Stolz und Vorurteil. Jane Austen
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Читать онлайн книгу Stolz und Vorurteil - Jane Austen страница 2
»Hoffentlich gefällt der Hut Mr. Bingley, Lizzy.«
»Wie sollen wir denn wissen, was Mr. Bingley gefällt«, sagte ihre Mutter pikiert, »wenn wir ihn nicht besuchen dürfen.«
»Aber vergiss nicht, Mama«, sagte Elizabeth, »dass wir ihm in Gesellschaft begegnen werden und Mrs. Long versprochen hat, ihn uns vorzustellen.«
»Mrs. Long wird nichts dergleichen tun. Sie hat selbst zwei Nichten und ist eine egoistische Heuchlerin. Ich halte gar nichts von ihr.«
»Ich auch nicht«, sagte Mr. Bennet, »und wie ich glücklicherweise sagen kann, werdet ihr auf die Gefälligkeit auch nicht angewiesen sein.«
Mrs. Bennet ließ sich zu keiner Antwort herab, aber da sie sich nicht beherrschen konnte, fing sie an, eine ihrer Töchter auszuschimpfen.
»Hör auf zu husten, Kitty, um Himmels willen! Nimm ein bisschen Rücksicht auf meine Nerven. Du trampelst auf ihnen herum.«
»Kittys Husten ist wirklich rücksichtslos«, sagte ihr Vater, »sie hustet zur falschen Zeit.«
»Ich huste ja schließlich nicht zum Vergnügen«, antwortete Kitty ärgerlich.
»Wann ist dein nächster Ball, Lizzy?«
»Morgen in vierzehn Tagen.«
»Ach, richtig«, rief ihre Mutter, »und Mrs. Long kommt erst am Tag vorher zurück, und deshalb kann sie ihn uns auch nicht vorstellen, denn sie kennt ihn selbst noch nicht.«
»Dann, meine Liebe, wirst du deiner Freundin zuvorkommen und das Vergnügen haben, Mr. Bingley ihr vorzustellen.«
»Ausgeschlossen, Mr. Bennet, ausgeschlossen, wenn ich ihn doch selbst nicht kenne. Du willst uns auf den Arm nehmen.«
»Deine Umsicht ehrt dich. Eine vierzehntägige Bekanntschaft ist natürlich nicht viel. Nach vierzehn Tagen kennt man einen Menschen ja kaum. Aber wenn wir es nicht wagen, wird es jemand anders tun; schließlich müssen auch Mrs. Long und ihre Nichten ihre Chance wahrnehmen, und deshalb wäre sie dir für diesen Liebesdienst sicher dankbar. Wenn du es also ablehnst, werde ich es in die Hand nehmen.«
Die Mädchen starrten ihren Vater an. Mrs. Bennet sagte nur: »Unsinn, Unsinn!«
»Darf ich auch den Sinn dieser so entschiedenen Ablehnung erfahren?«, rief er. »Hältst du die gesellschaftlichen Umgangsformen für Unsinn? Legst du gar keinen Wert auf eine korrekte Vorstellung? Da kann ich dir nicht ganz zustimmen. Was meinst du, Mary? Du bist doch eine grundgescheite junge Dame, liest gewichtige Bücher und machst dir Auszüge daraus.«
Mary hätte gerne etwas Tiefsinniges gesagt, aber es fiel ihr nichts ein.
»Wir wollen«, fuhr er fort, »während Mary ihre Gedanken zurechtlegt, zu Mr. Bingley zurückkehren.«
»Ich habe genug von Mr. Bingley!«, rief seine Frau.
»Das zu hören, bedaure ich. Aber warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Wenn ich das heute Vormittag gewusst hätte, hätte ich ihm meine Aufwartung gar nicht erst gemacht. Eine unglückliche Situation, aber da ich ihn nun schon einmal aufgesucht habe, lässt sich die Bekanntschaft nicht mehr umgehen.«
Das Erstaunen der Damen war ganz nach seinem Wunsch. Mrs. Bennets Überraschung war vielleicht am größten, aber als der erste Freudentaumel vorüber war, erklärte sie, genau das habe sie die ganze Zeit erwartet.
»Wie nett von dir, mein lieber Mr. Bennet. Aber ich wusste, ich würde dich zu guter Letzt herumkriegen. Ich habe mir gleich gedacht, dass du deine Töchter zu sehr liebst, um dir solche Bekanntschaft entgehen zu lassen. Nein, wie mich das freut! Und es ist ein köstlicher Witz, dass du heute Vormittag hingegangen bist und uns bis eben nichts davon gesagt hast.«
»Jetzt kannst du so viel husten, wie du willst, Kitty«, sagte Mr. Bennet und, erschöpft von den Gefühlsausbrüchen seiner Frau, verließ er mit diesen Worten das Zimmer.
»Was habt ihr doch für einen großartigen Vater, ihr Mädchen!«, sagte sie, als die Tür wieder geschlossen war. »Ich weiß gar nicht, wie ihr ihm seine Fürsorge je vergelten wollt – von meiner ganz zu schweigen. In unserem Alter ist es weiß Gott kein Vergnügen, jeden Tag neue Bekanntschaften zu machen; aber für euch tun wir ja alles. Lydia, mein Kind, du bist zwar die Jüngste, aber Mr. Bingley wird bestimmt auf dem nächsten Ball mit dir tanzen.«
»Na und!«, sagte Lydia beherzt, »davor habe ich gar keine Angst; ich bin zwar die Jüngste, aber auch die Größte.«
Den Rest des Abends verbrachten sie mit Überlegungen, wie bald er wohl Mr. Bennets Besuch erwidern würde und wann sie ihn zum Essen einladen sollten.
Kapitel 3
Trotz aller Fragen, die Mrs. Bennet mit Unterstützung ihrer fünf Töchter zu diesem Thema stellte, ließ sich ihr Mann keine befriedigende Beschreibung von Mr. Bingley entlocken. Dabei versuchten sie es mit allen Mitteln: Sie überfielen ihn mit unverhohlenen Fragen, mit listigen Unterstellungen und mit weit hergeholten Vermutungen. Aber er ließ sich trotz all ihrer Geschicklichkeit nicht in die Falle locken, und so mussten sie zu guter Letzt dankbar für die Informationen aus zweiter Hand sein, die ihnen ihre Nachbarin, Lady Lucas, gab. Ihr Bericht fiel ausgesprochen günstig aus. Sir William war entzückt von Mr. Bingley gewesen. Er war jung, sah hinreißend aus, war äußerst umgänglich, und, um allem die Krone aufzusetzen, er hatte vor, zum nächsten Ball mit großer Gesellschaft zu kommen. Nichts hätte vielversprechender sein können. Gerne tanzen hieß schon halb verliebt sein; und so machte man sich lebhafte Hoffnungen, Mr. Bingleys Herz zu erobern.
»Wenn ich es nur erleben darf, dass eine meiner Töchter ihr Glück in Netherfield macht und die anderen ebenso gut verheiratet sind«, sagte Mrs. Bennet zu ihrem Mann, »dann bin ich wunschlos glücklich.«
Ein paar Tage später erwiderte Mr. Bingley Mr. Bennets Besuch und saß ungefähr zehn Minuten2 mit ihm in seiner Bibliothek. Er hatte die Hoffnung gehegt, auch einen Blick auf die jungen Damen werfen zu dürfen, von deren Schönheit er schon so viel gehört hatte – aber er sah nur den Vater. Die Damen waren etwas glücklicher, denn sie konnten immerhin von einem Fenster im ersten Stock aus erkennen, dass er eine blaue Jacke3 trug und auf einem schwarzen Pferd ritt.
Eine Einladung zum Essen wurde bald darauf abgeschickt, und schon hatte Mrs. Bennet die Gänge geplant, die ihren Kochkünsten zur Ehre gereichen sollten, als eine Antwort eintraf, die alles hinausschob. Mr. Bingley hatte leider für den nächsten Tag eine Verpflichtung in London und konnte infolgedessen der Ehre ihrer Einladung nicht Folge leisten et cetera. Mrs. Bennet war sehr beunruhigt. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was er wohl so kurz nach seiner Ankunft in Hertfordshire bereits in London zu tun haben könne, und hatte schon Befürchtungen, er werde nun in der Weltgeschichte herumschwirren, anstatt sich in Netherfield anzusiedeln, wie es sich gehörte. Lady Lucas dämpfte ihre Sorge etwas; sie brachte den Gedanken auf, er sei vielleicht nur nach London gefahren, um eine größere Gesellschaft zu dem Ball abzuholen; und bald folgte auch ein Bericht, dem zufolge Mr. Bingley zwölf Damen und sieben Herren mitbringen wollte. Von der Überzahl der Damen waren die Mädchen nicht begeistert, aber sie wurden am Tag vor dem Ball mit der Nachricht getröstet, er werde statt zwölf nur sechs Damen mitbringen – seine fünf Schwestern