Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker страница 20
Ich musterte den Gefangenen.
Wir hatten es mit einem halben Kind zu tun.
Ich schätzte sein Alter auf fünfzehn oder sechzehn Jahre.
Jay hatte die Handschellen parat. Ich schüttelte den Kopf.
"Ganz ruhig. Wir haben nur ein paar Fragen an dich", sagte ich.
"Ich habe nichts verbrochen! Ihr habt kein Recht mich festzunehmen!"
"Wie heißt du? Besser du sagst es uns, wir kriegen es sowieso heraus", sagte ich. "Und es hat wenig Sinn uns anzulügen, weil wir deine Angaben überprüfen werden."
Er atmete tief durch.
"Ich heiße Rico Jarmaine", erklärte er.
"Wie alt bist du?"
"18."
"Wir werden deine Fingerabdrücke nehmen und durch den Computer jagen. Dann finden wir außer einer Liste deiner Vorstrafen auch alle anderen Daten..."
"Okay, siebzehneinhalb!", gab er zu.
"Hier sollen Roller-Skates-Rennen stattfinden."
"Hier findet 'ne Menge statt!" Er grinste, schien sich langsam von dem Sturz zu erholen. "Ist 'ne prima Bahn. Solltet ihr auch mal probieren. Einmal von ganz oben bis hier unten in den Keller. Dazu muss man allerdings ein bisschen was drauf haben."
"Warum fahrt ihr nicht mit Inlinern?", fragte ich. Ich wollte ihn einfach zum Reden bringen. "Roller-Skates sind doch von gestern!"
"Letztes Jahr hat es mal einer mit Inlinern versucht. Er lag drei Monate im Koma, bevor man die Maschinen endlich abstellte und sterben ließ!”
“War ein Standardmensch, nehme ich an.”
“Nein, ein Oger. Für so einen Extrem-Kurs taugen Inliner einfach nicht, da muss was Robusteres her!"
Ich sah mir seinen Hals genau an. Der Kragen seines ausgeleierten Sweatshirts war ziemlich weit. Ich zog ihn noch etwas weiter herunter. Das gefiel ihm nicht.
"Was soll das? Bist du schwul oder was?"
"Komisch, ich hätte gedacht, dass du auch dieses Kreuz mit dem gehörnten Gerippe trägst! Wie die Heiligen. Los Santos. Der Name sagt dir doch wohl was, oder?"
"Jedem hier in der Gegend sagt der Name was."
"Na, dann lass mal hören!"
Er lachte heiser. "Ihr G-men glaubt wirklich, dass ich zu Los Santos gehöre?"
"Warum nicht?"
"Die sind echt cool. Aber leider nehmen die nicht jeden auf."
"Was muss man denn machen, um da reinzukommen?"
"Etwas Besonderes eben."
"So etwas wie das, was auf der Brooklyn Bridge passiert ist?" hakte ich nach.
Sein Gesicht veränderte sich, wurde zu einer Maske. Er wusste genau, wovon ich sprach.
"Hey Mann, ich habe mit den Brüdern nichts zu tun!"
"Und wer sich hinter dem Namen Kid Dalbán verbirgt weißt du wahrscheinlich auch nicht."
"Mierde! Nein! Und so lange du mir nicht das Gegenteil beweisen kannst, könnt ihr mich auch nicht einsperren!"
"Irrtum", unterbrach Jay Kronburg die Unterhaltung. "Wir können dich wegen der 22er erst einmal mitnehmen! Und da ich jede Wette eingehe, dass du schon einiges auf dem Kerbholz hast, kann so ein Verfahren ziemlich unangenehm für dich werden."
"Scheiße, ihr macht dich nur so einen Aufstand, weil es auf der Brooklyn Bridge einen Rezzolotti erwischt hat! Dabei hatte der es doch verdient. In den Nachrichten hieß es, dass er Giftfässer irgendwo abladen ließ, wo der Inhalt dann ins Grundwasser sickern konnte. Mich buchtet ihr ein, aber so ein Schwein habt ihr G-men jahrelang frei herumlaufen lassen! Ist das euer Scheiß-Gesetz?"
Ich musste zugeben, dass der Junge nicht ganz Unrecht hatte. Aber der Unterschied zwischen Jack Rezzolotti und Rico Jarmaine war einfach, dass man Rezzolotti nie etwas hatte nachweisen können. Jarmaines illegaler Besitz des .22er-Revolvers war jedoch eine Tatsache.
"Jetzt hör mir mal zu, ich glaube nicht, dass dir wirklich klar ist, was hier demnächst abgeht", sagte ich eindringlich. "Und diejenigen, die ihren Auftritt auf der Brooklyn Bridge hatten und jetzt noch am Leben sind, haben das wohl auch noch nicht ganz begriffen! Der Rezzolotti-Clan wird alles daran setzen, den Anschlag zu rächen. Bei allem Respekt, aber ein paar Roller-Skates fahrende Oger, die mit Waffen herumfuchteln, sind Rezzolottis Leuten nicht gewachsen. Sie werden einer nach dem anderen zur Strecke gebracht werden..."
9
Kollegen nahmen Rico Jarmaine mit zur Federal Plaza. Er würde einige Verhöre über sich ergehen lassen müssen, aber ich bezweifelte, dass dabei etwas herauskam. Es gehörte zum Ehrenkodex der Gangs zu schweigen. Um jeden Preis. Da gab es keinen Unterschied zwischen "Los Santos" und Dutzenden anderer Gruppierungen dieser Art, von denen viele die Drecksarbeit für die großen Bosse des organisierten Verbrechens verrichteten. Vor allem waren sie als Endverteiler im Crackhandel tätig.
Wegen des 22er Revolvers würde ein Verfahren auf Jarmaine warteten. Aber sofern er einen festen Wohnsitz und ein paar Dollar für die Kaution hatte, war er in Kürze wieder auf freiem Fuß.
Kollegen der SRD nahmen sich das Parkhaus vor, durchsuchten es von oben bis unten. Die Aktion dauerte mehrere Stunden. Weitere Kollegen von FBI und City Police befragten Anwohner. Aber dabei kam so gut wie nichts heraus.
Wir wollten schon in den Wagen steigen, als die SRD-Kollegen schließlich fündig wurden.
In einer Mauernische im untersten Parkdeck war ein Western-Mantel abgelegt worden. In einer der Taschen fand sich ein goldenes Kreuz. Anstelle von Jesus Christus hing daran das Abbild eines gehörnten Skeletts.
"Vielleicht hat der Junge doch mehr mit dieser ganz Sache zu tun, als er uns weiß machen will", vermutete Tylo.
Ich hob die Augenbrauen. "Wieso?"
"Na, ist doch klar! Dieser Rico Jarmaine kurvte auf den Rampen des Parkhauses mit