Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker
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Neverios Blick veränderte sich von einem Augenblick zum anderen. Er wirkte wieder stocknüchtern und absolut kontrolliert.
"Mal sehen, was der Alte wieder zu maulen hat", murmelte er düster.
8
Wir blieben noch einige Stunden in der Bronx. Die Androiden der City Police suchten in Zusammenarbeit mit einem guten Dutzend G-men die Gegend nach dem Flüchtigen ab. Vergeblich. Er musste zu Fuß geflohen sein. Möglicherweise hatte er die Abwasserkanäle für seine Flucht benutzt. Jedenfalls blieb er unauffindbar. Die anderen Oger, die mit ihm zusammen versucht hatten, uns zu töten, wurden verhaftet und zur Federal Plaza gebracht. Dort warteten ausgedehnte Verhöre auf sie. Die nächsten Tage würden sie in den Gewahrsamszellen verbringen, die das Field Office New York für solche Fälle bereithielt. Zu irgendwelchen Aussagen waren sie nicht bereit. Ich hoffte nur, dass unsere Vernehmungsspezialisten sie davon überzeugen konnten, dass es sinnlos war, die gesamte Schuld auf sich zu nehmen. Diese Leute waren Teil einer kriminellen Organisation. Jemand hatte sie beauftragt, und unsere Aufgabe war es, hinter die Kulissen zu schauen.
Der verletzte Allan Tucoma war in das St. David Hospital in der 111. Straße gebracht worden, damit die Schussverletzung behandelt werden konnte. Rund um die Uhr würde er dort von NYPD-Androiden bewacht werden. Wir hofften, dass auch er unseren Kollegen so schnell wie möglich für Vernehmungen zur Verfügung stand.
Inzwischen trafen auch Spurensicherer der Scientific Research Division ein. Möglicherweise fanden sie irgendwelche Hinweise, die uns weiter brachten.
Eine Spur hatten wir immerhin.
Sowohl Allan Tucoma als auch die Oger, die versucht hatten, ihn zu befreien, trugen die protzigen Goldkreuze um den Hals, die uns Larry Morton als Erkennungszeichen der Gang "Los Santos" genannt hatte. Goldkreuze, die statt eines Gekreuzigten Jesus ein gehörntes Gerippe zeigten.
"Die Kerle werden schweigen wie ein Grab, da kannst du Gift drauf nehmen", meinte unser Kollege Jay Kronburg.
"Genauso wie die Leute hier in der Gegend", ergänzte ich.
Jay nickte düster.
"Jeder von diesen selbsternannten Heiligen, den wir in die Finger kriegen, weiß doch ganz genau, dass seine Gangbrüder ihn kalt machen, wenn er sie verpfeift!"
Tylo meldete sich zu Wort. "Meinst du, es hat Sinn, dass wir uns diesen Morton noch einmal vornehmen?"
"Der wird keinen Ton mehr sagen", war ich überzeugt.
Ein Sergeant der Scientific Research Division nahm sich gerade den Geländewagen vor, mit dem die "Santos" herangerauscht waren. Über den Radkästen befanden sich spezielle Kammern, gefüllt mit Munition und Handgranaten.
"Diese Heiligen sind ausgerüstet, als ob sie jemandem einen Krieg erklären wollten!", staunte Tylo.
"Scheint als hätten sie sich mit dem Rezzolotti-Clan auch einen mehr als gleichwertigen Gegner ausgesucht", meinte Jay. "Ich frage mich nur, ob die Killer aus Little Italy nicht eine Nummer zu groß für sie sind!"
"Ich würde mir gerne das Parkhaus ansehen, in dem die Roller-Skates-Rennen stattfinden sollen", sagte ich. Jay sah mich fragend an. "Morton berichtete davon", erklärte ich ihm. "Es soll sich ganz in der Nähe befinden."
"Wir sind mit einem Ford hier", mischte sich jetzt Leslie Morell 89976 ein. "Da passen wir alle vier hinein!"
Wenig später stiegen wir in den viertürigen Ford aus dem Fuhrpark der FBI-Fahrbereitschaft. Unser Kollege Leslie Morell saß am Steuer. Er hatte die Steuerung übernommen, weil die Rechnerkapazitäten seines AKIS größer waren als die des Wagens. Das Parkhaus hatten wir schnell gefunden. Graffitis prangten an den Betonwänden. Die Schranken waren demoliert. Ebenso die Automaten, die früher die Parktickets abgelesen hatten.
"Sag mal, was hoffst du hier eigentlich zu finden, Jesse?", fragte Tylo.
"Keine Ahnung. Vielleicht hängen hier ein paar von den Kids herum, die alle nur davon träumen, endlich Mitglieder von der Santos-Gang zu werden."
"Und dafür vielleicht auch bereit wären einen Mafia-Boss umzubringen?"
"Zumindest würden sie dafür ein paar im Stau festsitzende Porschefahrer um ihre Brieftasche erleichtern!"
Jay Kronburg mischte sich in das Gespräch ein. "Diese Gegend ist doch wie ein Dorf, Jesse! Was glaubst du, wie schnell sich herumgesprochen hat, was in dem ehemaligen Supermarkt passierte! Und wer einen Funken Verstand hat, sieht zu, dass er von der Straße verschwindet!"
Leslie lenkte den Ford ins das Parkhaus hinein. Er fuhr mit aufheulendem Motor die Rampe empor.
"Bei einem dieser Roller-Skates Rennen wäre ich gern dabei", meinte ich. "Ich glaube nämlich, dass wir da genau die Typen treffen würden, die uns etwas über die Santos und ihre Hintermänner erzählen könnten."
"Fragt sich nur, ob von den Ogern überhaupt jemand mit uns reden würde, Jesse!"
Der Ford erreichte das oberste Deck. Leslie trat auf die Bremse. Der Wagen stoppte. Wir stiegen aus. Man hatte von hier oben einen guten Blick über die gesamte Umgebung. Abgesehen von ein paar Gebäuden, die etwas höher waren und den Blick Richtung Norden versperrten.
Wir sahen uns um.
Manchmal sind es auch Kleinigkeiten, die festgefahrene Ermittlungen weiter bringen.
Auf dem Betonboden waren mit grellen Farben Bahnen markiert. Dazwischen immer wieder Graffiti. Sie bedeckten nicht nur den Boden, sondern auch die Betonpfeiler.
"Die Kids haben sich künstlerisch richtig viel Mühe gegeben", meinte Jay Kronburg, der sich gerade in Höhe der Startmarkierung befand. "Hier geht die Jagd also los. Und dann rasen sie wahrscheinlich bis unten in den dritten oder vierten Stock unter der Erde."
"Diese Verrückten", war Leslie Morells Kommentar. "Die müssen doch ein Wahnsinnstempo draufkriegen!"
“Die meisten sind Oger”, sagte ich. “Denen machen Stürze nicht so viel aus.”
“Trotzdem!”
“Ich weiß.”
“Auch Oger können sich den Hals brechen!”
“Sag das denen! Die werden sich deine Warnung sicher zu Herzen nehmen!”
"Wenn diese Roller-Skates-Gang hier öfter Rennen fährt, kann das kaum ohne Blessuren abgehen", meinte Tylo. "Vielleicht sollen