Stolz und Vorurteil. Jane Austen
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Читать онлайн книгу Stolz und Vorurteil - Jane Austen страница 17
»Ist sie bei Hof eingeführt worden? Ich kann mich nicht erinnern, ihren Namen auf der Liste der vorgestellten Damen gelesen zu haben.«
»Bedauerlicherweise lässt ihr schwankender Gesundheitszustand es nicht zu, dass sie nach London fährt, und dadurch wird der britische Hof, wie ich persönlich es Lady Catherine gegenüber einmal ausgedrückt habe, seiner schönsten Zier beraubt. Die Frau Baronin fand die Bemerkung offenbar sehr gelungen, und ich lasse es mir zur Ehre gereichen, wie Sie sich denken können, bei jeder passenden Gelegenheit solche kleinen, erlesenen Komplimente zu machen, die die Damen so schätzen. Wie oft habe ich Lady Catherine schon gesagt, ihre charmante Tochter sei die geborene Herzogin und auch der höchste Adelstitel würde durch sie noch gewinnen, statt umgekehrt ihr zur Zierde gereichen. Solche zarten Andeutungen gefallen der Frau Baronin und sind meine ganz persönliche Art, ihr meine Ergebenheit zu bekunden.«
»Daran tun Sie nur zu recht«, sagte Mr. Bennet, »und Sie können sich über Ihre Begabung, mit Geschmack zu schmeicheln, glücklich schätzen. Darf ich fragen, ob diese wohltuenden Aufmerksamkeiten ein Geschöpf des Augenblicks oder das Ergebnis vorausgehender Überlegungen sind?«
»Die meisten sind das Geschöpf der Stunde, und obwohl ich mir manchmal ein Vergnügen daraus mache, mir diese kleinen eleganten Komplimente vorher so zurechtzulegen, dass sie in verschiedenen alltäglichen Situationen anwendbar sind, bemühe ich mich immer, ihnen den Anschein des Improvisierten zu geben.«
Mr. Bennets Hoffnungen hatten ihn ganz und gar nicht getrogen. Sein Neffe war so absurd wie erwartet, und er lauschte ihm mit ungeteiltem Vergnügen, während er sich gleichzeitig jedes Lächeln verkniff und außer einem gelegentlichen Blick zu Elizabeth das Vergnügen allein genoss.
Zur Teezeit aber hatte Mr. Bennet genug und war froh, seinen Gast wieder in das Wohnzimmer hinüberzubitten und ihn auffordern zu können, den Damen anschließend etwas vorzulesen. Mr. Collins stimmte bereitwillig zu, und man brachte ein Buch, aber als er es näher ansah (seine Herkunft aus der öffentlichen Bücherei war leicht zu erkennen), stutzte er und bat, man möge ihn entschuldigen, da er nie Romane lese. Kitty sah ihn entgeistert an, und Lydia schrie auf. Andere Bücher wurden gebracht, und nach einiger Überlegung wählte er Fordyces Predigten12 aus. Lydia verschlug es den Atem, als er den Band aufschlug, und bevor er auch nur drei Seiten mit feierlicher Monotonie vorgelesen hatte, unterbrach sie ihn mit:
»Hast du schon gehört, Mama, dass Onkel Philips überlegt, ob er nicht Richard entlassen soll, und wenn, dann will Oberst Forster ihn einstellen. Tante Philips hat es mir selbst am Sonnabend erzählt. Ich gehe morgen nach Meryton, um den neuesten Stand der Dinge zu hören und zu erfahren, wann Mr. Denny aus London zurückkommt.«
Lydia wurde von ihren beiden ältesten Schwestern gebeten, den Mund zu halten, aber Mr. Collins legte beleidigt das Buch beiseite und sagte:
»Mir ist schon öfter aufgefallen, dass junge Damen sich für Bücher ernsthaften Inhalts überhaupt nicht interessieren, obwohl sie doch nur zu ihrem Nutzen geschrieben werden. Ich muss gestehen, es überrascht mich, denn nichts ist für ihre Erziehung geeigneter. Aber ich möchte meiner jungen Cousine nicht länger zur Last fallen.«
Dann wandte er sich an Mr. Bennet und bot sich als Partner beim Backgammon an. Mr. Bennet nahm die Herausforderung an und bemerkte, er tue gut daran, die Mädchen ihren eigenen harmlosen Vergnügungen zu überlassen. Mrs. Bennet und ihre Töchter entschuldigten sich höflich für Lydias Unterbrechung und versprachen, es solle nicht wieder vorkommen, wenn er weiterlese. Aber nach der Versicherung, er trage seiner jungen Cousine nichts nach und sei weit entfernt, ihr Benehmen als beleidigend aufzufassen, setzte er sich mit Mr. Bennet an einen anderen Tisch zum Spiel nieder.
Kapitel 15
Mr. Collins war nicht gerade ein vernünftiger Mensch, und seine Erziehung oder sein Umgang hatten diesen Geburtsfehler kaum ausgeglichen. Er hatte den größten Teil seines Lebens unter der Aufsicht eines ungebildeten und geizigen Vaters verbracht, und während seines Universitätsstudiums hatte er nur die nötige Zahl von Semestern absolviert, ohne irgendwelche nützlichen Bekanntschaften zu schließen. Die Abhängigkeit von seinem Vater hatte ihn ursprünglich zur Unterwürfigkeit erzogen, die nun umgekehrt durch das zurückgezogene Leben und durch das Bewusstsein frühen und unerwarteten Reichtums folgerichtig in den Eigendünkel eines Hohlkopfes umgeschlagen war. Durch einen glücklichen Zufall war er Lady Catherine de Bourgh empfohlen worden, als die dortige Pfarre gerade vakant war, und die Ehrfurcht vor ihrem hohen Stand und seine Verehrung für seine Gönnerin mischten sich mit seiner Selbstgefälligkeit, seiner Würde als Geistlichem und seinen Rechten als Pfarrer, so dass sich Stolz und Unterwürfigkeit, Wichtigtuerei und Liebedienerei in ihm vereinigten.
Im Besitze eines hübschen Hauses und eines mehr als ausreichenden Einkommens hatte er nun vor zu heiraten, und hinter seinem Wunsch, sich mit seinen Verwandten in Longbourn zu versöhnen, steckte deshalb die Absicht, eine der Töchter des Hauses zu wählen, vorausgesetzt, sie wären tatsächlich so hübsch und liebenswürdig, wie man ihm allgemein berichtet hatte. So hatte er sich seine Wiedergutmachung, seine Buße dafür vorgestellt, dass er den Besitz ihres Vaters erbte, und er fand den Plan ausgezeichnet, passend, seiner würdig, unerhört großzügig und völlig selbstlos.
Der Anblick der Mädchen brachte seinen Plan nicht ins Wanken. Miss Bennets hübsches Gesicht befestigte ihn vielmehr und bestätigte auch seine Ansichten über den Vorrang des Alters aufs Überzeugendste. Schon am ersten Abend war sie ein für alle Mal seine Wahl. Der nächste Morgen allerdings machte eine Änderung erforderlich, denn ein viertelstündiges Tête-à-Tête vor dem Frühstück mit Mrs. Bennet, ein Gespräch, das seinen Ausgang von seinem Pfarrhaus nahm und wie selbstverständlich zu dem Geständnis seiner Hoffnungen führte, er werde in Longbourn eine Hausherrin dafür finden, entlockte ihr unter viel zustimmendem Lächeln und allgemeiner Ermutigung eine Warnung vor genau der Jane, auf die er sich festgelegt hatte. Für ihre jüngeren Töchter könne sie nicht garantieren – könne sie sich zwar nicht verbürgen –, aber ihres Wissens gebe es keine Hinderungsgründe; ihre älteste Tochter, das zu erwähnen halte sie für ihre Pflicht, ihre älteste Tochter werde sich vermutlich bald verloben.
Mr. Collins brauchte nur von Jane zu Elizabeth überzuwechseln – und das war schnell getan, noch während Mrs. Bennet das Feuer schürte. Elizabeth, Jane in Alter und Aussehen am nächsten, nahm ihren Platz ein.
Mrs. Bennet nahm den Wink beglückt zur Kenntnis und war überzeugt, bald zwei Töchter verheiratet zu haben; und der Mann, den auch nur zu erwähnen sie gestern nicht hatte über sich bringen können, stand nun hoch in ihrer Gunst.
Man hatte Lydias Absicht, nach Meryton zu gehen, nicht vergessen, und alle Schwestern außer Mary waren einverstanden, sie zu begleiten. Auch Mr. Collins sollte mit von der Partie sein – auf ausdrücklichen Wunsch Mr. Bennets, dem sehr daran gelegen war, ihn loszuwerden und seine Bibliothek für sich zu haben, denn dorthin war Mr. Collins ihm nach dem Frühstück gefolgt und dort wollte er bleiben, angeblich beschäftigt mit einem der umfangreichsten Bände der ganzen Sammlung, in Wirklichkeit aber nahezu pausenlos auf Mr. Bennet von seinem Haus und seinem Garten in Hunsford einredend. Derlei ging Mr. Bennet ausgesprochen wider den Strich. Bisher waren ihm Entspannung und Ruhe in seiner Bibliothek immer sicher gewesen; während er sich, wie er Elizabeth gestand, damit abgefunden hatte, Albernheit und Eitelkeit in den anderen Räumen des Hauses hinnehmen zu müssen, war hier bisher immer eine Oase gewesen. Höflich, aber schnell schlug er deshalb Mr. Collins vor, seine Töchter zu begleiten, und Mr. Collins, ohnehin ein besserer Spaziergänger als Leser, war beglückt, sein Buch schließen und gehen zu können.