Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch. John Farndon
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1756
François Quesnay und seine Anhänger, die Physiokraten, betrachten das Land und die Landwirtschaft als die einzigen Quellen für wirtschaftlichen Wohlstand.
1668
Josiah Child beschreibt den Freihandel. Er setzt sich für eine Erhöhung sowohl der Exporte als auch der Importe ein.
1689
John Locke vertritt die Meinung, Wohlstand rühre nicht vom Handel, sondern von der Arbeit her.
1752
David Hume ist der Ansicht, für öffentliche Güter sollten die Regierungen bezahlen.
1758
Quesnay stellt mit seinem Tableau économique erstmals die Funktionsweise einer ganzen Volkswirtschaft dar – die »Makroökonomie«.
In den Kulturen der Antike entwickelten sich Systeme zur Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen. Diese frühen Wirtschaftssysteme entstanden auf natürliche Weise: Handwerk und Gewerbe produzierten Güter, die sich zum Austausch eigneten. Die Menschen begannen Handel zu treiben, zunächst als Tauschgeschäft und später mit Münzen aus Edelmetall. Der Handel entwickelte sich zu einem zentralen Bestandteil des Lebens. Jahrhundertelang wurden Waren gekauft und verkauft, ehe jemand danach fragte, wie das System eigentlich funktionierte.
Die Philosophen der griechischen Antike gehörten zu den ersten, die über die »Ökonomie« schrieben. In Der Staat beschreibt Platon die politische und soziale Gestalt eines idealen Staates, der seiner Ansicht nach ökonomisch funktionieren würde: Spezialisierte Produzenten sollten die Allgemeinheit mit Gütern versorgen. Doch sein Schüler Aristoteles verteidigte das Privateigentum, das es erlaube, auf dem Markt Handel zu treiben. Diese Diskussion setzt sich bis heute fort. Als Philosophen betrachteten Platon und Aristoteles die Ökonomie als Angelegenheit der Moralphilosophie: Statt zu analysieren, wie die Wirtschaft funktionierte, entwickelten sie Ideen, wie sie funktionieren sollte. Dieser Ansatz wird als »normativ« bezeichnet.
Der normative Ansatz hat im wirtschaftlichen Denken bis in die christliche Zeit überdauert. Mittelalterliche Philosophen wie Thomas von Aquin versuchten, eine Ethik des Privateigentums und des Handels zu definieren. Thomas machte sich Gedanken über die Preismoral, er plädierte für »gerechte« Preise ohne überhöhte Gewinne für die Händler.
In den Gesellschaften der Antike wurde die Arbeit zum großen Teil von Sklaven verrichtet und das mittelalterliche Europa funktionierte nach einem Feudalsystem: Die Bauern wurden von Regionalfürsten geschützt und leisteten dafür Arbeit und Militärdienst. Die Argumente der Philosophen waren daher eher theoretischer Natur.
Aufstieg der Stadtstaaten
Eine wesentliche Veränderung fand im 15. Jahrhundert statt. In Europa entwickelten sich Stadtstaaten, die durch Handel zu Reichtum gelangten. Eine neue, wohlhabende Schicht von Kaufleuten löste die feudalen Landbesitzer als Akteure der Wirtschaft ab. Sie arbeiteten Hand in Hand mit Bankiers, die ihren Handel und ihre Entdeckungsreisen finanzierten.
Neue Handelsnationen ersetzten die kleinräumigen feudalen Wirtschaftsformen, der Austausch von Waren und Geld zwischen den Ländern rückte zunehmend in den Vordergrund. Das wirtschaftliche Denken jener Zeit, bekannt als Merkantilismus, kreiste um die Zahlungsbilanz – die Differenz zwischen dem, was ein Land für Importe ausgibt, und dem, was es durch Exporte einnimmt. Waren im Ausland zu verkaufen, galt als gut, Waren zu importieren, galt als schädlich. Um ein Handelsdefizit zu vermeiden und die Produzenten im Inland gegen Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen, plädierten die Merkantilisten dafür, Importe zu besteuern. Der zunehmende Handel entzog sich immer mehr den einzelnen Kaufleuten. Teilhaberschaften und Kompanien wurden gegründet, häufig mit Unterstützung von Regierungen. Diese Firmen wurden oft in »Anteile« zergliedert, sodass sich mehrere Investoren beteiligen konnten. Das Interesse am Kauf von Anteilen wuchs im späten 17. Jahrhundert schnell, was zur Einrichtung zahlreicher Aktiengesellschaften und Börsen führte.
Eine neue Wissenschaft
Die gewaltige Zunahme des Handels führte zu einem verstärkten Interesse am Funktionieren der Wirtschaft und zur Begründung der Wirtschaftswissenschaft. Sie entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts, im Zeitalter der Aufklärung, als rationales Denken hoch im Kurs stand. Man suchte einen wissenschaftlichen Zugang zur »politischen Ökonomie«. Die Ökonomen versuchten, die Wirtschaftsaktivität zu messen, und beschrieben das Funktionieren des Systems ohne Rücksicht auf die Moral.
In Frankreich analysierten die »Physiokraten« den Geldfluss in der Wirtschaft und produzierten so das erste makroökonomische Modell. Sie stellten die Landwirtschaft und nicht den Handel oder das Finanzwesen in den Mittelpunkt. Gleichzeitig verlagerten politische Philosophen in Großbritannien den Schwerpunkt von merkantilistischen Vorstellungen hin zu Produzenten und Verbrauchern sowie zum Nutzen und Wert der Waren. Die moderne Wirtschaftswissenschaft begann sich zu entwickeln.
EIGENTUM SOLLTE PRIVATBESITZ SEIN
EIGENTUMSRECHTE
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Wirtschaft und Gesellschaft
VORDENKER
Aristoteles (384–322 v. Chr.)
FRÜHER
423–347 v. Chr. Platon argumentiert in Der Staat, die Regenten sollten das Eigentum für das Gemeinwohl verwalten.
SPÄTER
1–250 n. Chr. Im klassischen römischen Recht wird die Summe der Rechte einer Person über eine Sache als dominium bezeichnet.
1265–1274 Thomas von Aquin hält es für natürlich und gut, Eigentum zu besitzen.
1689 John Locke betont, was man durch eigener Hände Arbeit schaffe, sei rechtmäßiges persönliches Eigentum.
1848 Karl Marx verfasst das Kommunistische Manifest und setzt sich für die Abschaffung des Privateigentums ein.
Was Eigentum und persönlicher Besitz sind, lernen wir schon aus den Balgereien unserer Kindheit. Wir halten diese Vorstellung für selbstverständlich, sie ist es aber keineswegs. Privateigentum ist eine der Säulen des Kapitalismus. Schon Karl Marx fiel auf, dass der Kapitalismus den Gesellschaften ein gewaltiges Warenangebot zur Verfügung stellt, das sich in Privatbesitz befindet und mit dem Handel getrieben werden kann. Auch Unternehmen sind Privateigentum und funktionieren gewinnbringend auf dem freien Markt. Ohne die Idee des Privateigentums gibt es keinen Spielraum für persönlichen Gewinn – es gibt noch nicht einmal einen Grund, »zu Markte zu gehen«, ja, es gibt überhaupt keinen Markt.