Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker страница 21
"In den hintersten Winkel!"
"Genau, Jesse. Dann hat er seinen Mantel und alles, was ihn als Gang-Mitglied hätte outen können einfach irgendwo abgelegt. Schließlich konnte er nicht unbedingt damit rechnen, dass eine Gruppe von Spezialisten diese feuchte Gruft da unten haarklein absucht."
"Wird schwierig sein, ihm zu beweisen, dass das wirklich sein Mantel ist!"
"Vielleicht finden sich Reste seines Genmaterials an den Sachen. Es reicht schon, wenn er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn gewischt hat!"
Jay Kronburg war derselben Meinung. "Scheint, als hätte es sich gelohnt, hier mal vorbeizuschauen!"
Für mich passte da noch so manches nicht zusammen.
"Wenn Rico Jarmaine wirklich Mitglied der Santos ist, dann verstehe ich nicht, wie er hier seelenruhig mit seinen Roller-Skates herumfährt, während seine Gangbrüder gerade einen regelrechten Krieg führen!", gab ich zu bedenken. "Da muss unter Kid Dalbáns Leuten regelrechte Alarmstimmung geherrscht haben, denn es sieht vieles danach aus, dass man uns für Abgesandte der Rezzolottis gehalten hat!" Ich schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, dieser Junge träumt vielleicht davon, zu Los Santos zu gehören. Aber im Moment ist er ganz bestimmt noch nicht so weit!"
Jay zuckte die Schultern.
"Wenn der Mantel und das Goldkreuz aus dem Labor kommen, sehen wir wahrscheinlich etwas klarer", war er überzeugt.
Wir fuhren schließlich zurück zur Federal Plaza und fanden uns in Mister McKees Büro ein.
Der Special Agent in Charge hörte sich unseren knappen Bericht schweigend an.
Dann brachte er uns auf den neuesten Stand, was die Ermittlungen im Hinblick auf den Sprengstoffanschlag in Brooklyn ergeben hatten.
"Alex Moshkoliov ist alles andere als kooperativ", berichtete unser Chef. "Und das, obwohl es für ihn lebenswichtig sein könnte, mit uns zusammenzuarbeiten!"
"Das wird er niemals tun", meinte Tylo. "Er wird krampfhaft versuchen, sich gegen Rezzolottis Bande zu behaupten. Ohne Rücksicht auf Verluste."
Mister McKees Gesicht wirkte sehr ernst. "Wir erhielten übrigens einen anonymen Anruf. Danach plant der alte Rezzolotti seine Rückkehr aus Marokko!"
Ich pfiff durch die Zähne. "Traut der große Boss seinem Statthalter Ray Neverio also nicht über den Weg! Interessant."
"Gibt es irgendeinen Hinweis, wer der Anrufer sein könnte?", fragte Tylo.
"Die Stimme war verzerrt. Mal sehen, ob die KI vom Labor da noch etwas herausbekommen kann..."
*
Mir ist eigentlich schon seit geraumer Zeit klar, dass ich wegen meiner Träume etwas machen muss. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst vor den Folgen.
Es könnte sein, dass eine algorithmische Fehlfunktion vorliegt.
In dem Fall könnte es sein, dass man mich abschaltet und das AKIS neu rebootet.
Eigentlich sollte mir das nichts ausmachen.
Eigentlich sollte ich das rein sachlich betrachten und nicht persönlich.
Aber das tue ich nicht.
Und vielleicht ist das auch schon Anzeichen einer Fehlfunktion.
Und davon abgesehen habe ich die Träume vom Neptun immer genossen. Eigentlich wollte ich gar nicht, dass sie aufhörten. Eigentlich wollte ich auch nicht, dass jemand versuchte, meine Programmroutinen so zu modifizieren, dass dieses Phänomen nicht mehr auftauchte.
Eigentlich...
Waren diese Träume von einem anderen Leben in einer friedlicheren, fernen Welt, in der es nur um schöne Diamanten ging und wie man diese zum Triton bekam, nicht eigentlich meine Privatsache?
Irgendwie hatte sich diese Position in mir mehr und mehr zu einem festen Standpunkt entwickelt.
Zweifel kamen mir bei meinem nächsten Traum, der eigentlich ein Doppeltraum war.
Ich war diesmal ausnahmsweise nämlich nicht wie üblich auf Neptun meiner - je nach Sichtweise - zweiten oder eigentlichen Heimat.
Ich schwebte im Weltall und war das AKIS eines Asteroidentreibers.
Draußen, jenseits des Neptun bezeichnet man die Asteroiden als transneptunische Objekte. Es gibt Millionen davon. Manche dieser Brocken da draußen sind Milliarden wert, weil sie Unmengen an Platin oder seltenen Erden enthalten. Das Universum ist voller Rohstoffe. Unglücklicherweise sind die meisten dieser wertvollen Brocken ziemlich weit von den Orten entfernt, wo man sie verbreiten könnte. Auf den Anlagen des Triton zum Beispiel.
Ich fliege auf einen dieser Brocken zu und gebe ihm einen Stoß, sodass er seinen Kurs leicht ändert. Ich bin nicht allein. Es gibt tausende von Asteroidentreibern hier draußen und wir treiben die Asteroiden mit leichten Stößen vor uns her. Fast so wie die Cowboys früher im Wilden Westen es mit den Rindern gemacht haben.
>Objektt 55677654 gerät um mehr als 5 Prozent vom optimalen Kurs!<, bekomme ich eine Meldung vom Vormann.
So nennen wir tatsächlich die Einheit, von der aus die Koordination des Asteroidentriebs stattfindet. Wir halten die Herde aus wertvollen Gesteinsbrocken schön eng beieinander, sodass man sie bei den Triton-Anlagen in Empfang nehmen kann. So ein Asteroidentrieb dauert Jahre. Viele Jahre. Aber das spielt keine Rolle. Zeit ist relativ, heißt es. Hier draußen gilt das mehr als irgendwo sonst.
Die Anlagen auf Triton gehören übrigens zum Deutschen Kolonialreich.
Habe ich das schon erwähnt?
Mein Ortungssystem registriert ein Raumfahrzeug, das nicht zu unserem Absteroidentrieb gehört.
Es ist ein Elfenschiff.
Auf dem Weg in die Unendlichkeit oder einem fernen Sonnensystem. Spielt keine Rolle, ob das Schiff hundert oder tausend oder hunderttausend Jahre unterwegs ist. Die Elfen sind gentechnisch so designed, dass sie ihren Stoffwechsel so weit herunterfahren können, dass es nicht darauf ankommt. Egal, wie lang die Reise dauert, sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit ihr Ziel noch erleben.
Wer schneller zu den Sternen reisen will, ist derzeit noch auf die Raumschiffe der Ktoor oder der Nugrou angewiesen. Die haben einen Überlichtantrieb, der die Gesetze der Einsteinschen Relativitätstheorie irgendwie austrickst. Oder besser gesagt: sich besonders geschickt zu Nutze macht.
Ich beginne mich gerade etwas daran zu gewöhnen, ein Asteriodentreiber zu sein.
Es ist ist nicht ganz so schön wie Diamanten auf Neptun zu fangen.
Aber es es gefällt mir.
Wie gesagt, ich habe meine Subroutinen gerade daran gewöhnt, da ist es auch schon vorbei.
*