufsteigen wollten.

      Und für eine Weile war die Verwandlung in einen Oger die Möglichkeit zum sicheren Aufstieg zu sein.

      Bildung inklusive.

      Man sparte einen College-Abschluss oder eine Berufsausbildung, weil das technische Wissen bei der Behandlung mit transferiert wurde, dass für den Betrieb und Aufbau von Anlagen wie auf Triton nötig war.

      Ein paar gut bezahlte Jahre auf Triton, so hatte man ihm gesagt, und dann war er fein raus.

      Aber dann hatte man die Oger nicht mehr gebraucht. Die Anlagen auf Triton liefen weitgehend autonom und robotisch. Oger wurden kaum noch

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